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wies die Anklage, weil sie sich auf eine religiöse Lehrstreitigkeit bezog, als gar nicht vor sein Tribunal gehörte, ab und der jüdischen Instanz zu, wors auf die heidnischen Gerichtsdiener an dem Synagogenvorsteher Sosthenes ihren Muthwillen ausließen (18: 12-17.). Von da an blieb der Apostel noch geraume Zeit (V. 18.) in Korinth und machte zugleich, wie man aus 2 Kor. 1: 1. vgl. Róm. 16: 1. schließen muß, entweder selbst Ausflüge in die benachbarten Ortschaften der Provinz, oder schickte seine Schüler dorthin. Nach anderthalbjährigem Aufenthalt reiste Paulus zum vierten Male nach Jerusalem und Antiochien, trat dann nach kurzem Besuche seine dritte große Missionsreise an und wählte Ephesus, die bedeutendste Handelsstadt von Kleinasien, zum Schauplah einer längeren, fast dreijährigen Wirksams keit von a. 54-57 ( Apg. 19: 1 ff.). Hier erhielt er betrübende Nachrichten über die Gemeinde von Korinth. Es hatte sich nämlich daselbst zwar das christliche Leben vorzugsweise in seinem Reichthum und Glanz ents wickelt, und die Gemeinde prangte in dem mannigfaltigsten Schmuck der Geistesgaben, wie ein von der Frühlingssonne beschienenes Blumengefilde (1 Kor. 1: 5—7. c. 12. u. 14. 2 Kor. 8: 7.). Allein es fehlte an gedieges ner Durchbildung und gründlichem Ernste, es war dem Evangelium nech nicht ganz gelungen, den alten griechischen Adam völlig zu überwinden und zu heiligen, und so hatten sich allerlei Gebrechen eingestellt theils durch die Nachwirkung der früheren Lebensweise und hellenischen Eigenthümlichkeit, theils durch den Einfluß fremder Lehrer, nämlich des Apollos, der im Wesentlichen das Werk des Paulus fortsette, und einiger Judaisten, welche dasselbe wie in Galatien, nur in feinerer Weise, zu untergraben suchten. Paulus schrieb daher einen verloren gegangenen Brief, welcher eine Warnung vor dem Umgang mit unzüchtigen Scheinchristen enthielt.*) In ihrer Ants wort legten ihm die Korinther ihre Bedenken über die Ausführung dieses Befehls, den sie etwas zu weit faßten und auch auf die nicht zur Gemeinde gehörigen Lasterhaften ausdehnten, so wie zugleich streitige Fragen der Ges meinde über die Ehe, den Genuß des Opferfleisches und die Geistesgaben vor. Durch diese Antwort und die Ueberbringer derselben erhielt er nech genauere Nachrichten, sandte den Timotheus nach Korinth in der Absicht, selbst bald nachzufolgen (1 Kor. 4: 17. 19., 16: 10., vgl. Apg. 19: 21. 22.), und schrieb, etwa um Ostern des Jahres 57, kurz vor seiner Abreise von Ephesus (vgl. 1 Kor. 16: 8., 5; 7. 8.), unter vielen Thränen und schwes

*) daß die Worte ezpaşa îuiv iv ey inistory 1 Kor. 5: 9. auf einen früheren Brief hinweisen, wird jest allgemein von den Auslegern angenommen. Ebenso entschieden ist aber auch die Unächtheit des Briefs der Kerinther an Paulus und der Antwort des Paulus, welche die armenische Kirche aufbewahrt. Denn diese handeln von ganz andern Dingen, als woven der verlerengegangene Brief des Paulus nach 1 Kor. 5: 9—12. gehandelt haben muß, und erweisen sich als eine unselbstständige Compilation.

rer Bekümmerniß (2 Kor. 2: 4.) einen langen Brief, welcher uns in den lebendigen Mittelpunkt einer sich bildenden Christengemeinde einführt und einen glänzenden Beweis von seiner Lehrweisheit und der alle Hindernisse überwindenden Gotteskraft des Evangeliums gibt.

