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gefügt; wenn Einer Gott suchen, den Gesuchten finden, den Gefundenen glauben und dem Geglaubten dienen will 4).

Da der Logos Gottes, die absolute Wahrheit, persönlich erschienen war, so prägte er diesen Charakter seinem Gesammtwerke auf, und das Christenthum stellt sich als der lebendige Ausdruck der göttlichen Wahrheit dar. Unser Lehrer gleicht Gott, seinem Vater, dessen Sohn er ist, erhoben über alle Sündhaftigkeit, über allen Tadel, über alle Trübung der Seele; unbefleckt reiner Gott in Menschengestalt, dienend dem Willen des Vaters, der Logos Gott, der im Vater, der zur Rechten des Vaters ist, auch mit der Menschengestalt Gott ist 5). Sowie nun die Gottheit einerseits, die Idee der Menschheit aber in der Person des Gottmenschen andererseits verkörpert sich darstellt 6), so muß jede Philosophie, auch auf dem Gipfel ihrer Entwicklung, dennoch zur Erscheinung Christi wie Tag und Nacht sich verhalten. „Seit Christus gekommen ist, brauchen wir keine menschlichen Schulen mehr; dieser Lehrer lehrt Alles; durch ihn ist der ganze Erdkreis Athen und Griechenland geworden. Wie, wenn die Sonne nicht leuchtet, troß der anderen Gestirne Alles in finstere Nacht versinkt: so wären auch wir, hätten wir den Logos nicht erkannt, wären wir durch ihn nicht erleuchtet worden, Masthühnern gleich, die im Finstern gefüttert werden, um zu sterben" 7).

Dieß einmal vorausgesetzt, daß das Christenthum, an sich betrachtet, eine rein göttliche Sagung sei, im strengsten Sinne des Wortes, so bestimmt sich von selbst leicht das Verhältniß der menschlichen Intelligenz zu demselben. Es wäre, die Gottheit Christi einmal angenommen, widersinnig, die An- und Aufnahme der christlichen Wahrheit von einer wissenschaftlichen Demonstration noch weiter abhängig machen zu wollen. „Genug, daß Gott uns über die verhandelten Fragen Aufschluß gibt; von Gott über das, was er sagt, noch Beweise fordern, wäre ebenso unvernünftig als frevelhaft“ 8). Es liegt somit in der Natur des Christenthums, daß es ohne Vernunftbeweis durch den Glauben angenommen werde 9). Urtheilten aber die alten Väter von der Vernunftwahrheit und ihrem Gebrauche im Allgemeinen so, so leuchtet

4) Tert. apolog. c. 18. 5) Clem. paedag. 1. 1. c. 2. p. 99. 6) 1. c. c. 3. p. 103. Ὁ λόγος αὐτὸς ἐναργώς σαρξ γενόμενος, τὴν ἀυτὴν ἀρε τὴν πρακτικὴν ἅμα καὶ θεωρητικὴν ἐπιδεικνύς. 7) Clem. Cohort. c. 11. p. 86. 8) Δέδεικται δέ τῆς τῶν ὅλων ἀρχῆς ἐπιστήμη πιστὴ, ἀλλ ̓ οὐκ ἀπόδειξις εἶναι· καὶ γὰρ ἄτοπον τοὺς μὲν Πυθαγόρου τοῦ Σαμίου ζηλωτὰς τῶν ζητουμένων τὰς ἀποδείξεις παραιτουμένους τὸ αὐτὸς ἔφα πίστιν ἡγεῖσθαι καὶ ταύτη ἀρκεῖσθαι μόνῃ τῇ φωνῇ πρὸς τὴν βεβαίωσιν ὧν ἀκηκόασιν, τοὺς δὲ τῆς ἀληθείας φιλοθεάμονας ἀπιστεῖν ἐπιχειροῦντας ἀξιοπίστῳ διδασκάλῳ τῷ μόνῳ σωτῆρα θεῷ βασάνους τῶν λεγομένων ἀπαιτεῖν, παρ' αὐτοῦ ὁ δὲ ὁ ἔχων ῶτα ἀκούειν παρ' ἀκουέτο λέγει. Clem. strom. 1. 2. c. 2. p. 441. cf. 433.

