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XVIII. Marien rosenkranz.

Aus der Nürnberger papierhandschrift, Cent. VI. 43, in 8o, aus dem fünfzehnten jahrhundert, mit der überschrift Crinale virginis virginum. das gedicht gehört der ersten hälfte des vierzehnten jahrhunderts an und ist von einem fränkischen dichter verfasst. die handschrift hat ei au u eu für i ou uo iu. 1 für ei scheint der reim mitlerin schrîn 7. 8 zu beweisen, wiewohl die handschrift mittlerein liest: ich habe daher die mhd. schreibung durchgeführt. daneben aber brechen schon die jüngern laute hervor in durchstrewet frewet : vernewet (für verniwet) 40-42. Die nichtbeachtung der quantität zeigt sich in rigel : ingesigel spigel 52-54. hinneigung zum mitteldeutschen vocalismus in zuht fruht versûcht, wofür ich in der anmerkung genuht vorgeschlagen habe. ferner in met durchnêt gebet 34-36 und in dem ausgeworfenen h, derråten: trâten nåten 103-105, für nâhten: denn so ist für das handschriftliche karten zu lesen. Ein gedicht Marien rosenkranz findet sich in einer Wiener hs. (Hoffmann s. 347).

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XIX. Marien rosengarten.

Aus der Nürnberger papierhandschrift, cent. VI. 43, in 8o, aus dem fünfzehnten jahrhundert, ehemals dem Katharinenkloster in Nürnberg gehörig. überschrift Dit sint funffczig edeler grüsze vnser lieben frauwen dy man nennet marian rosengarten den sullet ir geystlichen ynnigen swestern gerne lesen czu lobe marian der wirdigen iungfrauwen. hierauf noch folgende bemerkung Ich begere auch von eyner iglichen ynnigen swestern eyn eynigsz aue maria vmme godis willen, und einiges andere.

Das gedicht, in mitteldeutschem dialekte, wahrscheinlich in der heutigen provinz Sachsen in der ersten hälfte des vierzehnten jahrhunderts verfasst, zeigt im versbau die freiheiten der niederdeutschen poesie, indem zwar die vier ursprünglichen hebungen beibehalten sind, die freiheit der senkungen aber über die grenzen der regeln für hochdeutsche dichter jener zeit ausgedehnt ist. In wie weit das niederdeutsche in Staphorsts hamburgischer kirchengeschichte gedruckte gedicht use leven frouwen rosenkranz (105 verse) stimmt, kann ich nicht beurteilen, weil mir das buch nicht zur hand ist. die fünfzig gruz vnser Frauwen in dem register der Würzburger handschrift nr. XI (Ruland s. 9) sind wol die auch in der Heidelberger hs. 341 stehenden und von Pfeiffer herausgegebenen Mariengrüsse.

a å reimen in hân: an 55. bach entphâch 193. stat: hât 63, wo wol verkürzung in hat anzunehmen ist. a für o in wane für wone 100. ader 123. sal 188. 195. vgl. auch begåben loben 47. a für æ in salde (sælde): enthalde 57. e für i in gesterne derne 19. hemel immer. frede mede 159. henfart 167. o für e in der vorsilbe o für u in son môn 17. u für iu in sunde frunde 51. 121.

vor.

177.

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für uo in heiltum: kum 189. à steht unorganisch verlängert in gnåden beladen 145. ↑ wird verkürzt in gedichte gebichte 173. steht für å in son môn 17. û für uo in trûwe: rûwe 143. getrûwe : rûwe von consonanten ist h zu bemerken, das für g steht in pflicht : gericht 31. aus- und abgeworfen wird h in hân: vorsmån 199. geschê erste 67. è: flè 97. gên: besên 7. unvorsên 91. gêt flêt 59. d für t in beweisendem reime frede mede 159. ausserdem in godis. s reimt auf z in wîz paradis 33, spricht somit gegen niederdeutschen ursprung des gedichtes. der genitiv flectiert in is statt es, godis tôdis u. s. w. der infinitiv geht zuweilen in e aus. salde enthalde 57. far schar 195. frouwe schouwe 109. doch vgl. henden : sende 181. daher ist vielleicht ʼn beizubehalten und ungenauigkeit des reims anzunehmen. ein ungenauer reim ist auch henfart: wât 167.

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XX. XXI. Stabat mater.
1. 2.

