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Erinnerung wendet er sich zum Leben zurück, und zwar zu der Erwartung seines Karl, der bald aus dem rühmlich bestandenen Kriege zurückkehren wird; ja in seiner lebhaften Vorstellung sieht er ihn schon mit den andern Kriegern der Gegend, mit der Ehrenbinde geschmückt, vom Hügel herabkommen. Der rasche Uebergang ist höchst glücklich, nicht weniger, daß er sich dessen Rückkehr in einer in der Wirklichkeit nicht möglichen Weise denkt, daß das ganze Heer komme und voran sein Karl.*) Aber noch eine andere Freude wartet seiner. Am nahen Friedensfeste, bei dem drei der jüngsten Kinder bekränzt erscheinen, wird auch die fröhliche Hochzeit seines Karl gefeiert, wobei die beiden Alten auch noch ein Tänzchen machen werden, und er darf hoffen, in Jahresfrist einen Enkel dieser Ehe zur Taufe zu geleiten, ja, wie er schalkhaft hinzufügt, nicht bloß diesen, sondern auch einen neuen Sprößling ihrer eigenen Verbindung.**) Mit der Schilderung des Friedensfestes vgl. man die am Ende des ersten Gesangs von Hermann und Dorothea, wo der Vater hofft, sein Hermann werde an diesem sich trauen lassen, auch Herder in der Legende die wiedergefundenen Söhne. Als Goethe unser Gedicht schrieb, war

1 Str. 2, 3 f. Die frühvollendeten Kinder werden dadurch ähnlich bezeichnet, wie wenn Klopstock seine verstorbene Gattin als Saat von Gott gesät bezeichnet. Vgl. Klopstocks Oden 23, 27 f. 43, 5 f.

*) Das Bligen der Waffenwogen vereinigt zwei nicht zusammenstimmende Bilder auf kühne Weise. In der Campagne in Frankreich erzählt Goethe unter dem 19. September, wie er mehrere Kolonnen im Sonnenschein marschiren gesehen habe. „Ich sah jenen blinkenden Waffenfluß glänzend heranziehen", sagt er dort und führt dann weiter aus, wie die Vorstellung eines Flusses ihm dabei immer lebhafter geworden.

**) Das wir geht freilich eigentlich nur auf den Enkel, da seine Frau nicht den eigenen Sohn zur Taufe begleiten wird; das und den Sohn ist eben nur ein augenblicklicher Einfall, was durch einen vorhergehenden Gedankenstrich zu bezeichnen wäre.

Freilich von einem segreich bestandenen Kriege nicht die Rede, der Diäter bedurfte eines solchen eben zu seinem Zwecke.

5. Bundeslied.

rbring.ich zur Vermählung des reformirten Predigers Zebann Eudwig Grald in Offenbach mit der Frankurterin Rachel Gertrud du Fav gedichtet und zu derselben am Abend des 10. Sertembers 1773 gesungen. Im Februarbeite 1776 des Merkur Steht es in der folgenden, wohl ganz der ursprünglichen Fassung:

Sundeslied,

einem jungen Paare gelungen von Sieren.")

Den tändigen Tag und SamDER,

Kidt dent dem Tag allein

Sek zivics Hier verdunden

Sen uns gelungen sein?

Sid draat' ein Gett priemer,

Der und zusammendradt“),
Sen sanellen ergen Hem:MER
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Ists doch, als wenn er bliebe!
Euch ferne sucht sein Blick;
Erinnerung der Liebe

Ist, wie die Liebe, Glück.

