,Der hat aus alten Zeiten noch bewahrt die Kraft, Dass er zu grofsen Taten erregt die Ritterschaft. Aus der Berge Schachten stammt sein Feuergeist, Der den blöden Sänger in hohen Liedern unterweist.
,Er hat aus alten Zeiten mir ein Lied vertraut: Wie er zuerst der Wogen verborgnen Grund geschaut, Wie Siegfried ward erschlagen um schnöden Golds Gewinn, Und wie ihr Leid gerochen Kriemhild, die edle Königin.
,,Mein Schifflein lass' ich fahren, die Gier des Goldes flieht, Der Hort ward zu Weine, der Wein ward mir zum Lied, Zum Liede, das man gerne nach tausend Jahren singt, Und das in diesen Tagen von allen Zungen wiederklingt.
,,Ich ging den Hort zu suchen, mein Sang, das ist der Hort; Es begrub ihn nicht die Welle, er lebt unsterblich fort." Sein Schifflein liefs er fahren und sang sein Lied im Land, Das ward vor allen Königen, vor allen Kaisern bekannt.
Laut ward es gesungen im Lande weit und breit, Hat neu sich aufgeschwungen in dieser späten Zeit. Nun mögt ihr es verstehen, ein altgesprochen Wort: ,,Das Lied der Nibelungen, das ist der Nibelungenhort."
Das ist eine traurige Mythe,
Ihr hörtet sie oft genug;
Doch summt mir heut im Gemüte
Das alte Zauberbuch.
Das alte Lied der Treue
Mit bitter Weh und Pein,
Da alte Treu und neue
Zusammen nicht konnten sein.
Sie konnten nicht zusammen
Bestehn mit ihrer Qual,
Und mussten schüren die Flammen
In König Etzels Sal.
Das waren arge Nöte, Gar grimme Schlachtenlust: Dass einer den andern töte Erst in der eignen Brust.
Es wandten die Götter alle Entsetzt das Antlitz ab,
Zu schaun nicht vor dem Falle Das ungeheure Grab.
Und konnt nicht Hülfe werden; Es musste ja bis zum Tod Bekämpfen jetzt auf Erden Sich Rüdiger und Gernot.
Wie summt mir heut im Gemüte So schaurig das alte Lied
Dass Gott uns alle behüte,
Dass keinem solches geschicht.
Dem Pol entspriefst die herrlichste der Frauen, Ein Riesenkind, ein kräftig Wunderbild.
Stark und gewandt, mit hohem Selbstvertrauen, Dem Feinde grimm, dem Freunde süfs und mild: So leuchtet, nie versteckt vor unserm Schauen, Am Horizont der Dichtkunst Brunehild, Wie ihres Nordens stete Sommersonne, Vom Eismeer bis zum Po, bis zur Garonne.
Ihr schreitet kühn der gleiche Mann zur Seite, Der ihr bestimmt war, den sie doch verlor. Für seinen Freund erkämpft' er solche Beute, Durchsprengte kühn das Zauberflammentor; Wie schön das Hochzeitlager sich auch breite, Die Freundschaft zieht er streng der Minne vor: Dies Schwert, ein Werk zwergems'ger Schmiedehölen, Schied ihn und sie! O seltsames Vermälen!
Taubstumm scheinst du mir zwar, du redest öfter durch Zeichen
Oder Geberden als durch unser geschmeidiges Wort;
Ja, du bedienst dich auch dann noch des schlichtesten, das du nur findest, Aber ich nenne dich doch unser unsterblichstes Lied.
Kühn mit plastischer Kraft entwarf die Gestalten der Volksgeist,
Rauh, gewaltig und grofs zeichnet die Kohle sie hin:
Selbst Kriemhilde, die Brust durchhaucht von inniger Liebe, Starrt, das sanfte Gesicht grimmig in Rache verzerrt. Staunend erhebt den Blick und zögert im Norden der Wandrer, Wo am Zackengebirg' Nebelgebilde zerwehn.
Muss er bewundern zwar, nicht wird er heimisch sich fühlen, Kommt er aus Hellas zurück, denkt er zurück an Homer. A. Pichler (1869).
