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an Maecenas, den Günstling Octavians und Förderer der Kunst und Wissenschaft. Maecenas ließ den Dichter 39 zu sich kommen, prüfte ihn neun Monate lang durch scheinbare Nichtachtung und zog ihn, da er in ihm einen Mann von Selbstgefühl und Charaktertüchtigkeit erkannt hatte, 38 in seinen Freundeskreis.22)

Schon 37 begleitete er mit Varius und Vergilius seinen Gönner Maecenas nach Brundisium, wohin dieser mit Cocceius von Octavian geschickt wurde, um Zwistigkeiten mit Antonius beizulegen. 28)

Von Jahr zu Jahr wurde er dem Maecenas teurer. Hat dieser ihn doch in seinem letzten Willen dem Kaiser mit dem Worten empfohlen: Horati Flacci ut mei esto memor. Im Jahre 33 machte Maecenas den Dichter durch das Geschenk eines Landgutes im Sabinerlande, das zum Unterhalt für fünf Familien genügte, unabhängig. (Vgl. Abschnitt II). Maecenas hatte in Tibur eine Villa, so daß er, auch wenn beide Männer nicht in Rom waren, in des Freundes Nähe weilen konnte. Wie glücklich Horaz sich auf seinem Gütchen gefühlt hat, sprechen viele Stellen seiner Gedichte aus.24) Später, als der kränkelnde Dichter die Winterkälte im Gebirge schlecht vertrug, brachte er den Winter im Süden an der See zu, obwohl Maecenas ihn nur ungern entbehrte.25)

Da Maecenas des Kaisers vertrautester Freund war, so konnte auch sein inniger Vertrauter, der ihn seinen Lebensgenossen, convictor,26) einen Teil seines Herzens, animae meae partem,27) seinen Hort und seine süße Zier, praesidium et dulce decus meum,28) nennt, die Berührungen mit dem Kaiser nicht vermeiden. Aber seine republikanische Gesinnung ließ den Dichter nicht nur den Kaiser nicht suchen, sondern ließ ihn vielmehr jeden Verkehr mit dem allmächtigen Manne ängstlich meiden. Aus Bruchstücken

22) Sat. I 6, 52-71. 23) Sat. I 5. 24) Sat. II 6, 60-117. 25) Epi. I 7, 10-13. 27) Od. II 17, 5. 28) Od. I 1, 2.

Od. II 18, 11-14;

26) Sat. I 6, 47.

von Briefen des Augustus, die Sueton uns aufbewahrt hat, ersehen wir, daß Augustus den Dichter sehr hoch hielt und ihm einmal die einflußreiche Stelle eines kaiserlichen Privatsekretärs angeboten hat. Horaz schlug die Stelle aus. Auch später noch klagt Augustus in einem Schreiben an Horaz: Tui qualem habeam memoriam, poteris ex Septimio quoque nostro audire; nam incidit, ut illo coram fieret a me tua mentio. Neque enim, si tu superbus amicitiam nostram sprevisti, nos quoque аvýνлεо¶ооνоîμεν. Horaz also, weit entfernt, ein Schmeichler zu sein, hielt sich vornehm zurück, selbst dann noch, als die Reformen Augusts um 28 und der Umstand, daß das Kaisertum als der einzige Hort des Friedens und als der einzige Hemmschuh gegen den Bürgerkrieg sich erwies, den Dichter mit den neuen Zuständen bereits ausgesöhnt hatten. Wohl ließ er sich später hier und da Geschenke von Augustus gefallen, stellte seine Poesie in den Dienst der reformatorischen Thätigkeit des Kaisers, dichtete auf seinen Wunsch das Festlied zur Säcularfeier i. J. 17, verherrlichte den Kaiser selbst wegen seiner Regierungsthätigkeit, vor allem als Friedensfürsten. Wenn er ihn aber dabei unter die Götter versetzt, so ist zu bedenken, daß Horaz in religiöser Hinsicht die Anschauungen der Epikureer teilte und daß die olympischen Gottheiten für ihn nur noch poetische Figuren waren, wie sie es auch bei Schiller und Goethe sind.

