Obrazy na stronie
PDF
ePub

Denn was des Himmels Spruch des Lebens würdig hält,
Kann nimmermehr den Tod und die Verwesung fühlen;
Es lebt, indem es stirbt, es steht indem es fällt,

Und läst der Parzen Hand blofs in den Schalen wühlen.

Mit diesen geringschätzigen Zeilen verehrte das ruhmwürdigste Gedächtnifs des seligsten Herrn von Lohenstein

Christian Gryphius.

An die grosse Fichte auf Herrn Balthasar Friedrichs von
Logau Guthe zum Bruckott.

Allhier hat Lohenstein die Leyer aufgehenckt,
Die ihm der Musen-Fürst Apollo selbst verehret.
Euterpens Hand hat ihn das schöne Spiel gelehret,
Minerva hat ihn selbst an ihrer Brust getränckt,
Die Themis aber ihm Mund und auch Kiel geschenckt.
Was Wunder, dass den Klang man überall noch höret,
Und von den Göttern selbst wird seine Schrifft geehret,
Ob man gleich seinen Leib hat in die Grufft versenckt.
Ach! kleidet euch in Flor, ihr Deutschen Pierinnen,
Lasst bei der Fichte Blut statt bittre Thränen rinnen
Um euren Lohenstein, der Deutschen Zier und Pracht,
Der zwar nicht lang gelebt, doch allzu viel verrichtet,
Dafs die gelehrte Welt ihm ewig bleibt verpflichtet,
Weil keiner es im Spiel noch hat so weit gebracht.
Du hoher Fichten-Baum, wie stehst du so betrübt?
Wie dass die Äste sich mit Ach und Weh bewegen
Und statt des sanfften Wests nur Trauer-Winde regen?
Weinst du, dafs Lohenstein, der diesen Hayn geliebt,
Und wie dein Golau that, das Musen-Spiel geübt,
Hat seinen Hirten-Stab hier müssen niederlegen?
Soll diese Gegend denn mehr keine Musen hegen,
Nachdem dein Orpheus dir auch gute Nacht itzt giebt?

Ach! billig hast du wohl auch Ursach zu betrauern,
Dafs dieser edle Stein nicht länger können tauern,
Weil fast dein gantzer Ruhm durch seinen Tod verfällt.
Wo nicht der Himmel wird, was übrig ist, bewahren,
Wirst du in Kurtzem noch erleben und erfahren
Wie sich die Poesie wird haben ganz verstellt.

An Herrn Balthasar Friedrichen von Logau.

Ich höre, liebster Freund, du bist mit eignen Zügen
Dein väterliches Gut nun willens zu beflügen,
Wo dein Herr Vater offt, der Meister unsrer Sprach
Und Teutscher Redligkeit, sang unserm Opitz nach.

So denn must du mir auch die Bahne zeigen an
Zur Fichte, die man hier in Brefslau schauen kan,
Bei welcher Schlesien zur Helffte wird gesehen;

Da wollen wir den Neid verlachen und ihr Schmehen
Den Winden geben Preifs, auch ihnen bringen bey:
Dafs diese Ficht ein Bild wahrhaffter Freundschaft sey,
Die, wenn der Nordwind gleich in ihren Ästen wüttet,
Der faule Süd auf sie der Wolcken Krüg ausschüttet,
Der Blitz spielt um ihr Haupt, nur des Gewitters lacht,
Nur ihre Wurtzeln stärckt und ihre grüne Pracht
Der Blätter nicht verliehrt, ja ihr gespitzter Wipfel
Noch immer höher wächst, als wenn Olympens Gipfel
Ihr Stand und Wohnhaus wär; auf welchem nicht der West
Die nur in Asch und Staub gescharrte Schrifft verblässt;
In diesen heilgen Baum wolln wir die Namen schreiben,
Ich weifs, der Himmel lässt darinnen sie bekleiben,
Und seine Rinde wird der Nachwelt zeigen an,
Dafs Liebe nicht verblühn, Gunst nicht verwachsen kan,
Dass wir zwar Nachbarn sind gewesen in den Gütern,
Doch mehr die Neigungen, in Hertzen, in Gemüthern.
In diese Fichte will ich auch auf selbe Zeit
Die Leyer hengen auf, die ich bisher geweiht
Der Teutschen Pieris. Denn könnt ich mit mehr Ehren
Wohl irgends auf der Welt von diesem Spiel auffhören,
Als wo dein Vater offt so sinnreich hat gespielt,
Durch dessen Regung sich mein Geist zuerst gefühlt,
Der dieser Fichte Lob so wuste zu erheben,
Dass unsre Thäler ihm noch einen Nachklang geben.

Die Nymph Hercinia, die Opitz uns zu mahlen

Mit ihrer Schönheit weifs, schenckt' aus Crystallen Schalen Uns aus dem Bober-Quell verzuckert Nectar ein

Und sagte: wo ihr wollt in Teutschland Dichter seyn,

So trinckt, difs ist der Brunn der teutschen Castalinnen,
Für dem der Attische nun mufs in Sand verrinnen.
Aus diesem Wasser tranck mein Opitz seinen Geist,
Der Teutschland hat den Weg zur Poesie geweist,
Den Schlesien stets wird für seinen Orpheus ehren,
Den man in Persien vorlängst hat rühmen hören,
Wo man der Tichter Grab wallfarthend suchet heim
Und man Getichte schätzt für süssen Honigseim.
Nun wird im Bober Gold, und Blut im Hebrus flüssen,
Nach dem der Bacchen Grimm den Orpheus hat zerrissen
Und sein besudelt Haupt geworffen in die Fluth.

