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Bibliographie und Bibliothek wissenschaft.

Herausgegeben von Dr. J. Petzholdt.

März.

Inhalt:

1881.

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Die Bibelsammlung der Königl. öffentlichen Bibliothek in Stuttgart. Von
Bibliothekar Prof. Dr. Schott. (Schluss.) Die Bibliothek der Kaiserl.
Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher.

Circulaire

du Ministre de l'Instruction publique et des Beaux-Arts, adressée aux Recteurs, concernant les Bibliothèques universitaires. - Litterarhistorisches biographisches Werk über den gesammten Benedictiner-Orden und Katalog der handschriftlichen Schätze desselben. Von P. Maurus Kinter.

teratur und Miscellen.

-

Allgemeine Bibliographie.

[201.] Die Bibelsammlung der Königl. öffentlichen
Bibliothek in Stuttgart.

Von Bibliothekar Prof. Dr. Th. Schott.
(Schluss.)

Lit

Gehen wir von den Besitzern über zu den Druckern, so könnte man die Geschichte der Buchdruckerkunst von ihrer Entstehung an durch alle Wandlungen bis in die Gegenwart herein nirgends besser u. leichter studiren als in diesem Bibelsaal. Alle die grossen Namen der früheren Jhdte, die Fust u. Schoiffer von Mainz, die Eggestein, Mentel, Knoblauch, Grüninger von Strassburg, Sweynhein in Rom, Aldus Manutius, Hieronymus de Paganini von Venedig, Plantin von Antwerpen, Marschall von Lyon, Amerbach, Froben, Brylinger, Adam Petri von Basel, Froschauer von Zürich, Stephanus von Paris u. Genf, Koburger u. Peypus von Nürnberg, Luft von Wittenberg, Quentel von Köln, Th. Anshelm von Pforzheim, Elzevier von Leyden u. s. w. sind hier vertreten bis herab zu dem facsimilisirten Sinaiticus, zu den Stereotyp- u. Blindendrucken unserer Bibelanstalt. Eigenthümlich ist das Bild, das sich uns zeigt. Kaum war die edle Kunst erfunden, so entfaltete sie gewaltig ihre Schwingen; wie rasch verbreitete sie sich u. wie schnell war eine hohe Stufe technischer Vollendung errungen! Nirgends aber zeigt sich das fruchtbare Elend, welches der 30jährige Krieg, die Armuth, welche er über Deutschland brachte, mehr als an den Erzeugnissen der damaligen und späteren Presse: das Papier ist schlecht, die Typen sind mangelhaft, die Ausstattung ist geschmacklos. Erst von Beginn unseres Jhdts an ist wieder das Aufsteigen zu bemerken, man wandelt wieder in den Fusstapfen der Renaissance und Reformation. Aber

