Die zweite Liedersammlung. Einleitungsgedicht. Das IV. Buch der Lieder. Herausgegeben 13. Einleitungsgedicht. 1. Neue Liebe, neues Leben? Form. Nr. 9. Anlass. Unser Lied bildet die Einleitung zur zweiten Sammlung, die dadurch veranlaßt wurde, daß Horaz auf des Kaisers Bitte das carmen saeculare und die Lieder zur Verherrlichung des Tiberius und Drusus (Od. IV 4. 14) dichtete. Er fügte einige andere Spätlinge levioris plectri hinzu und gab die Lieder als viertes Buch der Oden heraus. In unserm Gedichte klagt er darüber, daß ihm, dem alt Gewordenen, mit dem neuen dichterischen Leben keine neue Liebe mehr erblühe. Zeit. Paulus Fabius Maximus wird V. 15 puer genannt. Er war i. J. 11 Consul, also, da Augustus darauf hielt, daß der Inhaber des Consulats es suo anno antrete, etwa 44-40 geboren. Er war durch seine Gemahlin Marcia mit Augustus verwandt, wurde später des Kaisers Vertrauter und starb 14 n. Chr. Hier erscheint er als lebenslustiger Junggeselle, was zum Jahre 13, dem der Herausgabe des vierten Buches, paßt; er war damals 28 bis 29 Jahre alt. Inhalt. I. Horaz bittet Venus um Schonung für sich selbst. Str. 1-4. II. Er verweist die Liebesgöttin an den lebens frohen Maximus. Str. 5-14. III. Sehnsüchtige Klage um das unwiederbringlich Verlorene. Str. 15-20. I. Intermissa, Venus, diu rursus bella moves? parce, precor, precor. 2. non sum, qualis eram bonae sub regno Cinarae. desine, dulcium 3. mater saeva Cupidinum, 13. illic bis pueri die numen cum teneris virginibus tuum 14. laudantes pede candido in morem Salium ter quatient humum. mixtis carminibus non sine fistula; 25 15. me nec femina nec puer iam nec spes animi credula mutui 16. nec certare iuvat mero 30 campi, te per aquas, dure, volubilis. 40 Viertes Buch der Lieder. 2. Willkommen! An C. Iulius Antonius. Form. Nr. 13. Anlass. Sygambrer, Usipeter, Tencterer hatten den Rhein überschritten, Gallien verwüstet, den Statthalter Lollius geschlagen. Darum begab sich Augustus i. J. 16 selber nach Gallien, wo er bis 13 verweilte. In diesem Jahre erwartete man, daß er triumphierend zurückkehren werde und bereitete alles für den Triumph vor. Er verschmähte ihn aber und zog am 4. Juli 13 in der Nacht still in Rom ein. Antonius, der 44 geborene Sohn des Triumvir und der Fulvia, den seine Stiefmutter Octavia in Rom erzogen hatte, wurde von Augustus als ein Angehöriger des Iulianischen Hauses behandelt und mit Ehren überhäuft. Im Jahre 13 war er Praetor. Er war den Dichtern hold und hatte selbst sich an einem Epos versucht. Er forderte Horaz auf, ein Lied zum Empfange des Kaisers zu dichten. Aber Horaz lehnte ab. Das sei eines größeren Dichters Aufgabe. Er werde nur mit einem kleinen bescheidenen Liede unter der zuschauenden Menge sich vernehmen lassen, wenn der Kaiser triumphierend einziehe. Er löste dies Versprechen durch Od. IV 5 ein. Zeit. 13. Inhalt. I. Ikarus Schicksal teilt, wer mit Pindar wetteifern will, Str. 1--6. 1. der der größte Lyriker ist: Str. 1-2. 2. als Dithyrambendichter, Str. 3. 3. als Dichter der Götterhymnen, Str. 4. 4. der Epinikien, Str. 5. 5. und der Jonvo. Str. 6. II. Dem Schwan Pindar gegenüber erscheint 1. als das größte Gut, das die Götter 2. als den Bringer von Friede und IV. Horaz dagegen wird seine bescheidene dem Prachtliede des Antonius ertönen lassen. 1. Pindarum quisquis studet aemulari, nititur pinnis, vitreo daturus nomina ponto. 2. monte decurrens velut amnis, imbres 5 fervet inmensusque ruit profundo 3. laurea donandus Apollinari, seu per audacis nova dithyrambos 4. seu deos regesve canit, deorum 5. sive quos Elea domum reducit palma caelestis pugilemve equumve dicit et centum potiore signis munere donat; 6. flebili sponsae iuvenemve raptum plorat et viris animumque moresque aureos educit in astra nigroque invidet Orco. 7. multa Dircaeum levat aura cycnum, tendit, Antoni, quotiens in altos nubium tractus: ego apis Matinae more modoque 8. grata carpentis thyma per laborem plurimum circa nemus uvidique 9. concines maiore poeta plectro 10. quo nihil maius meliusve terris fata donavere bonique divi 10 15 20 25 30 35 |