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Zwinglis Entwürfe zu Friedensartikeln.

2.

Artikel des fridens,

den unser herren möchtind annemen, doch uf hindersichbringen an unser herren. a)

Sytenmal in kurzen jaren erst angefangen ist gottes wort ynzwängen, und aber by unseren vorderen von ie welten har gottes wort nach vermög nüws und alts testaments ze predigen fry gewesen; so soll fürhin gottes wort nach vermög nüws und alts testaments fry gepredget werden ungestraft und in allweg ungehindert, so feer einer, das er predger, mit gottes wort erhalten mag, in allen orten der eidgnoßschaft, in den underthonen und zügewandten. Aber in uf- oder abthün der meß, bilder und andren cerimonien foll menglich ungezwungen syn, sunder einer ieden kilchhöre heimgeseßt werden, nachdem sy des göttlichen wortes bericht, hierin ze handlen. Es föllend ouch alle bündnussen, pflicht und versprechen, die wider die fryheit des göttlichen wortes gemachet, tod und ab syn, und vorus die Ferdinandisch vereinung abgeseit und harus ggeben, und kein sölche nimmermee gemacht werden. b)

Zum andren, daß alle pensionen, mieten, gaben, schenkinen aller fürsten und herren in die ewigheit verschworen und nimmermee genommen werdind by verlierung lybs und gutes zc; dann die diß zwitrachts ein ur sach, und dhein regiment noch volk beston mögend, wo denen der weg offen stat; und die französisch vereinung hieruf hinus gegeben; dann der küng die oft gnug gebrochen, daß sy deß glimpf habend. One disen punkten soll kein frid nüzid; denn sytenmal die pensionen ein ursach des zwitrachtes sind, so wurde es glych gon, so man die blyben ließ, als da ciner das tropfen an eim faß mit der hand abstrycht, und aber das löchle, dadurch das tropfen sycht, nit verstoppet.

Zum dritten, daß die obersten houptsächer, usteiler und wetterfürer der pensionen, von denen die practik gefürt ist, die uns in den zwitracht gebracht, zum höchsten gestraft werdind, diewyl wir zů beeder fyt im feld ligend; dentr one usrichtung aller pünkten wellend wir us dem feld nit wychen. Dann, wo das nit beschähe, wurde zů künftiger zyt (als denn das menschlich ge= mút schwach und wandelbar) allweg angesehen, daß, die vor mißhandlet, nit gestraft wärind, und verhofft, es wurde ein ieder ungestraft blyben, und sich böses nit verzyhen. Nun muß man in allen bösen dingen die ursprüng verschoppen, oder aber man understat der sach vergeblich ze helfen. c)

Zum vierten. Als die vier länder nit gnüg ghebt, daß sy jren alten bund misbrucht und zu Beckenriedt, Brunnen und anderswo tag gehalten,

a) Diese zwar projectirten, hernach aber durch die Mittler gemäßigten, geänderten Friedensartikel stehen von Zwinglis Hand (der selbige auf oberkeitlichen Befehl auf= gefeßt) "in der oberkeitlichen Registratur in Zürich Tr. 611. Bdl. 6, wobey andre von den Schiedorten projectirte Artikel. Note von Simmler. b) Im Frieden ward den V Orten überlassen, in ihrem Gebiet wegen des Evangeliums nach Gutfinden zu handeln. c) Art. 2 und 3 ward im Frieden auf bloße Bitten an die V Orte beschränkt.

Zwinglis Entwürfe zu Friedensartikeln.

