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Die erst epistel H. 3. an die gläubigen zü Eflingen.

sy nit dorftend hoffen Num. XIII. XIV. Wie vil starker küngen und völkeren machtend sich zemmen wider sy? Wurdend doch alle überwunden. Gott ist, der den sig gibt, und nit unser wysheit. Wie vil grosser, starker ratschlägen habend wir zu unserer zyt gesehen ze nüt werden? Ich geschwyg, daß es um die fygend gottes worts, ouch des irdischen regiments halb, ftat, als es etwann um Philippen, den macedonischen künig stünd, davon Demosthenes in Orat. ad Epist. Philippi also spricht: Wenn die regis ment mit gütwilligkeit zemmen bunden sind, so stat es alles fest; so man aber die mit untrüwem_uffaß, gyt, betrug und gewalt by einander ze halten vermeint, so mag ein lychte ursach den regierenden bald entwegen und usmachen.

Hierum uns, liebsten brüder, der einig ze fürchten ist, der lyb und feel in die gehennen werfen mag. Darum sind unerschrocken, und wachend nach dem wort Petri im gebet. Gott müß es alles thůn; darum müssend ouch wir mit warem glouben und emsigem flyß der unschuld nimmer vor im dannen kummen härt schryende und bittende, daß er sin gesind recht leiten und beschirmen wöll. Die anligend angst aller kilchen wirt uns leeren, was recht gebetet ist; und wirt uns gott mit finer hilf ze verston geben, wie unbetrogen er ist. Er laßt uns angefochten werden, daß er uns bewäre und von lasteren ziehe. Man louft gar schnell zu gott in trúbsal, und ist in dem gar träg zu üppigkeit. Gott bewar üch! Amen.

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Ggeben ze Zürich 20. Julii MDXXVI.
Üwer williger

Huldrych Zwingli.

1) Hier scheint ein Substantiv ausgefallen zu seyn, das wir uns aber wegen Un= Klarheit der folgenden Worte nicht zu ergänzen getrauen.

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Der ander sandbrief Huldrych Zwinglins

an die christen zü Eßlingen,

darin vil christliche leeren und ermanungen begriffen werdend. MDXXVII.

Allen christglöubigen der kilchen zü Eßlingen embüt Huldrych Zwingli gnad und frid von gott.

Liebsten in gott brüder! Als ich im vergangnen Julio einen sandbrief überschickt, und der im druck usgangen; habend etlich, als ich vernimm, offenlich dörfen sagen: ich habe in nie gesehen; den ich aber mit der hand, wie ouch iez disen, geschriben hab. Darum ich üwer lieb widerum zů versicheren gereizt wird, daß die epistel zü üch von mir kommen ist. Ich hab sy gedruckt verlesen, und erkenn sy min syn. Wol ist min sprach in üwere verwandlet, denn so ouch in üwer art gedruckt ist. a) Es verfarend ouch etwann die drucker eintweders mit versumnuß oder mit unverstand; doch ist hierin nüts versumt, das den finn übel verändere.

Aber, die dise epistel da angryfend, daß sý nit min sye, gebend wol ze verston, daß sy darwider nüts vermögend, das in jro begriffen ist. Dann was ligt daran, wer sy geschriben hat, so sy nüts dann die klar warheit ist? Söllts nit eim anderen als wol zimmen in der kilchen ze reden als denen oder mir? Wo wär dann der sißenden, das ist, gemein volks, urteil und gwalt ze reden, von dem Paulus 1. Cor. XIV. redet? Ja, es will leider darzů kummen, lieben brüder, daß nit allein die väpstler, sunder ouch die dem evangelio anhangen wöllend gesehen syn, den dieneren des worts, ich gschwyg, den sißenden, iez in der kilchen ze reden abschlahend; welches doch ein grosse ursach zů zwitracht gibt; und harwiderum alle leeren bewären, und demnach das war und gerecht annemen, grossen friden macht. Ich will offenlich mit üch, wie sich zimmt, reden. Es habend sich etlich prediger in anfang des spans vom sacrament des lychnams und blüts Christi gar frech herfür gethon, und lyblich fleisch und. blüt dahin eroberen mögen berümt, darum daß treffenliche männer uf jr syten stündend. Da nun gott, der herr, ouch dieselben hat lassen blinzen; dàmit sy nit in iren herzen wurdind sagen: Min wysheit hat das gethon, und min klugheit hat dise warheit uf die ban bracht; dann es sich ie nun finden will, daß deren vil sygind, die inen selbs ze vil zügebind, und wills ir ieder gar gethon haben; und gott ja dise warheit durch kleine und schlechte harfür bracht so stark, hell und glanz1, daß die hohen mit gottes wort

