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potest eloquentem: ita quae dicuntur omnia cum rebus tum personis accommodata sunt; affectus quidem, praecipueque eos, qui sunt dulciores, ut parcissime dicam, nemo historicorum commendavit magis. Vorzüglich ist diese Theilnahme den bedeutenden Personen zugewendet; diese zu würdigen, nach ihrer Individualität zu schildern, ein klares Bild ihrer Stimmung, ihrer Ansichten und Zwecke besonders in einzelnen Situationen zu entwerfen und dadurch auch die Theilnahme der Leser zu steigern betrachtet Livius als eine der bedeutendsten Aufgaben der Geschichte und hat derselben wie wenige entsprochen, was schon von den Alten gerühmt wird, s. Sen. Suas. 6, 21: quoties magni alicuius viri mors ab historicis narrata est, toties fere consum– matio totius vitae et quasi funebris laudatio redditur. hoc semel atque iterum a Thucydide factum, item in paucissimis personis usurpatum a Sallustio, Livius benignius omnibus magnis viris praestitit; und bald nachher: ut est natura candidissimus omnium magnorum ingeniorum aestimator T. Livius, plenissimum testimonium Ciceroni dedit. Diese Lauterkeit, Schönheit, Aufrichtigkeit des Gemüthes geht hervor aus der sittlich-religiösen Richtung desselben, welche sich überall in dem Werke ausspricht, und die Norm für die Beurtheilung von Personen und Thaten bildet; 29, 14, 6: haud parvae rei iudicium senatum tenebat, qui vir optimus in civitate esset: veram certe victoriam eius rei sibi quisque mallet, quam ulla imperia honoresque suffragio seu patrum seu plebis delatos. Als Philosoph musste er sich mit der sittlichen Aufgabe des Menschen und den Grundsätzen der Moral vielfach beschäftigt haben, aber mit richtigem Tacte hält er alle Reflexionen und Betrachtungen dieser Art fern, nur an einzelnen Stellen und mit wenigen Worten lobt er hervortretende Tugenden oder tadelt das Laster, s. 3, 20; 10, 31; 2, 40; 2, 33 extr.; 3, 29; 5, 46; 4, 6 extr.; 22, 54; 30, 42; 24, 18; 26, 26; 42, 47; 7, 37 u. ä.: aber in der ganzen Darstellung lässt er sie so hervortreten, dass der Leser über das Urtheil des Schriftstellers nicht in Zweifel bleiben kann, und überall seine Bewunderung des Edlen, seine Entrüstung über das Schlechte mitempfindet. Bei der allgemeinen Verderbtheit (nuper divitiae avaritiam et abundantes voluptates desiderium per luxum atque libidinem pereundi perdendique omnia invexere), in welche zu seiner Zeit Rom selbst, schon lange vorher die übrigen gebildeten Völker des Alterthums versunken waren, blickt er mit Ehrfurcht und Bewunderung auf die Vorzüge und die sittliche Kraft der grossen Männer der Vorzeit, die ihm als ein Schmuck des ganzen Volkes erschienen,

s. 9, 16: illa aetate, qua nulla virtutum feracior fuit, und Rom zu der Macht und dem Ruhm geführt. haben, dass es alle Völker überstrahlt und beherrscht. Daher steht ihm das römische Volk, so lange es seinen alten Charakter bewahrte, dem Ideale am nächsten, welches die Philosophen von dem Staate entworfen haben, s. 26, 22: eludant nunc antiqua mirantes: non equidem, si qua sit sapientium civitas, quam docti fingunt magis quam norunt, aut principes graviores temperantioresque a cupidine imperii aut multitudinem melius moratam censeam fieri posse; 45, 23, 10. Geduld und Tapferkeit, s. 2, 12: et facere et pati fortia Romanum est; Mässigung im Glück und unerschütterliche Festigkeit im Unglück, s. 30, 42; 22, 33; 37, 54; Grossmuth und Redlichkeit, s. 4, 6; 22, 61; 42, 47; Wahrhaftigkeit und Gehorsam gegen das Gesetz, s. 3, 20; 10, 6; 40; 22, 58; 3, 29; Unbestechlichkeit und aufopfernde Vaterlandsliebe, s. 7, 40; 26, 36; 37, 36, sind wahrhaft römische Tugenden. Daher stellt er den