so schön, so glatt, so klar die Produkte unserer Pressen jetzt sind, sie sind manchen ersten Drucken kaum gleich. Ein Schaustück unserer Sammlung ist die oben erwähnte Lateinische Bibel von A. Pfister (1450-60) in 36 Zeilen, mit Holzlettern in Missalcharakter gedruckt; mehr als 4 Jhdte sind darüber hingegangen, aber der Druck ist noch so schwarz, wie wenn er eben aus der Presse käme; die Typen, so klar und schön, sind ein Entzücken des Kenners, das Papier ist so stark, dass es noch einmal 4 Jhdte übersteht, ohne zu brechen. Und wie viele Pressen könnten jetzt einen so reinen u. vollkommenen Pergamentdruck herstellen, wie jene Peypusbibel von 1524 u. der Psalter von 1525! Freilich es fehlt auch nicht an dem Gegentheil. England war schon früher stark an kleinerem, augenverderbendem Druck, und wenn der Goliath unserer Sammlung eine Oxforder Bibel von 1717 ist, 55 Ctm. hoch, so können wir auch mit einem Zwerge aufwarten, einem Griechischen N. Testament, Sedan 1628, 77 Millimeter hoch und 45 breit, einem Seitenstücke zu dem berühmten Dantino. Württembergische Drucker begegnen uns wenig; ich erwähne als Seltenheiten eine Lateinische Bibel von Zainer in Ulm 1480, eine noch frühere Glosse des Petrus Lombardus von Konrad Fyner in Esslingen um 1472 u. einen Hebräischen Psalter von 1542 aus der Druckerei des Paul Fagius in Isny. Zu dem Drucker gesellt sich der Künstler; welch reiches Feld bot die Bibel dem Xylographen, dem Kupferstecher! Auch die Geschichte des Holzschnittes lässt sich hier verfolgen von seinen frühesten rohen Anfängen an in der 3. Deutschen Bibel (Jodocus Pflanzmann in Augsburg 1475) bis zu ihrer höchsten Blüthe durch die Schnitte von Mich. Wohlgemuth, Albrecht Dürer, Hans Schäuffelin, H. Springinsklee, H. Burgmaier, Urs Graf, Lukas Cranach u. A. Seit 1480 die Niederdeutsche, 1483 die berühmte Koburger Bibel mit Bildern geschmückt war, erschien fast keine Deutsche Bibel ohne solchen Schmuck; jene mehr erwähnte Peypusbibel hat einen wunderbar schönen Schnitt von A. Dürer; zu der editio Princeps von Luther's N. Testament 1522 schnitt L. Cranach die apokalyptischen Bilder. Unendlich reich ist unsere Sammlung an solchen werthvollen Bibeln; manche sind herrlich gemalt, so das N. Testament von 1527 durch Vogtherr ganz gemalt, die schöne Weigelsche Bilderbibel prachtvoll illuminirt. Aber man sieht auch die Abnahme der Kunst in zahllosen schlechten Holzschnitten, bis sie in unserem Jhdte wieder zu neuer Herrlichkeit erstanden ist; eine Probe davon bilden Schnorr's und Doré's Bilderbibeln. Dass es an Kuriositäten nicht fehlt, lässt sich denken; das Griechische N. Testament von Stephanus 1545 zeigt in seinen Initialen den Kampf des Herkules mit der Lernäischen Schlange, mit dem Nemeischen Löwen u. s. w. Man nahm eben die Clichés, wo man sie fand, u. wenn Noahs Arche hie u. da von Meerweibern begleitet wird, so

tragen sonst häufig die Bilder den Typus der Zeit, in welcher sie entstanden sind, nicht der, welche sie darstellen sollen. Ein letzter Blick gilt dem Kleide des Buches, dem Einbande. So verschieden, wie Format und Alter, ist auch dieser; auch seine Geschichte könnte man einigermassen hier verfolgen. Es sind einige wenige Schmelzarbeiten auf den mit Metall überzogenen Buchdecken da; die alten mit Leder überzogenen Holzeinbände zeigen Ende des 15. u. Anfang des 16. Jhdts. die Rautenordnung der Teppichmuster, einfach u. schön. Reicher u. voller wird die Behandlung, die Handarbeit wird ersetzt durch die Fabrikthätigkeit, auf den braunen oder weissgegerbten Lederdecken breitet sich die reichste Ornamentik aus, in der Mitte eine Hauptfigur, umgeben von zierlichen Arabesken u. Leisten, Köpfen u. Bildern verschiedener Art. Auch dies wurde später aufgegeben, der glatte Englische Einband drang immer mächtiger vor; Geschmacklosigkeit u. Armuth machte sich auch hier geltend. Besonders werthvolle Einbände besitzen wir nicht; Jean Grolier ist nicht vertreten, wohl aber de Thou. Auch eine Biblia catenata mit der Oese für die Kette ist vorhanden. Der Goldschnitt war so häufig wie jetzt, u. oft wurden Punkte oder kleine Figuren eingegraben; der Staub von Jhdtn hat nicht spurlos auf ihnen geruht, aber er war meistens nicht im Stande, den ächten Goldglanz ganz zu verdunkeln.

