Einleitung. Christian Wernicke (1661-1725) ist kurz nach seinem Tode der persönlichen Vergessenheit anheimgefallen. Selbst die Männer, die sich seiner Dichtungen annahmen, sind sehr dürftig über seinen Lebenslauf unterrichtet. Als Helfer im kritischen Streit rief Bodmer ihn 1749 und 1763 in Neudrucken wieder ans Licht, Hagedorn zollte ihm in einem Epigramm hohes Lob und der unvermeidliche Ramler überarbeitete die Sinngedichte 1780. Lessing würdigte diese eingehend und ging dem Schicksal ihres Urhebers nach (Lachmann-Muncker 11, 221 ff.), Herder besprach ihn in der Adrastea (Suphan 24, 366). Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten 5,307 ff. trug allerlei Stellen zusammen, an denen er erwähnt ist. Erst 1888 warf Julius Elias in einer Münchener Dissertation helles Licht auf Wernickes Leben. Seine kluge, doch irrige Hypothese über den Geburtsort fand ihre Klarstellung durch Neubaurs gleichzeitigen Beitrag (Jugendgedichte von Christian Wernigke). Leider musste Elias uns den versprochenen zweiten und dritten Teil sowie die kritische Ausgabe schuldig bleiben. Seine Materialien hat er mir freundlichst zur Verfügung gestellt; ich erhielt sie zum Teil erst, als ich selbständig weiter vorgeschritten war. Hier nun soll versucht werden, seine Arbeit zu ergänzen und zu vollenden. Ich habe mich auf das beschränken wollen, was Elias, Erich Schmidt (Allg. D. Biogr. 42, 90 ff.), Borinski (Die Palaestra LXXI. 1 Poetik der Renaissance und die Anfänge der literarischen Kritik in Deutschland. Berlin 1886) und Eichler (Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis XIX. Jahrhundert. Leipzig 1904) zu tun übrig gelassen. Die von ihnen festgestellten Tatsachen und Gesichtspunkte sind nur dann wiederholt, wenn der Zusammenhang des Ganzen es erforderte. |