Nach der Belobung der Gemeinde wegen des Reichthums ihrer geistlic chen Gaben greift der Apostel zuerst 1 Kor. 1: 10 ff. die Spaltungen an, welche sich unter ihnen gebildet hatten, und welche er aus dem Hochmuth und aus der Ueberschäßung menschlicher Gaben und Eigenthümlichkeis ten ableitet. Wir erkennen darin die große Beweglichkeit, den politischen Parteigeist und die philosophische Zanksucht der Hellenen, auf christlichen Boden verpflanzt, eine Eigenthümlichkeit, welche die griechische Kirche einerseits befähigte, in den Lehrstreitigkeiten der ersten Jahrhunderte eine höchst wichtige Rolle zu spielen, aber zugleich auch Eine der Hauptursachen ihres späteren Zerfalls war. Der Apostel erwähnt vier Parteien V. 12. Die Eine nannte sich nach Paulus, die andere nach Apollos, die dritte nach Kephas oder Petrus, die vierte nach Christus und zwar ebenfalls im sectirerischen Sinne. Es läßt sich von vorne herein denken, daß die beiden ersten Parteien vorzugsweise aus dem größeren heidenchristlichen Theik der Gemeinde bestanden, daß der Name des Petrus zum Leesungswert der Judenchristen gemacht wurde, während die Christuspartei, die sonst im N. T. nicht wiederkehrt, in ein gewisses Dunkel gehüllt ist und zu sehr verschies denen Deutungen Veranlassung gegeben hat.*)

1. Die paulinische Partei, welche wohl die zahlreichste war und sich im Gegensah gegen die anderen Richtungen bestimmter ausprägte, bielt sich zwar wohl an die Lehre des Apostels, stellte aber dieselbe auf die Spite, rühmte sich im alleinigen Besitze der wahren Erkenntniß und Geistesfreiheit ju sein, stieß die beschränkteren Judenchristen, die dech auch ein wehlbegründetes Recht hatten, schroff und lieblos von sich ab, verspettete ihre Bedenklichkeiten und ärgerte ihr Gewissen, der apostolischen Verordnung Apg. 15. juwider, durch den Genuß des Göhenopferfleisches (1 Kor. 8:1 ff., 9: 19. ff., 10: 23 f.).

2. Die zweite Partei shaarte sich um Apollos (Apollonius), einen alexandrinischen Juden, der bald nach dem ersten kurzen Besuche des Paus lus in Ephesus nach dieser Stadt gekommen war und, obwohl damals bles ein Schüler Johannis des Täufers, mit glühender Begeisterung das Mess

*) Es sind hier, neben dem Werke von Neand e r I S. 375 ff. und den neueren, Commentaren über die Kerintherbriefe ven Billreth, Rückert, DIS: hausen, Meyer, de Wette, besonders auch einige gelehrte und scharffinnige Abhandlungen von Dr. Baur in der Tübinger Zeitschrift, wieder abgedruckt in seiner Monographie über Paulus S. 260-326, zu erwähnen welche die Frage nach der Christuspartei auf's Neue angeregt haben.

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siasreich in der Synagoge verkündigt hatte. Von Aquila und Priscilla im Christenthum genauer unterrichtet, reiste er mit Empfehlungen versehen nach Korinth, lehrte daselbst einige Zeit mit großem Beifall und begab sich dann wieder nach Ephesus, wo er mit Paulus persönlich zusammentraf (Apg. 18: 24-28., 1 Kor. 1, 12., 3: 4.22., 4: 6., 16:12.). Lufas nennt ihn einen beredten und schriftgelehrten Mann (Apg. 18: 24. 28.), und Paulus spricht ebenfalls sehr günstig von ihm, als von einem treuen Mitarbeiter, und ermahnte ihn zur Rückkehr nach Korinth. Man kann daher sicher schließen, daß sich Apollos im Wesentlichen der paulinischen Auffassung des Christenthums anschloß und auf diesem Fundamente weiter baute. Der Uns terschied zwischen beiden bestand nicht im Geiste und im Ziele, sondern bloß in der eigenthümlichen Begabung und in der Form der Wirksamkeit. Paus lus war besonders geschickt zur Gemeindegründung oder, wie er sich bildlich ausdrückt, zum Pflanzen, Apollos zur Weiterbildung oder zum Begießen (1 Kor. 3: 6.). Dazu kam, daß dieser wahrscheinlich wie man aus seiner Herkunft und den ihm von Lukas und Paulus beigelegten Prädicaten schließen kann die Schule der alexandrinisch-jüdischen Religionsphilosophie durchgemacht und eine größere Fertigkeit in der griechischen Sprache, einen mehr rhetorischen Vortrag hatte.*) Daher halten ihn auch manche Ges lehrte, zuerst Luther und neuerdings Bleek, Tholuck und de Wette, aber freilich ohne alle Stüße in der patristischen Tradition für den Verfasser des Hebräerbriefs, der sich durch schönen Styl und geistvolle alles gorische Auslegung auszeichnet. Die Gebildeten unter den Korinthern legten nun aber auf diese Eigenthümlichkeit ein allzugroßes Gewicht und blickten mit Geringschäßung auf die mehr einfache und ungeschminkte Predigt des Kreuzes herab. Wir finden hier den Keim der späteren alerandrinischen Schule eines Clemens und Origenes, welche einen ungebührlichen Gegensat zwischen Gnosis und Pistis, zwischen philosophischen und populären Christen statuirte. Höchst wahrscheinlich ist daher die Polemik des Apostels gegen die Weisheitssucht der Griechen, gegen ihre Ueberschäßung der Erkenntniß und einer glänzenden Sprache (1 Kor. 1: 18 ff., 2: 1 ff.) zwar nicht für Apols los selbst, der die wahre Weisheit von der falschen gewiß zu unterscheiden wußte und den Redeschmuck bloß als Mittel für höhere Zwecke benußte, wohl aber für seine übertreibenden Schüler berechnet.