Der Dichter stiftete das Lied dem offenbacher Kreise, welcher ihn aufgenommen hatte, gleichsam als Vermächtniß, das sein An denken in ihm erhalten möge, da er fühlte, daß es ihn in die Weite treiben werde. Des neuverbundenen Paares wird nur in den beiden ersten Strophen gedacht, die diese Verbindung als eine Frucht innigster Neigung schildern, und den Wunsch aussprechen, daß die schnellen (rasch zündenden), ewigen (von Ewigkeit in die menschliche Brust gelegten Flammen der Liebe. Vgl. die ewigen Gefühle. Lieder 72 Str. 2, 3) sie beglücken mögen, und die Freunde auffordern, auf die lange Dauer dieses neuen Bundes anzustoßen. Ganz unvermittelt geht der Dichter von der Anrede des Paares zu den übrigen Freunden über, die den Bund leben lassen müssen.*) Die Anrede Str. 3, 1–4 an die erst vor kurzem in ihren Kreis eingetretene und doch in ihm schon wohlbekannte Freundin (neu und treu weisen auf Str. 2, 6 und 8 zurück) macht den Uebergang zu dem Wunsche für das lange Bestehen ihres Freundschaftsbundes, in welchem so (mit Bezug auf V. 3 f.) immerfort herzliche Neigung herrschen und kein Streit über kleinliche Dinge störend einwirken soll. Wie Str. 3, 5–8 ihren unmittel= bar vorher genannten treuen Sinn ausführt, so stellen die zwölf nächsten Verse die Folgen ihrer freien Weise (V. 3) dar,

*) Daß unter den Str. 2, 3 Angeredeten nicht das B. 1 f. angesprochene Paar gehöre, zeigt auch diesem (nicht eurem) Bunde V. 6. Die Freunde sollen bei diesem neuen Bunde, da sie sich treu geblieben, auch die Alten, die schon längst ihrem Bunde angehört haben, wieder küssen mit neuer, frischer, ungeschwächter Innigkeit. Vgl. oben Lied 1 Str. 5, 8.

auf die schon die beiden lezten Verse übergeführt haben. Wie ein Gott ihnen eine freie Beurtheilung geschenkt hat (ringsum gehört zu Blick), so soll auch ihr Glück stets frisch blühen, wie die schöne Umgegend (vgl. oben S. 118), Grillen und Ziererei fern bleiben; dann wird ihr Leben immer mehr selbstbewußte Freiheit gewinnen und stets heiter ihr Blick sich erheben. *) Mit dem Wunsche, daß sie lange, unendlich lange so verbunden bleiben möchten **), würde das Lied seinen passenden Abschluß gewinnen. Aber Goethe konnte nicht umhin, am Schlusse der Ahnung Ausdruck zu geben, daß es einen von den vieren, die heute das Bundeslied singen, ihn selbst, bald forttreiben werde, wobei er aber verspricht, daß er auch in der Ferne ihrer liebevoll gedenken und in der Erinnerung das Glück ihrer Liebe genießen werde. Der Unwahrscheinlichkeit, daß auch dieser Schluß von allen vieren gesungen worden, ist bereits a. a. D. gedacht, wenigstens wäre es eine sehr starke Zumuthung gewesen. Freilich muß auch die naheliegende Annahme, das Lied habe ursprünglich mit Str. 5 geendet und die beiden lehten Verse hätten anders gelautet, für sehr kühn gelten.

Als Goethe den Entschluß faßte, das Lied in seine Gedichte aufzunehmen (es steht schon in der Sammlung von 1788 vor Lilis Park) ***), mußte er alle persönlichen und örtlichen Be

*) Rasch von der Lebensbahn mit Erinnerung an die Vergänglichkeit. Ein beliebtes Wort Goethes war: „Wir sind nur einmal so zusammen.“ Steigt ist sehr bezeichnend gewählt im Gegensaße zum niedergeschlagenen Blick.

**) Statt fort ewig so erwartet man eher so ewig fort. Aber wahrscheinlich sollte das Komma statt nach V. 5 nach fort stehen.

***) Hier findet sich Str. 4 nach V. 2 Komma, nach V. 4 Fragezeichen, während schon die zweite Ausgabe an der erstern Stelle Frage, an der andern Ausrufungszeichen sette. Ersteres möchte den Vorzug verdienen, so daß V. 2 in V. 3 ausgeführt würde, da der Aufruf zu unvermittelt kommt. V. 3 ergänzt sich nicht sehr leicht.

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