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Wurden sie nicht nach dem Aeußeren beurtheilt, so prüfte man sie nach ihrer Gesinnung und Lebensweise.

Obwohl die Katechumenen zum homiletischen Theile der Liturgie zugelassen waren, erhielten sie doch keinen Zutritt zur Messe der Gläubigen. Nach den Recognitionen wird durch Lehren zum königlichen Hochzeitmahle eingeladen, den Geladenen aber in der Taufe das hochzeitliche Gewand angezogen. Mit demselben bekleidet erhielten sie Zutritt zu dem Mahle des Königs 20). Bekanntlich geht man von der Ansicht aus, unsere Recognitionen seien die christliche Ueberarbeitung einer alten ebionitischen Schrift. Die Wahrheit dieser Annahme vorausgesetzt, gehört die angeführte Stelle wohl dieser Ueberarbeitung zu. Das alte Original deuten die Worte an: Niemand von euch beklage es, wenn er von unserem Mahle ausgeschlosseu wird. Lasset euch bälder taufen und ihr könnt euch an ihm betheiligen; denn es ist euch nicht erlaubt, mit Jemand Speise zu nehmen, der nicht ge= tauft ist 21). In dieser Stelle tritt die ebionitische Lehre von der Eucharistie hervor, die in dem Genusse von Brod und Salz bestand, das nicht einmal immer in Gemeinschaft mit Anderen, sondern auch von Einzelnen genossen wurde. Nach dem alten Original, wie nach der späteren Ueberarbeitung gab es also Katechumenen, die von der Euch aristie ausgeschlossen waren.

3) Damit die Seele, fagen die ebenfalls dem zweiten Jahrhunderte angehörigen Excerpta Theodoti, aus der Welt und dem Rachen des Löwen gerettet werde, gingen der Taufe Fasten, Bitten, (deŋoeis), Gebete mit aufgelegten Händen, Kniebeugungen vorher 22).

Das Fasten der Katechumenen ist von Justin, den Clementinen und Recognitionen so bestimmt und oft bezeugt, daß gar nicht daran zu zweifeln ist, es habe wie das Glauben und Beten einen hauptsächlichen Bestandtheil der Katechumenatsdisciplin gebildet. Von den Bitten (denoɛis) war die Rede. Die Excerpte Theodot's find aber darum von Bedeutung, weil sie das, was wir aus den Worten des Gnostiker Isidor geschlossen haben, klar und deutlich sagen. Nicht nur die Büßer gehörten zu der Klasse Jener, welche die Bitten" verrichteten, sondern auch die Katechumenen. Die Angaben Isidor's vervollständigen hinwieder sie, sofern sich jenen zufolge diese „Bitten“ in der Liturgie gefunden haben. Von einer Handauflegung berichten auch die Clementinen. Theodot fügt diesem bei, mit der Handauflegung seien Gebete verbunden gewesen (evyaì xɛıçav). Die Gebete mit auf

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20) Recogn. 1. 4. c. 35. cf. 1. 3. c. 72. 1. 7. c. 36. 21) Recogn. 1. 2. c. 72. 22) Excerpt. Theod. n. 84. p. 988., in der Potterschen Ausgabe der Werke des Clemens A.

gelegten Händen können sich ebenso auf Beschwörungen, als auf die Liturgie beziehen. Nach den liturgischen Bitten, die der Diacon im Namen der Katechumenen sprach, erhob sich der Bischof und se g= nete betend die mit geneigtem Haupte vor ihm Stehenden. Mit diesem Segensgebete war ohne Zweifel eine Handauflegung verbunden, so daß die Angaben Theodot's und der Liturgie der apostolischen Constitutionen, sowohl der Sache als der Reihenfolge nach harmoniren. Den Bitten der Liturgie folgen nämlich die mit Handauflegung verbundenen Euchä des Bischofes. Auch die Kniebeugungen fanden schwerlich ohne Gebete statt. Bei dem Segensgebete des Bischofes standen die Katechumenen, darum fordern die Kniebeugungen die Annahme eines weiteren Gebetes, das über die Knieenden gesprochen wurde. Wir glauben, es seien das Beschwörungen gewesen; denn durch sie wurde die Seele besonders aus dem Rachen des Löwen gerettet; oder es waren die Ge= bete, welche der Diacon im Namen der knieenden Katechumenen verrichtete.