9) Möhler, Patrologie S. 465.

ein, wie vorsichtig sie dieselbe in der Homilie verwendet haben werden. Menschliche Einwürfe widerlegten sie durch menschliche Beweisgründe. Die Glaubenssubstanz war eines solchen Beweises weder bedürftig, noch fähig 10).

Mit der Benützung der natürlichen Offenbarung geht der Gebrauch der historisch-kritischen Exegese und der zu ihr gehörenden profanen Hilfsmittel Hand in Hand. Der Sinn der Worte soll nach den Regeln der Hermeneutik klar eruirt werden, ehe man sie praktisch verwendet und ihren tieferen Gehalt aufschließt. Origenes thut das nicht immer, aber doch öfters, so daß es bei anderen Homileten, die der allegorischen Auslegung nicht in dem Maaße huldigten, gewöhnlich vorgekommen sein mag. Ebenso wenig haben die alten Homileten jene eregetischen Hilfsmittel vernachlässigt, durch welche sich eine Dertlichkeit genau beschreiben läßt, eine Handlung in den Zuständen der Zeit einen passenden Hintergrund erhält. Solches Verfahren gibt dem Vortrag ein helles Colorit und Personen, wie Sachen treten plastisch hervor. Aber auch hiebei darf der Homilet nicht stehen bleiben. Er soll die Schrift plenius et impressius erklären.

§. 59. Schriftauslegung.

Der erste Grundsaß der Schriftauslegung lautete: die Schrift ist nach der kirchlichen Ueberlieferung, oder der Glaubensregel auszulegen. Sie enthält die Worte und Thaten Jesu, wie sie die Apostel vernommen und geschaut, und unter dem Beistande des heiligen Geistes niedergeschrieben haben. Weil Jeder der Ausleger seiner Worte ist, so können sie blos die vom h. Geiste geleiteten Apostel irrthumslos auslegen. Da aber sie einerseits von dieser Welt geschieden sind, andererseits Nachfolger aufstellten, welchen sie die von Christus empfangene Lehre mittheilten: so sind diese Nachfolger, oder die Bischöfe, die in ununterbrochener Succession von den Aposteln abstammen, die authentischen Interpreten. Der Herr, das ist die Argumentation des h. Frenäus, gab seinen Aposteln die Vollmacht, das Evangelium zu verkündigen und durch sie lernten wir die Wahrheit, d. h. die Lehre des Sohnes Gottes kennen, zu welchen er sagte: wer euch hört, hört mich, wer euch verachtet, verachtet mich und den, welcher mich gesandt hat 1). Durch sie ist darum das Evangelium zu uns gekommen, das Fundament und die Säule unseres Glaubens 2). Die Apostel haben nämlich dieses Evan

10) cf. §. 65.

1) Iren. 1. c. 1. 3. praef.

2) 1. c. 1. 3. c. 1. n. 1.

gelium ihren Nachfolgern überliefert und diese Ueberlieferung wird durch die Aufeinanderfolge der Bischöfe in der Kirche bewahrt 3). Denn obwohl die Kirche auf dem ganzen Erdkreise zerstreut ist, obwohl die Sprachen auf Erden verschieden sind, so ist doch der Inhalt der UeberLieferung einer und derselbe 4). In der Kirche ist deßwegen die vollkommenste Behandlung der Schrift, welche auf uns gekommen ist durch Bewahrung ohne Erdichtung, die keinen Zusaß, keine Wegnahme leidet, Lesung ohne Fälschung, rechtmäßige und genaue Auslegung der Schrift ohne Gefahr und Lästerung 5).

Daß deßungeachtet die Homilien nicht zu einem monotonen Einerlei, ohne scharf ausgeprägte individuelle Färbung, wurden, zeigt die Litteratur nicht nur von drei, sondern achtzehn Jahrhunderten 6). Für die Katholiken hat es im Gegentheil etwas Erhabenes, die Schrift mit der Gesammtheit der Gläubigen aller Zeiten zu erklären und zu verstehen. Zudem bewahrt die Verkündigung des Wortes Gottes, beziehungsweise die Auslegung der heiligen Schrift nach der Glaubensregel, der geoffenbarten Wahrheit ihren objektiv götts lichen Charakter, nicht nur deßhalb, weil die der Kirche zugesicherte Unfehlbarkeit den Irrthum ausschließt, sondern auch weil das Erkenntnißprincip dieser Wahrheiten in ihr ein objektives ist. Die außerkirchliche Lehrverkündigung, welche das Erkenntnißprincip der geoffenbarten Wahrheit in das einzelne Subjekt als solches verlegt, gibt den objektiv göttlichen Charakter dieser Wahrheit selbst dann Preis, wo sie die Lehre materiell nicht alterirt.

