'swer mîn vor der werlt vergiht unde an mir gezwîvelt niht, daz selbe ime von mir geschikt?'
Solich klage und diz gebet
daz ich daz ie getet,
daz sol man niht vür wunder hân,
wan sô der reine Hartman
mîn herze besitzet,
so kaltet'z unde switzet und bristet unde krachet; sin tugent mir daz machet, der er bî sîner zît phlac. Owê, tætlicher slac,
wie dû an im hast gesiget,
daz er in touber molten liget
der ie schein in vröuden schar! Hartman unde Reinmâr,
swelch herze nach werltvröuden jeit, (wan dar nách ir lêre streit), die müezen sî von schulden klagen; si habent in vor getragen tugentbilde und werde lêre. Swer wibes lop und ir êre so vürder als si tâten, der ist unverrâten
von mir wider wîbes namen: si kunden stillen unde zamen swaz von nîde valsches vlouc. swa man wîbes güete belouc, dâ stuonden dise zwên ze wer wider der valschære her.
Wibes güete, dir'st geschehen,
kundestu'z ze rehte spehen,
daz dir nie græzer schade geschach. Din lop wirt val unde swach,
wan si valwent lîplôs,
an den die vröude ir reht verlôs
und wîbes vröude aller meist.
Heinrich von dem Tarlein. (Um 1220.)
ein wise man von Eschenbach;
sin herze ist ganzes sinnes tach,
leien munt nie baz gesprach.
Wolfram von Eschenbach.
Dem Landgrafen Hermann den Parzival überreichend.
Swaz an den buochen stêt geschrieben,
des bin ich künstelos beliben.
niht anders ich gelêret bin:
wan han ich kunst, die git mir sin.
Ein redlich Werk, mit dem ich lang gerungen, Steht, dank dem Herrn, vollbracht in Würdigkeit: Von Parzivals, des ritterlichen, jungen,
Prüfung und Fahrt zum Gral bring' ich Bescheid; Auch Gamuret des Vaters Minneflamme, Des Herrn Gawân Tiost und süfse Zucht Und was vom Anschewîner Fürstenstamme Die Cronica von Anschon Wunders bucht:
Viel wilden Fund aus König Artus Tagen Hat Findersglück und Fleifs mir zugetragen. Erst hat versucht, die reiche Mär zu künden Von Troys der wackre Meister Kristian, Viel ward, das Rauhe sorglich abzuründen, Durch Kyot mit Provins dazugetan;
Nun lehrt's, ein goldner Kern in goldner Schale,
Wie Zweifel und Unstätheit irre führt,
Und wie nur der geläutert naht dem Grale, Der Stäte sich als Lebensmafs erkürt;
Des eignen Herzens rätseldunkle Ziele Entwirren sich im höfisch bunten Spiele. Gewoben hab' ich um die welschen Mären Der Heimatsprache ehern Klanggewand, Und hoffe, dass sie preislich sich bewähren Nicht nur als neugierstillend leichten Tand.
Als wie ein Schmied, der eine Brünne wirket, Fest Drat zu Drat und Ring zu Ringe biegt, Hab ich den Reim gemessen und gezirkelt, Dass sein Geflecht wie Kettenhemd sich schmiegt, Und wie ein Schmied errang ich des Gedichtes Glattformung nur im Schweifs des Angesichtes.
Nun ist's getan. In Demut möcht' ich lachen, Dass sich ein künsteloser Rittermann Furchtlos vermafs, solch grofses Buch zu machen, Und selbst kaum einen Buchstab malen kann. Doch, wer alsbald mit fühlendem Erfassen Das Lied, das ihm die fremde Zunge singt, Versteht in eignes Wortgefühl zu fassen, Dem wie von selbst der Reim entgegenspringt,
Der kann als Laie Meisterschaft besitzen, Weifs er auch keinen Gänsestiel zu spitzen.
Dank zoll ich den geduldigen Scholaren, Die mir gedient als helfend Schreibgesind, Und Dir, Wolredende mit krausen Haaren, Jungfräulein Alix, höfisch feines Kind.
Bei Schildesamt, Heerfahren und Soldieren Kam mein Französich nie in guten Stand, War auch, dass man ,,Herbergen" heifst ,,Loschieren" Und andres mehr der Sprache mir bekannt,
Du lehrtest mich, streng wie ein alter Weiser, Die Wortfeinheit und Zucht der Tschampâneyser.