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3. Den Paulinern und Apollonianern, welche mithin beide auf dem

*) Wir wellen damit keineswegs sagen, daß Apelles begabter war, als Paulus; vielmehr war dieser ihm an Geist, Tiefsinn und dialektischer Beweiskraft ge= wiß überlegen, und auch seine Darstellung hat eine seltene Energie und Präcision. Allein seine Gaben hatten nicht die blendende Außenseite, sein Vertrag nicht die Eleganz, welche dem kerinthischen Geschmack befenders zusagte, und dazu kam, daß er gerade in Korinth abfichtlich alle menschliche Kunft hinter der Gotteskraft des Evangeliums zurücktreten ließ.

Etandpunkte des Heidenchristenthums standen, aber in der Form der Auffassung und Darstellung differirten, trat die Keph as partei gegenüber. Zu dieser wendet sich Paulus vom 9ten Kap. an und gegen sie polemisirt er auch häufig bald direct, bald indirect, auf eine äußerst feine Weise im zweiten Briefe an die Korinther. Sie bestand aus Judenchristen, welche sich nicht von ihren alten gefeßlichen Vorurtheilen losreißen und zur Freiheit des Evangeliums erheben konnten. Doch scheinen sie nicht die Beschneidung und die Beobachtung des ganzen Ceremonialgefeßes zur nothwendigen Bedingung der Seligkeit gemacht zu haben, wie die galatischen Irrlehrer. Wenigstens rückten sie damit nicht heraus, weil die Hellenen für ein so schroffes pharisäisches Judenthum keine Empfänglichkeit hatten. Sie verführen also vorz sichtiger und richteten ihre ganze Pelemik gegen das apostolische Ansehen des Paulus. Hatten sie erst dieses untergraben, so konnten sie dann schon einen weiteren Schritt wagen. Sie stellten dem Paulus, als einem illegitimen Pseudoapostel, diejenigen Apostel als die allein wahren gegenüber, welche mit Chrifte in persönlichem Umgang gestanden, von Ihm Selbst in den Tagen Seines Fleisches berufen und unterrichtet worden waren, vor allem den Petrus, dem der Herr einen gewissen Vorrang ertheilt hatte. Natürz lich stimmte Petrus mit ihnen nicht überein, so wenig, als Paulus mit dem Leichtsinn der Pauliner, und Apollos mit dem Weisheitsdünkel der Apollonier; seine hervorragende Stellung unter den Judenaposteln wurde gegen feinen Willen von den Irrlehrern für ihre Zwecke gemißbraucht.

