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Zweites Buch der Lieder.

1.

Der Geschichtschreiber.

An C. Asinius Pollio.

Form. Nr. 15.

39

Anlass. C. Asinius Pollio, i. J. 76 geboren, gehörte als Jüngling dem Dichterkreise an, zu dem auch Catullus zählte. 56 ging er nach Athen, 40 war er Consul. triumphierte er über die Parthiner in Dalmatien und zog sich dann aus dem Staatsleben zurück, um ganz der Literatur leben zu können. Mit Virgil, der ihn Ecl. 4 zur Geburt seines Sohnes beglückwünscht hat, stand er schon seit früher Zeit in Verkehr. Von der Kriegsbeute, die er gemacht hatte, gründete er die erste öffentliche Bibliothek in Rom. Auch machte er seine Sammlung plastischer Bildwerke, aus der wir den Farnesischen Stier noch haben, jedermann zugänglich. Er war als Redner und Tragödiendichter schon gefeiert, als er es unternahm, in seinen XVII historiarum libri die Geschichte der Bürgerkriege vom Jahre 60 (Metello et Afranio coss., 1. Triumvirat) wohl bis zur Niederlage des S. Pompeius bei Mylae, 36, zu schreiben. Er führte die Sitte ein, Teile noch unvollendeter Schriften oder auch das abgeschlossene Werk vor der Veröffentlichung einem Kreise von Freunden vorzulesen. Den Vorlesungen aus seinem Geschichtswerke hat wohl Horaz beigewohnt und der Eindruck, den er dabei empfangen hat, hat ihm Anlaß zu unserem Liede gegeben.

Zeit. Die Schilderung in Str. 2 bezieht sich wahrscheinlich auf die Unsicherheit aller Verhältnisse in den Jahren 36-31, als das Zünglein der Wage zwischen Octavian und Antonius schwankte.

Inhalt: I. Das Wagnis, in ernster Zeit die Geschichte des Bürgerkrieges zu schreiben, der immer noch wieder auszubrechen droht. Str. 1-2. II. Die Person des Geschichtschreibers, der schon als Dichter, Redner, Staatsmann, Feldherr mit Recht gefeiert ist. Str. 3-4. III. Das Werk wird nach seiner Vollendung geben: Str. 5-9.

1. eine lebhafte Erzählung der Ereignisse; Str. 5.

2. den Verlauf des Kampfes bis zur Entscheidung; Str. 6.

3. eine Erörterung über den sittlichen Charak-
ter des Krieges, der eine Strafe für frühere
Vergehen ist. Str. 7-9.

IV. Horaz ruft seine Muse zu ihrer eigentlichen
Aufgabe zurück. Str. 10.

1. Motum ex Metello consule civicum
bellique causas et vitia et modos
ludumque Fortunae gravisque
principum amicitias et arma

2. nondum expiatis uncta cruoribus,
periculosae plenum opus aleae,
tractas et incedis per ignes
suppositos cineri doloso.

5

3. paulum severae Musa tragoediae
desit theatris: mox ubi publicas

10

res ordinaris, grande munus
Cecropio repetes coturno,

4. insigne maestis praesidium reis
et consulenti, Pollio, curiae,

cui laurus aeternos honores

Delmatico peperit triumpho.

15

5. iam nunc minaci murmure cornuum perstringis auris, iam litui strepunt,

iam fulgor armorum fugacis

terret equos equitumque voltus.

6. audire magnos iam videor duces
non indecoro pulvere sordidos,

et cuncta terrarum subacta
praeter atrocem animum Catonis.

7. Iuno et deorum quisquis amicior

Afris inulta cesserat impotens

tellure, victorum nepotes

rettulit inferias Iugurthae.

8. quis non Latino sanguine pinguior

campus sepulcris impia proelia
testatur auditumque Medis
Hesperiae sonitum ruinae?

9. qui gurges aut quae flumina lugubris
ignara belli? quod mare Dauniae

non decoloravere caedes?

quae caret ora cruore nostro?