Römer, wie er ihn geschmückt mit allen Vorzügen im Glanze der Vorzeit anschaut und bewundert, über den gewöhnlichen Menschen, s. 1, 59: quod viros, quod Romanos deceret; s. 7, 13; 22, 14: vir ac vere Romanus u. s. w. ; die römische virtus, Mannhaftigkeit, Gerechtigkeit und Frömmigkeit, ist ihm der Massstab für alle Tüchtigkeit und wahre Grösse. Die sittliche Stimmung tritt dadurch bei Livius in die engste Verbindung mit dem Patriotismus, beide bedingen und heben sich gegenseitig. Auf der Tugend und Kraft des Volkes beruht die Festigkeit, Dauer und Grösse des Staates, s. praef. 9, dieser kann selbst im Unglück nicht erschüttert werden, s. 26, 41: in hac ruina rerum stetit una integra et immobilis virtus populi Romani; er wird bleiben, auch wenn die einzelnen Männer, die ihn stützen, zu Grunde gehen, s. 28, 28, wo Scipio sagt: ne istuc Iuppiter sirit urbem auspicato diis auctoribus in aeternum conditam fragili huic et mortali corpori aequalem esse.

So beruht die Ueberzeugung von der ewigen Dauer Roms und seiner Bestimmung zur Weltherrschaft zunächst auf dem Vertrauen des Volkes zu sich selbst und seiner Kraft; allein sie hat auch einen tieferen Grund, indem sie sich auf den Glauben an die Wahrhaftigkeit und die Macht der Götter stützt, welche die unter ihrer Leitung gegründete Stadt nicht können sinken lassen, s. 1, 16: caelestes ita velle, ut mea Roma caput orbis terrarum sit: proinde rem militarem colant, sciantque et ita posteris tradant, nullas opes humanas armis Romanis resistere posse. Wie Livius diesem Glauben huldigt, s. 1, 55; 5, 54, 7; 9, 19, so fühlt er

Tit, Liv. I. 5. Aufl.

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die hohe Bedeutung der Religiosität der alten Zeit, und achtet, wenn auch bisweilen zwischen den Vorstellungen der früheren und den freieren Ansichten seiner Zeit schwankend, gleichsam mit heiliger Scheu die Volksreligion überhaupt. Diese war von früher Zeit an eigenthümlich ausgebildet, hatte, wenn sie auch weniger das Gemüth erhob, doch das ganze Leben und alle Verhältnisse und Richtungen desselben so durchdrungen und erfüllt, war eine so bedeutende Stütze des Staates geworden, dass, wer ein treues Bild der Vergangenheit geben wollte, diese Seite derselben in ihrer vollen Bedeutung auffassen musste. Livius vor allen fühlte sich schon durch die Stimmung seines Gemüthes und die Bewunderung der früheren Zeit hierzu aufgefordert, und er war in der trostlosen Verwirrung des Staates, die er in seiner Jugend gesehen hatte, und bei der Irreligiosität und dem Abfall von den alten Göttern, die er an seinen Zeitgenossen so oft tadelt, s. 8, 11; 10, 40 u. a., wol zu der Ueberzeugung gekommen, dass nur durch eine Regeneration des Volksglaubens eine glücklichere Zukunft begründet werden könne. Diese Ansicht mochte ihm um so näher liegen, da er, wie sich aus einigen Andeutungen zu ergeben scheint, mit Verwerfung des epicureischen sowohl als des academischen Systemes, welches 10, 40, 10 als eine doctrina deos spernens bezeichnet wird, der stoischen Philosophie sich angeschlossen hatte, welche am leichtesten an die Volksreligion, besonders die römische, sich accommodiren, diese nach ihren Grundsätzen umdeuten konnte. Daher erkennt Livius in dem religiösen Elemente eine der bedeutendsten Seiten des römischen Charakters, und in den zum Theil künstlichen, abgemessenen und oft gemissbrauchten Formen die äusseren Erscheinungen eines innerlichen Bedürfnisses und für ein geordnetes Leben nothwendige Bestimmungen, s. 1, 19, 4; ib. 21, 1. Mit der Einsetzung des Cultus beginnt Romulus die Ordnung des Staates, durch die weitere Entwickelung desselben giebt Numa dem ganzen Leben eine andere Richtung; die religiösen Motive sind fast in allen Reden, die in entscheidenden Momenten gehalten werden, als die wichtigsten dargestellt, bei denen Livius am liebsten und längsten verweilt, s. 4, 3; 5, 51 f.; 6, 41; 29, 18 u. s. w.; die religiöse Gesinnung ist das, was er an seinen Helden am meisten preist, die irreligiöse, was der stärkste Theil trifft, s. 22, 9; 5, 38; 21,63 u. a. Da das ganze Leben des Einzelnen und des Staates von dem Willen der Götter abhing, 9, 1: cum rerum humanarum maximum momentum sit, quam propitiis quam adversis agant diis, dieser sich in vielfachen Erscheinungen offenbarte, und