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Zwei von den bisherigen verschiedene deutsche bearbeitungen, die erste aus der Nürnberger papierhandschrift des fünfzehnten jahrhunderts, cent. VII. 24, in 8o; die zweite aus cent. VI. 100, papier, 15. jahrh., in 8o. die erste stimmt theilweise zu der des mönchs von Salzburg, die nach der Münchener handschrift, cod. germ. 715, in den altdeutschen blättern 2, 336 und darnach von Hoffmann, kirchenlied nr. 198, abgedruckt ist. namentlich sind zu vergleichen 4-6 mit 1, 4– 6; 7—12 mit 2, 1—6; 22-24 mit 4, 4—6; 25-30 mit 7, 1—6; 37-39 mit 8, 1-3; 46-48 mit 9, 4-6; 49-51 mit 10, 1—3; 55 -60 mit 11, 1—6. so vielfältige übereinstimmung stellt es ausser zweifel, dass eine verwandschaft und theilweise entlehnung bei beiden bearbeitungen stattfindet. diese kann nun entweder daher rühren, dass der mönch von Salzburg eine ältere übersetzung benutzte oder seine eigene übersetzung noch einmal umarbeitete. eine deutsche übersetzung des stabat mater gab es vielleicht schon in der mitte des 13. jahrhunderts: die von Pfeiffer herausgegebenen Mariengrüsse stimmen an einer stelle (zeitschr. 8, 287)

vrewe dich, vrowe, durch dîne séle
dranc ein swert von jâmers quêle,
dô dû dîn kint sæhe hangen

an des hêren kriuzes spangen.

vgl. stabat mater 1, 4-6. 2, 4-6.

Indessen dünkt mich die zweite annahme, der mönch habe seine eigne übersetzung noch einmal umgearbeitet, wahrscheinlicher. er behielt in der ersten recension manche lateinische ausdrücke bei, die in der zweiten durch deutsche ersetzt wurden. so tormente gente 19. 20. amare (: klare) 44. dagegen hat er in beiden recensionen die lateinische form gebenedict (gebenedictet schreibt Hoffmann) statt gebenedeit beibehalten. ein zweiter punkt der jüngern recension bezieht sich auf ent

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fernung stumpfer reime, wo das original klingende hat, wie 13., 14 = 3, 1. 2; 16. 17 = 3, 4. 5; 31. 32 fehlen in der zweiten recension; 40. 8, 4. 5. doch sind nicht alle stumpfen reime entfernt worden, wenn auch Hoffmanns text scheinbar nur klingende hat, vgl. 7. 8. 22. 23. 46. 47. die abwerfung eines e am schluss, um stumpfe reime zu gewinnen, entspricht der mundart. Der Nürnberger text (1) stimmt mit dem bei Mone (hymnen 2, 147) gedruckten lateinischen in der zahl und reihenfolge der strophen überein, während der jüngere des mönchs von Salzburg nach der vierten strophe zwei nicht im lateinischen texte enthaltene, daher unechte, einschiebt, dagegen die echte sechste strophe nicht enthält.

Die zweite bearbeitung des stabat mater stimmt ebenfalls theilweise mit einer bisher nur gedruckt vorhandenen übersetzung, Hoffmanns kirchenlied nr. 199 (s. 349). es entsprechen sich 1-6 und 1, 1—6; 7— 8 und 2, 1. 2. im übrigen steht diese zweite bearbeitung selbständig da. sie unterscheidet sich von den bisher bekannten dadurch, dass in der dritten und sechsten zeile der strophe die reime meist fehlen, vgl. 9. 12. 15. 18. 27. 30. 33. 36. zwei halbstrophen fehlen ganz, -24. 40-42. vom lateinischen texte fehlen die siebente und neunte strophe: umgestellt sind die dritte und vierte. stumpfer statt klingenden reimes findet sich nur 19. 20, wo man indess auch mit der handschrift gesparen paren lesen darf. auch diese übersetzung gehört dem 14. jahrhundert an.

vers 22

Die handschrift, die die erste bearbeitung enthält, bietet ausserdem von geistlichen gedichten und reimereien noch folgendes.

1) ein glossiertes Ave Maria, das auch cod. Will. II. 19 (sieh oben s. XLVIII) enthält, anfangend

Ave, bisz gegrusset von rechter lieb rayne mayt,

gedenck der wort die dir der engel Gabriel hat gesayt,

ich pit dich wirck mit mir dein parmherczigkeit.
Maria, du edel hochgelobte keysserin vnd kvngio,

du bist aller gnaden vnd tugent ein voller schrein,

ach wer ich wirdig alle zeit dein lober vnd diener zu sein.

sieben solche dreizeilige strophen.

2) Das heimlich aue maria von eine kartheuser gemacht der junckfrawen zu ern.

Aue gegrusst seistu maria du wirdige muter schon,

du pist der junckfrawlicher keuscheit ein gezierte kron,
nim auf vnser lop, o du aller edleste jungfraw,

erwirb vns armen sundern der gnaden taw,

daz wir dich allezeit mugen loben mit andacht:

mach vns zu deinen wirdigen dienern tag vnd nacht.
Maria pistu von got wirdigcleich genant,

dein nam ist in aller cristenheit wol bekant,

du pist des meres stern vnd der werkt starcke erlöszerynn,

der heiligen trinitat ein hoch wirdige tragerin,

o zarte tochter Anne, du spigel der cristenheit,

erwirb mir rechte rew, wann mein sünden sein mir layt.

zwölf sechszeilige strophen.

3) Die zwelff ynnigkeit einer pussenden sele.