[202] Die Bibliothek der Kaiserl. Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher*).

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Tagtäglich führt mich mein Weg in Dresden durch die Poliergasse, und täglich erinnert mich die oberhalb des Parterre des Hauses Nr. 11 an der Wand befindliche Inschrift,,Bibliothek der Kaiserl. Leopold.-Carol. deutschen Akademie" daran, dass dieser Bibliothek hier von dem vormaligen Präsidenten der Akademie Geheimrath Dr. Carus eine bleibende Stätte, wo sie von ihren seitherigen Wanderungen endlich einmal zur Ruhe kommen könnte, zugedacht gewesen war. Das Schicksal, in der Person des gegenwärtigen Präsidenten der Akademie Professor Dr. C. H. Knoblauch in Halle, hat es aber nicht gewollt, dass der Bibliothek die ihr Von Carus zugedachte Wohlthat einer bleibenden Ruhestätte zu Theil werden sollte: die Bibliothek hat auf den Ruf Knoblauch's, wozu derselbe allerdings auf Grund der Satzungen der Akademie berechtigt war, ihr Dresdner Heim in dem der Akademie noch jetzt zugehörigen Hause verlassen und nach Halle übersiedeln müssen. Auf wie lange? denn trotz der schönsten Verheissungen, die der Bibliothek in Bezug auf ihre Zukunft bei der Ueber

*) S. Anz. J. 1879. Nr. 896.

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siedelung von Knoblauch entgegengebracht worden sind, kann sich dieselbe daraufhin für ihre künftige Wohlfahrt doch keine sichere Rechnung machen, so lange nicht die Bestimmung, dass der Sitz der Akademie und das Eigenthum derselben sich stets in dem Wohnorte des zeitigen Präsidenten befinden solle", soweit sie die Bibliothek anlangt, aus den Satzungen der Akademie gestrichen, u. der Bibliothek eine bleibende Stätte endlich einmal gesichert wird. Eine solche Sicherung kann aber Knoblauch unter bewandten Umständen der Bibliothek keineswegs versprechen, ebensowenig wie Carus bei Begründung des Dresdner Heims daran gedacht haben mag, dass schon nach dem Tode seines Nachfolgers Behn die Bibliothek dieses Heim wieder werde verlassen müssen.

Knoblauch weiss in seinen beiden Berichten über die Verwaltung der Bibliothek*) seit deren Uebersiedelung nach Halle vieles Erspriessliche zu sagen, sowohl was den gegenwärtigen Stand der Bibliothek, als auch was deren Zukunft anlangt. Dank der Liberalität des Ministers Dr. Falk u. der bereitwilligen Fürsorge des Curators der Universität Geheimrath Dr. Rödenbeck habe die Bibliothek in den Räumen eines Universitätsgrundstückes eine neue Heimath gefunden. (Als ob nicht auch Carus geglaubt hätte, der Bibliothek in Dresden eine neue Heimath, u. zwar nicht in fremdem, sondern, Dank der Liberalität des nunmehr verstorbenen Königs Johann, im eigenen Grundstücke geschaffen zu haben.) Die Aufstellung der Bibliothek sei beendigt, so dass dieselbe der öffentlichen Benutzung wieder übergeben werden könne. (Als ob nicht auch in Dresden, wenigstens unter Carus' Präsidentschaft, die Bibliothek aufgestellt und der öffentlichen Benutzung zugänglich gewesen wäre.) Einen bedeutenden Zuwachs habe die Bibliothek durch die Incorporirung der Privatbibliotheken zweier ehemaliger Präsidenten der Akademie, des Professors Dr. Behn u. des Geheimraths Dr. Kieser erfahren, von denen die erstere vor kurzem käuflich erworben, letztere der Akademie durch Schenkung zu Theil geworden sei, nachdem sie bis zum Sommer 1879 in Kisten verpackt in Jena gestanden habe. (Als ob nicht auch in Dresden die Incorporirung dieser beiden Sammlungen möglich gewesen wäre.) Und was sonst noch Knoblauch von Vortheilen aufzählen könnte, die für die Bibliothek durch deren Uebersiedelung nach Halle erreicht worden seien, so kann wohl darüber kein Zweifel obwalten, dass sich diese alle auch in Dresden hätten erreichen lassen, zumal wenn, wie dies in Halle geschehen ist, die vorher Einer Person übertragenen Sekretariats- u. Bibliothekariats-Geschäfte voneinander getrennt, u. die früher dem Sekretaire mit zugewiesene