Zwar hat an Opitz auch Verleumdung ihren Muth

Zu kühlen und sein Grab mit Mist und Fluch zu schwärtzen Boshafftig sich bemüht. Allein die Himmels-Kertzen

Und Opitzens sein Ruhm krigt nur mehr Glantz und Licht,
Wenn Nacht und Neid sie drückt. Prefst unser Opitz nicht
Dem Pluto Thränen aus durch seine Todten-Lieder?

Er bringt Euridicen aus Tod und Hölle wieder,
Wenn seine Poesie die Todten lebend macht,

Und seine Leyer ist von Musen längst gebracht

Zun Sternen, denn man wird nach ihr die Saiten stimmen,
Weil in dem Bober man wird Fische sehen schwimmen.
Zog Orpheus durch sein Lied die Wälder und das Feld,
So ziehet Opitz gar die Tichter und die Welt
Durch seine Wälder nach. Und da der Venus Rache
Den Orpheus, weil er sprach Proserpinen die Sache
Und dem Adonis zu, durch Weiber rifs entzwey,
So fiel mein Opitz stets der süssen Liebe bey;

Drum schärffte sie ihm selbst die Feder. Wer will lieben,
Mufs lernen mehr was er als Naso hat geschriehen.
Der aber ist nicht werth ein Schlesier zu seyn,
Wer nicht in einen Baum den Opitz schneidet ein.

Vergnüge du nun mich
Und gönne mir so denn, dass ich in deine Fichte
Zu deines Vaters Preifs mein letztes Lob-Getichte
Dem Opitz schreiben darff. Wo denck ich aber hin?
Erinner ich mich nicht, wie viel ich schuldig bin.
Der Oder, die mich mehr hat als die Loh gesäuget?
Die mir mehr Wolthat als der Bober hat erzeiget?
Ist aber mir allein so fremd und unbekand

Des Haupt-Stroms hoher Ruhm, was um den Oder-Strand

Für Schwanen sind gewest, und das so grosse Flüsse
Ein grosser Riesen-Geist für Bächen regen müsse?
Ist mir so bald entfalln, was ich Herr Gryphen schrieb,
Der über Sophoclen die Trauer-Spiele trieb?

Soll der und unser Schwan, dem Hoff und Wälder gaben
Den Namen und den Preifs, nicht ein Gedächtnifs haben?
Soll dieser grosse Mann nicht an der Fichte stehn?
Ich weifs zwar, dafs sein Lob in Ertzt ist zu erhöhn,
Sein Bild in Helffenbein und in Porphyr zu schneiden,
Dafs seine Reime sind zu hülln in Gold und Seiden,
Ein Sohn Olympiens solt ihr Verwahrer seyn

Und sie zur Ilias Homerens schlüssen ein

In des Darius Schraan. Wir solten in Cypressen,

In Cedern, die kein Wurm, auch Fäule nicht kann fressen,
In Amianthenstein, den keine Glut verzehrt,

Einpregen seinen Ruhm. Denn Opitz ist zwar werth,
Den ersten Lorber-Krantz in Teutschland zu erlangen.
Er hat mit solchem Ruhm dif's Hauptwerck angefangen,
Dafs keiner nach der Zeit ihm ist geflogen für
Als Hoffmannswaldaus Geist, der Oder höchste Zier,
Der Teutsche Pindarus, dem keiner nach wird kommen,
Hat dieser ausgemacht. Der helle Bober-Flufs
Der ohne difs sein Gold der Oder zinsen mufs,
Nimmt scinen Lorber-Krantz von dem beperlten Haare
Und reicht der Fürstin ihn. Spree, Mosel, Elbe, Saare,
Saal, Ister, Wester, Muld und der bemooste Rhein
Läst unsern Oder-Strom den Sitz der Schwanen seyn
Und höret ganz verzückt Herr Hoffmannswaldaus Leyer,
Der Franckreichs Lieblichkeit, der Welschen himmlisch Feuer,
Den Nachdruck Spaniens, der alten Römer Pracht,
Der Griechen Weifsheit hat in seine Reime bracht.

So bald die Rosen-Zeit zu reisen uns erlaubt,
So soll dein Fichtenbaum vom Fusse bifs ans Haupt
Vertraute Namen führn, und oben wird man lesen:
Herr Hoffmannswaldau sey Apollo selbst gewesen.

D. C. v. Lohenstein,

Hofmann von Hofmannswaldau.

Zum Dichter machten dich die Lieb und die Natur.
O wärst du diesen stets, wie Opitz, treu gewesen!
Du würdest noch mit Ruhm gelesen:

Itzt kennt man deinen Schwulst und deine Fehler nur.
Hat sonst dein Reiz auch Lehrer oft verführet,

So wirst du itzt von Schülern kaum berühret.
Allein wie viele sind von denen, die dich schmähn,
Zu metaphysisch schwach, wie du, sich zu vergehn!

F. v. Hagedorn.

Auf gewisse Trauerspiele.

Anstatt in seinen Hörern Schrecken
Und sanftes Mitleid zu erwecken,
Füllt der belesene Garzil

Mit Schulgelehrsamkeit sein Trauerspiel,

Hält hier, sowie an allen Orten,

Von grofsen mehr als von geschickten Worten,

So dass man alle Helden sieht,

Die er auf seinen Schauplatz zieht,

Statt römscher Tracht in samtnen Pelzen,

Statt hoher Schuh auf langen Stelzen.

Chr. Wernicke.

Wernicke.

Wer hat nachdenklicher den scharfen Witz erreicht,
Und früher aufgehört, durch Wortspiel uns zu äffen?
An Sprach und Wollaut ist er leicht,

An Geist sehr schwer zu übertreffen.

Deutsche Dichtung im Liede.

F. v. Hagedorn,

9

« PoprzedniaDalej »