Die Referate der Häretiker über das Katechumenat widersprechen der Annahme, dasselbe habe im zweiten Jahrhundert blos einen privaten Charakter an sich getragen, ebenso und noch mehr als die der Kirchenväter. Man entgegne nicht, als Aussagen der Häresie beweisen sie nichts für die kirchliche Disciplin. Der Gnosticismus gab sich Mühe in dem Aeußeren so weit möglich der Kirche conform zu erscheinen, wie die ältesten Väter klagen; denn dadurch bethörten sie manche einfältige Seele. Die Katechumenatsdisciplin war aber eine solche, die sie ihrem Spiritualismus unbeschadet beibehalten konnten. Blos die Marcioniten machten eine Ausnahme. Der Vorwurf, sie zerstören die Disciplin, der blos ihnen gemacht wird, ist daher ein weiterer Beweis für die Uebereinstimmung der übrigen Sekten mit der kirchlichen Praxis in diesem Bunkte.

§. 30. Theophilus.

Der Bischof Theophilus von Antiochien richtete an Autolycus, einen gebildeten Heiden, eine Schrift, die für die Kenntniß der ersten Katechese von großer Bedeutung ist. Nach vorausgegangener mündlicher Unterredung schrieb der Bischof das erste Buch, dem nach wiederholten Berathungen die beiden anderen folgten. Diese Entstehungsweise der in Rede stehenden Schrift enthält die meisten Bedingungen, um von ihrem Inhalte auf die Beschaffenheit der Vorbereitungskate che se schließen zu können.

Zuerst zeigt der Bischof, Gott sei als Geist dem leiblichen Auge

nicht wahrnehmbar, sondern könne blos durch den Geist erkannt werden. Doch werde einerseits selbst das Geistesauge durch Sünden und Lüften so getrübt, daß es die Geschöpfe mit dem Schöpfer verwechsle, andererseits lasse sich das göttliche Wesen nicht begreifen und aussprechen, sondern blos in den Werken der Schöpfung und Weltregierung erkennen. Was Gott ist, kann in kein Bild eingefaßt, in keinem Begriffe ausgesprochen, oder mit körperlichen Augen gesehen werden. Denn er ist in seiner Herrlichkeit unerfaßlich, in seiner Größe unbegrenzt, in seiner Höhe dem Verstande unerreichbar, in seiner Kraft unvergleichbar 1). Wohl aber kann er aus seinen Werken und Kräften erkannt werden. c. 5.