Horaz war von kleiner Gestalt, corporis exigui,29) und wohlbeleibt, pinguis et nitidus curata cute;30) dazu kamen eine niedrige Stirn und schwarzes Har, nigri angusta fronte capilli,81) das früh ergraute, praecamus. 32) Zuweilen litt er an den Augen.33)

Er starb einige Monate nach seinem Freunde Maecenas am 27. November des Jahres 8 im Alter von 57 Jahren.

29) Epi. I 20, 24. 30) Epi. I 4, 15. 31) Epi. I 7, 26. 32) Epi. I 20, 24. 33) Sat. I 5, 30. 31. 49.

II. Ein Spaziergang zu Horazens Sabinum.

Vergl. Tafel III.

A. Beschreibung des Gutes.

Das Gut liegt so, daß man den Ausblick auf eine zusammenhängende Bergreihe hat, die aber von einem Thal durchschnitten wird. Diese Bergreihe liegt im Norden, da die Sonne rechts vom Beschauer auf, links von ihm untergeht. 34) Das Klima ist milde, der Pflanzen- und Baumwuchs so üppig, daß man sich nach Tarent versetzt glauben kann. 35) Eine Quelle ist nahe beim Hause, 36) und sie ist so stark, daß sie dem Bache Digentia 37) den Namen geben, d. h. als Hauptquelle, der er entspringt, gelten könnte. Ihr Wasser ist hell, rein und gesund. 38) Ein Garten mit schattiger Weinlaube ist beim Hause. 39) Oberhalb des Hauses am Berghang ist ein kleiner Wald 40) und weiterhin ragt der waldbedeckte, liebliche Berg Lucretilis empor, auf dem die Ziegenherde des Gutes weidet. 41) Der zum Gute gehörige Acker ist nicht bedeutend. 42) Am Bache im Thale liegen Wiesen, die durch Dämme sorgsam vor Überschwemmung geschützt werden müssen.43) Die baumlosen Felsen des Berghanges Ustica antworten durch ihr Echo auf den Schall der Hirtenflöte.4) Auf dem Gute wachsen. Früchte in reicher Fülle, Feigen, Oliven, Malven, Endivien, auch Wein so reichlich, daß man für den Hausbedarf keltern kann.45) Auf dem nicht angebauten Boden stehen Eichen, deren Früchte als Viehfutter dienen, und unter den Bäumen wuchert üppiges Buschwerk von Dornen, Schlehen, Kornelkirschen.46) Ein Verwalter bewirtschaftet das Gut für den Dichter, der acht Haussklaven als Arbeiter zu seiner Verfügung hat.47) In der Nähe liegen noch fünf Bauern

34) Epi. I 16, 5-7. 35) Epi. I 16, 8-11. 36) Sat. II 6, 2. 37) Epi. I 18, 104. 38) Epi. I 16, 12-14. 39) Sat. II 6, 2; Od. I 38, 7. 40) Sat. II 6, 3. 41) Od. I 17, 1–4. 42) Sat. II 6, 1. 43) Epi. I 14, 29. 30. 44) Od. I 17, 10-13. 45) Od. I 20, 1—3; 31, 15. 16. 16) Epi. I 16, 8-10. 47) Epi. I 14, 1-5; Sat. II 7, 118.

oder Pachtgüter, deren Inhaber nach Varia zu Markt und Gericht gehen.48) In der Nähe des Gutes befinden sich auch die Trümmer eines verfallenen Tempels der Vacuna, in deren Schatten der Dichter auf einem Spaziergange eine Epistel an seinen Freund Aristius Fuscus geschrieben hat.49)

