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so von selbst, daß sich Niemand wunderte, wenn ein Presbyter in Abwesenheit, wohl aber in Gegenwart des Bischofes predigte.

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4) Die Bischöfe verkündeten das Wort Gottes überhaupt und besonders im Gottesdienste 17); denn sie sind die Nachfolger der Apostel, welche die wankenden und irrenden Schafe in der Kirche sammeln 18) und das ihnen von Gott anvertraute Volk gegen die Pfeile des Teufels durch fortwährende Ermahnungen rüsten 19). Der Bischof war die Stimme Gottes und die Zunge, die seinen Willen dem untergebenen. Volke bekannt machte 20). Im Unterschiede von den Presbytern trug er besonders die Glaubens und Geheimlehren vor 21). Daß sie sich nicht blos hiemit, oder die Sache von einer andern Seite gefaßt, mit den Gläubigen und Frommen und ihrer Förderung auf dem Wege zum Himmel abgeben sollten, hatte schon Ignazius dem Polycarp bemerkt. Die apostolischen Constitutionen drücken dieses so aus, der Bischof foll die Wankenden warnen und mit Freimuth zurechtweisen, die Unwissenden belehren, die Stehenden befestigen, die Abgeirrten zurückführen 22). Es finden sich jedoch auch Andeutungen, daß er die theologische Wif= senschaft überwachte. Der Bischof ist der Diener des Wortes, der Wächter der Wissenschaft, der Mittler Gottes und der Gläubigen im Gottesdienste" 23). Da zwischen Logos und Gnosis, wie zwischen Diener und Wächter unterschieden wird, ist in dem letzten ausgesprochen, dem Bischofe liege nicht nur die Verkündigung des Evangeliums überhaupt ob, sondern er habe auch den Gang der Theologie und ihre Pflege durch die Männer der Wissenschaft zu beaufsichtigen.

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5) Die Zahl der Presbyter und Diaconen war an jeder Kirche eine größere. Es läßt sich darum vermuthen, daß nicht Alle dieselben Geschäfte verrichteten, sondern von den Diaconen die Einen mehr für das Armenwesen, die Anderen für den Gottesdienst, die Dritten für den Unterricht bestimmt waren. Ebenso die Presbyter. Jene nun, welche innerhalb ihres Ordo vorherrschend das Lehramt übten, nannte man Doktoren. Diese Annahme empfiehlt Cyprian, der an seinen Clerus schrieb, er habe unter den Lektoren den Subdiacon Optatus zum Doktor der Hörenden gemacht. Es gab also auch unter den Lektoren Doktoren. Derselbe Brief zeigt ferner, daß sich auch unter den Presbytern Doktoren befanden, die mit dem Bischofe jene prüften, welche zum

17) Cyp. epist. 56. p. 197. cf. epist. 58. p. 209. a. Quando autem episcopus sermocinatur sedens, caeteri lucrum (spirituale) habebunt, neque ipse sine lucro erit. Hippol. can. 34. p. 92. ed. Haneberg.

18) Cyp. epist. 42. p. 128. c.
20) A. C. I. 2. c. 25. p. 662.
22) A. C. 1. 2. c. 6.

19) Cyp. de exhort. martyr. p. 513. b. 21) cf. Recognit. 1. 3. c. 67.

23) A. C. L. 2. c. 26. p. 666.

Lektorate zugelassen wurden 24). Einen Presbyter, der zugleich Doktor war, erwähnen auch die Märthrakten der h. Perpetua 25). Den Presbytern lag zwar an sich der Beruf zu lehren ob, solche aber, welche be= sondere Funktionen im Lehramte übten, wie die Prüfung der niederen Cleriker, benannte man eigens mit dem Namen Doctores. Die Diaconen und niederen Cleriker waren hingegen ihrem Berufe nach keine eigentlichen Lehrer, doch übertrug man dem Einen und Anderen unter ihnen solche Funktionen und die hießen dann desgleichen Doktoren 26). Daß man zu solcher Thätigkeit solche wählte, welche sich durch die Gabe der Wissenschaft auszeichneten, versteht sich von selbst und so stehen die Worte des Cyprian im vollen Einklange mit Tertullian, der die Doktoren mit der Gnade der Wissenschaft Begabte nennt 27).