1) glänzend.

a) Das erste Schreiben an die Eflinger muß in einer Offizin Süddeutschlands ge= druckt worden seyn. Wo? ist unbekannt, weil der Druckort nicht angezeigt ist. Da= her kam es, daß Manches von den Eigenthümlichkeiten der schweizerischen Mundart nach der in Deutschland üblichen Weise geändert wurde, doch ohne allen Einfluß auf den Sinn. Wir haben in unserer Ausgabe die Sprache des Reformators sorgfältig herzustellen gesucht, was auch wenig Mühe kostete.

Der ander sandbrief H. 3. an die christen zu Eßlingen.

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und der warheit nüt darwider vermögend; so keerend sy sich dahin, da sich der papst und alles fleisch ie und ie keert hat, sy schryend: Kezer, schwärmer, büben zc. wüster weder papst ie gethon hat; man fölle die leer nun nit hören; keerend sich ouch zum gwalt, zù dem sich der papst keert: es fölle die oberkeit mit allem gwalt weeren. Was ist das? Ist unser meinung so offenlich falsch, was bedarf es verbietens? Habend dann die glöubigen in den stätten und landen kein urteil? Wo ist dann, daß der geistlich ermißt oder urteilt alle ding? Habend sy aber urteil, warum laßt man sy dann nit lesen, das durch trüwe diener des evangelii harfür getragen wirt? Und ist es falsch, so wirt es dester ee verworfen. Kurz, lieben brüder, man soll des allerkleinsten wort in der kilchen nit verachten sunder hören und urteilen; das gebirt růw und friden. Nemend ein bysvil, wo es üch- nit ärgeren will, ab unserer kilchen. In dero wöllend wir des widertoufs nit; wöllend ouch den kinden als denen, die nüts weniger in gottes bund stond weder wir, denselben keins wegs abschlahen. Hiewider habend sich etlich treffenlich erböumt und gschriften lassen usgon. Da hat sich unser kilch also gehalten. Ire gschrift und alle gschriften laßt man noch hütigstags feil haben; ire leer hat man wol siben mal mit offnen fryen gesprächen überwunden. Das hat den widertouf nider gelegt und den kindertouf geschirmt und růw gemacht; sunst hättind wir rüw nimmermee mögen überkommen. Also sind die ein ursach des zwitrachts, die, das sy sehend die warheit syn, und darwider nit mögend, mit häßlichem geschrey verungnadend, darum daß sy sich erstlich ze vil unwyslich verwatten habend. Dann, wo man in den kilchen die svän, die in gottes wort sind, fry verhört und ermißt, da verlaßt gott sin kilchen nit; dann er ist nit ein gott des zwitrachts sunder des fridens und einigkeit; und wirt da ein iede kilch die warheit erkennen und annemen. Das wöllend die päpstler nit verston noch zülassen; dann wo man also mit gottes wort wirt umgon, da mögend sy es nümmen in jrem gwalt haben und verston gebieten, wie sy wöllend, sunder das urteil wirt by der kilchen ston. Und folgend inen die schwärmer nach, die fleisch und blüt Christi im nachtmal lyblich effen wöllend; und scheltend aber sy alle menschen der schwärmery. Dann sehend, lieben brüder, wie sy fluchten füchend. So wir sprechend: Wir habend einen glouben mit üch, namlich das vertruwen in den tod des herren Jesu Christi, und das ist fin fleisch essen und trinken sin blüt; sprechend sy: Ja, es ist aber noch ein anderes essen fines fleisches, das ißt man ouch lyblich geistlich. Und so wir sagend: Das fleisch lyblich ze essen ist nit nüß; sprechend sy: Ja, es gat geistlich zu, und du verstasts nit, bist unglöubig, ein schwärmer, glychsner, ufrürer. Und so wir sagend: Hat dann Christus zween lyb gehabt, einen lyblichen und einen geistlichen? so schryend sy: Schwärmer, schwärmer! Wir essend den lychnam Christi, den wesenlichen, geistlich. Sprechend wir: Das thůnd ouch wir, so wir vertruwend uf sinen tod; so sprechend sy aber: Es ist nit genüg, man můß in ouch lyblich, wesenlich, fleischlich essen, doch geistlich. Antwurtend wir: So wärind also zwey geistliche esfen des lychnams Christi; `eins, da man uf in vertruwt; das ander, da man sin fleisch lyblich geistlich ässe; und mütend inen zu, daß sy zweyerley geistlichen essen gschrift darbrin