2) Der zweite zum richtigen Verständniß der heiligen Schrift nothwendige Faktor ist der heilige Geist, der der Kirche verheißen, in alle Wahrheit einführt. Er, der bei Abfaffung der Schrift durch Inspiration thätig war, wirkt auch bei ihrer Auslegung mit. Jedoch nicht den einzelnen Prediger macht er zum unfehlbaren Jnterpreten, „denn dieses Geschenk Gottes ist der Kirche anvertraut... Wo die Kirche ist, da ist auch der Geist Gottes und wo der Geist Gottes ist, da ist die

3) l. c. 1. 3. c. 2. n. 1—–2. 4) l. c. 1. 1. c. 10. n. 2. 5) l. 4. c. 33. n. 8. 6) Gibt es eine größere Verschiedenheit, als sie zwischen den Predigten von Thomas von Aquin und Bossuet, denen des h. Bernhard und Tauler und denen des Geiler von Kaisersberg und Abraham a S. Clara stattfindet? Unterscheiden sich schon die Vertreter Einer Richtung namhaft, so ist der Unterschied geradezu ein äußerster, wenn man Tauler, Geiler von Kaisersberg und Bossuet neben einander stellt. So was hat der Protestantismus troß der freien Schriftforschung nicht auf zuweisen. In ihm beherrscht die jeweilige öffentliche Meinung und religiöse Zeit strömung die Individualität des Predigers, in der katholischen Kirche die Glau bensregel aber die Glaubens substanz. Darum dort die verschiedensten Frrthümer in derselben Uniform, hier derselbe Glaube in den verschiedensten Trachten. Für Monotonie ist die katholische Kirche nach Zeit und Raum zu groß.

Kirche und jede Gnadengabe. Der Geist aber ist die Wahrheit. Daher werden diejenigen, welche an ihr nicht Theil nehmen, weder von den Brüsten der Mutter zum Leben ernährt, noch schöpfen sie aus der reinsten Quelle, welche aus dem Leibe Christi fließt, sondern graben sich seichte Cisternen und trinken faules Wasser aus Morast, indem sie den Glauben der Kirche meiden, um nicht verführt zu werden, den Geist aber von sich weisen, um nicht belehrt zu werden" 7).

Wie aber die katholischen Lehrer, obwohl sie sich bei Auslegung der h. Schrift an die Glaubensregel halten, „in der Art und Weise, in welcher sie sich das Eine Evangelium aneignen, die Wahrheit desselben nach Außen beweisen, nach Jnnen entwickeln, über dasselbe philosophiren und reflektiren, ihre Individualität aufs Sprechendste ausdrücken, denn der Eine erfreut sich eines tieferen, der Andere eines schärferen und klareren Blickes, der Eine wuchert mit diesem, der Andere mit je= nem Pfunde“: so verhält es sich auch mit dem Einflusse des h. Geistes. Die in der Kirche waltende, vor Irrthum bewahrende Wirkung desselben macht die Erleuchtung des Einzelnen nicht überflüssig, durch die er in Stand gesetzt wird, tiefer in die Geheimnisse einzudringen und mit jener Salbung zu sprechen, die überzeugt d. h. Leben und Begeisterung auf die Zuhörer über-zeugt. Denn nicht so, wie es bei irdischen Wohl= thaten geht, ist auch in der Aufnahme der Himmelsgabe irgend Maaß und Ziel. Der reichlich einströmende Geist wird durch keine Grenzen gehemmt, durch keine beengenden Schranken in ein räumliches Maaß eingezwängt. Ergiebig fließt er, überreich strömt er. Unsere Brust sei nur durstig und offen. So viel nur immer unser Glaube, mit dem wir hinzutreten, zu fassen vermag, so viel schöpfen wir an übersprudelnder Gnade ). Dieses Getränktsein vom h. Geiste verleiht dem Prediger die Salbung, die als Ausstrahlung eines vom h. Geiste durchleuchteten und erwärmten Herzens, auch seiner Predigt diese Eigenschaften mittheilt. Dadurch spricht sie mit den Völkern in den Donnern des bebenden Sinai und flüstert der Seele Worte der Brautwerbung im Namen des Ewigen zu. Der mit dem h. Geiste Gesalbte redet erhaben in edelster Einfalt, gewaltig und lieblich.