Da die Bischöfe vermöge ihrer Stellung mehr, als jeder Presbyter, Lehrer waren, wurde ihnen der Ehrentitel Doktor nicht gegeben, wenigstens ist uns keine Stelle bekannt, in der dieses geschähe, sondern man nannte sie Presbyter. Zu ihnen gehörten jene, welche Schüler der Apostel und der Apostelschüler waren, oder in Lehrfragen eine besondere Auktorität besaßen.

Man sieht, das Wort Doktor bezeichnete keinen eigenen hierarchischen Grad, obwohl man auf den ersten Blick glauben könnte, Origenes gebrauche es in dieser Bedeutung. Im Commentare zum Hohenliede führt er zuerst die Bischöfe, Priester und Diaconen an und deutet dann die Weinschenken Salomos allegorisch auf die Doktoren. Die Ursache, warum er, getrennt von den drei hierarchischen Graden, von ihnen besonders redet, liegt jedoch in der Schriftstelle III. Reg. 10. 5., die er erklärt. Diese spricht von Knaben (pueri) Dienern und Weinschenken. Die Knaben legt er von den Bischöfen und Presbytern aus, die Diener von den Diaconen. Der Text forderte nun auch eine Deutung der Weinschenken, und er bezieht sie auf die Doktoren, welche das Wort Gottes und die Lehre dem Volke, wie Wein mischen 28). Aehnlich verhält es sich mit anderen Stellen, in welchen die Doktoren erwähnt werden 29).

24) Cyp. epist. 24. p. 80.

25) Ruinart n. 13. p. 216.

26) Auf diese Weise wird auch der Titel Katechista, welchen die Clementinen gebrauchen hom. 3. c. 71. cf. epist. Petri ad Jacob. n. 13. und 14., zu erklären sein, so daß die, welche im Abendlande doctores hießen, im Orient Katecheten genannt wurden.

27) Tert. de praesc. c. 14. p. 18. cf. c. 3. p. 4.

28) Orig. Cant. 1. 2. p. 132.

29) Orig. in Math. series 61. p. 141. In Num. hom. 2. n. 1. p. 270. hom. 5. n. 1. p. 288.

§. 7. Anforderungen an die Lehrer.

Daß Jeder sich selbst Lehrer gewesen und nur um der äußeren Ordnung willen, oder weil nicht Jeder Zeit hatte sich zu unterrichten, Lehrer von der Gemeinde aufgestellt worden seien, davon weiß das Alterthum nichts. Durch die Priester, sagt Origenes, wird das Volk geführt und durch das Magisterium der Priester legt es den Weg in das Land der Verheißung zurück. Der Stand der Priester und Leviten steht an der Bundeslade, in welcher sich das Gesetz befindet und sie erleuchten das Volk über die Gebote Gottes. Durch die Priester und Leviten wird das Licht angezündet und wenn Einer diese seine Pflicht nicht erfüllt, sehe er zu, was ihm geschehen wird, wenn der Herr für die Rechenschaft verlangen wird, welche, von den Priestern ohne Erleuchtung gelassen, im Finstern wandelten. Israel legt den Weg zu Gott nicht aus eigener Kraft zurück, sondern durch die Hilfe und Vorsicht (providentia) der Priester 1). Weil die Priester im Namen und Auftrage Gottes die Führer der Gläubigen waren, hatten sie die Verantwortung für die, welche durch ihre Schuld verloren gingen. Origenes führt das noch öfter und weiter aus und glaubt, wenn die Menschen das bedächten, würden sie nicht so sehr nach der Vorsteherschaft über das Volk streben ; denn es sei genug, daß Jeder über sich und seine eigenen Sünden Rechenschaft geben müsse 2).