Ich war an einem schönen Maientag,
Ein halber Knabe noch, in einem Garten Und fand auf einem Tisch ein altes Buch. Ich schlug es auf, und wie der Höllenzwang, Der, einmal angefangen, wär' es auch Von einem Kindermund, nach Teufelsrecht, Trotz Furcht und Graun, geendigt werden muss, So hielt dies Buch mich fest. Ich nahm es weg Und schlich mich in die heimlichste der Lauben Und las das Lied von Siegfried und Kriemhild. Mir war, als säfs' ich selbst am Zauberborn, Von dem es spricht: die grauen Nixen gossen Mir alle irdischen Schauer durch das Herz, Indess die jungen Vögel über mir
Sich lebenstrunken in den Zweigen wiegten Und sangen von der Herrlichkeit der Welt. Erst spät am Abend trug ich starr und stumm Das Buch zurück, und viele Jahre flohn An mir vorüber, eh' ich's wieder sah. Doch unvergesslich blieben die Gestalten Mir eingeprägt, und unauslöschlich war Der stille Wunsch, sie einmal nachzubilden, Und wär's auch nur in Wasser oder Sand.
Ob nun das Nibelungenlied
Ein episch wirkliches Gedicht? Man hört zwar alles, was geschieht, Allein man sieht es nicht.
Der Dichter der Nibelungen.
Berühmt ist das Lied der Nibelungen;
Wer es erdacht,
Ist ungenannt.
Berühmt ist Heinrich von Ofterdingen; Was er gemacht,
Ist unbekannt.
Darum ist erklungen
Mein kritischer Spruch,
Um beides an
Und unterzubringen,
Das Lied an den Mann,
Den Mann zum Buch:
Es hat das Lied der Nibelungen Gemacht der Heinrich von Ofterdingen, Und wenn ich's nicht beweisen kann, Könnt ihr's doch auch nicht widerlegen; Was habt ihr zu sagen dagegen?
O Zeiten, o Sitten!
Bei der Ilias ruhte man nicht,
Bis dem Homer sie war abgestritten; Und unser deutsches Heldengedicht
Hat man nicht herrenlos gelitten. Wie man Kränze zerreifst und flicht! Wir müssen uns beides verbitten.
Hartman der Ouwære, ahi, wie der diu mære beid' ûzen unde innen mit worten und mit sinnen durchvärwet und durchzieret! wie er mit rede figieret der âventiure meine! wie lûter und wie reine sin kristalliniu wortelîn
beidiu sint und iemer müezen sin! si koment den man mit siten an, sie tuont sich nahe zuo dem man und liebent rehtem muote. swer guote rede ze guote und ouch ze rehte kan verstân, der muoz dem Ouwære lân sîn schapel und sîn lôrzwî. swer nû des hasen geselle sî und ûf der wortheide hochsprünge und wilweide mit bickelworten welle sîn und ûf daz lôrschapelekin wân âne volge welle hân, der lâze uns bî dem wâne stân,' wir wellen an der kür ouch wesen: wir, die die bluomen helfen lesen, mit den daz selbe loberis underflohten ist in bluomen wis, wir wellen wizzen, wes er ger: wan swer es ger, der springe her und stecke sîne bluomen dar. sô nemen wir an den bluomen war, op sî sô wol dar an gezemen, daz wir 'z dem Ouwære nemen und geben ime daz lôrzwî. sit aber noch niemen komen sî, der ez billicher süle hân, sô helfe iu got, sô lâze wir'z stân. wirn' suln ez niemen lâzen tragen, sîniu wort ensîn vil wol getwagen, sîn rede ensî ebene unde sleht,
Herr Hartmann von der Auen, Ah, der kann Mären bauen Und kann sie aufsen und innen Mit Worten und mit Sinnen Durchfärben und durchschmücken! Wie seine Reden zücken
Recht auf der Aventüre Sinn! Wie fliefsen rein und lauter hin Seine krystallene Wörtelein! Sie sinds und mögen es immer sein! Sie treten sittig zu dem Mann Und schmiegen sich dem Herzen an Und heimeln einem reinen Mut. Wer gute Rede kann für gut Verstehn und recht erfassen, Muss dem von Aue lassen Sein Reis und seinen Lorberkranz. Auf der Worthaide wer den Tanz Will machen mit dem Hasen, Hoch springen und weit grasen, Mit Worten würfeln, wie's Gott bescheert, Und, unsrer Stimmen unbegehrt, Wahnhoffnung zu dem Kranze fassen, Der möge uns nur den Wahn belassen, Wir wollen auch bei der Wal nicht fehlen. Wir, die die Blumen helfen wälen, Mit denen dieses Ehrenreis Durchflochten ist in Blumenweis, Wir wollen wissen, was er begehr! Was es auch sei, er trete her Und stecke seine Blumen dar: So nehmen wir an den Blumen war, Ob sie so schön am Kränzlein sehn, Dass wir's ihm müssen zugestehn Und dem von Aue herunterziehn. Nun aber keiner noch erschien, Dem's besser stünde, zu dieser Frist, Helf Gott, so lassen wir's, wo es ist. Das Reis das darf uns keiner haschen, Seine Rede sei denn wol gewaschen, Und eben jedes Wort und schlicht,
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