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liberalia et communia 9). Darum hat die Furcht auch nicht blos im alten, sondern auch im neuen Bunde Geltung; denn größere Liebe schließt größere Furcht ein 1. c. Der Bischof von Lyon nennt die letzte nicht kindliche Furcht, wohl aber spricht Clemens A. von einer zweifachen Furcht, einer knechtischen und das war die des A. B., und einer kindlichen und die eignet dem N. B. 10). Wenn daher derselbe Schriftsteller bemerkt, das alte Volk hatte den alten Bund, das Gesetz erzog das Volk mit Furcht und der Logos war der Engel, dem neuen Volke ist das neue Testament und der Logos gegeben, die Furcht verwandelte sich in Liebe und jener mystische Engel, Jesus, wird geboren" 11), so sieht man, wie der Gegensatz von Furcht und Liebe zu fassen ist. Ebenso verhält es sich mit dem Engel und Jesus. Da das griechische Jota nicht weniger die Zahl 10 bedeutet, als es der Anfangsbuchstabe im Namen Jesus ist, weist nach seiner Auffassung der Decalog durch diesen Buchstaben auf den seligen Namen Jesus hin. Kurz der Decalog hatte, im A. wie im N. B. Geltung; denn die beiden Tafeln waren eine Prophezeiung von dem zweifachen Bunde 18).

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Dieser Ausführung zufolge ist bei den kirchlichen Schriftstellern nicht nur an feinen Antinomismus zu denken, sondern die verpflichtende Kraft des Decaloges blieb auch den Gläubigen gegenüber bestehen. Vorgetragen und eingeschärft wurde er jedoch mehr den Katechumenen als den Getauften. In den letzten war die Liebe, des Gesetzes Erfüllung. Den Kleinen aber, die noch Kinder in Christus sind, ist die Lehre: du sollst nicht ehebrechen, nicht stehlen, Milch 14) und Vorbereitung auf die Taufe. Moses oder das Gesetz ist es, welches zuerst die Seele von Sünden reinigen muß. Ihr, die ihr die heilige Taufe empfangen und der Gnade des Geistes würdig werden wollt, müßt zuvor durch das Gesetz gereiniget werden, müßt zuvor durch Anhören des Wortes Gottes die Schößlinge der Sünden wegschneiden; denn eine stolze, trotzige und eingebildete Seele flieht der heilige Geist. Willst du sehen, wie Moses immer mit Jesus, das Gesetz mit dem Evangelium ist? Das Evangelium selbst mag es dich lehren. Als Jesus verklärt wurde, erschien mit ihm auch Moses und Elias verklärt, damit du wissest, Gesez, Propheten und Evangelium sind immer beisammen und bleiben in Einer Glorie. Als daher Petrus drei Zelte machen wollte, wußte er gleichsam

9) 1. c. c. 16. n. 5.

10) Clem. paedagog. 1. 1. c. 9. p. 149.

11) 1. c. c. 7. p. 133. 12) Clem. strom. 1. 6. c. 16. p. 807.

13) Strom. 1. c. Nach seiner Annahme enthielt die erste Tafel, die vom Göttlichen handelte, wohl nicht drei, sondern vier Gebote, denn er erkennt in dem Vater den Herrn und Gott, in der Mutter die göttliche Weisheit strom. 1. 6. c. 16. p. 816. 14) Orig. in Ezech. hom. 7. n. 10. p. 174.

nicht, was er sagte. Dem Gesetze, den Propheten und Evangelien kommen nemlich nicht drei Zelte zu, sondern Eines und das ist die Kirche 15).

Ebenso deutlich, wenn nicht noch klarer, erkennt man aus Tertullian, daß besonders den Katechumenen die Beobachtung der zehn Gebote eingeschärft wurde. „Die regelmäßige Geburt, sagt er, tritt beinahe im zehnten Monate ein. Die, welche sich mit der Bedeutung der Zahlen beschäftigen, ehren die Zehnzahl gleichsam als den Vater der übrigen und sodann als die, unter der sich die Geburt des Menschen vollendet. Ich beziehe dieses Zeitmaaß lieber auf Gott; denn die zehn Monate weisen den Menschen mehr dem Decaloge zu, sofern wir nemlich dieselbe Zahl Monate hindurch geboren werden, wie wir durch diefelbe Zahl der Gebote wiedergeboren werden 16).