Eine Folge dieser Auffassung des Lehramtes war, daß der Prediger nicht seine eigenen Einfälle und Gedanken vortragen durfte 3), wie dieses die Häretiker zu thun pflegten *), sondern als Prophet Gottes hatte er das Wort nach der kirchlichen Regel zu verkünden. So hat er Christus zu verkünden, wie es die Kirche lehrt, welche voll ist des Glanzes vom Aufgange bis zum Niedergange, die erfüllt ist vom wahren Lichte, welche die Säule und Grundfeste der Wahrheit, in welcher die volle Ankunft des Menschensohnes ist 5).

Damit ergab sich für den Prediger auch, wie er das Verhältniß von Schrift und Tradition zu fassen hatte. So sehr er auf die Schrift angewiesen war und aus ihr schöpfen sollte, die Tradition durfte ihm nicht weniger gelten. Abgesehen von dem Mißbrauch, den die Häresie mit jener trieb, sind in ihr auch so viele Abweichungen in den Lesearten und selbst Lücken, daß die Vorsehung durch die kirchliche Ueber

1) Orig. in Jesu Nave hom. 4. n. 2. p. 623 cf. in Genes. hom. 10. n. 1. p. 229. 2) Orig. in Num. hom. 20. n. 4. p. 474. 3) Orig. in Levit. hom. 6. n. 4. p. 104. n. 6. p. 108. 4) Iren. 1. 3. c. 2. n. 1. p. 175. 5) Orig. in Math. series 47. p. 103.

lieferung für die um theuren Preis Erkauften sorgte 6). Origenes sagt darum auf der Kanzel: Mir dienet es zum Besten, wie unserem Gott und Herrn Jesus Christus, so auch seinen Aposteln anzuhängen und aus der heiligen Schrift nach Maßgabe ihrer Ueberlieferung Einsicht zu erlangen 7); denn nur der ist ein Gnostiker, der in dem Studium der hl. Schriften grau geworden, das apostolische und kirchliche Richtmaß der Dogmen bewahrt, und nach der Nichtschnur des Evangeliums lebt; denn das Leben des Gnostikers besteht in Werken und Worten, die der Ueberlieferung des Herrn entsprechen 8).

Das Wort Gottes, wie es von der Kirche bezeugt wird, zu verkünden, war allerdings die Hauptsache und konnte man so den solennen Dienst vor dem Volke verrichten, aber allen Anforderungen war damit nicht genügt. Vielmehr sollte der Lehrer, geschmückt mit guten Sitten, ausgerüstet mit Gelehrsamkeit, unterrichtet in Weisheit, die Wahrheit offenbaren 9). Der Lehrer soll ebenso durch Wissenschaft und Frömmigkeit ausgezeichnet sein, als beide bei ihm im vollen Einklange sein müssen, wenn er Gutes wirken will 10). Bemühet euch mit Werken der Gerechtigkeit, Worte der Weisheit zu verbinden. Der Apostel nennt Christus die Kraft (virtus) Gottes und die Weisheit Gottes. Der ist darum der Beste, welcher die Weisheit durch Handlungen erprobt und in Handlungen seine Weisheit offenbart 11).

Die Frömmigkeit ist für die fruchtbringende Verwaltung des Lehramtes darum nothwendig, weil die Kraft zu erbauen dadurch ge= steigert wird, daß der Prediger das, was er sagt, auch selbst übt; denn wer es zuerst selbst thut und dann die Menschen belehrt, wird im Reiche Gottes groß genannt 12). Auf diese Weise bei sich selbst anfangend, legt er den Grund, um ein hohes Gebäude zu errichten, um von den Dächern predigen zu können. Zugleich zeigt er dadurch, man könne das auch beobachten, was er lehrt 18). Wenn du das Wort Gottes verkündigst und aus reinem Gewissen sprichst, so daß dich nicht deine eigenen Worte anklagen als Einen, der anders lehrt und anders handelt, so kann es geschehen, daß während du sprichst, Feuer des heil. Geistes die Herzen der Zuhörer entflammt und sie, zusammenschmelzend, glühen, Alles zu erfüllen, was du lehrst 14). Darauf sollen daher die Vorsteher

p. 122. p. 178. p. 375.