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nit nun um je eigen besunder sachen, funder ouch um die händel, die gemeine ort antroffen; welchs doch ein merklicher nachteil gewesen, daß vier ort allweg mit einander vereinbart gewesen, ce und es zu gemeinem ratschlag kam. Deßhalb in kraft diß landsfridens by cer, eid und bünden sy kein sach nimmermee besunder übertrømmen oder anschlahen föllend, sunder wie andere ort, ein iedes für fich selbs, getrülich, und one ufsaß handlen und, so man ze tagen kummt, mit ernst und trüw helfen handlen one alles zemmenkuchen und rotten. a)

Zum fünften soll unsern herren dryßig tusend kronen von den fünf orten an jren reiskosten und iro mithaften gegeben werden, iez angehnds 15000 und zu sant Martins tag 15000; und unsern herren zevor die gottshuslüt fant Gallen, Bischofzell, Arben, die Höf und Rhyntal, so vil die fünf ort daran babend, blyben und die sechs tusend guldin, die zù sant Gallen gelegt find. Hieby vorbehalten unseren eidgnossen und christlichen mitburgern von Bern jren friden und kosten, so sy mit Underwalden bestimmt. b)

Zum sechsten, daß herr Jakoben Kaisers, den man nennt Schlosser, dryen kleinen finden ein eerliche zimmliche summ von denen von Schwyz erstattet und gegeben, damit sy mit eeren erzogen und zu eeren gebracht werden mögind, ouch ee man us dem feld kömme.

Zum sibenten, daß alles zusagen, so unser herren göttlichs worts halb gethon, war, stät und styf blyben soll und unanggriffen von menglichem.

Zum achten, daß alle, die unsern herren zuzogen, als Basel, fant Gallen statt, Müllhusen, Thurgöw, Bremgarten, Mellingen, Fryämter, die man nämt Wagental, und kurzlich, genämt und ungenämt, alle, so unsern herren beholfen und beraten, alle, die inen zügesagt, unangefochten, unangerürt mit straf, vön, minen, worten oder thätlichen blyben föllend; item Toggenburg, Gastal und Wesen ouch in disem friden, rüwen und einigheit in all wys und maß wie andre genämte vergriffen föllend syn.

a) Was Art. 4 den V Orten verbot, follte den Burgerstädten erlaubt seyn. b) Die Kriegskosten wurden auf 2500 Sonnenkronen vermindert.

Das Religionsgespräch zu Marburg,
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Der Landgraf Philipp von Hessen sah auf dem berühmten Reichstag zu Speyer seine angelegentlichsten Bemühungen, zwischen den beiden protestantischen Partheyen eine Vereinigung gegen den katholischen Bund zu Stande zu bringen, durch den unduldsamsten Eifer der Theologen. von Luthers Parthey vereitelt. Denn Luther erinnert in einem Bedenken gegen die Sakramentirer: „Hiebey merke man die Exempel Josua, da um des einigen Achans willen das ganze heil. Volk Unglück haben mußte, bis daß solche Sünde gestraft ward." (Briefe bey de Wette III, Nro. 1113,) Dennoch faßte Philipp den Vorsaß zu einem Versuch, zwischen den eifernden Partheyen eine Vereinigung in der Lehre zuwege zu bringen. Darin bestärkte ihn vorzüglich Johann Haner, ein Theologe, der sich in seinen Briefen an Zwingli als geißtreichen Mann mit mildem friedfertigen Sinn auszeichnet. Noch von Speyer aus (Donst. nach Jubilate, im Anfang des May 1529) schrieb Philipp an Zwingli: „Wir stehen in Unterhandlung mit Luther, Melanchthon und dann auch andern, die des Sakraments halben euerer Meinung sind, an gelegene Orte zusammen zu bringen sich darüber auf den Grund der heil. Schrift zu vergleichen. Zwingli erklärte dem Landgrafen seine Bereitwilligkeit dazu ;. wofür ihm dieser (Donstag nach Petri und Pauli, nach 29. Jun.) dankte, und in einem besondern Briefe dann den Rath von Zürich ersuchte, seine Einwilligung zu geben, daß Zwingli dem Religionsgespräch beywohne, da er mit Gottes Gnade erhalten habe, daß Luther, Melanchthon und Hekolampad auch dabey erscheinen werden. Der Rath entsprach der Bitte; wünschte aber, daß das Gespräch nach Straßburg verlegt werden möchte; fügte sich aber endlich ganz dem Wunsche des Landgrafen. Philipp sorgte dann für die Sicherheit der Reisenden von Straßburg aus. Nur mit Widerwillen entschlossen sich Luther und Melanchthon dieses Gespräch zu besuchen, und erklärten zum Voraus, es werde nichts fruchten; äußerten Mißtrauen, daß ihre Gegner einen Vortheil über sie dadurch suchen; doch wollen sie ihnen den Ruhm nicht lassen, daß sie mehr zu Frieden und Einigkeit geneigt wåren. Sie verlangten Zuhörer von der katholischen Religion als unpartheyische Zeu