4. Weit schwerer läßt sich die Eigenthümlichkeit der Christ us partei, der of roi Xpistol, bestimmen, weil es an sicheren Hindeutungen auf dies felbe fehlt. Hätten sich die Christiner im guten Sinne so genannt, wie auch Paulus im Gegensah gegen alles Sectenwesen und alle Menschenknechts schaft bloß ein Schüler Chrisři sein wollte, 1 Kor. 3: 23., so wäre man aller weiteren Untersuchung überhoben. Allein dann hätte sie Paulus den andern Parteien als Muster vorgehalten, was er nicht thut. Vielmehr zählt er sie als Secte neben den drei andern Secten auf und fährt gleich im tadelnden Sinne fort: "Ist denn Christus zerstückelt? (1 Kor. 1: 13.), Daraus muß man schließen, daß die Christiner Christus Selbst zum Pars teihaupt machten und als Eectennamen mißbrauchten, ähnlich wie die nordamerikanische Secte der Christians und der Disciples of Christ, eter ähn lich wie die Weinbrennerianer sich im Gegensah gegen die übrige Christens welt den anmaaßenden Titel: „die Kirche Gottes beilegen. Damit wiss sen wir jedoch noch sehr wenig über ihren eigenthümlichen Charakter, da der Name Christi und die Berufung auf die Bibel bis auf den heutigen Tag zum Dekmantel aller möglichen Irrthümer hat dienen müssen. Es sind darüber besonders vier Ansichten von Storr, Baur, Neander und Echenkel aufgestellt werden, die eine nähere Berücksichtigung verdienen, obwohl ich keine zu absoluter Gewißheit erheben läßt.

Wenn man davon ausgeht, daß es im apostolischen Zeitalter zwei große Gegensäte gab, das Heidenchristenthum und das Judenchristenthum, und die Keime der ihnen entsprechenden Håresieen des Gnosticismus und Ebionitiss mus, ferner daß die beiden ersten korinthischen Parteien bloße Schattiruns gen der heidenchristlichen Richtung waren: so liegt der Schluß nahe, daß auch zwischen den zwei lehten Parteien kein wesentlicher Unterschied Statt gefunden habe, und die Christiner mithin zu den Judenchristen gezählt wers den müssen. Diese Ansicht läßt aber wieder zwei Modificationen zu. Storr*) nimmt an, sie haben Jakobus, den Bruder des Herrn (Gal. 1: 19.), ju ihrem Parteihaupt gemacht und auf dieses Verwandtschaftsverhältniß großes Gewicht gelegt. Darauf spiele das Christum nach dem Fleische kennen 2 Kor. 5:13. an, und darum nenne Paulus die Brüder des Herrn 1 Kor. 9: 5. und den Jakobus insbesondere neben dem Petrus 1 Kor. 15: 7. Allein in diesem Falle hätten sie sich vielmehr oi rod xvpiov oder oi rov Izsoй oder noch bestimmter oi zov 'Iaxúßov (vgl. Gal. 2: 12.) nennen müssen. Auch müßte man von den Anhängern des Jakobus erwarten, daß sie das Gesch noch weit stärker betont hätten, als die Petriner, und doch bekamps fen die Korintherbriefe nirgends eine so streng geschliche Richtung. Daher hat Baur die Christuspartei geradezu mit der Petruspartei identificirt. Dieselben Glieder der Gemeinde, so meint er, nannten sich nach Kephas, weil dieser an der Epiße der Judenapostel stand, und zugleich nach Chriz tus, weil sie die unmittelbare Verbindung mit Christo zum Hauptmerkmal der apoftolischen Autoritát machten und eben daher den erst später aufges tretenen Paulus nicht als ebenbürtigen Apostel anerkennen wollten. †) Diese Auffassung sucht Baur durch alle die Stellen zu begründen, in wel chen Paulus nachweist, daß er mit demselben Rechte, wie irgend ein Ans derer, sich einen Apostel Christi nennen könne, besonders durch 2 Kor. 10:7. Aber so plausibel auch seine Sypothese ist, so steht ihr dech der Umstand entgegen, daß Paulus die Petriner und Christiner als zwei Parteien bes ¡eichnet, sie also von einander unterscheidet.

Geht man dagegen vom Namen der Christuspartei aus, fo gelangen wir am natürlichsten zu der Ansicht, daß sie alle menschliche Autoritát in anmaaßender Willführ verwarf und im Gegensaß gegen die Anhänger irgend eines Aposřels, im Gegensaß gegen die von Gott selbst geordnete Vermittlung, sich bloß an Christum halten wollte, ähnlich wie sich viele Secten älterer und neuerer Seit im Gegens saß gegen die Kirchenlehre und alle Symbole bloß auf die Schrift berufen,

*) Opusc. acad. II. p. 246. Derselben Meinung felgen Flatt, Bertholdt, Hug und Heidenreich.

1) Paulus, S. 272 ff. Dieser Ansicht sind im Wesentlichen Billroth in seis nem Commentar zu den Korintherbriefen, Credner in seiner Einleitung in's N. Z. und Schwegler, Nachapest. Zeitalter I. S. 162 beigetreten.

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