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Doch wird auch des Pregels Rand,
Weil er ist, von Euch nicht schweigen;
Was von uns hie wird bekannt,

Was wir singen oder geigen,

Unser Name, Lust und Ruh

Stehet Euch, Herr Opitz, zu!

Simon Dach.

Auf Herrn Martin Opitzen seinen Tod, welcher ihm in der nagaischen Tartarei kund getan ward.

Hat mein Verhängnüss denn so ganz zur Unzeit mich
Von Glücke, Vaterland und allem ausgetrieben,
Und war mir denn also annoch nicht alles blieben,
Das einen Geist belebt und muthig macht auf sich,

Du Herzog meiner Lust? Mir hat auch endlich dich
Der allgemeine Rath auf Deutschland aufgerieben,
Dich, du der Menschen Lust und einziges Belieben,
Die warer Liebe lieb und fähig sind, wie ich!

Ich hier der Scythen Raub, wie Naso dort der Geten,
Womit verehr' ich doch dich ewigen Poeten?

Der Weg ist da und dort und aller Enden zu.

Mein erster Geist ist todt, und nun stirbt auch das Leben.
Ich wil zwar, aber schau, wie kann ich dich erheben?
Dich kann erheben recht sonst niemand als nur du.

Paul Fleming.

(Zu Astrachan im Brachmonat 1638.)

Üeber Herrn Martin Opitzen auf Boberfeld sein Ableben.

So zeuch auch du denn hin in dein Elyserfeld,
Du Pindar, du Homer, du Maro unsrer Zeiten,
Und untermenge dich mit diesen grofsen Leuten,
Die ganz in deinen Geist sich hatten hier verstellt.

Zeuch jenen Helden zu, du jenen gleicher Held,
Der itzt nichts Gleiches hat, du Herzog deutscher Seiten,
O Erbe durch sich selbst der steten Ewigkeiten,

O ewiglicher Schatz und auch Verlust der Welt!

Germanie ist tod, die herrliche, die freie,

Ein Grab verdecket sie und ihre ganze Treue.

Die Mutter, die ist hin, hier liegt nun auch ihr Sohn,

Ihr Recher und sein Arm. Lasst, lasst nur alles bleiben,
Ihr, die ihr übrig seid, und macht euch nur davon.
Die Welt hat wahrlich mehr nichts würdigs zu beschreiben.
Paul Fleming.

Nach Herrn Opitzens seinem Versterben.

Um Werdern hats Gefahr, von Hübnern lebt sein Tod;
Von mehren weifs ich nicht. Der Meister deutscher Lieder,
Das Wunder unsrer Zeit, legt seine Harfe nieder,

Difs war sein letzter Ton. Nun, Welt, bewahr dich Gott:

Sie stehn bestürzt, erstarrt, verstummt, itzt blass, itzt rot,
Die deutschen Klarien, um ihre schönsten Brüder.
Kömmt ein Olivenzweig aus Persien nicht wieder,
So steht ihr Lorberwald in seiner letzten Noth.

Regt kein Geist sich denn mehr und ist uns andern allen In diesen Muth und Lust und Hoffnung ganz gefallen? Wen aber klag' ich an? Verzeih' mir dieses doch,

Dass mein Gedächtnüs stutzt. Es sind fünf ganzer Jahre,
Dass ich, o Vaterland, fast nichts von dir erfahre.
Ist Buchner nur nicht todt, so lebet Opitz noch.

Paul Fleming.

Ehrwürdigs Moos,

Opitz.

Bewölbt mit einem Ahornhaine,

Umruhe sanft die heiligen Gebeine

Des Mannes, der zuerst, den Grazien im Schofs,
Kraft, deutsche Kraft, in deutschen Wollaut goss!
Den treffe Fluch von seinem Vaterlande,

Er sei des Jünglings Spott und seiner Brüder Schande,
Wer nach der heil'gen Harfe greift

Und keinen Opitz kennt, und mit Verrat im Bunde
Auf Deutschland Undank häuft!

Zersplittert liege seine Leier,

Und jeder Ton, den sie verlor,

Werd' über ihm ein rächend Feuer

Und glüh' ihm seine Sünde vor!

J. B. Michaelis. (Die Gräber der Dichter.)

Paul Flemings Grabschrift auf sich selbst.

(28. März 1640.)

Ich war an Kunst und Gut und Stande grofs und reich,
Des Glückes lieber Sohn, von Eltern guter Ehren,
Frei, meine, kunte mich aus meinen Mitteln nehren,
Mein Schall flog überweit, kein Landsmann sang mir gleich,

Von Reisen hochgepreist, für keiner Mühe bleich,
Jung, wachsam, unbesorgt. Man wird mich nennen hören,
Bis dass die letzte Gluth dies alles wird verstören.
Dies, Deutsche Klarien, dies Ganze dank' ich euch.

Verzeiht mirs, bin ichs werth, Gott, Vater, Liebste, Freunde,
Ich sag' euch gute Nacht und trete willig ab.
Sonst alles ist gethan, bis auf das schwarze Grab!

Was frei dem Tode steht, das thu' er seinem Feinde,
Was bin ich viel besorgt, den Othem aufzugeben?
An mir ist minder nichts, das lebet, als mein Leben.

Deutsche Dichtung im Liede.

8

An Fleming.

Der Lorbeer, dem du glühend nachgerungen,
O Fleming! welke niemals deinen Haren;
Der du durch Schiffbruch, Wüstenein, Barbaren,
Fast bis zum Bett der Sonne hingedrungen.

Du liefsest, wo kein deutscher Laut erklungen,
Die Fremdlings-Poesie sich offenbaren.
Der Länder mehr als Alexanders Scharen
Hat dein Gesang verherrlichend bezwungen.

Du warst der Orpheus jener Argonauten,
Die Deutschland, Friede wünschend, aus der Wolgen
Auf Caspiens Flut gesendet zu den Persen.
Doch als auf dich der Heimat Musen schauten,
Und du zurück kamst, ihnen rasch zu folgen,
Da stach der Tod dich neidisch in die Fersen.

Dem frühen Schicksal ist sein Raub entronnen,
Denn Flemings Lieder werden ewig leben,
Wie kühn sie auch der Kunst Geleis' entschweben,
Wie leicht ihr goldner Faden hingesponnen.

Es drängt sich freudig an das Licht der Sonnen
Das herrliche Gemüt, das innre Streben:
Aufbrausend wie der edle Saft der Reben,
Ein voller Becher, ein lebend'ger Bronnen.

Das Vaterland, die Drangsal wüster Zeiten,
Der Freunde Freundschaft, der Geliebten Liebe,
Und fremder Land' und Völker Herrlichkeiten

Besingt er wechselnd mit gleich regem Triebe;
Ob seine Worte Orients Glanz verbreiten,
Ihr Sinn nach deutscher Art gediegen bliebe.

A. W. v. Schlegel.

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