zu Homer, Sophokles, Euripides, von Dr. theol. et phil. Philipp Mayer, weil. Schulrath u. Profess. eloqu. am Gymnasium zu Gera, herausgegeben von Professor Dr. Eugen Frohwein. Inhalt: I. Beiträge zu einer Homerischen Synonymik. II. Ueber den Charakter des Kreon in den beiden Oedipen des Sophokles. III. Die Iphigenien des Euripides, Racine und Goethe; ein Beitrag Gera und Leipzig. 1874. Vorwort. Die vorliegenden „Studien" Philipp Mayers sind als Programme des hiesigen Gymnasiums schon einmal gedruckt worden: die Beiträge zu einer homerischen Synonymik stammen aus den Jahren 1842, 1844, 1849 und 1850, von der Charakteristik Kreons in den beiden Oedipen des Sophokles erschien die erste Abtheilung 1846, die Fortsetzung 1848, und die vier Arbeiten über die Iphigenien des Euripides, Racine und Goethe gehören den Jahren 1851 bis 1854 an. Der Grund, weshalb sie jetzt zum zweiten Male herausgegeben werden, ist einfach folgender. Diese Abhandlungen, welche nie in den Buchhandel gekommen oder durch Programmentausch den Bibliotheken zugeführt worden sind, hat das Schicksal der meisten Schulschriften, entweder ganz unbeachtet zu bleiben oder doch bald völlig vergessen zu werden, nicht getroffen. Dafür zeugt der Umstand, dass sie von den verschiedensten Seiten und zwar vielfach von hervorragenden Gelehrten nicht nur Deutschlands und Oestreichs, sondern auch des Auslands noch immer dringend begehrt werden. Da aber die schwache Auflage, in der sie gedruckt worden sind, schon längst vergriffen ist und deshalb den wiederholten Wünschen nicht entsprochen werden kann, so habe ich bei den Erben des heimgegangenen Verfassers zu öfteren Malen allein und zuletzt in Gemeinschaft mit dem Verleger die Frage in Anregung gebracht, ob sie sich nicht entschliessen möchten, diese vielgesuchten Programme zu einem Ganzen vereinigt noch einmal zum Abdruck bringen zu lassen und so nicht nur der Wissenschaft eine werthvolle Gabe zu i erhalten, sondern auch den zahlreichen Freunden und ehemaligen Schülern des Verfassers in ihnen ein liebes Erinnerungszeichen vorzulegen. Die Antwort auf diese Frage giebt das Erscheinen des vorliegenden Buches. Dass ich als dessen Herausgeber gelte, ist ohne mein Zuthun, lediglich auf den Wunsch des Verlegers geschehen. Meine Arbeit an dem Buche besteht nur darin, dass ich einige unbedeutende Irrthümer beseitigt habe und bemüht gewesen bin, die Citate zu rectificiren und, wo es mir möglich war, mit den neusten Ausgaben in Uebereinstimmung zu setzen. Leider sind trotz aller Sorgfalt, die ich angewendet habe, doch noch einige unrichtige Citate stehen geblieben, die ich nach dem am Schlusse beigegebenen Verzeichnisse zu verbessern bitte. Die voraufgeschickte biographische Skizze rührt nicht von mir her: sie hat einen dem Verstorbenen nahe stehenden Mann zum Verfasser. Die in diesem Bande enthaltenen Programmabhandlungen sind übrigens nicht die einzigen, die Philipp Mayer geschrieben hat. Ausser einigen Festreden und mehreren Schriften, die sich auf reussische Territorialgeschichte beziehen, besitzen wir noch vier Quaestiones Homericae aus den Jahren 1841, 1843, 1845 und 1847, und vier Particulae vindiciarum Vergilianarum aus den Jahren 1855, 1857, 1860 und 1862. Auch diese Arbeiten sind geschätzt und gesucht, aber ebenfalls fast ganz vergriffen. Vielleicht gehen auch sie später von neuem hinaus und legen zusammen mit den vorliegenden Zeugniss ab von ihrem Verfasser, der nicht nur einen reichbegabten Geist, sondern auch ein edles Herz voll echter Menschenliebe besass. Gera, am 1. Januar (dem Geburtstage Philipp Mayers) 1874. E. Frohwein. 4 Johann Philipp Mayer wurde am 1. Januar 1804 zu Nürnberg geboren. Unter sorgsamer Pflege und gewissenhafter Leitung seiner Eltern, die ihm Vorbilder biederen Sinnes und gesunder Frömmigkeit waren, wuchs er heran. Bei glücklicher Begabung, bei rastlosem Streben und bei dem ihm innewohnenden Zuge nach den höchsten Lebensidealen absolvirte er noch im jugendlichsten Alter stehend den Gymnasialcursus und begab sich, durch ausgezeichnete Zeugnisse empfohlen, auf die Universität Erlangen. Daselbst widmete er sich von den Jahren 1821-1825 dem Studium der Theologie und Philologie und genoss bald das freundliche Wohlwollen seiner Lehrer, deren Namen und Werke weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus bekannt waren, und die heute noch durch die weitere Entwickelung und tiefere Begründung der Wissenschaften, welche sie vertraten, einen Ehrenplatz einnehmen unter den echten Pflegern derselben. Mit reichem, geklärten Wissen ausgerüstet, mit einem scharfen geistigen Blicke und einem sicheren Urtheile begabt, unterzog er sich der ersten theologischen Candidatenprüfung. Er trug die erste Censur als schöne Frucht seines regen Strebens und seines unermüdlichen Fleisses davon. Kurze Zeit danach trat er in das Lehrercollegium des Gymnasiums seiner Vaterstadt ein, zuerst als Vikar, aber schon im nächsten Jahre nach ehrenvoll bestandener Prüfung für das höhere Studienlehramt als wirklicher Lehrer. In ihm erhielt die Anstalt eine neue, frische, belebende und anregende Kraft. Der aufsehenden Behörde war seine sittliche Lauterkeit, seine gediegene und gründliche Bildung nicht entgangen. Im Verlaufe weniger Jahre wurde er in die einzelnen erledigten höheren Stellen befördert und beschloss dort seine Wirksamkeit als Inhaber der vierten Lehrerstelle. Schon im Jahre 1827 hatte ihm die philosophische Facultät an der Universität Erlangen mit der Verleihung des Doctortitels eine hohe Ehre erwiesen und einen |