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brachte den Reformbestrebungen auf dem Gebiete der Poesie und besonders des Dramas großes Interesse entgegen. Deshalb wünschte er, von dem Dichter, der den Kampf gegen den verkehrten Zeitgeschmack aufgenommen und in der Epistel an die Pisonen auch über die Fortbildung des Dramas zum römischen Nationaldrama Winke gegeben hatte, persönlich genauer unterrichtet zu sein. Und daß er Grund zu klagen hatte, ist nur zu wohl begründet. Wie von jeher, so empfand er es nach der Auszeichnung, die er i. J. 17 dem Dichter hatte zu Teil werden lassen, besonders schmerzlich, daß Horaz sich kühl von ihm. fern hielt und in seinen neuesten Schöpfungen den Kaiser nicht einmal erwähnt hatte. Horaz kam dem Wunsche des Kaisers in der 1. Epistel, die an Augustus selbst gerichtet ist, entgegen. Der Brief ist eine scharfe Anklage gegen die Verirrungen des Geschmacks der Zeitgenossen, vor allem in Bezug auf das Drama. Im Jahre 14 beschloß der Senat die Aufnahme des genius Augusti unter die Laren des römischen Staatswesens (V. 15 ff.). Ebenso zeigt der Brief (V. 25, 3 ff.) Beziehungen auf die 15—14 durch Drusus und Tiberius in den Alpen erfochtenen Siege. Die Epistel fällt also ins Jahr 14.

Demnach sind entstanden: Epi. 2 i. J. 18, Epi. 3 i. J. 16, Epi. 1 i. J. 14. Bei der Sammlung der drei Gedichte und der Herausgabe in einem Buche ist die an Augustus vorangestellt, wie ja auch im 1. Liederbuche das erste Gedicht nach der Widmungsode an Maecenas (Od. I 1) ein an den Kaiser gerichtetes ist (Od. I 2). Wann die Herausgabe der ganzen Sammlung erfolgt ist, wissen wir nicht, doch ist es sehr wahrscheinlich, daß sie im Jahre 13 zugleich mit der Herausgabe des 2. Liederbuches erfolgt ist. Der Dichter trat auf diese Weise zum letzten Male für die von ihm begründete neue Richtung praktisch wie theoretisch ein.

1.

Die Geschmacksverwilderung bei den
Zeitgenossen.

An C. Iulius Caesar Octavianus Augustus.

Über Anlaß und Zeit vergleiche die allgemeine Einleitung Nr. III.

Inhalt.

Einleitung: Horaz will kurz sein, da er dem
Wirken des Kaisers für des Reiches Wohl nur
wenig Zeit entziehen darf. V. 1-4.

I. Die verkehrte Geschmacksrichtung der
Zeitgenossen im allgemeinen. V. 5

bis 102.

1. Des Kaisers Verdienste um das Vaterland werden willig von allen anerkannt. V. 5-17.

2. Dagegen ist das Urteil des Volkes
hinsichtlich der Kunst völlig ver-
kehrt: V. 18-102.

A. Weil es als klassisch alles anerkennt,
was alt ist, und sich dabei unlogischer
Weise darauf beruft, daß auch bei
den Griechen die älteste Dichtung
(Homer) die größte sei. Die Wert-
bemessung nach dem Alter ist auch
darum verkehrt, weil ,,alt" ein rela-
tiver Begriff ist; V. 18-49.
B. Weil es blind die Urteile der Rezen-

sentenklicken nachschwätzt, ohne
selber die Augen aufzuthun; V. 50
bis 62.

C. Weil man vielfach sogar nicht einmal Schwächen und Mängel bei den Alten zugeben will; V. 63-68.

D. Weil man nicht, wie Horaz das thut, den Alten ihr Recht werden läßt, sondern alles neue, nur weil es neu ist, verwirft und dadurch jeden Fortschritt unterbindet. Hätten die Griechen so gehandelt, so gäbe es keine klassische hellenische Dichtung. V. 69 bis 102.

II. Wie verkehrt das Urteil der Zeitgenossen ist, beweist ein Blick auf die Entwickelungsgeschichte der römischen Literatur, in Sonderheit des Dramas. V. 103-207.

1. Das römische Volk war in alter Zeit lediglich dem praktischen Leben zugewandt, allmählich erst hat es auch der Kunst unter sich eine Stätte vergönnt, bis heute freilich alle, Berufene wie Unberufene, die Versemacherwut ergriffen hat. V. 103-117.