6) Orig. in Africanum. n. 4. p. 298. 7) Orig. in Levit. hom. 7. n. 4. 8) Clem. A. Strom. 1. 7. c. 16. p. 896. cf. Iren. 1. 4. c. 4. n. 1. 9) Orig. in Levit. hom. 6. n. 6. p. 107. In Math. tom. 16. n. 25. 10) Nihil prodest verbis praeferre virtutem et factis destruere veritatem. Cyp. de mortal. p. 468. a. 11) Orig. in psl. 36. hom. 5. n. 1. 12) Orig. in Num. hom. 12. n. 2. p. 370. 13) Clem. A. Strom. 1. 6. c. 15. p. 798. 14) Orig. ad Rom. 1. 6. n. 13. p. 323.

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der Kirche mit aller Sorgfalt achten, daß sie nicht etwas sprechen, was Christus an ihnen nicht bewirkt hat. Das ist der Fall, wenn sie von der Enthaltsamkeit predigen und selbst nicht enthaltsam sind, oder von der Nüchternheit, Gerechtigkeit, vom Almosen und der Verachtung des Frdischen um des Reiches Gottes willen und wenn in dem, der solches prediget, Christus nicht dergleichen gewirkt hat 15). Origenes will damit zugleich sagen, der spricht überzeugend, der aus innerer Erfahrung redet. Die christliche Sapienz (sapere) hat das Verständniß der Glaubens- und Sittenlehren nicht durch das Erlernen, sondern durch Kosten und Erleben erlangt und solche Weisheit wirkt auch auf Andere zündend 16). Der Lehrer soll jedoch nicht nur frei von groben Vergehen, sondern so leben, wie es sein Stand erfordert. Weil dieses nicht immer ge= schieht, kann man sagen hören, was ist das für ein Bischof, oder Priester, oder Diacon, oder Religiose (Jungfrauen und Afceten)? Jeder kenne seinen Stand, wisse, was sich für ihn ziemt, und wäge seine Handlungen und Reden so ab, richte seinen Gang und seine Haltung so ein, wie es sich für ihn schickt 17). Darum sind die Umtriebe mancher Häretiker so gefährlich, weil sie durch ein strenges Leben und gefälliges Benehmen sich und ihrem Irrthume Eingang und Auktorität verschaffen. Ein sittenloser Mensch verleitet selten Jemand zu seinen Irrthümern; er vermag die Einfalt der Gläubigen nicht durch den Schein der Heiligkeit zu täuschen, wohl aber ist dieses bei Männern von geordnetem Wandel der Fall. Um so mehr sollen darum katholische Cleriker ihre Worte durch Handlungen unterstüßen und nicht durch schlechten Wandel den Glauben hindern 18).

Wer sich dem Lehramte widmen wollte, mußte ferner die rechte Absicht haben. Er durfte in der Mittheilung der Lehre keinen Ruhm suchen, nicht nach dem Wohlgefallen der Menschen streben, sondern sein einziger Lohn sollte das Heil der Hörenden sein 19).

Ein zweites Erforderniß war die wissenschaftliche Bildung. Nach den arabischen Canonen des Hippolyt sollte Jeder, den man zum Presbyter weihen wollte, vorher geprüft werden, ob er die nothwendige wissenschaftliche Bildung und die übrigen Erfordernisse, die dem Priester geziemen, besize 20). Besonders verlangte man Kenntniß der hl. Schrift. Zachäus wurde zum Bischof ordinirt, weil er ebenso gottesfürchtig als in den hl. Schriften unterrichtet war 21). Man hielt deßwegen junge Leute zu diesem Studium an. Wie aber Origenes klagt,

15) 1. c. l. 10. n. 12. p. 514. 16) Mehreres hierüber in der Homiletik. 17) Orig. in Num. hom. 2. n. 1. p. 271. 18) Orig. in Ezech. hom. 7. n. 3. p. 168. 19) Clem. A. strom. 1. 1. c. 1. p. 319. 20) Canones Hippol. can. 9. p. 68. 21) Recognit. 1. 3. c. 66.

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