durch die genaue Beobachtung und Sühnung derselben der glückliche Erfolg der Unternehmungen, ja das Heil des Staates bedingt schien, so war bereits seit früher Zeit (505 u. c.) die amtliche Aufzeichnung der Prodigien den pontifices übertragen worden, und der spätere Geschichtschreiber durfte die seit jener Zeit aufgezeichneten (aus der früheren werden auch von Liv. nur einzelne erwähnt) nicht unbeachtet lassen, weil sich in der Sorge um diese Wunder der religiöse Volksgeist eben so geltend als die Politik sie ihren Zwecken dienstbar machte. Mit Unrecht ist daher Livius deshalb, weil er so viele Prodigien berichtet, oft der Vorwurf der Leichtgläubigkeit und des Aberglaubens gemacht worden. Allerdings erscheinen sie bei ihm mehr als etwas Aeusserliches, er hat es nicht versucht, sie so in die Geschichte zu verweben, dass sie auf den Leser die Wirkung hervorbringen, die sie in der früheren Zeit selbst gehabt haben müssen, sondern lässt nur aus der grossen Zahl und der Art der Wundererscheinungen die ängstliche, beklommene Stimmung der Zeitgenossen erkennen; aber deshalb durfte er dieselben doch nicht übersehen, wenn er das, was die Vorzeit bewegte, treu schildern wollte. Dass es aber nicht Aberglaube war, der ihn zur Aufnahme dieser Erscheinungen bestimmte, spricht er selbst 43, 13 aus: ceterum et mihi vetustas res scribenti nescio quo pacto antiquus fit animus, et quaedam religio tenet, quae illi prudentissimi viri publice suscipienda censuerint, ea pro indignis habere, quae in meos annales referam. Wenn sich diese Bemerkung auch erst ziemlich spät Livius aufgedrängt hat, so zeigt sie doch, in welchem Sinne er, wenn auch früher mit weniger klarem Bewusstsein und nicht ohne Schwanken in seiner Ansicht, im Allgemeinen die Prodigien auffasst, und dass er sie an und für sich wohl zu würdigen wisse. Daher urtheilt er an anderen Stellen freier; sucht zu erklären, warum in gewissen Zeiten so viele Prodigien gemeldet werden, s. 28, 11; 21, 62: multa eo hieme prodigia facta, aut, quod evenire solet motis semel in religionem animis, multa nuntiata, s. 27, 37; 29, 14; 24, 10: quae (prodigia) quo magis credebant simplices ac religiosi homines, eo plura nuntiabantur; unterscheidet die abergläubische Wundersucht und religiöse Schwärmerei von dem einfachen Glauben, s. 4, 30; 5, 21; 7, 3; 24, 44; 25, 1; tadelt es namentlich, dass in gewöhnlichen Erscheinungen Anzeichen des göttlichen Willens gefunden werden, s. 27, 23: Cumis (adeo minimis etiam rebus prava religio inserit deos) mures in aede Iovis aurum arrosere, s. 28, 11; 40, 2 u. a., und macht kein Hehl daraus, dass höher stehende Geister auffallende Er