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gind; dann so wütends, dann sy vermögends nit und stond nackend. Nun sehend zu, welche töubelind1 oder schwärmind? Wir redend mit gottes wort: daß Christum essen syge in in vertruwen Joh. VI, 35; lyblich esse jn nieman; dann von sinem lyblichen lyb hat er geredet: Mich werdend jr nit allweg haben; und widerum verlaß ich die welt, und gon zum vater. So findend dise ein gedicht, und sagend von lyblichem geistlichem essen, glych als da einer von einem hölzinen schürysen seit; und könnend aber kein gotteswort darum zeigen, noch daß gott dem lyblichen essen einicherley zügesagt habe. O wie gern wölltind sy das VI capitel Johannis wider dahar biegen; aber es ist gethon; dann sy habend langest verjähen, daß daselbs nüts vom lyblichen essen gehandlet werde, und habend recht verjähen. Schend zu, welche under uns schwärmer sygind; wir, die so ein hellen verstand vom geistlichen essen mit gottes wort darbringend, und den vom lyblichen essen hindan thund; oder sy, die einen verstand mit worten malend, der aber in keinem gmút uf. erden nie verstanden ist noch ggloubt, sunder ist allein ein dicht der worten den lychnam Christi lyblich geistlich essen? Verston ich das wort » schwärmer“ recht, so schwärmend die, die in eim ding wütend, das sy nit verstond, und nüt deß weniger alle menschen überreden wöllend: sy verstandinds selbs wol, aber ander verstandinds nit; als jener trugner that, der den junkeren fürgab er hätt jnen ir kilchen gemalt; aber welcher nit ein eekind wär, möchts nit sehen; wölltend die junkeren eckind syn, und verjähend, wie sy das gemäld sehind. Also gschicht hie; wenn die hochen leerer also haryn pöldrend und sprechend: der das nit gloub, der sye kein christ, und sye ein schwärmer; so will ein ieder es nit syn, funder ein fyner fyrtägli= cher christ syn sc. So vil von dem byspil, damit ich üwer lieb hab wellen ze verfton geben, daß kein artikel so schwer noch ungehört ist, man soll in lassen für die kilchen kummen, und die nach gnügsamen verhören lassen annemen oder verlassen, und sy nit zwingen. So nun die, so min epistel verwerfend, darum daß sy nit min syg, ie einen anderen verachtend, der sy fölle gesandt haben; ist es ein zeichen, daß sy dem urteil der kilchen, ouch den schlechten in der kilchen nit losen wöllend.

Demnach, lieben brüder, laßt uns gott nümmer türer versücht werden, weder wir tragen mögend, sunder zeigt uns allweg einen usgang. Also thüt er iez in der gegenwürtigen türggischen anfechtung a), die er allen christen zů gütem laßt haryn fallen; dann er alle ding zu gütem verwendet. Wir habend gsehen die groffen practiken, die von den bischofen und allem papsttum wider gottes wort gebrucht sind, indem daß sy die widerwärtigen fürsten und kindlichen darwider verheßt habend mit jrem gelt. Nun kommt gott mit der rüten sines zorns, wie Jesajas von Assur sagt, so stond alle fürsten und herren erschrocken. Dann zum ersten erschreckt sy ir conscienz. Zum anderen scham; dann sy wol denken mögend, das menglich denkt; sind iez als keck als über die buren, ob inen glych nieman nüt sagen darf. Zum dritten ir armut; sy habend keine schäß zemmen gelegt, habends ouch nit wol môgen thůn; dann sy habend die bischof, äbbt und ganzes papsttum alles,

1) unsinnig sich betragen.

a) Soliman brach in Ungarn ein, schlug den König Ludwig, der auf der Flucht umkam; es entstand neuer Krieg um die Krone.

