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er sich einen grösseren Kauf u. erwarb die Hassel'sche Sammlung von 351 St. um 400 Thlr. Sonst rechnete er im Jahr auf einen Zuwachs von 200 Nummern, u. nur sein Wittwer- u. zweites Ehejahr machten eine Ausnahme; da sammelte er wenig. Im J. 1778 nannte er 4182 Ausgaben in 4676 Bden sein eigen, 49 Sprachen waren dabei vertreten, darunter 33 Europäische; sie war entschieden damals die grösste Privatsammlung, weltberühmt ihr Ruf und die ,,Bibelstube" des Pfarrhauses war nie leer von Besuchern, denen der gastfreundliche Pastor gern u. mit Stolz seine Schätze zeigte. Auch Herzog Karl gehörte zu diesen Besuchern, als er im Februar 1784 in Kopenhagen weilte; es scheint, dass er schon mit der Absicht, die Sammlung zu erwerben, dorthin gereist war. Aber wie u. durch wen die Verhandlungen eingeleitet wurden, darüber findet sich nirgends Auskunft, ebenso wenig darüber, was Lorck bewog, sich von,,dem, was ihm unter allem Leblosen, das er besass, das Liebste war", zu trennen. Am wahrscheinlichsten ist, dass ihn nicht bloss das hohe Angebot des Herzogs reizte, sondern weit mehr die Gewissheit, die Sammlung, welche ihn,,so viel Mühe, Zeit u. wartende Geduld gekostet hatte", werde nun als ein Ganzes beisammen bleiben, in die besten Hände u. in die beste Pflege kommen u. so zum gemeinnützigen Gebrauch der Menschheit besser dienen, als in seinem Hause. Am 21. Februar 1784 wurde der Vertrag unterschrieben, nach welchem die aus 5000 Stücken bestehende Sammlung gegen die Summe von 4000 Dänischen Dukaten, 100 Holländischen Dukaten,,Schlüsselgeld" u. einer jährlichen Leibrente von 100 Thlr., welche nach Lorck's Tode auf seine Wittwe übergehen solle, in den Besitz des Herzogs überging. Ein Calwer Haus war mit der Ausbezahlung des Geldes u. mit der Spedition der Bücher betraut; glücklich gelangten die Bibeln über Lübeck nach Stuttgart u. wurden,,in des Herzogs Gegenwart von seinen Bibliothekariis ausgepackt u. sogleich an ihren besten Platz aufgestellt." Lorck, der von seinen Bibeln,,Abschied genommen hatte mit der Empfindung, wie es bei der Trennung guter Freunde zu geschehen pflegt, aber auch in dieser Sache Gottes Hand erkannte", überlebte die Trennung nicht lange; am 8. Februar 1785 starb er „,ruhig u. still, wie sein Leben gewesen war", an völliger Entkräftung. Zwei Jahre nachher, am 14. Februar 1787, folgte ihm seine Wittwe nach; auf ihrem Todtenbette noch dankte sie dem Herzog für alle ihr erwiesenen Wohlthaten. Den Katalog über die Sammlung, welchen Lorck versprochen u. angefangen hatte, vollendete sein Schwiegersohn Adler. Unterdessen hatte der Herzog seine Augen schon wieder auf eine andere bedeutende Bibelsammlung geworfen, auf die des Schaffer (Archidiakonus) Panzer in Nürnberg, die besonders an Deutschen Drucken sehr reich war. Im September 1785 trat er mit dem Nürnberger Gelehrten in Verkehr; „es gereiche ihm zu grossem

Wohlgefallen", liess er ihm schreiben, ,,dass er Willens sei, seine Bibelsammlung stückweise wegzugeben; aber er versehe sich dazu, dass der etc. Panzer in den angesetzten Preisen um ein namhaftes heruntergehe." Ob dies der Fall war, kann ich nicht konstatiren, jedenfalls kam der Handel zu Stande. Anfangs 1786 reiste der Herzog selbst der Sache wegen nach Nürnberg, eine ganz besonders schöne Bibel, die Peypus-Bibel von 1524 auf Pergament gedruckt, eine unschätzbare Perle der Sammlung, liess er sich sogleich in den Gasthof bringen; um 3000 fl. erwarb er die 1645 Bibeln Panzer's. Noch manchen Zuwachs erhielt die Sammlung unter Herzog Karls Regierung, so 1789 aus der Bibliothek des Prinzen von Soubise, 1790 bei der Auktion Crevenna; aber nach des Herzogs Tode hörten die Anschaffungen in so grossartigem Massstabe auf, u. nur die 1823 erkaufte, in Orientalibus vorzügliche Bibliothek des Kanzlers Schnurrer fügte neue Schätze