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verwende. Shelley verzichtet nicht auf seinen Erbteil zu Gunsten seines noch ungeborenen Kindes ,,who might, instead of being a benefactor of mankind, be its bane" (Brief an Miss Hitchener vom 15. 12. 1811). Schließlich bekennt sich Shelley persönlich als Anhänger der freien Liebe, wenn er sich auch äußerlich den Formen der Gesellschaft anzupassen strebt.

2. Shelleys politischer Enthusiasm us.

PJ hat Shelley zu einem Enthusiasten der Reform gemacht. Wissen verbreiten, Freiheit fördern. sich nützlich machen, sind Pflichten, die Godwin von einem Philanthropen fordert, und Shelley will sie erfüllen. Als Schüler in Eton, so versichert er dem Philosophen, habe er die Ideen, die er aus PJ gelernt, unter seinen Kameraden verbreitet (Brief vom 10. 1. 1812). Er bemüht sich, seine Schwester Elizabeth zu den Prinzipien der freien Liebe zu bekehren. Harriet und ihre Schwester Eliza will er zu Proselyten seines Glaubens machen, um sie fortan auf der Liste der Guten, Uneigennützigen und Freien zu führen. Harriet wird von seiner Godwinbegeisterung angesteckt, sie vergleicht den Philosophen mit Sokrates. Shelley weiht Elizabeth Hitchener in PJ ein, so daß er sie Godwin als seine eifrige Schülerin empfehlen kann. Der Bekehrungseifer des Dichters hat auch 1814 noch nicht nachgelassen, als er ernstlich die Möglichkeit erwägt, seine Schwestern zu bekehren und aus den Händen des Vaters zu befreien (Dowden, The Life of P. B. Shelley I 478).

Nicht nur in dem engen Kreise seines Privatlebens, auch in der großen Öffentlichkeit des politischen Lebens will er Propaganda machen. Leigh Hunt macht er den Vorschlag, eine Gesellschaft zu organisieren, welche den Angriffen des Staates auf die Gewissensfreiheit der Bürger Widerstand leisten solle (Brief vom 2. 3. 1811). Dieses Projekt kommt nicht

zur Ausführung, in Irland aber will er sich,,den großen Zielen der Tugend und Glückseligkeit widmen“. Godwins Schriften sind ihm die,.Verbündeten" seines Unternehmens (Brief an Godwin vom 8. 3. 1812). Es ist eine Ironie des Schicksals, daß der Philosoph den Träumer durch seine dringenden Briefe im Januar und Februar 1812 zur Vernunft bringen muß. Shelley unterwirft sich endlich seinem Lehrer,,,the tenderest and wisest of parents" (Brief an Godwin vom 7. 7. 1812).

VI. Zusammenfassung: Dauer und Stärke des Godwinschen Einflusses.

Nach des Dichters eigenem Zeugnis fällt die erste Bekanntschaft mit PJ bereits in die Etoner Schulzeit. Diese Lektüre kann nur vorübergehend und flüchtig gewesen sein. Shelley behauptet zwar, daß er unter seinen Kameraden für Godwins Ideen Propaganda gemacht habe, und daß er deshalb zweimal von der Schule entfernt werden sollte (Brief an Godwin vom 10. 1. 1812); seine jugendlichen dichterischen Versuche jedoch geben von diesem ersten Eindruck des Godwinschen Buches keine Zeugnisse. Wenn Zastrozzi sagt, daß alles, was Lust verschafft, recht ist, und wenn Wolfstein in St. Irvyne den Allmächtigen anfleht, den Blitz auf ihn herabzusenden, „,that a being useless to himself and society might no longer, by his existence, mock him", so weisen diese vereinzelten Bemerkungen vielleicht auf Shelleys erste ethisch-politische Studien hin. Der entscheidende Einfluß Godwins aber beginnt erst in der Oxforder Studentenzeit. Während der Dichter an den Posth. Fragments of Marg. Nicholson arbeitet, wird er an PJ erinnert.

Literarisch tritt die Einwirkung von PJ zuerst in den Irländer Pamphleten hervor und macht sich von

da an in weitestem Maße in Shelleys Werken geltend. In folgenden Prosaschriften zeigt sich Godwins Einfluß am stärksten: Address to the Ir. P., Proposals 1812, Decl. of Rights, Letter to Lord E., Notes to Q. Mab, The Assassins, On the Punishm. of Death, Spec. on Mor.. A System of Government by Juries, Ess. on Chr., Phil. View of Reform. In der übrigen Prosa ist der Godwinsche Einfluß nur hier und dort aufzuweisen, oder er fehlt ganz. Er tritt der Natur der Sache nach in den lyrischen Gedichten zurück. Im Alastor und Adonais ist eine direkte Einwirkung Godwins nicht zu erkennen. In den Cenci will der Dichter ein

gestandenermaßen mit seinen persönlichen Überzeugungen nicht hervortreten (vgl. die Vorrede). Im Epipsychidion steht Godwins Einfluß hinter dem Platos zurück, in den Satiren, in Rosalind a. H. und The Witch of Atlas macht er sich nur wenig bemerkbar. Am stärksten kommt er zur Geltung in Q. Mab, Laon a. C. und Prom. Unb.; deutlich noch, doch schon schwächer ist Godwins Einwirkung auf The Masque of Anarchy und Hellas.