3) Eine weitere Regel betrifft das Verhältniß der Schriftauslegung zur Anwendung. Diesen Gegenstand allgemein ge= faßt, fragt es sich, ob der Charakter der Predigt dogmatisch oder moralisch 9) sein soll, da wenigstens vielfach die Moral als ange=

7) Iren. 1. 3. c. 24. n. 1.

8) Cyp. epist. 1. ad Don. p. 2.

9) Der Vortrag von Sittenlehren wird durch die Recognitionen bezeugt, sofern sie den Besuch der Versammlungen einschärfen, in welchen über Keuschheit, Gerech tigkeit und Frömmigkeit verhandelt wird. Recog. 1. 10. c. 43.

Probst, Lehre und Gebet.

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wandte Dogmatik erscheint. Gott und Geschöpf sind die beiden Objekte der Predigt. Sie stellt jedoch nicht ausschließlich dar, was Gott an sich ist und wirkt, sondern zieht sein Verhältniß zum Menschen (von den übrigen Geschöpfen sehen wir ab) herbei und zeigt, was Gott für den Menschen ist und thut. Und sie spricht nicht ausschließlich von dem Menschen und seinen Pflichten, sondern von dem für Gott geschaffenen Menschen. Kurz, sie führt die moralischen Lehren auf die dogmatischen zurück und läßt die dogmatischen in die moralischen auslaufen. Rein dogmatischen Vorträgen fehlt die Anwendung, sie sind unfruchtbar, rein moralischen Predigten mangelt die tiefere Unterlage, sie werden seicht und verlieren die religiöse Weihe. Von sterilem Dogmatismus, wie von moralisirendem Rationalismus ist die Homilie der ersten Jahrhunderte gleichweit entfernt. Der Apostel Paulus führt den dogmatischen Satz, Christus ist für uns gestorben, zu dem moralischen fort, also müssen wir uns selbst und der Welt sterben. Umgekehrt gründet er die moralische Lehre von der Selbstverläugnung und dem Kreuztragen auf die dogmatische von dem Kreuzestode Christi. Andere Beispiele, wie die Glaubensfäße auf das Verhalten der Katechumenen angewendet wurden, enthält die Lehre vom Katechumenate 10).

Mustergültig für die Behandlung moralischer Lehren sind die Abhandlungen des h. Cyprian. In ihnen ist von seichtem Moralisiren nirgends eine Spur zu finden, sondern eine tiefe Frömmigkeit durchdringt jeden Sat, weil er durchweg Gott als Princip und Endziel für das sittliche Verhalten des Menschen hinstellt. In §. 68. geben wir als Probe Fragmente aus seiner Abhandlung über die Geduld. Ebenso vergleiche man, wie Origenes den Satz, der Mensch ist nach Gottes Bild geschaffen, erklärt und anwendet 11).

Die Anwendung besteht ferner in der Berücksichtigung der Zeit und der Zuhörer. Jede Predigt ist und soll ein Kind ihrer Zeit sein. Wie es sich in dieser Beziehung mit der Redeweise Jesu in Parabeln 12) und der allegorischen Interpretation verhält, wurde ge= zeigt und wird gezeigt werden.

Was die Festzeiten betrifft, so waren sie in dieser Periode erst im Entstehen begriffen. Zudem besigen wir blos eine Predigt, die an einem Feste gehalten wurde, die des Hippolyt an dem Feste der Theophanie vorgetragene, weßwegen es schwer ist, sich über die Beschaffenheit solcher Predigten ein Urtheil zu bilden. Das zeigt die genannte Rede jedoch deutlich, daß die dem Feste zu Grunde liegenden Wahrheiten (Incarnation und Taufe Christi) dargestellt wurden.

10) cf. §. 34. u. 43. 11) cf. §. 43.

12) cf. §. 8.

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