continuatque dapes, nec non verniliter ipsis 110 115 7. Nochmals wider die stoischen Tugendschwätzer. Diesmal richtet sich Horazens Satire gegen den Tugendschwätzer Crispinus, der ein Vielschreiber war und ein Versedrechsler, dem es nur auf die Zahl der Verse und die Schnelligkeit des Verseschmiedens 'ankam. (Sat. I 1, 120; 4, 13 ff.) Wir dürfen vermuten, daß dieser alberne (ineptus, Sat. I 3, 138) Mensch auch von seiner Zugehörigkeit zur Schule der Stoiker ein großes Geschrei machte, daß aber seine Lebensführung wenig dem Ernst der stoischen Lehre entsprach. Ein Mann, der als Versedrechsler und Vielschreiber sicher in den Fesseln der ödesten Eitelkeit lag, war ein Hohn auf den stoischen Satz: μόνος ὁ σοφὸς λɛɛoos. Horaz verspottet nicht den Satz an sich, der mit Recht lehrt, daß wirklich frei nur genannt werden kann, wer sich selbst bezwingt, wer innerlich frei ist von der Herrschaft der leidenschaftlichen Begierden; vielmehr richtet sich seine Verhöhnung gegen die läppische, prahlerische, banale Art, wie Leute vom Schlage des Crispinus solche Sätze verkündeten und anpriesen. Wie er in der 3. Satire Stertinius dadurch besonders lächerlich macht, daß er sein Geschwätz durch den bankerotten Krämer Damasippus weiter tragen läßt, so läßt er hier den Thürhüter des Crispinus das Geschwätz seines philosophierenden Herrn aufschnappen. Der hat, was er vernommen, brühwarm dem Sklaven des Dichters, Davus, hinterbracht, und Davus benutzt nun die beim Saturnalienfest ihm gewährte Freiheit, seinem Herrn darzuthun, daß er ebensowenig frei sei, als sein Sklave. Zeit. V. 21 f. enthält wohl zweifellos eine Anspielung auf die 6. Satire, sodaß die vorliegende 31-30 entstanden sein dürfte. Inhalt. I. Einleitung. Davus erhält vom Dichter am seinem Herrn einmal die Wahrheit zu sagen. V. 1-5. Saturnalienfeste die Freiheit, II. Davus erhebt gegen Horaz den Vorwurf, daß er nicht wisse, was er wolle, inkonsequent im Reden und Handeln sei. Deshalb wolle er seinen Herrn aus des Crispinus Thürhüters Munde belehren. V. 6—45. III. Die Lehrrede des Crispinus. V. 46-115. 1. Ein freier Mann, der sich unglücklicher Weise in eine schon verheiratete Frau verliebt hat, sollte doch in Zukunft davor sich hüten. Wenn er aber wieder und wieder der Leidenschaft erliegt, so ist er ein elender Sklave. Zwar sei Horaz kein Ehebrecher, aber an bösen Begierden leide er auch, und wenn er ihnen auch nicht nachgebe, so sei er doch darum nicht minder ein Sklave als Davus. V. 46-82. 2. Frei ist nur der Weise, der sich selbst beherrscht und das vermag Horaz nicht, weil er selbst ein Sklave ist. V. 83 bis 115. A. sei es, daß er der sinnlichen Begierde erliegt; V. 89b bis 94. B. oder ein Kunstnarr ist; V. 95-101. C. oder zum Sklaven des Gaumenkitzels wird; V. 102 bis 111a. D. oder endlich der Sorge nicht entfliehen kann. V. 111b bis 115. IV. Schluss. Horaz droht dem Unverschämten, er werde ihn zur Strafe aus der Stadt entfernen und als Feldarbeiter aufs Land schicken. V. 116-118. Davus. Iamdudum ausculto et cupiens tibi dicere [servus pauca reformido. Horatius Davusne? Dav. ita, Davus, [amicum mancipium domino et frugi, quod sit satis, hoc est, ut vitale putes. Hor. age, libertate Decembri, quando ita maiores voluerunt, utere; narra. 5 Dav. pars hominum vitiis gaudet constanter et urget propositum; pars multa natat, modo recta capessens, interdum pravis obnoxia. saepe notatus cum tribus anellis, modo laeva Priscus inani vixit inaequalis, clavum ut mutaret in horas, aedibus ex magnis subito se conderet, unde mundior exiret vix libertinus honeste, 10 iam moechus Romae, iam mallet doctus Athenis 15 20 Hor. non dices, hodie quorsum haec tam putida [tendant, furcifer? Dav. ad te, inquam. Hor. quo pacto, pessime? [Dav. laudas 25 fortunam et mores antiquae plebis, et idem, quod nusquam tibi sit potandum. iusserit ad se tu cum sis quod ego et fortassis nequior, ultro te coniunx aliena capit, meretricula Davum: evasti: credo, metues doctusque cavebis; quaeres, quando iterum paveas iterumque perire possis, o totiens servus! quae belua ruptis, cum semel effugit, reddit se prava catenis? 35 40 45 46 68 70 ,,non sum moechus" ais: neque ego, hercule, fur, [ubi vasa praetereo sapiens argentea. tolle periclum: 75 imposita haut umquam misera formidine privet? adde super, dictis quod non levius valeat: nam sive vicarius est, qui servo paret, uti mos vester ait, seu conservus: tibi quid sum ego? nempe 80 tu, mihi qui imperitas, alii servis miser atque duceris, ut nervis alienis mobile lignum. quisnam igitur liber? sapiens, sibi qui imperiosus, quem neque pauperies neque mors neque vincula terrent, responsare cupidinibus, contemnere honores 85 fortis, et in se ipso totus, teres atque rotundus, externi nequid valeat per leve morari, in quem manca ruit semper fortuna. potesne ex his ut proprium quid noscere? quinque talenta 90 95 qui peccas minus atque ego, cum Fulvi Rutubaeque aut Pacideiani contento poplite miror proelia rubrica picta aut carbone, velut si 100 105 corpus. an hic peccat, sub noctem qui puer uvam furtiva mutat strigili? qui praedia vendit, 110 nil servile gulae parens habet? adde quod idem non horam tecum esse potes, non otia recte |