2. Diese Entwickelung hat neben ihren Schatten- auch ihre Lichtseiten: Ideale Gesinnung, Förderung von Geistes- und Herzensbildung, Minderung der Roheit, kurz Nutzen für das gesamte Volk durch Veredelung der Jugend sind der Poesie zu danken. V. 118-138.

3. Erst die griechische Kunst hat auf der römischen Bühne die alte bäurische Plumpheit und Gemeinheit eingeengt, ohne sie freilich völlig vertilgen zu können, vor allem durch die dem römischen Charakter zusagende Tragödie, der es freilich noch immer an Feile fehlt, dann durch die Komödie, in der die Römer aber überhaupt noch nichts geleistet haben. V. 139

bis 176.

4. Heutzutage ist jeder Versuch, das Drama zu fördern, vergebene Liebesmühe, da dem der Mangel an Bildung bei der Menge, die bloße

Lust an Ausstattungs- und Spektakelstücken bei

den Gebildeten entgegen steht. V. 177-207. III. Horaz bittet den Kaiser um Wohlwollen für Epos und Lyrik. V. 208-270.

1. Horaz ist kein Feind der dramatischen Poesie an sich, aber bei deren heutigem Zustande glaubt er den Kaiser um Begünstigung der epischen und lyrischen Poesie bitten zu müssen, wenn ihm die Dichter das auch manchmal schwer machen. V. 208-231.

2. Freilich bleibt die Gefahr, daß Augustus einem schlechten Versemacher in die Hände fällt, aber es sind doch auch bedeutende Mänuer da (Varius, Vergilius), die ihn besungen haben, und Horaz selbst würde ihn in einem Epos verherrlichen, wenn seine Kraft dazu ausreichte. V. 232 bis 270.

Cum tot sustineas et tanta negotia solus, res Italas armis tuteris, moribus ornes, legibus emendes, in publica commoda peccem, si longo sermone morer tua tempora, Caesar. Romulus et Liber pater et cum Castore Pollux, 5 post ingentia facta deorum in templa recepti, dum terras hominúmque colunt genus, aspera bella componunt, agros adsignant, oppida condunt, ploravere suis non respondere favorem

speratum meritis. diram qui contudit hydram
notaque fatali portenta labore subegit,
comperit invidiam supremo fine domari.
urit enim fulgore suo, qui praegravat artis
infra se positas: extinctus amabitur idem.
praesenti tibi maturos largimur honores
iurandasque tuum per numen ponimus aras,
nil oriturum alias, nil ortum tale fatentes.

sed tuus hic populus, sapiens et iustus in uno

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te nostris ducibus, te Grais anteferendo,
cetera nequaquam simili ratione modoque
aestimat et, nisi quae terris semota suisque
temporibus defuncta videt, fastidit et odit,
sic fautor veterum, ut tabulas peccare vetantis,
quas bis quinque viri sanxerunt, foedera regum
vel Gabiis vel cum rigidis aequata Sabinis,
pontificum libros, annosa volumina vatum
dictitet Albano Musas in monte locutas.
si, quia Graecorum sunt antiquissima quaeque
scripta vel optima, Romani pensantur eadem
scriptores trutina, non est quod multa loquamur:
nil intra est olea, nil extra est in nuce duri;
venimus ad summum fortunae, pingimus atque
psallimus et luctamur Achivis doctius unctis.
si meliora dies, ut vina, poemata reddit,

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scire velim, chartis pretium quotus adroget annus. scriptor abhinc annos centum qui decidit, inter perfectos veteresque referri debet an inter

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vilis atque novos? excludat iurgia finis.

,,est vetus atque probus, centum qui perficit annos." quid? qui deperiit minor uno mense vel anno, inter quos referendus erit? veteresne poetas an quos et praesens et postera respuat aetas? ,,iste quidem veteres inter ponetur honeste, qui vel mense brevi vel toto est iunior anno." utor permisso, caudaeque pilos ut equinae paulatim vello et demo unum, demo etiam unum, dum cadat elusus ratione ruentis acervi,

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qui redit in fastos et virtutem aestimat annis

miraturque nihil, nisi quod Libitina sacravit.

Ennius, et sapiens et fortis et alter Homerus,

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ut critici dicunt, leviter curare videtur,

quo promissa cadant et somnia Pythagorea. Naevius in manibus non est et mentibus haeret

paene recens? adeo sanctum est vetus omne poema.

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