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setzung Olymp. 180, 4, 697/98 d. St., also unter dem Consulate des C. Iulius Caesar und M. Calpurnius Bibulus geboren, erlebte demnach als Knabe den Uebergang des Ersteren über den Rubico, als Jüngling alle Gräuel des dritten Bürgerkrieges, als Mann die Schlacht bei Actium und den Untergang der Republik. Seine Abkunft ist nicht näher bekannt; doch lässt sich aus seiner Parteinahme für die Optimaten und aus der Beurtheilung von Emporkömmlingen schliessen, dass er von angesehener Familie; dass er begütert gewesen sei daraus folgern, dass er lange Zeit in Rom leben und eine ziemlich unabhängige Stellung behaupten konnte. Schon deshalb ist kaum zu bezweifeln, dass er in seiner Jugend wie die vornehmen Römer der damaligen Zeit erzogen und gebildet worden, s. 9, 36, 3, und die Benutzung griechischer Schriftsteller, so wie viele Andeutungen in seinem Werke weisen darauf hin, dass er mit griechischer Sprache und Literatur vertraut gewesen sei, s. 27, 11, 5; Plato, 5, 4, 4; 26, 22, 14, Xenophon, 9, 17, 6, Demosthenes, 3, 68, 10, u. a. wohl gekannt; seine wissenschaftlichen Studien, seine Darstellung, und die Benutzung seiner Schriften durch spätere Rhetoren, dass er selbst eine rhetorisch - philosophische Bildung erhalten habe. Doch scheint ihn schon frühe auch die Geschichte, zunächst wol die seiner Vaterstadt und Oberitaliens, mit welcher er genauer bekannt ist, s. 5, 33; 1, 1; 10, 2, angezogen und beschäftigt, dann sein Gesichtskreis sich erweitert und er den Plan eine Geschichte des römischen Staates zu schreiben gefasst zu haben. Ob ihn die Absicht denselben zu verwirklichen und durch die Anschauung des Lebens, der Verhältnisse, der Denkmäler und Localitäten für seinen Zweck sich zu bilden nach Rom geführt habe, oder ob diese Idee erst durch seinen Aufenthalt in der Stadt angeregt worden sei, ist nicht mehr mit Sicherheit zu entscheiden, aber auch nicht zu leugnen, dass er, wenn gleich die ihm vorgeworfene patavinitas einen längeren Aufenthalt in seiner Vaterstadt, deren Andenken er auch später, s. 10, 2, 15, bewahrte, vermuthen lässt, doch schon 725 d. St. in Rom lebt und dort vollkommen eingebürgert erscheint, indem er viele Einrichtungen und Oertlichkeiten so bezeichnet, dass die Kenntniss derselben aus unmittelbarer Anschauung kaum bezweifelt werden kann, s. 1, 4, 6; ib. 8, 5; 26, 13: id hodie quoque-manet; sororium tigillum vocant; 30, 2; 41, 4;44, 4; 48, 6; 55, 9; 2, 7, 12; 5, 54, 3 u. v. a. Hier scheint er bald, s. 4, 20, 7, die Augen des Augustus, der selbst ein geschichtliches Werk verfasst hat, Sueton. Octav. 85, und Geschichtschreiber nicht weniger als Dichter

förderte, s. Suet. 1. 1. 89, auf sich gezogen zu haben und später in nähere Berührung mit ihm gekommen zu sein; wenigstens lässt darauf die Aeusserung des Tacitus Ann. 4, 34: Titus Livius Cn. Pompeium tantis laudibus tulit, ut Pompeianum eum Augustus appellaret; neque id amicitiae eorum offecit, schliessen, und sein Einfluss auf die wissenschaftliche Beschäftigung des nachmaligen Kaisers Claudius, s. Suet. Claud. 41: historiam in adulescentia hortante T. Livio scribere aggressus est, vermuthen, dass er bis in sein hohes Alter mit der Familie des Augustus in Verbindung geblieben sei. Uebrigens ist von den Verhältnissen des Livius wenig bekannt. Einen Sohn desselben erwähnen Plin. N. H. I, lib. V; VI; Quintil. 10, 1, 39: fuit igitur brevitas illa tutissima, quae est apud Livium in epistola ad filium scripta, einen Schwiegersohn Seneca Controv. X, 29, 2: pertinere autem non ad rem puto, quo modo L. Magius gener T. Livi declamaverit, quamvis aliquo tempore suum populum habuerit, cum illum homines non in ipsius honorem laudarent, sed in soceri. Oeffentliche Aemter scheint L. nicht bekleidet und sich überhaupt von politischer Thätigkeit fern gehalten zu haben, wenigstens geht dieses theils aus manchen Andeutungen von ihm selbst, s. praef., theils aus dem Schweigen Anderer hervor: er lebte also wol, wie so viele ausgezeichnete Männer dieser Zeit, zurückgezogen oder in den geistreichen Kreisen, die sich unter Augustus bald zu bilden anfiengen, mit dem Werke beschäftigt, welches er sich zur Aufgabe seines Lebens gemacht hatte. Ob er immer in Rom selbst gewohnt und gearbeitet, oder sich auch an anderen Orten, etwa zu Neapolis, wie angenommen wird, aufgehalten habe, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden, da die Anwesenheit in Campanien, die er selbst 38, 56, 3 erwähnt, auch eine nur vorübergehende gewesen sein kann. Dagegen ist es wahrscheinlich, dass er in seinen späteren Lebensjahren, vielleicht nach dem Tode des Augustus, sich nach Patavium zurückgezogen habe, wenn er nicht bei einem zufälligen Aufenthalte daselbst vom Tode ereilt worden ist. Diesen berichtet Hieron. Ol. 199, 1, 770/71 d. St., 17 n. Chr. : Livius historicus Patavii moritur. Er hatte also ein Alter von etwa 76 Jahren erreicht. In Padua, wo auch Nachkommen des Historikers ihren Wohnsitz gehabt haben müssen, glaubte man, als im Jahr 1413 eine Inschrift, die ein Freigelassener der Livia Quarta, der Tochter eines T. Livius, sich und den Seinen hatte setzen lassen, aufgefunden wurde, in dieser ein Denkmal des Historikers selbst, und in einer nicht weit davon ausgegrabe nen Kiste auch die Gebeine desselben entdeckt zu haben; die Stadt