Der Decalog wurde demnach ohne Zweifel den Katechumenen bekannt gemacht und auf seine Beobachtung gedrungen. Daraus folgt aber noch nicht, daß er in einem ähnlichen Verhältnisse zu dem Vortrage der Sittenlehren gestanden wäre, wie die Glaubensregel und das Symbolum zu dem dogmatischen Unterrichte. Wäre dieses der Fall gewesen, in dem Pädagogen des Clemens A. müßten sich wenigstens Spuren finden, aber auch ein scharfes Auge wird solche, in der Anordnung des Stoffes 2c. nicht entdecken. Dem verdorbenen Heidenthum gegenüber (und die meisten Katechumenen gehörten vorher ihm an) mußte der Unterricht in den Sittenlehren besonders auf die Punkte eingehen, in welchen es seine verderblichen Wirkungen am meisten übte und dazu genügte der Decalog als Leitfaden nicht. Clemens A. liefert den Beweis hiefür. Ferner hatte die Form des Decalog, die mehr das Thun als die Gesinnung gebot und verbot, etwas Ungenügendes. Darum eignete sich das Gebot der doppelten Liebe mit einer dem Katecheten überlassenen Anwendung auf die concreten Fälle mehr für die Grundlage des christlichen Unterrichtes, obwohl wir damit nicht behaupten wollen, man habe in damaliger Zeit dasselbe zu Grunde gelegt. Wir sind vielmehr der Ansicht, der Katechet machte auf jene Gebote und Verbote, Tugenden und Sünden aufmerksam, welche zu seiner Zeit, an seinem Orte und den betreffenden Katechumenen gegenüber dieses am meisten bedurften. Er war in dieser Beziehung nicht blos Lehrer, sondern Seelsorger, darum trat der persönliche Verkehr in Vordergrund. Kam er aber auf Fehler und Sünden zu sprechen, die auch im Decalog verboten waren, dann wurde er allerdings herbeigezogen und seine Verbindlichkeit auch für

15) Orig. in Levit. hom. 6. n. 2. p. 100.

16) Tert. de anima c. 37. p. 293.

die Christen gelehrt. Dieses erhellt außer dem Angeführten auch aus der Schrift des Theophilus an Autolykus 17).

2) Da die Zählung der Gebote seit den Anfängen des Christenthums (vom Judenthum sehen wir ab) eine doppelte war und Calvin mit seinen Nacheiferern nicht abgeneigt war, sie zu einer confessionellen Unterscheidungslehre zu machen, gehen wir kurz 18) auch hierauf ein. Die Einen sehen in exodus 20. 2-6 zwei Gebote, nemlich 1) an Einen Gott zu glauben, und 2) keine Bilder zu machen. Um aber die Zehnzahl festzuhalten, fassen sie das neunte und zehnte Gebot in das Eine zusammen: du sollst nicht begehren. Die Andern aber glauben, das Verbot der Bilder sei in dem Verbote des Gößendienstes eingeschlossen und darum nicht als eigenes Verbot zu betrachten. Selbstverständlich zerlegten sie dann aber das Verbot des Begehrens in zwei Gebote. Clemens A. folgt bezüglich exod. 20. 2-6 der zweiten Auffassung. Das erste Gebot lehrt nemlich nach ihm, es sei nur Ein Gott. Das zweite zeigt an, man dürfe die Größe des göttlichen Namens nicht mißbrauchen 19). Nun fährt er fort: das vierte Gebot zc. Da zudem das 9. Gebot übergangen ist und es vom 10. heißt, es erstreckt sich auf alle Arten Begierden: so erkennt man leicht, die Zehnzahl bringt Clemens nicht heraus. Das mag Origenes veranlaßt haben, nach dem Vorgange von Philo, exod. 20. 2-6 in zwei Gebote zu zerlegen. Einige, bemerkt er, glauben diese Stelle bilde nur Ein Gebot. Bei dieser Annahme kommt aber die Zehnzahl der Gebote nicht heraus. Wie kann man aber dann noch von einem Decalog reden. Darum ist sie in zwei Gebote zu zerlegen 20). Origenes folgten Athanasius, Chrysostomus 2c. Augustin hingegen wurde der Repräsentant der anderen Richtung, die in der Kirche Aufnahme fand. Erst Calvin stellte durch Zerlegung der citirten Stelle in zwei Gebote ein eigenes Gebot gegen den papistischen Gößendienst (Bilderverehrung) auf.

Sowohl im zweiten als fünften Buche Moses ist die Aufeinanderfolge des 5. und 6. Gebotes die, daß zuerst der Mord und dann der Ehebruch erwähnt wird. Die Septuaginta führt hingegen, wie Philo, den Ehebruch als fünftes und den Mord als sechstes Gebot auf. Die Ursache dieser Umstellung ist nicht bekannt, wohl aber hatte sie die Folge, daß die meisten christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte bei Erwähnung der Gebote den Mord dem Ehebruch nachsetzen.

17) Theoph ad Aut. 1. 3. c. 9-14. cf. §. 30.

18) Wer sich des Näheren unterrichten will, findet bei Zezschwiz ein reiches Material. 19) Clem. strom. 1. 6. c. 16. p. 809.

20) Orig. in Exod. hom. 8. n. 2. p. 421.

Vielleicht trug diese Zählung dazu bei, daß die Sünde des Ehebruches für schwerer gehalten wurde, als der Mord.

c) 3 weite Katechumenatsklasse.

§. 45. Aufnahmeritus und Zeitdauer.

Durch Unterricht und Erziehung in der ersten Klasse herangebildet, sollten die Katechumenen in der zweiten den Bruch mit dem früheren Leben vollenden und sich auf die Neugeburt durch die Taufe unmittel bar vorbereiten. Die Versicherung des Postulanten, dem Alten zu entsagen, steigerte sich zur förmlichen Renuntiation, weßwegen sich als Einweihungsritus in diese Klasse die Widersagung besonders eignete.