scheinungen, um auf die Menge zu wirken, als Wunder darstellen, s. 1, 19, 5; 8, 6, 3; 26, 45 9: hoc cura ac ratione compertum in prodigium ac deos vertens; 26, 19. Dass Livius selbst, vielleicht nach der Lehre der Stoiker, geglaubt habe, der Wille der Gottheit könne aus solchen äusseren Zeichen erkannt werden, lässt sich aus den Aeusserungen desselben über den Unglauben seiner Zeit wie 43, 13: eadem neglegentia, qua nihil deos portendere vulgo nunc credant; 10, 40, so wie aus denen, wo er die Bestätigung von Wunderzeichen erwähnt, s. 41, 18: super tam evidentem tristis ominis eventum; 1, 39, 1; 26, 6, 16, abnehmen; doch erkennt er, wie aus den oben angeführten Stellen, s. 28, 11, hervorgeht, nur ungewöhnliche Erscheinungen als vorbedeutend an, und lässt neben den äusseren Zeichen eine gewisse Vorahnung des Zukünftigen gelten, s. 25, 35: maestum quoddam silentium erat et tacita divinatio, qualis iam praesagientibus animis imminentis mali esse solet, s. 26, 20; 41; 45, 1, 6. Mit der Angabe der Prodigien ist eng verbunden die Erwähnung der Sühnungsmittel des in denselben sich aussprechenden Zornes der Götter; deshalb berichtet Liv. in gleicher Weise die Sühnopfer, Supplicationen, Lectisternien, die Gelobung von Spielen und Tempeln u. a. Die Götter selbst erscheinen bei ihm als wirksame Mächte, die den Staat und den Einzelnen, wenn er es verdient, schützen und segnen, die, Zeugen alles dessen, was der Mensch thut, den, welcher sie nicht achtet, verblenden, s. 9, 9, bestrafen, 4, 20, 11; 27, 16; die Verletzung heiliger Gesetze rächen, 21, 10; 30, 42 u. s. w. Allein von den einzelnen Göttern, die ihm deshalb überall als dieselben erscheinen, s. 42, 3, 9: tamquam non iidem ubique dii immortales sint; 28, 12, 3, unterscheidet er nach der Ansicht der Stoiker, s. Seneca de benef. 4, 8, 3: sic nunc naturam voca, fatum, fortunam, omnia eiusdem dei nomina sunt, varie utentis sua potestate, das in und durch sie Thätige, Alles Beherrschende und Leitende, was er bald numen, bald fatum (fata) oder necessitas, bald fors, fortuna nennt. So ist es das numen, welches in allen menschlichen Dingen waltet, 1, 21, 1: cum interesse rebus humanis caeleste numen videretur; welches Rom schützt, s. 10, 36: numen etiam deorum respexisse nomen Romanum visum; zürnt, s. 2, 42: motique ira numinis; das Böse straft, s. 1, 23; welches verehrt oder vernachlässigt, s. 5, 51; 52, und durch die Götter gerächt wird, s. 7, 6: vindicasse ipsos (deos) suum numen. Das fatum ist das Ewige und Unveränderliche, eine unergründliche Macht, der die Götter und Menschen unterliegen, s. 9, 4: pareatur necessitati, quam ne dii

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