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Betrachte, o Mensch, seine Werke, den festgesetzten Wechsel der Zeitläufe, die Temperatur der Luft, die wohlgeordnete Bahn der Gestirne, den geordneten Lauf der Tage und Nächte, Monate und Jahre, die verschiedenartige Schönheit von Samen, Pflanzen und Früchte, die manigfaltigen Gebilde der Thiere, der vierfüßigen, fliegenden, kriechenden, schwimmenden in Flüssen und im Meere, den ihnen eingepflanzten Jnstinkt sich fortzupflanzen und zu ernähren, nicht zu ihrem, sondern zum Nußen des Menschen; (betrachte) den immerwährenden Lauf der süßen Quellen und Flüsse, den reichlichen Ueberfluß, den Thau, Nebel und Regen zu ihrer Zeit spenden, die verschiedene Bewegung der Himmelskörper, den aufgehenden Morgenstern, der die Ankunft des vollkommenen Gestirnes verkündet... Gott allein ist es, der das Licht aus der Finsterniß gemacht, die Behältnisse des Südwindes, den Ort des Abgrundes und die Grenzen des Meeres, die Vorrathskammer des Schnees und Hagels, der die Wasser in den Schazkammern des Abgrundes und die Finsternisse in den ihrigen sammelt und jenes füße, begehrte und liebliche Licht aus seinen Schazkammern hervorbringt. . . c. 6. Dieser ist mein Gott, der Herr des All, der den Himmel ausspannt und die Fläche der Erde, der die Tiefe des Meeres aufregt und das Brüllen seiner Wogen, der seine Kraft beherrscht und das Schwanken seiner Wellen besänftiget, der die Erde über das Wasser gegründet 2). Dennoch verkennt der Mensch aus Verblendung und Herzenshärtigkeit Gott. Der Arzt, der uns heilen kann, ist der Logos, durch den Gott Alles erschaffen hat. Wenn er das einsieht, fromm, rein und gerecht lebt, dann kann er Gott schauen. Vor Allem ist jedoch Glaube und Furcht Gottes nöthig. Denn wenn er das Sterbliche ablegt und die Unsterblichkeit anzieht, wird er Gott schauen. Er erweckt nemlich mit der Seele auch das Fleisch. c. 7. Sofort geht Theophilus auf die Auferstehung über. c. 8-14. Bleiben wir vorerst beim ersten Buche stehen. Der Inhalt der

1) Theoph. ad Autol. 1. 1. c. 3. p. 78. Gall. II.

2) 1. c. 1. 1. c. 7.

apostolischen Missionspredigt an die Heiden tritt in ihm so deutlich zu Tage, daß darüber kein Wort zu verlieren ist. Nur auf die Ausführung der einzelnen Punkte ist aufmersam zu machen. Die Lehre vom Wesen Gottes, die ihr folgende Beschreibung der Schöpfung stimmt mit dem liturgischen Kanon ebenso überein, wie die betreffenden Stellen in dem Briefe des Clemens R. und in dem an Diognet. Man redet in unseren Tagen so viel von Wissenschaft, ist es aber wissenschaftlich zu rechtfertigen, wenn man die Uebereinstimmung der ältesten kirchlichen Schriftsteller in dieser Materie dem Zufall zuschreibt, oder einfach ignorirt? Das muß eine Ursache haben, die Exposition dieses Gegenstandes muß aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft sein. Da aber keine andere bekannt ist, als die apostolische Predigt, so folgt, daß diese ebenso im liturgischen Dank gebet aufbewahrt und überliefert wurde, als sie der Katechese zu Grunde lag, oder daß die Vorbereitungskatechese sich an die im Dankgebete niedergelegte Missionspredigt anlehnte. Das wird nämlich Niemand bestreiten, daß man aus dem Unterrichte, den Theophilus dem Heiden Autolycus ertheilt, auf die Vorbereitungskatechese schließen darf.

Ferner erkennt man, der erste Unterricht erstreckte sich Heiden. gegenüber auf die Lehre von Gott, die Schöpfung und Regierung der Welt, auf Christus, durch den Alles geschaffen und geleitet wird, und auf die Eschatologie. An diese Dogmata schließt sich die Aufforderung zur Buße und Besserung an. Wie Tertullian von den Anfangenden Glauben und Gottesfurcht fordert, so auch Theophilus. Die genannten dogmatischen Lehren hatten die Pflanzung dieser Tugenden im Gefolge.