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Der ander sandbrief H. 3. an die christen zü Eßlingen.

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das gelt machen mag, an sich lassen ziehen, darzů die monopolas, die einigköufer. Jüngst habend sy über alls die überblibnen buren also ersøgen und erärmt, daß sn ouch nüt habend ze stüren. Sy habend ouch die stätt so kindlich gehalten, daß sy (ob sy glych rycher wärind, weder sy find) ufsehen habend uf ir hab. Nun will gott inen und uns ze hilf kummen, ob es jnen glych etlichen nit lieb wär, und zeigt mit der not uf das papsttum, sam er spräch : Ey, jr toren, habend jr nit allweg von den schäßen der kilchen gehört die bettlenden pfaffen: man mög die gúter an föliche not verwenden ? Sehend je nit in minem wort, das ich in zehen jaren so stark und gwaltig harfür tragen hab, daß üch zimmt sölche gúter anzügryfen, und jnen nit zimmt sy ze haben zu sölchem mütwillen. Nemend und versehend alle bischof, äbbt, důmherren, klöster und, was derglychen ist, daß die personen jr leben lang versehen sygind; und nemend ir die ganzen übrigen hab zů gemeiner hand uf föliche weer und bruch; dann, so der Türgg so feer haryn ist,/ wirt es nit in einem jar us syn. Ob es aber schon us wär, soll doch sölch güt zü gemeinem nuß der armen landlüten, nit zů mütwillen verbrucht werden; und hat man in die ewigkeit ein fürsorg und vorbuw. wider den und ander fäll. Dann; wo mans nit also angryft, so ist es alles um; dann es ist nienen kein hab noch macht, die sölichs ertragen mög. Aber hie ist so vil rychtums und güter, daß man zemmen bringen wurd mee denn hundert mal hundert tusend guldin.

Darum, lieben brüder, gottes wort gat in trübsal uf, so verwägend üch vil müde und arbeit zu erlyden; aber es wirt üch alles zu gutem mitwürken. Deshalb ist üch not, daß jr einen getrüwen vrediger und seelsorger habind. Nemend ein byspil ab Straßburg, Ulm, Nürenberg, Ougspurg, Costenz, Nördlingen und anderen fry- und rychsstätten, wie das wort by jnen zunimmt; und errett sy gott für und für us allem ufsah. Dann es ist ie in gefar und trübsal nüt tröstlichers denn gottes wort, und harwiderum nüt verfürischers denn das gytswort; dann das sicht allein uf sinen nuß, und last um deßwillen alle ding undergon; aber gottes wort sicht uf den gemeinen nußen, macht vertröst und mannlich in gott, leert güte gewüsse ratschläg, kurz, ist unverzagt, stat uf eim felfen, was us gottes wort erbuwen ist, und mag im kein ungewitter nit schaden. Hierum, lieben brüder, bittend gott on underlaß, daß er üwer oberkeit erlüchte, daß sy üch um einen getrümen christmässigen verkünder des evangelii sehind. Demnach, wie ouch sant Paulus zum Timotheo leert, werbend vor gott ängstlich mit andächtigem herzlichem gebet, daß er unsre fürsten und obern in finem heilsamen wort vereinen wölle. Dann einigkeit und friden wirt an keinem ort bas gebuwen weder in gottes wort. Darin leert man gott fürchten, sines willens faren und nüt wider den ratschlagen; und dann werdend ir fröud des figs erleben. Sunst ist es nüt dann forcht und mißtrüw. Aldiewyl die päpstischen pfaffen ir gevlärr usrichtend, und wellend vil gelts mit gylen zemmenbringen, damit jr hab nit anggriffen werd, und sudlend das volk hin und wider. Mit härinem gwand, barfüß und meß halten wycht der Türgg nit; dann man mag so vil nit mee us dem armen volk erschinden, das zu sölchem kosten gnüg fye. Darzů, wie wirt ein fürst dem anderen, ein volk dem anderen, eine statt der anderen trüwlich züspringen, so sich ein ieder vor dem anderen, so feer er uf die walfart käm, fürchten müß?

UNION THEOLGUT

New York

SAMIN

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