Im Jahre 1812 entlädt sich der Dichter der Weisheit, die er eben aus PJ gelernt hat, in the Addr. to the Ir. P. und Proposals for an Association . . . Er fordert zur moralischen Selbsterziehung auf, ermutigt zum geistigen Widerstand, rät von der Revolution ab und verspricht ein paradiesisches Reich ohne Regierung. Die Decl. of Rights ist zweifellos von den beiden Vorgängerinnen der französischen Revolutionszeit oder von der Erklärung der Rechte Pennsylvaniens, die Th. Paine in den Dissertations on Government mitteilt, angeregt worden. Daß aber der Geist von PJ dem Dichter die Hand geführt hat, beweisen die Artikel 1, 10, 11, 15, 27-31, für welche die Vorlagen keine Parallelen bieten. Der Haß gegen die bestehende Gesellschaftsordnung macht sich Luft in den

Versen der Q. Mab. Der Staat verderbt die menschliche Natur. Ist er nicht mehr vorhanden, so wird die Tugend über das Laster siegen, und Kriege und Krankheiten werden aufhören. Die Assassins scheinen geschrieben zu sein, um das Bild einer glücklichen menschlichen Gemeinschaft zu entwerfen. in der ,,Gerechtigkeit und Wohlwollen" geübt werden, über deren Anwendung die Vernunft des Individuums entscheidet. In On the Punishm. of Death führt der Dichter seine Auffassung über Strafe und Gesetze aus, und in den Spec. on Mor. gibt er die Grundlinien seines moralischen Systems; die Übereinstimmung mit PJ ist oben dargelegt worden. Shelley will das Bild des vorläufig notwendigen Staates in A System of Government by Juries skizzieren, das sich schon durch den Titel als eine Wiederholung der Godwinschen Anschauungen erweist. In dem Ess. on Chr. macht Shelley Christum nicht nur zum Pantheisten, sondern auch zum Individualisten und Sozialisten im Godwinschen Sinne; in den in diesem Essay befindlichen Ausführungen über die Gleichheit und deren Durchführung zeigt sich des Dichters Abhängigkeit von PJ am klarsten.

1817 schreibt Shelley Laon a. C. Dieses Gedicht bietet die ausführlichste Entwicklung der Godwinschen Ideale; der Dichter nennt sie selbst in der Vorrede: ,,Its tendency to awaken public hope, and to enlighten and improve mankind; the rapid effects of the application of that tendency; the awakening of an immense nation from their slavery and degradation to a true sense of moral dignity and freedom; the bloodless. dethronement of their oppressors; vice vice not the object of punishment and hatred, but kindness and pity; the consequences of legitimate despotism; the transient nature of ignorance and error". Ebenso gibt der Geist von PJ die Grundstimmung für den Prom.

Unb. Nicht der Glaube, sondern die Wahrheit wird die Welt überwinden; der Kampf gegen die Tyrannei ist ein geistiger; versucht der Mensch mit seinen intellektuellen und sittlichen Kräften, den Übeln der Welt zu widerstehen, so wird er den Sieg erringen. Leidenschaft, Laster und Tyrannei bestehen nur für eine Zeit; wenn eingesehen wird, daß sie Irrtümer sind. müssen sie vor der Wahrheit weichen. Prom. Unb. ist daher mit Recht eine in Poesie gesetzte ,.Politische Gerechtigkeit“ genannt worden. In dem fragmentarischen Phil. View of Reform faßt der Dichter sein politisches Programm zusammen und gibt uns ein sicheres Zeugnis, wie fest seine politischen Überzeugungen geblieben sind. Wie yor sittlicher und geistiger Kraft Tyrannei zersplittern wird, malt der Dichter in The Masque of Anarchy. Die Freiheit Griechenlands wird, da sie mit dem Schwerte nicht gewonnen worden ist, einst ein unausbleibliches Ergebnis der fortschreitenden Kultur sein; diese Auffassung, die aus den Versen des Hellasdramas klingt, gehört zu den unerschütterlichsten Überzeugungen Shelleys sowie Godwins.

Die starke Einwirkung von PJ auf den Dichter wird durch die Jahre 1812 und 1820 begrenzt, sie erreicht ihren Höhepunkt im Jahre 1815, in dem ein großer Teil der oben genannten Essays entstanden ist, und 1817, 1819, welche Laon a. C. und Prom. Unb. hervorgebracht haben.

Es ist, wenn wir die große Einwirkung bedenken, die ein einzelnes Werk von früher Jugend an hervorgerufen hat, nicht auffällig, daß die ethisch-politischen Anschauungen Shelleys unveränderlich sind. Der Dichter übernimmt ein fertiges System. Die Überzeugungen des Jünglings, der Q. Mab schreibt, sind auch die des Mannes, der ein Werk wie den Prom. Unb. hervorbringt. Shelley rühmt sich selbst in einem

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