Das Religionsgespräch zu Marburg.

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gen (folche, die die Transsubstantiation glaubten, unparthenische Zeugen für Zwingli!), damit die Gegner sich nicht des Sieges rühmen können. Ja Luther meinte sogar: Sie hätten uns mit Schriften ihren demůthigen Fleiß zum Frieden, wie sie rühmen, wohl långst und noch können anbieten. Denn ich weiß das wohl, daß ich ihnen schlecht nicht weichen werde." (Vergl. Luthers Briefe, herausg. v. de Wette, Bd. III.) Bullinger erzählt nun die Geschichte des Gesprächs nach Zwinglis und der Seinigen Berichten im vierten Band seiner Chronik folgendermaßen. a)

Also brach Zwingli uf uf den 3. septembris, nam allein zů jm H. Rudolfen Collinum (der was leser der griechischen sprach zů Zürich) zum gfärten, und für so still, daß anfangs zů Zürich nieman nüt, one die geheimen rät, darvon wußt, gen Basel. Des anderen tags, als sin wegfart und ursach der fart anzeigt ward, sandt man im nach einen ratsboten, M. Uolrichen Funken, mit einem diener und gleitsbüchsen. Alle die zyt aber und Zwingli hinweg was, prediget für in M. Cünrad Schmid, Comthur zů Küßnach am Zürichsee, ein gar gschickter, gleerter und tapferer mann.

Do erhüb sich aber von Zwingli ein wunderbar sagen in der eidgnoßschaft. Etliche fagtend, er wäre mit dem schelmen entloufen. Andere sagtend, der tüfel wäre by jm gsyn sichtbarlich, und hätte in hinweg gefürt. Und derglychen üppig nüt söllend reden und erdachte sagen wurdend one zal gedichtet. Er aber nam zů im H. Johannsen Oecolampadium mit einem ratsboten b), und für gen Straßburg, da er gar eerlich empfangen ward, und prediget da mit grossem rům allermenglichs. Derselben predig summa wirt begriffen in siner vorred über den propheten Jeremiam. Zů Straßburg thät sich zu Zwingli H. Martin Buzer und D. Caspar Hedio sammt etlichen ratsboten und rittend uf Marburg. H. Jakob Sturm, stättmeister zů Straßburg und Jakob von Dubenheim, ein edler herr us Meissen, dazů vom landgrafen geordnet, rittend mit. Zů Marburg wurdend sy fast fründlich von dem fürsten empfangen.

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Demnach kam ouch D. Martin Luther gen Marburg. Doch hat er uf der sachsischen march etwas verzogen, bis des landgrafen gleit dahin kam und in annam; dann one gemeldt gleit wollt Luther us Sgren nit verrucken. Darum der landgraf domalen fagt: Der Zwingli mit den finen ist von'n Schwyzeren bis har kommen, daß er kein gleit an uns begert. D. Luther aber hat das gleit begert, als ob er uns minder truwe zc. Mit Luthern kamend us Saren Philippus Melanchthon und Justus Jonas, von Ougspurg Stephanus Agricola, von Nürenberg Andreas Osiander, und von Schwäbi schen Hall Johannes Brentius.

a) Collins Bericht, den Lavater in der Historia Sacramentaria, Pars II. aufz genommen, und andere latinisch abgefaßte Berichte über dieses Gespräch folgen bey der latinischen Abtheilung von Zwinglis Werken. b) Rudolf Frey.

