Obrazy na stronie
PDF
ePub

DENKMÄLER

DEUTSCHER POESIE UND PROSA

98736

AUS DEM VIII-XII JAHRHUNDERT

HERAUSGEGEBEN VON

K. MÜLLENHOFF UND W. SCHERER

DRITTE AUSGABE VON E. STEINMEYER

ERSTER BAND: TEXTE

BERLIN

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG

1892

MORIZ HAUPT

IN TREUER UND DANKBARER GESINNUNG

ZUGEEIGNET

1863

VORWORT ZUR DRITTEN AUSGABE.

Als im jahre 1887 das ansinnen an mich gerichtet wurde, die pflege der durch den tod beider herausgeber verwaisten denkmäler deutscher poesie und prosa zu übernehmen, habe ich lange gezögert ihm zu entsprechen: weniger weil die herstellung einer neuen auflage mich geraume zeit liebgewonnenen studien zu entfremden drohte, als weil ich von vornherein darüber völlig im klaren war, dass trotz aller mühe nur ein flickwerk zu stande kommen könne. denn hätte ich das vor mehr als einem vierteljahrhundert geschriebene buch den wissenschaftlichen überzeugungen der gegenwart gemäss einheitlich umgestalten wollen, so wäre in der mehrzahl der poetischen texte kaum eine zeile unverändert geblieben. aber Müllenhoffs und Scherers denkmäler nehmen einen so hervorragenden platz in der entwickelungsgeschichte unserer disciplin ein, fruchtbare und nachhaltige anregungen sind in solcher fülle von ihnen ausgegangen, und die discussion einer reihe von wichtigen problemen knüpft in so zahlreichen fällen bis auf diesen tag zustimmend oder widersprechend an sie an, dass eine principielle umarbeitung des werkes sowohl aus pietäts- wie aus practischen gründen sich verbot. vielmehr muste ich entweder eine eigne ähnliche samlung der reste unserer älteren litteratur an seine stelle setzen oder den versuch machen, dem buche die ergebnisse der neueren forschung unter tunlichster wahrung seines ursprünglichen characters einzuverleiben. den ersten weg zu wandeln wäre nicht nur für mich befriedigender sondern meines erachtens auch für die sache förderlicher gewesen; ihn binnen kurz bemessener frist zu vollenden überstieg meine kräfte. wenn ich daher, ohne rücksicht auf die entgegenstehenden bedenken, der andern minder erfreulichen aufgabe mich unterzog, so leitete mich vornehmlich der wunsch, das gedächtnis meines verewigten lehrers Müllenhoff kommenden germanistengeschlechtern lebendig zu erhalten.

Ungeachtet aller beschränkung, welche ich mir auferlegte, bin ich auf den vorwurf gefasst, dass ich eingreifender geändert habe und selbständiger vorgegangen sei als sich gezieme. denn den bei manchen herausgebern von werken verstorbener autoren beliebten, ebenso bequemen wie mechanischen brauch, jeden zusatz und jede berichtigung in klam

« PoprzedniaDalej »