liess ein glänzendes Mausoleum errichten, in welchem im J. 1548 jene Ueberreste beigesetzt worden sind.

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Die wissenschaftliche Thätigkeit des Livius war theils der Philosophie zugewendet, s. Senec. Epist. 16, 5 (100), 9: nomina adhuc Livium. scripsit enim et dialogos, quos non magis philosophiae adnumerare possis quam historiae, et ex professo philosophiam continentis libros: huic quoque dabo locum: vide tamen, quam multos antecedat, qui a tribus vincitur, et tribus eloquentissimis, wo ihm die nächste Stelle neben Cicero, nach dessen Muster vielleicht diese Schriften verfasst waren, und Asinius Pollio eingeräumt wird; theils, und wol noch in höherem Masse, der Rhetorik. Dieses geht sowohl aus der ganzen Darstellungsform in seinem Geschichtswerke, besonders in den Reden, als auch aus einer Anzahl von Stellen hervor, in welchen Regeln und Anweisungen von ihm über rhetorische Verhältnisse angeführt werden, z. B. Quintil. 2, 5, 20: Cicero nec prodesse tantum sed etiam amari potest, tum quemadmodum Livius praecipit ut quisque erit Ciceroni simillimus, vgl. 8, 2, 18; 10, 1, 39; Seneca Contr. IX, 25, 26: Livius de oratoribus, qui verba antiqua et sordida consectantur, aiebat Miltiaden rhetorem eleganter dixisse: ἐπὶ τὸ λεξικὸν (δεξιὸν Hertz) μαίνονται; ib. 24, 14; Excerpt. IX, 1, 7. Dass L. auch später diesen Studien nicht fremd geworden sei, zeigt die Stelle aus einer Zuschrift von ihm an seinen Sohn bei Quintil. 10, 1, 39: fuit igitur brevitas illa tutissima, quae est apud Livium in epistola ad filium scripta, legendos Demosthenem atque Ciceronem, tum ita, ut quisque esset Demostheni et Ciceroni simillimus; dagegen lässt sich nicht mit Sicherheit behaupten, dass er selbst einmal als Lehrer der Rhetorik und Philosophie thätig gewesen sei. Am meisten und längsten hat ihn natürlich seine Geschichte des römischen Volkes beschäftigt, welcher er mit immer gleicher Hingebung seine Zeit und Kraft widmete. Das Werk beginnt mit der Ankunft des Aeneas in Italien, und reichte bis zum Tode des Drusus, 745 d. St., 9 v. Chr.; denn dieses ist das letzte Ereigniss, welches aus demselben erwähnt wird, und es liegt kein bestimmter Beweis vor, Livius über diesen Zeitpunkt hinausgegangen sei. Zwar hat man daraus, dass das Compendium des Florus bis zum Tode des Augustus reicht, schliessen wollen, dass auch die Geschichte des Livius erst hier aufgehört habe; allein es ist nicht zu übersehen, dass Florus fast in jedem Abschnitte neben Livius andere Quellen benutzte, die wenigen Thatsachen, welche er nach dem Tode des Drusus hinzufügt, aus diesen entlehnen konnte, in der Stelle

dass

nichts sich findet, was darauf hinführte, dass es aus Livius genommen sei. Dagegen ist zu bezweifeln, dass Livius die Geschichte nur bis zum Tode des Drusus habe fortführen wollen, da dieser nicht so bedeutend ist, dass er als würdiger Schlusspunkt eines so grossen Werkes betrachtet werden könnte; vielmehr scheint er durch den Tod oder andere Verhältnisse gehindert worden zu sein, sein Ziel zu erreichen. Als dieses hatte er allerdings wol den Tod des Augustus sich gesetzt, ein Ereigniss, welches auch Tacitus als so wichtig betrachtete, dass er seine Annalen mit demselben begann, Livius aber um so lieber als den Schlussstein seiner Geschichte wählen mochte, je mehr er Augustus als den Begründer der neuen Ordnung der Dinge und als seinen Freund und Beschützer achtete und seine Verdienste um den Staat anerkannte. Auch die Zahl der Bücher würde so mehr abgerundet, vielleicht bis auf 150 gestiegen sein, während sich jetzt nur Spuren von 142 volumina oder libri finden. Indess ist schon diese Zahl so bedeutend, dass sie kaum ein anderes Schriftwerk des Alterthums erreicht hat, und die Bemerkung Martials Epigr. 14, 190:

Pellibus exiguis artatur Livius ingens,

Quem mea non totum bibliotheca capit, vollkommen rechtfertigt.