10. sed ne relictis, Musa, procax iocis Ceae retractes munera neniae:

mecum Dionaeo sub antro

quaere modos leviore plectro.

20

25

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35

40

2.

Habe, als hättest du nicht!

An C. Sallustius Crispus und C. Proculeius Varro.

Form. Nr. 13.

Anlass. Horaz will die Lehre der Stoiker, die er in seine Lebensanschauung aufgenommen hatte, or μóvos ¿ σogès пhovσios, solum sapientem esse divitem (Cicero, parad. 6) darstellen. Nur wer auf Gold und Silber als bloßes „Blech" und auf allen Reichtum als einen „,Quark" hinsehe, wer sich selbst bezwingen könne, der sei frei, reich, vornehm, schön, ein König und werde nur von Iuppiter übertroffen (Vgl. Epi. I 1, 106).

Zwei Männer aus dem Kreise des Octavian, die zu des Dichters Gönnern gehören, haben ihm durch den würdigen Gebrauch, den sie von ihrem Reichtum machten, Anlaß zu dieser Ode, die zugleich ein Lobhymnus auf beide ist, gegeben.

C. Sallustius Crispus war der Großneffe des 35 oder 34 verstorbenen Historikers, des Verfassers der Bücher über den Iurgurthinischen Krieg und die Catilinarische Verschwörung. Der Historiker hatte seinen Großneffen adoptiert und ihn dadurch zum Erben seines ungeheuern Vermögens gemacht, zu dem auch die horti Sallustiani (Taf. II C D 1) an der Porta Collina und Kupferminen in den Graiischen Alpen Plinius spricht vom aes Sallustianum gehörten. Er wird als sehr freigebig von seinen Zeitgenossen gepriesen. Aber nicht blos das zeichnete ihn aus. Tacitus (ann. III 30) erzählt, daß er, obwohl ihm bei seinem Reichtum der Weg zu allen Ämtern offen gestanden habe, doch gleich Maecenas ein einfacher eques geblieben und sich mit seinem persönlichen Einfluß auf den ihm befreundeten Kaiser begnügt habe. Nach Maecenas Tode nahm er dessen Stelle als

vertrautester Ratgeber des Kaisers ein. Er war ein energischer, begabter und gewandter Mann, der sich leider

14 n. Chr. von Livia als Werkzeug zur Beseitigung des Agrippa postumus, des letzten Enkels des Augustus von seiner Tochter Iulia, benutzen ließ (Tac. ann. I 5. 6). Er starb 20 n. Chr.

Ein noch edlerer Verächter des Reichtums war C. Proculeius Varro, der Bruder des Caepio, durch Adoption auch des von seinem Vater Varro adoptierten L Licinius Murena (Od. II 10) und durch seine Schwester Terentia Schwager des Maecenas (Od. II 12). Als seine Brüder im Bürgerkriege als Gegner Octavians ihre Güter verloren hatten, gab er jedem ein Drittel seines Vermögens. Proculeius, den Octavian sogar einmal als Schwiegersohn sich ausersehen hatte (Tac. ann. IV 40), zog sich gleich Maecenas und Sallustius vom politischen Treiben zurück.

Zeit. Phrahates (V. 17) bemächtigte sich des Thrones in Parthien 25.

Inhalt. I. Man muß den Reichtum recht verwenden:

Str. 1-2.

1. ihn wie Sallust nicht geizig aufspeichern; Str. 1.

2. ihn wie Proculeius zum Besten
anderer brauchen. Str. 2.

II. Man muß die Gier nach Reichtum zügeln.
Str. 3-4.

1. Sich selbst besiegen verleiht die größte
Macht.

Str. 3.

2. Die ungezügelte Begierde unterjocht

uns. Str. 4.

III. Man muß dem Mammon gegenüber unabhängig bleiben. Str. 5-6.

1. Nur der Pöbel hält den Reichen für glücklich. Str. 5.

2. Glücklich ist nur, wer dem Reichtum gleichgiltig gegenübersteht.

Str. 6.

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