Clemens A. spricht bereits von einer Reinigung, durch welche sich die Neokatechumenen von den Katechumenen unterschieden. Seine Worte verlangen geradezu, diese Reinigung als einen Akt zu fassen, der den Uebertritt von der ersten in die zweite Katechumenatsklasse einleitete 1). Wem sie aber nicht überzeugend genug sein sollten, den verweisen wir auf seinen Schüler. Origenes bezeichnet nemlich den Empfang „des Symboles der Reinigung“ als den Schluß der ersten und den Anfang der zweiten Katechumenatsklasse 2). Die Reinigung darf man ohne Bedenken auf die Renuntiation beziehen; denn er sagt von ihr, was hilft es uns in der Taufe der Welt widerfagt zu haben, wenn wir den alten Schmuß unserer Sitten, die Unreinigkeiten der Fleischessünden beibehalten" 3). Die Renuntiation war somit eine Handlung, durch welche die Katechumenen zwar nicht von Sünden frei wurden, sich aber zum Ablassen von denselben verpflichteten. Aus diesem Grunde nennt sie Origenes auch Symbol der Reinigung, im Unterschiede von der Taufe, welche die Sündenvergebung bewirkte. Da ferner die Hinzutretenden bei der Aufnahme in die erste Katechumenatsklasse eine Quasirenuntiation ablegten 4), ist es eine sachgemäße Steigerung, wenn ihr beim Eintritt in die zweite Klasse die förmliche Widersagung folgte.

Sicherheit erlangen wir jedoch erst durch Tertullian. Zweimal fand die Renuntiation statt, das einemal bei der Taufe, das anderemal nicht lange vorher 5). Weil dieser Akt auch bei der Taufe vorgenommen wurde, Tertullian seine doppelte Vornahme ausdrücklich erwähnt und er

1) cf. §. 31.

2) C. Cels. 1. 5. c. 51. cf. §. 32.
3) Orig. in Jesu Nave hom. 26. n. 2. p. 760.
5) cf. §. 40.

4) cf. §. 40.

das erstemal in der Kirche unter Mitwirkung des Bischofes geschah, Το war er von großer Bedeutung. Dieses erhellt auch daraus, daß gleichsam als Vorbereitung auf ihn und als vorausgeworfener Schatten desselben beim Eintritte in das Katechumenat ein renunciare pristinis stattfand 6). Eine Handlung von großer Bedeutung nimmt man aber nur bei einem wichtigen, äußeren Anlasse vor. Ein solcher war die Aufnahme in die zweite Katechumenatsklasse, mit der auch in Alexandrien eine Feierlichkeit verbunden war. Da sie vierzig Tage vor der Taufe stattfand, eignet sich die Zeitbestimmung aliquanto prius sehr gut für sie. Aus diesen Gründen glauben wir, die erste Widersagung, von der Tertullian berichtet, habe den Aufnahmeritus in die zweite Katechumenatsklasse gebildet. Sie war die Reinigung des Clemens A., das Symbol der Reinigung nach Origenes, die zweite Untertauchung nach Tertullian.

Das sub manu antistitis beweist ferner, daß eine Handauflegung von Seiten des Bischofes stattfand. Da diese aber bei der Renuntiation keinen geeigneten Ort hatte, muß mit der Widersagung noch ein anderer Akt verbunden gewesen sein. Eine zu ihr, wie zur Handauflegung passende Handlung war der Exorcismus. Dieses führt uns auf das Votum des Bischofes Vincentius von Thibaris, das er auf dem karthaginensischen Concil abgab. „Erstens gelangen wir durch die Handauflegung im Exorcismus, zweitens durch die Wiedergeburt in der Taufe zur Verheißung Christi“ 7). Da dem Exorcismus allein eine so große Bedeutung nicht zukommt, da ihm auch Cyprian, sein Mitbischof, diese Stellung durchaus nicht einräumt, versteht nach unserem Ermessen Vincentius unter dem mit Handauflegung verbundenen Exorcismus dasselbe, was Tertullian unter den Worten sub antistitis manu anführt. Dadurch erhalten seine Worte ihre volle Bedeutung. Mit der Aufnahme in die zweite Klasse wurden die Katechumenen in den Glaubens- und wenigstens theilweise in den Geheimnißlehren unterrichtet und die Vorbereitung auf den Eintritt in die Verheißungen Christi vollendet. Diese sich in der Kirche vollziehende Vorbereitung verlangt Vincentius in den Worten per manus impositionem in exorcismo, und weil den Häretikern dieselbe mangelte, hält er ihre Taufe für ungültig.

Selbst auf den vielfach gedeuteten Kanon der Synode von Elvira ) fällt dadurch Licht. Das „manum imponi" desselben hat 3)

6) cf. §. 40. 7) Cyp. oper. p. 603. b.

8) Gentiles si infirmitate desideraverint sibi manum imponi, si fuerit eorum ex aliqua parte honesta vita, placuit eis manum imponi et fieri Christianos. Can. 39. Manum imponi heißt hier so viel als zum Christenthum zu

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