Ueber den Titel des Werkes ist man bis in die neueste Zeit in Ungewissheit. Zwar könnte es scheinen, als ob Livius selbst es Annales genannt habe, da er 43, 13 sagt: quaedam religio tenet, quae illi prudentissimi viri publice suscipienda censuerint, ea pro dignis habere, quae in meos annales referam: aber da er vorher von Annalen (neque in annales referri) spricht, so giebt er durch diese Bezeichnung nur die Classe der Schriften an, welcher er die seinige zuzählt, ohne über den Namen selbst etwas zu bestimmen. Eben so wenig beweisen die Worte bei Plinius N. H. praefat. 16: T. Livium in historiarum suarum, quas repelit ab origine urbis, quodam volumine sic orsum, dass die seit Sigonius gewöhnliche Bezeichnung: Historiarum ab urbe condita libri die richtige, vielmehr macht es der Zusatz: quas repetit ab origine urbis wahrscheinlich, dass diese eine andere gewesen sei, und nach einer Stelle bei Servius zu Verg. Aen. 1, 373: inter historiam et annales hoc interest: historia est eorum temporum, quae vel vidimus vel videre potuimus, annales vero sunt eorum temporum, quae aetas nostra non vidit, unde Livius ex annalibus et historia constat, würde weder Annales noch Historiae als ein passender Titel für das Werk des Livius gelten kön

nen. Die ältesten und zuverlässigsten Handschriften, die Veroneser vielleicht aus dem 4., die Wiener aus dem 6. oder 7., der Puteaneus aus dem Anfange des 8. Jahrhunderts, die Bücher aus der Recension des Nicomachus Dexter und Victorianus, welche im Anfange des 5. Jahrhunderts vorgenommen wurde, der Bamberger Codex der 4. Decade haben übereinstimmend unter vielen Büchern die Unterschrift: Titi Livi ab urbe condita liber, ebenso wird das Werk in der Ueberschrift der ältesten Handschrift der Periochae und des Eutropius, n. Eutropi beviarium (T. Livii) ab urbe condita, bezeichnet; in gleicher Weise werden von Priscian und anderen Grammatikern an vielen Stellen die einzelnen Bücher citirt; und da kein Zeugniss entgegensteht, vielmehr der Anfang des 6. Buches: quae ab condita urbe Romani - gessere, der praefatio und 31, 1, 1 für jene Ueberschrift zu sprechen scheint, so ist wol nicht zu zweifeln, dass Livius selbst, wie wahrscheinlich vor ihm Sisenna für ein Geschichtswerk, s. Non. p. 124 iuxtim, für das seinige dieselbe gewählt habe. Doch hatten einzelne Theile wol noch besondere Titel; wenigstens steht es durch mehrere Zeugnisse fest, dass die Bücher 109-116 civilis belli libri octo genannt wurden, und in gleicher Weise mögen andere Abschnitte bezeichnet worden sein, wie man aus 10, 31, 10: supersunt etiam nunc Samnitium bella, quae continua per quartum iam volumen agimus, vgl. 31, 1, 1, schliessen kann, während Unterschriften in jüngeren Handschriften dafür schwerlich einen sicheren Beweis geben können, und aus dem Zeugnisse des Johannes Sarisberiensis, Policraticus III, 10, wo er Livius scriptorem belli Punici nennt, nichts weiter folgt, als dass er gerade die diesen enthaltenden Bücher benutzt habe. Dagegen ist der längere Zeit gewöhnliche Name Decades wol nicht von Livius selbst ausgegangen, sondern späteren Ursprungs. Da nämlich das 21. und 31. Buch mit einem besonderen Vorworte beginnen, so hat man geglaubt, Livius habe den Stoff so vertheilt, dass je 10 Bücher ein kleineres Ganze bilden sollten. Allein dem steht entgegen, dass er gerade 31, 1 nicht je 10, sondern je 15 Bücher zusammen rechnet, dass zuweilen auch da, wo keine Decade beginnt, einzelne Abschnitte ausgezeichnet werden, s. 2, 1; 6, 1; 7, 29, dass Livius selbst oft nach volumina oder libri zählt, s. 6, 1; 10, 31; 31, 1 u. a., und ebenso die alten Grammatiker, Priscian, Servius u. A., so wie die übrigen Schriftsteller, wie Plinius, Censorinus u. A., nach Büchern citiren, erst der Papst Gelasius (492) und ein altes Martyrologium die Decaden erwähnen. Wahrscheinlich ist daher nach den im 21. und

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