Gemäß der Einleitung in das zweite Buch hatte eine weitere Unterredung mit Autolycus stattgefunden, welcher derselben kein ungeneigtes Ohr lieh. Deßwegen unternimmt es Theophilus entweder ihm das Resultat und den Kern dieser zweiten Unterredung in diesem Buche zu übergeben, oder, durch den Erfolg dieser Besprechung aufgemuntert, führt er ihn in diesem Buche tiefer in den christlichen Glauben ein. Der erste Theil des Buches ist der Bestreitung des Heidenthums gewidmet, indem der Bischof ebenso die Nichtigkeit der Gözen darstellt 3), als die Widersprüche der philosophischen Systeme aufzeigt c. 4-9. Wie ganz anders die christliche Lehre, der zufolge der ewige Gott Alles aus Nichts zum Wohle des Menschen durch das Wort (Logos) schuf. Diesen Logos hatte Gott als Gehilfen bei allen seinen Schöpfungen, und durch ihn machte er Alles. Dieser wird Anfang genannt, weil er über Allem ist und Alles regiert, was durch ihn geschaffen wurde. Indem nun dieser, der Geist Gottes, der Anfang, die Weisheit und Macht des Höchsten war,

3) 1. 2. c. 1-4.

kam er auf die Propheten herab und sprach durch sie von der Schöpfung der Welt und allem Anderen. Denn die Propheten waren nicht, als die Welt entstand, sondern die Weisheit Gottes, die in ihm war, und sein heiliger Logos, der sich immer bei ihm befand (c. 10.). Die Schöpfungsgeschichte erzählt er wörtlich nach Genes. 1. 3-31. (c. 11.) und fügt ihr eine meistens allegorische Erklärung bei. Die drei Tage vor Erschaffung des Lichtes sind ein Abbild der Trinität, Gottes, des Wortes, der Weisheit (c. 15.). Gott segnete die Thiere des Wassers zum Zeichen, daß die Menschen durch das Bad der Wiedergeburt Nachlassung der Sünden erhalten (c. 16.). Auch die Schöpfung des Menschen und den Sündenfall gibt er mit den Worten der Genesis wieder (c. 20. 21.). Die Capitel 22-29. enthalten Bemerkungen zu diesen Schriftworten. Der Mensch weder sterblich noch unsterblich und frei erschaffen, konnte durch Beobachtung des göttlichen Gebotes sich der Unsterblichkeit, durch Uebertretung sich des Todes würdig und theilhaftig machen (c. 24. u. 27.). Vom Teufel verführt fündigte er und derselbe Menschenmörder verleitete auch Kain zu seiner That (c. 29.). Sofort geht er auf Abel und die Patriarchen über, Noe und die Fluth bis zur Zerstreuung der Völker (c. 30. 31.). Mit ihr begann der Gößendienst. Gott aber der Vater und Schöpfer des All verließ die Menschheit nicht, sondern gab das Gesetz und fandte die Propheten, um den Menschen die Wahrheit zu verkündigen. Von ihnen belehrt enthalten wir uns des Gößendienstes, Ehebruches, Mordes zc. entgehen dadurch der ewigen Strafe und erlangen das ewige Leben (c. 34.). Selbst Heiden haben dieses zum Theil erkannt. Abgesehen von der Sibylle (c.. 36.) sagen einige Dich= ter, daß die Gottlosen nach Maßgabe ihrer Werke gestraft werden (c. 37. 38.).

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Dieses der Inhalt des zweiten Buches; er stimmt der Hauptsache nach mit dem des ersten überein. Die Lehren von Gott, der Schöpfung und Regierung der Welt wird vorgetragen, wie die von der Vergeltung, an die er Sittenlehren anknüpft. Doch findet sich mancher interessante Unterschied.

Zuerst verdient die Art und Weise des Unterschiedes Beachtung, die von der des ersten Buches abweicht. Dort beruft sich Teophilus auf die Werke der Schöpfung. Die Natur ist gleichsam das Buch, in dem Autolycus lesen und aus dem er Gott erkennen soll. Hier führt er die h. Schrift an, die er durch allegorische Deutung geistig erklärt. Es liegt diesem der Fortschritt von dem Uebergange von der natürlichen Offenbarung zur positiven zu Grunde.

Hiemit steht der Inhalt des zweiten Buches, gegenüber dem des ersten, im Einklange. Die Lehre von Gottes Wesen im Allgemeinen

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