Obrazy na stronie
PDF
ePub

Sufchrift der geheimen Käthe (von Zürich an die von Basel.

Auch von Zwingli verfaßt.

Obige Zuschrift an den geheimen Rath von Straßburg ward zuerst Basel mitgetheilt mit der Bitte, solche dann nach Straßburg zu übersenden. Der Rath von Basel fand dieselbe bedenklich, und hielt sie zurück, bis von Zürich aus eine Antwort auf seine Bedenken über dieselbe eingehe. Die Antwort der Zürcher an Straßburg (schrieb er 15. März 1530) finde er so gefährlich, daß sie zu einer Spaltung führen könnte. Sie wollen sich zu Basel auch nicht in die Straßburger Bekenntniß verpflichten. Aber um bey den Auswärtigen nicht angesehen zu werden, als ob wir zwiespältig, solle man erklåren, daß wir jene Bekenntniß nicht unchristlich finden und verwerfen; damit sey heiterer Erläuterung und der Wahrheit nichts benommen; man widerspreche auch der Bernerdisputation nicht. Sie haben das Schreiben noch nicht abgehen lassen, und bitten um eine mildere Erklärung. Warum sollten wir uns der Worte Christi, ob die den Unwissenden gleichwie den Kapernaiten dunkel, nicht gebrauchen?" Sie suchen die Ausdrücke in jener Bekenntniß durch Erklärung mit der Zürcher Meinung zu vereinigen. „Wesentlich, leiblich" sey in der Straßburger Bekenntniß nicht aufgenomen. Papstthum und Lutherthum werde damit nicht aufgerichtet. Hierauf ward die folgende, auch von Zwingli verfaßte, Antwort ertheilt.

Als die vier Städte durch den unklugen und unduldsamen Eifer Luthers und des Churfürsten von Sachsen von dem Bündniß ausgeschlossen wurden, bis sie würden die Augsburgische Confession unterschrieben haben, verstanden sie sich endlich dazu, weil sie sonst, ohne Hülfe von ihren deutschen Mitstånden, der Macht des Kaisers und der katholischen Stånde wären bloß gestellt gewesen.

Unser fründlich willig dienst zc. Wir habend abermals üwer schryben. und christenlich wolmeinen by dem artikel des facraments des lybs und blüts Jefu Christi unsers seligmachers verstanden, und könnend nit anderst merken, dann daß eintweder jr uns oder wir üch nit recht verstanden; dann unsere meinung nie anderst gewesen und noch nit ist, dann daß wir die bekanntnuß,

Zuschrift der geheimen Råthe von Zürich an die von Basel. 93

so üwer und unser fürgeliebte fründ und christlich mitburger von Straßburg uf dem rychstag zu Dugspurg gethan, unverworfen für christenlich recht und güt achtend und habend, und uns dawider in keinen weg sehend, sonder inen die gern zu- und sy darby unverhinderet belyben lassend; daby ouch uns gern mit den evangelischen fürsten und stätten, so sy nit sonder bekanntuussen von uns erforderend, in fründschaft und verständniß nach inhalt vergriffenen notels ynlassend und die nit usschlagend; daß wir aber von dem wesentlichen und heiteren verstand der worten „das ist min lyb u. f. f", wie der by uns erhalten und bishar geleert und gepredigt worden ist, stan, und uns uf die verdünkelte1 uf beid weg verständige wort bemeldter bekanntniß füren lassen, und also gesehen werden fölltind, als ob wir geirrt und die unwarheit gehandhabt haben solltind, mögend ir, fürgeliebte eidgenossen, wol bedenken, so uns Martin Luther byn hornen erwütschen, was rums und sigs er von uns usgiessen, was nachteils und spaltung es ouch gebären wurd. Darum mögend wir die bekanntnuß gemeldter üwer und unserer mitburgern von Straßburg als christenlich ungestraft wol belyben lassen, ist uns ouch ganz unverleßlich. So man aber von uns ein bekanntniß. erforderen, und wir ie antwurt geben müßtind (das wir doch nit gedenkend in disem handel vonnöten syn), wurdind wir unser meinung und verstand mit heiteren und verständigen worten darthün; dann wie wol jr uns fründlicher meinung berichtend, daß ir us den worten in Straßburgischer bekanntniß begriffen, daß nämlich Christus uns im nachtmal sinen waren lyb und wares blüt zu einer spys der seelen warlich zû essen und zủ trinken gebe, nit verstan könnind, daß darum das papst- oder lutherthum widerum ufgericht werde u. f. f; so könnend wir doch anders nit befinden, dann daß man us dem „zü essen geben“ das darreichen verstan, und also die seligkeit widerum uf den darbietenden pfaffen, obschon nit iez, doch folgender zyt gestellt wurde. Dann nit allein im nachtmal, sonder da Christus erboren und gestorben, ist er uns dargegeben, und sölichs fines darbietens hat er uns durch wyn und brot ein sacramentlich zeichen ggeben; und gibt sich selbst warlich und wesent lich oder substanzlich nit, sonder die christgläubigen, so uf in hoffend und vertruwend, bringend Christum selbst mit jnen ins nachtmal durch den glouben, also daß unser nachtmal nit ytel oder los, sonder Christus darin ist durch bekanntniß der glöubigen gott liebenden feel. Dann vor und ce das brot oder der wyn dargeboten wirt, müß der gloub schon uf Christum, daß der für uns geboren, gelitten und gestorben, gestellt und versicheret syn, daß fölichs uns zú erlösung und zu erlangung ewigs lebens beschechen syg; und dermaß bekennend wir Christum der glöubigen gott liebenden seel im nachtmal zugegen syn. Daß er sich aber selbs zü essen gebe, ist ein zweyverständige red und unserer heiteren bekanntniß nit zum änigisten. Deshalb wir es by vorgegebner unser antwurt belyben lassend. Und sytenmal ir dann selbs schrybend, daß es nit die meinung syge, daß wir uns einer nüwen bekanntniß ufthün, sonder allein zü uslöschung unserer widerwärtigen unwarhaftigs fürgebens, und damit das vertruwen und die liebe der usseren fürsten und stätten dester höcher gegen uns züneme, vernemen lassen sollind,