B. Ein Ausflug.

Wer heut die Stätten besuchen will, auf denen einst des Dichters Gütchen lag, löst in Rom eine Fahrkarte nach Varia (Vicovaro, 51 km), wohin wir über Tibur (Tivoli) in nicht ganz zwei Stunden gelangen können. Vom Centralbahnhofe führt der Zug den Reisenden durch die Porta Maggiore in die Ebene des Anio (Teverone) hinaus. Links begleitet die alte via Tiburtina, rechts die via Praenestina die Eisenbahnlinie. Vielfach erblickt man die Trümmer der alten Wasserleitungen, die hoch über der Ebene in die Lüfte ragen. Vor Aquae Albulae (Bagni, 20 km) überschreitet der Zug den Anio. Aquae Albulae war schon im Altertum ein berühmtes Schwefelbad, das Kaiser Augustus, wie Sueton. erzählt, fleißig benutzt hat. Spuren der alten Thermengebäude, die Agrippa errichtet haben soll, kostbare Säulen, die man gefunden hat, geben Zeugnis vom alten Ruf des Bades, das auch heute von etwa 40000 Menschen jährlich benutzt wird. In der Nähe davon lag einst auch die Villa, die Aurelian der Königin Zenobia nach Palmyras Zerstörung zur Wohnung anwies. Nunmehr windet sich die Bahn in einem gewaltigen Bogen nach Norden an den Ausläufern des Monte Gennaro aufwärts in weiten Kurven über hohe Viadukte und durch zahlreiche Tunnel. Überall hat man eine prachtvolle Aussicht auf Rom, die Campagna, den Soracte. Nachdem der zweite Tunnel durchfahren ist, zeigt sich zur Rechten jenseits des Anio der Hügel, auf dem Tibur thront. Wir erblicken die kleinen Wasserfälle (le cascatelle), bei denen einst Maecenas Villa lag. Hinter dem dritten Tunnel erscheint Tibur von der anderen Seite mit

48) Epi. II 14, 2-3. 49) Epi. I 10, 49.

dem großen Wasserfall. Ein langer Viaduct führt zum vierten Tunnel, der den Mons Catillus (Monte della Croce) durchbohrt, zum Bahnhofe von Tibur.

Von Tibur aus folgt die Eisenbahn am rechten Anioufer der alten via Valeria, die M. Valerius Maximus 307 v. Chr. erbaut hat. Nach einer Fahrt von 25 Minuten sind wir am Bahnhof von Varia (Vicovaro) und verlassen den Zug. Der heutige Ort liegt auf einer Terrasse oberhalb des Flusses an der Stelle der arx der alten Stadt. Von dieser sind noch Reste der Ummauerung der alten Unterstadt, Pfeiler der antiken Brücke und manches andere vorhanden. Wir durchschreiten die Stadt und folgen 2,5 km der via Valeria bis zu ihrer Gabelung.

Die

Die Straße rechts führt zu dem zwischen Bäumen und Feldern auf einem zum Anio abfallenden Berge romantisch gelegenen Städtchen Mandela (Bardella) empor, das wegen seiner hohen Lage ein rauhes Klima hat. 50) Die Straße zur Linken aber, der wir nun folgen, führt uns ins Thal der Digentia (Licenza), die in einem breiten, steinigen Flußbett mit klarem Wasser dahinrauscht. Wir marschieren auf der schönen Landstraße eine Stunde nordwärts. Berge auf dem jenseitigen Ufer, auf der Seite von Mandela, sind grau, öde, kahl, die Hänge auf unserer Seite sind mit Wald, Gebüschen, Wein- und Obstgärten bedeckt. Unser nächstes Ziel ist das hoch über der Digentia auf einem Felsenberge gelegene Fanum Vacunae, heut ein Dorf Rocca Giovine (Tafel III, No. 1). Vom Marktplatz des Dorfes aus sehen wir zur Rechten ein Kastell, in dessen untere Mauer ein weißer Marmorblock eingefügt ist, der folgende Inschrift trägt:

50) Epi. I 18, 104. 105. Von hier ab folgt unsere Schilderung der trefflichen Studie von Professor Dr. Sellin, Das Sabinische Landgut des Horaz. Schwerin 1896. Auch die Nachbildungen des Marmorfußbodens von Trümmerstätte B auf Tafel III sind dieser Abhandlung entnommen.

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