Ich klag mit gantzer ynnigkeit

dir, maria muter reinē mait,
meins hertzen grose swer:
gnad ich von dir beger.

ich weiss nit wez ich beginnen sol,
die werkt ist grosser sünden vol.
hilff mir daz ich mein zeit vertreib,

daz ich ye deines kindes kint beleib

vnd das ich dein genad erwerb:

hilff kewsches liep, das ich nicht verdamlich sterb.

zwölf solche strophen.

4) Marie rosenpawm.

O Maria maget mynnigcleich,

o muter aller genaden reich,

des paradises süssigkeit,
ein kron aller miltigkeit,

du pist der maid gymme,

ein engelische stymme.

dieses gedicht, wol noch dem dreizehnten jahrhundert angehörig, findet sich auch in einer handschrift des germanischen museums (nr. 3908), pėrg. 14. jahrh., in 12o. ferner in einer zweiten Nürnberger handschrift, cent. VI. 43. p., pap. 15. jahrh., 4o, mit dem anfang O fraw vnd magt mynnickleich. mit demselben anfang in einer dritten Nürnberger handschrift, cent. VII. 62., pap. 15. jahrh., 16o. und endlich mitten in einem Mariengedichte, welches aus einer handschrift der rhedigerschen bibliothek in Breslau (perg. 14. jahrh.) Th. Jacobi in Haupts zeitschrift 3, 130 mitgetheilt hat. ich habe in der anmerkung zur erlösung 2528 eine stelle daraus abdrucken lassen.

5) Die siebenzehn klagen Marias. Die erst klag.

O du gewaltige himelische keysseryn reyn,
ich erman dich der ersten clagen dein.

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nach der schlussrede sind diese 17 klagen von einem karthäuser (demselben der nr. 2 dichtete?) aus verschiedenen büchern gezogen. 6) Dez himels beschewligkeit zu de ersten wy du solt daz ewig leben begern.

O du frewden reiches wunnigklichs ewigs vaterlant,

O du gotlichs himelreich, las mich in dir werden bekant.

27 solche reimgebete, als 28. das stabat mater.

XXII. Ave praeclara.

Aus der Nürnberger papierhandschrift, cent. VI. 86, fünfzehntes jahrhundert, in 8°. doch ist das gedicht selbst noch im vierzehnten jahrhundert entstanden. wahrscheinlich ist die übersetzung älter als die des mönchs von Salzburg, die sich in der Wiener papierhandschrift 2856 und in der Münchener, cod. germ. 715 (altd. blätt. 2, 332) findet. nach der Wiener bei Kehrein, kirchen- und religiöse lieder, s. 160 —164, mit dem lateinischen texte abgedruckt. der text der Nürnberger handschrift scheint am meisten mit dem einer Breslauer I. 4o. 466. bl. 40. (Hoffmann, kirchenlied nr. 128) zu stimmen. eine ältere übersetzung des vierzehnten jahrhunderts hat Diemer (gedichte des 11. und 12. jahrhunderts) bruchstückweise bekannt gemacht. Wiewol nach Hoffmanns ausdruck es 'vergebliche mühe' sein würde, den text, selbst mit vergleichung der verschiedenen handschriften, wiederherzustellen, so habe ich doch nach der einen den versuch gemacht, die zwar auch einen vielfach entstellten text bietet. der von Mone (hymnen 2, 355) mitgetheilte lateinische text stimmt im wesentlichen. manchmal die versabtheilung eine andere: so ist gleich in dem ersten absatze zu trennen

Ave praeclara maris stella,

in lucem gentium, Maria,
divinitus orta.

nur ist

Die form des deutschen gedichtes ist vollständig die des deutschen leiches. die einzelnen absätze zerfallen in zwei gleiche hälften, wie es im lateinischen troparium gleichfalls ist. der deutsche text schliesst sich, wie bemerkt, genau an die form des lateinischen an: dèr einzige unterschied besteht in dem willkürlich bald gesetzten, bald weggelassenen auftakte, wie v. 6. 12 u. s. w., der auch in den hälften der einzelnen absätze sich nicht genau entspricht. ebenso die inreime, die in dem lateinischen, überhaupt nur theilweis gereimten originale ganz fehlen. abweichungen, die auf einen andern dem übersetzer vorliegenden text schliessen lassen, als die von Mone verglichenen liefern, sind folgende, denen ich bemerkungen über einige verdorbene stellen des deutschen textes anreihe. vers 5. 11 im lateinischen

quae non aperta.
regina coeli.

im deutschen mit drei hebungen. 8 indutum carne nes, im deutschen mit vier hebungen. v. 18. 19 =

14 agnosce om23. 24 entsprechen den deutschen versen 18-20 = 24-26 in der zahl der hebungen bis auf den weiblichen ausreim der deutschen bearbeitung und sind in beiden texten daher wol als eine zeile zu fassen. vers 29-30 =35-36 im lateinischen mit drei, im deutschen mit vier hebungen. ungenau im deutschen texte entsprechen sich v. 30. 36; letzterem fehlt eine silbe. im fünften absatze wird die versabtheilung des lateinischen textes anders zu machen sein als bei Mone.

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