2

1) verdunkelte. 2) nicht zum mindesten, weit entfernt; änig von ane, der alten Form von ohne.

94 Zuschrift der geheimen Räthe von Zürich an die von Basel.

ob wir uns gemeldter von Straßburg confession unverworfen mögind gefallen lassen; so habend je da oben unser meinung, daß wir uns nie darwider gefeßt und die zu verwerfen nie gedacht, aber uns in dieselb zů verpflichten · möchte uns nit gemeint syn, als wir ouch wol verstond, daß sölichs von uns nit begert wirt. Und darum, fürgeliebten brüder und christenlich mitburger, mögend jr gedacht üwer und unser christenlich mitburger von Straßburg unserer meinung wol berichten. Denn so feer den usseren fürsten und stätten gemeint fyn will, uns one fondere bekanntnuß lut gemeldten notels zu sich in christenliche versprechniß zu nemen, werdend wir es nit weigern; wo das aber nit syn möcht, und wir ie zů diser oder jener bekanntnuß wenden solltind, werdend wir dem gott vertruwen, der uns bishar erhalten hat und fürer niemer lassen wirt alle, die in in hoffend. Wolltend wir üch uf üwer schryben und hochermanen nit verhalten. Dann worin wir üch on nachteil begründter warheit willfaren möchtind, sollend jr uns allweg zů üwerem willen bereit finden. Us Zürich frytags nach Oculi (31. März) 1531.

Geheime Rathschläge gegen die V Orte auf den künftigen Burgertag.

[ocr errors]

nach Quasimodo 1531.

Mit dem Anfang des Jahres 1531 wurden auf den gemeineidgenössischen Tagsaßungen die gegenseitigen Beschwerden und Klagen der V Orte gegen Zürich, und Zürichs gegen jene immer lauter und. bitterer. Jene klagten: der Landøfriede werde von Zürich an ihnen nicht gehalten. Die Zürcher schließen mit Fremden Burgrechte, zu= wider dem 2ten Artikel des Friedens; willkührlich, ohne die Rechte der beiden Schirmorte, Luzern und Schwyz, zu beachten, handeln sie mit dem Abbt St. Gallischen Land, und hindern die von Luzern an der Besehung der Schirmhauptmannschaft; ebenso regieren sie in den gemeinen Herrschaften, im Thurgau, Rheinthal, Sargans, nöthigen zur Ermehrung der Reformation wie z. B. in Walenstad, oder brauchen selbst Waffengewalt, wie zu Grießeren und Oberried im Rheinthal, und die mit Mehrheit gefaßten Beschlüsse der regierenden Orte machen sie ungültig. Zu Recht deßwegen gefordert, verweigern ste folches. Die V Orte riefen die Orte Glarus, Freyburg, Solothurn, Appenzell an, ihnen zu rechtmäßigem Besiß und zu Recht zu helfen ; sonst, wenn man thuen nicht zu Recht helfe, wollen sie die Tage nicht mehr besuchen. Zürich erwiederte: Luzern und Schwyz haben nicht helfen wollen, den Gotteshausleuten von St. Gallen die großen Beschwerden abzunehmen, und der von Luzern erwählte Schirmhauptmann wolle die Landesordnung nicht handhaben; jene Rheinthalischen Gemeinden haben sich gegen die festgesetzte Landesordnung aufgelehnt; die Religionssache sey nicht dem Mehr der regierenden Orte durch den Frieden anheim gestellt, sondern den Gemeinden, sonst wåre ja die im Frieden versicherte Freyheit in der Wahl der Religion aufgehoben; in andern Dingen lassen sie das Mehr der regierenden Orte gelten; was der Landsfriede entschieden habe, könne nicht erst wieder einem Rechtspruch unterworfen werden. Dagegen klagte Zürich über die unaufhörlichen, scheußlichen und unerträglichen Schmähungen und Låsterungen über die Reformirten in den V Orten, die ungestraft bleiben; über die bundeswidrige Verweigerung der Hülfe gegen den von Müß, der nach dem Mord des Bündnerschen Gesandten nach Mailand nun Bünden mit Krieg,