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Das Religionsgespräch zu Marburg.

Es kamend ouch dahin us vilen landen vil gleerter lüten begirig des gesprächs zwüschend disen fürnemen und gleerten lüten; doch wurdend fast wenig derselbigen zügelassen. Dann anfangs ordnet der fürst, daß etlich der beschribnen befunders und allein mit einanderen sich besprachen. fölltind, Lutherus und Oecolampadius, Zwinglius und Melanchthon; dann man fach es für unfruchtbar an, daß Luther und Zwingli, als die beid heftig und hißig warend, an einanderen grad anfangs gelassen wurdind. Diewyl dann Oecolampadius und Melanchthon die gütigeren und fänfteren warend, wurdend sy abgeteilt zu den rüheren.

Und handletend Zwingli und Melanchthon in irem gespräch von der gottheit Christi, von der erbsünd, von dem wort gottes und von dem nachtmal unsers herren Jesu Christi. Dann Zwingli den Wittenbergern verdacht was, als ob er nit recht hielte von der gottheit Christi. Da Zwingli fagt: Ludwig Häßer hätte ein büch geschriben derley, das habe er, Zwingli, undergedruckt, und halte von der gottheit Christi und der heiligen dryfaltigkeit, wie es in symbolo Ricäno und Athanasii (das ist, in den artiklen des heiligen christenlichen gloubens, die im concilio zu Nicäa erklärt sind, und die der alt leerer, der heilig Athanafius erlüteret hat) begriffen. Also was Zwingli ouch verdacht, daß er der predig des göttlichen worts nüt, dem heiligen geist aber oder dessen würkung alles allein zügebe; da sy in irem gspräch sich deß vereintend, der heilig geist würke in uns das heil und grechtmachung durch verkündung des göttlichen worts, wie Paulus dgrvon redt 1. Cor. III, 6. 7. und Röm. X, 14. 17.

Also ward von Zwingli usggeben, er verlougnete die erbsünd. Sy beid aber warend deß eins, daß die erbsünd der brest wäre, der von Adamen uf alle menschen geerbt und der art sye, daß der mensch sich selbs, nit gott liebe; ia ein fömlich übel und ein sömliche fünd sye, die den menschen verdamme; die kinder aber us kraft der verheissung im bund durch Christum fömlicher verdammnuß ledig werdind.

In der handlung von dem nachtmal Chrifti gab Melanchthon nach, das geistlich niessen des lybs und blüts Christi, daß es glouben wäre; ouch daß der herr Joh. VI, 51. 52. rede von dem lyblichen essen, und daß die Capernaiten verstanden habind, sy müssind sin fleisch lyblich essen und fin blüt [yblich trinken; da sy, die lutherischen, im nachtmal nit der meinung fygend, daß der lyb und das blüt Christi umschribner wys nit in'n mund ggeben werde; doch werde derselb lyb warlich genossen durch ein verborgne wys. Zwingli antwortet: die verborgen wys möchte mit der aschrift nit dargebracht werden. Antwortet Melanchthon: Damit wirts dargebracht, daß der herr gesagt: Das ist min lyb, das ist min blüt." Antwortet Zwingli: Der lyb, von dem der herr rede in ermeldten worten: Das ist min lyb", sye sin warer lyb, der umschriben und zumal nun an einem ort, nit allenthalben sye, wie dann ouch Augustinus darvon geredt. Melanchthon sagt: Wenn es dann glychwol Augustinus sagte, könnte ichs' doch nit annemen. Zwingli sagt: Der herr selbs redt also von sinem lyb im evangelio, daß er nit mee werde by jnen syn, und erzalt da allerley us dem evangelio kundschaften. Daruf Melanchthon nüt antwortet dann: das wort Christi wäre hell: „Das ist min lyb." Antwortet Zwingli: das wäre petitio principii; und mochtend sich dises artikels nit vereinigen.

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