O Schaffelust, wenn wir in Frühlingstagen, Selbviert im Burggärtlein uns eingeheckt, Vor uns die Mären Kyots aufgeschlagen, Ein Mauertisch als Schreibtischlein gedeckt: Dolmetschend las die Maid die Zeil' um Zeile, Und translatirend schritt' ich auf und ab, Bis ich, bald schnell, bald nach sorgsamer Feile Den deutschen Reim den Schreibgesellen gab.
Die kauerten und kicherten im Moose
Und schrieben ihn, umblüht von wilder Rose.
Um Frauendank bracht' ich mein Werk zu Ende, Als Lohn genügte mir ein süsses Wort, Heut reich ich es als ehrfurchtvolle Spende Dir, Landgraf Hermann, der Gesangkunst Hort!
Du weifst, dass ich bei Fiedeln und Floitieren Des Amts, den Speer zu führen, nie vergafs, Und, riefen mich Posaunen zum Turnieren, Riefst du zum Streit, stets fest im Sattel safs. Als Erfurts Gärten unter Hufgestampfe
Zertreten wurden, stund ich frank im Kampfe.
So nimm denn heut, da wir nicht unter Schilde Austraben müssen, mild mein Buch zur Hand; Vielleicht dass es mit manchem bunten Bilde Erinnerung verklärter Zeit Dich mahnt. Wir neiden Dich um jene goldene Jugend, Da als den Seinen Dich Paris verehrt, Da König Ludwigs Hof Dich Rittertugend, Sanct Victors Schule Weltweisheit gelehrt.
Der Bart ergraute.. Doch, Gesang zu lieben, Ist dir als Erbteil jener Zeit geblieben.
Vielleicht dass dort dir auch des Grals Geschichten Die Dame der Champagne einst erzält,
Marie von Frankreich, die mit süfsem Dichten Die Sagen der Bretonen neu beseelt. Du hast manch eine Truhe wolbeschlagen Dir damals aus der Ferne heimgebracht, Dran die Frau Mutter wenig Wolbehagen Kundgab und schalt, als man sie aufgemacht!
,,Ein Lied.. noch eins. . und aber eins. . und wieder: Eiei, Herr Sohn, nur Fabliaux und Lieder?!"
Ich seh Dich lächeln. Aus metallnen Decken Entfaltest du ein stattlich Pergament,
Von Goldgrundbildern schimmern Rand und Ecken, Du aber sprichst, was lang mein Herz ersehnt: ,,Mög' deinem Parzival die Ruhe frommen, Biderbem Sänger ziemt die Ruhe nicht,
Ein neues Lied ist uns aus Frankreich kommen,
Das schwertscharf Bahn sich durch die Heiden bricht!
Uns freut der Völkerschlacht Getös' und Galm, Nimm hin und wend' uns deutsch den Willehalm!"
J. V. v. Scheffel (1863).
Tristan und Isolde.
Das hohe Lied der Leidenschaft, Starr, urgebirgisch, riesenhaft
In dunkler Höle von Basalt,
Wo Trauer durch die Säulen hallt, Im alten Celtenland entsprungen, An Englands, Frankreichs Hof gesungen, - Das hehre Trauerspiel verwischt Als lüsterne Fabel aufgetischt, Urstein zu Modetand zerbrochen Von Eilhart schläfrig nachgesprochen, Hier warm gehegt, dort halb gelitten, Ein leichter Spiegel leichter Sitten, So kam es in des Meisters Hand
Er musst es nehmen wie ers fand: Freiheit nach innen, nach aufsen Pflichten, Das war die Zeit, das war ihr Dichten. Gehorsam ging er Schritt für Schritt Der Märe und seiner Urschrift mit, Leichfüfsig wie ein Vogel geht, Und dennoch wo er geht und steht, Bei jedem Schritt versenkt er sich Tiefinnerlich, herzinniglich
In aller Dinge Kern und Wesen. Die Fabel wie er sie gelesen, Die enge, von Welt- und Hofeslust, Die er nach aufsen lassen musst', Nach innen wie hat er sie erweitet, Tief in des Herzens Grund geleitet, Und dort aus einer losen Mär Erbaut einen Tempel hoch und hehr, Einen Tempel echter Minne! Seht wie er hat darinne Alles zum Heiligtum geweiht,
Die holde Lust, das liebe Leid,
Das zärtste was ein Herze hegt
Und unerkannt durchs Leben trägt,
Des Weibes allerhöchstes Gut,
Die Treue mit dem Löwenmut,
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