Geheime Rathschläge gegen die V Orte 2c.

96

ehr- und rechtlos angefallen habe.

Auch zweifelte Zürich nicht an einer Verbindung mit dem Kaiser, und selbst mit dem von Müß gegen die Reformirten, durch den der Krieg solle angefangen werden.

Welche Maßregeln dagegen zu nehmen und was den Burgerstädten deßwegen vorzuschlagen sey, das war der Gegenstand nachfolgender „Berathung" von den Verordneten des Raths zu Zürich, und der geheimen Räthe auf den nächsten Burgertag, Actum Donstag nach Quasimodo 1531", welche Zwingli entwarf. Diese Verordneten waren: die Burgermeister Rdust und Walder, die Nathsglieder: Ochsner, Thummysen, Kambli, Urs Hab, Funk und *Zwingli. Die mit gesperrter Schrift ausgezeichneten Stellen in der » Berathung“ hatte Zwingli eigenhändig beygefügt.

Und erstlich will mine die herren verordneten us allen anzeigungen und kundschaften bedunken, wie der kaiserisch und päpstisch huf ein geschrey usgan lassen und uf rüstung tracht, als ob er die wider den Türggen ze bruchen willens syge, und aber von den ougspurgischen kouflüten und Schlesieren und andern landen, so uf den Türggen anstossend, in etliche christenliche stätt schriften kommen, die vom Türggen nit mit eim wort meldung thünd, züdem die venedischen kouflüt bezügend, daß der Türgg ganz rúwig und in keiner rüstung syge u. s. w., daß sölichs alles ein nichtiger unbegründter ufsaß, und sin prattik und anschlag allein dahin gerichtet sy= gend, gelt und rüstung by den fürsten und ständen des rychs ufzebringen, damit er den Weidan1, das ist den ungwischen küng vertryben, und finen brüder Ferdinandum widerum in dasselb kunigrych seßen, und im das ynhändig machen möge, oder den küng von Dänemark oder landgrafen vertroben oder den züg gespannen und fertig ze halten uf uns eidgenossen und Wirtemberg.

So im dann fölichs gelunge, und dann die fürsten und ständ des rychs (obglych wol deren etlich evangelischer warheit anhängig wärind) sïnen sig, glück und gewalt (diewyl das künigrych zü Hungeren eben rych und eins grossen vermögens ist) fächind, wurdind sy lychtlich widerum gefügt und bewegt sich ouch wider iren willen des kaisers parthie und hinder dem berg ze halten, damit so mit im zefriden syn und ir land behalten möchtind. Zudem ist niemand verborgen, daß der adel, so dem evangelischen handel on das fygend, von ie welten her allweg daruf trachtet, wie sy die frygen stätt und communen undertrucken und gemeistern möchtind; denen in fölichem fall ouch lycht ze locken, sich an den kaiser ze henken, und wider die christenlichen stätt in krieglich empörung zů begeben, der hoffnung, sy da rycher büten und grosser hab zu gewarten wärind, züdem daß sy sich ouch mit dem beschönen und fürwölben möchtind, ja man soll dem kaiser gehorsam syn und derglychen, wie man disen dingen allweg wol ein farw anstrychen und sy verglimpfen kann, wenn die suw ie in'n kessel müß.

1) Woiwoden.

« PoprzedniaDalej »