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*) S. Leopoldina. Hft. XV. Sptbr. u. Octbr. 1879. S. 129-32 u. 145-50 & Hft. XVI. Octbr. u. Novbr. 1880. S. 145-48 u. 162-66.

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Verwaltung der Bibliothek einem eigenen Bibliothekare, der sich natürlich in Dresden ebenso gut wie in Halle hätte finden lassen, übertragen worden wäre. Wenn aber Knoblauch sagt, dass es nicht im Interesse der Akademie liegen könne, einen reichen Schatz von Büchern als ein todtes Kapital aufzuspeichern womit sich gewiss Jedermann für einverstanden erklären wird u. trotzdem hinterher zugestehen muss, dass die Benutzung der Bibliothek in Halle leider nur eine mässige gewesen sei, u. hinsichtlich der Zahlen der benutzten Bücher im Vergleich zu denen der letzten sieben Jahre in Dresden einen Rückgang zeige, so hätte die Akademie an letzterem Orte, wo eine blühende Technische Hochschule besteht, jedenfalls auf eine fortdauernd regere Benutzung ihrer Bibliothek rechnen dürfen, zumal wenn dieselbe durch Ernennung eines eigenen Bibliothekars zugänglicher geworden wäre, als dies seither unter der Ohhut eines alleinigen Sekretairs hatte der Fall sein können. Denn wenn Knoblauch den in Halle eingetretenen Rückgang der Zahlen hinsichtlich der benutzten Bücher dadurch zu erläutern versucht, dass er sagt, die Bibliothek sei jederzeit weniger von Auswärtigen als von Ansässigen des Ortes, an welchem sie sich gerade befinde, benutzt worden, u. selbstverständlich gehe eine längere Zeit darüber hin, bevor die Bibliothek an ihrem neuen Wohnsitze bekannt werde u. gleichsam Bürgerrecht sich erwerbe, so kann darauf zur Erwiderung dienen, dass das grosse Dresden, wo die Bibliothek bereits Bürgerrecht erlangt hatte, unter ihren Ortsangehörigen gewiss mehr Leute zählt als das kleinere Halle sammt seiner Universität, welche Beruf und Bedürfniss haben, Bibliotheken gerade von der Art, wie die der Akademie ist, zu benutzen besteht ja doch die Bibliothek der Akademie hauptsächlich aus Werken der exakten Wissenschaften, für welche Dresden mit seiner Technischen Hochschule allein schon mehr Leser zählen dürfte, als Halle mit der Universität, bei der nur ein geringer Bruchtheil der Professoren u. Studirenden auf das Studium der exakten Wissenschaften hingewiesen ist.

Indessen wenn auch meiner unmaassgeblichen Ansicht nach die Bibliothek in Dresden am geeigneteren Platze gewesen wäre, als sie es in Halle ist, so muss man doch gegenwärtig mit der Thatsache rechnen, dass sich die Bücher eben schon im neuen Hallischen Heim befinden, u. daran nichts mehr zu ändern ist; nur möchte ich hier im Interesse der Bibliothek noch den Wunsch aussprechen, dass das Hallische Heim ein dauernderes als das Dresdner sein möge. Aber dann muss freilich zunächst u. vor allen darauf Bedacht genommen werden, dass die auf die Bibliothek bezügliche Bestimmung in den Satzungen der Akademie eine den dauernden Aufenthalt sichernde Aenderung erleide.

Nach Knoblauch's Berichte beläuft sich der Bestand der Bib

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