hinzu. Auch aus den aufgehobenen Klöstern kam manches kostbare Bibelwerk nach Stuttgart, durch Schenkungen floss ebenfalls vieles der Sammlung zu; besonders der Munifizenz des königlichen Hauses verdankte die Sammlung manches Prachtwerk, so die grosse Englische Prachtbibel, London 1800 bis 1816, 8 Bde Fol. Von den neuen Uebersetzungen, durch welche die Britische Bibelgesellschaft die Völker Indiens, die Wilden Polynesiens, die Neger Afrikas u. die Indianer Amerikas mit dem Worte Gottes in ihrer Heimathsprache bekannt machte, sind viele durch die Güte unserer Landsleute Prediger Steinkopf in London u. Dr. Barth in Calw der Sammlung zu Theil geworden. Jetzt noch vergeht kein Jahr, wo sie nicht einen Zuwachs erhielte, u. wenn die Bibliothek verwaltung nicht in der Lage ist, alle kostbaren Drucke zu erwerben, oder gar dem Wunsche u. Ziele Lorck's nachzukommen, womöglich alle Ausgaben einer Sprache zu vereinigen, so versäumt sie doch nicht, neue für gelehrte Zwecke wichtige Editionen zu erwerben. Die Sammlung ist in das Stadium reifen Alters eingetreten, wo das Wachsthum beinahe unmerklich ist, u. wenn der oben angegebene Stand Manchem geringer erscheinen möchte, als nach den grossen Ankäufen zu erwarten wäre, so darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass bei solchen Masseerwerbungen auch viele Doubletten mit unterlaufen, ebenso, dass mit der Lorck'schen Sammlung viele liturgische u. exegetische Bücher vereinigt waren, die jetzt ausgeschieden sind, so dass die Sammlung auf den reinen Bibeltext beschränkt ist. Aber wichtiger als die Zahl der Bände ist ihr innerer Werth u. hierin steht unsere Sammlung beinahe unerreicht da. Wohl bietet sie in keiner Sprache Vollständigkeit, aber wo ist diese überhaupt zu finden? u. umgekehrt, keine wichtigere Sprache ist unvertreten u. in jeder derselben ist Seltenes und Werthvolles da; Kostbarkeiten, um welche uns die grössten Bibliotheken beneiden können, sind nicht hie u.

da, sondern ziemlich häufig anzutreffen. Da stehen neben einander die Polyglotten von Complutum (1514 bis 17), Antwerpen (1569 bis 72), von Hutter in Nürnberg (1599), die Pariser (1645) u. die Londoner (1660), u., gehen wir einen Schritt weiter, so besitzen wir die Hebräische Inkunabel der alten Propheten (Josua-Könige) von der aus Speyer stammenden Jüdischen Druckerfamilie der Soncinaten, die noch seltenere Neapolitaner Ausgabe der ganzen Hebräischen Bibel, von derselben Officin gedruckt 1491 (nur noch 5 Exemplare kann man nachweisen), die 1., 2., 3., 5. Bromberg'sche Ausgabe des Hebräischen A. Testamentes; von Ausgaben des Griechischen N. Testamentes ist die 1. Erasmische von 1516 stupendae raritatis, unsere Sammlung hat aber noch die folgenden von 1518, 1522, 1527, 1535 u. die 7. von 1541; würdig reihen sich daran die 4 von Beza besorgten von 1565, 1582, 1588 u. 1598. Wie viele Bibliotheken giebt es, welche die 14 vorlutherischen Deutschen Bibeln nebeneinander aufstellen können? u. wenn auch von der 12. (Augsburg 1490) nur Theil 1 vorhanden ist, so wird der Mangel reichlich dadurch ersetzt, dass wir von diesen alten Ausgaben, deren jede eine Seltenheit ist, oft 2 Exemplare haben, welche in unbedeutenden Varianten von einander abweichen. Wohin man den Blick wirft, ob auf die von der Inquisition verfolgten Spanischen Uebersetzungen oder auf die mit gleichem Loose bedrohten Böhmischen Bibeln, auf Orientalische oder Abendländische Sprachen, auf Lateinische oder Französische, Niederdeutsche oder Skandinavische Uebersetzungen, überall sind schöne, seltene Ausgaben zu treffen, u., was die Freude des Sammlers ausmacht, häufig ganze Suiten, d. h. alle von einem Autor besorgten Ausgaben. Neben Egede's Uebersetzung der 4 Evangelien in's Grönländische (1744) ist eine alte Uebersetzung des N. Testaments in's Malaische da vom J. 1629. Dass die seltenen Uebersetzungen in's Slavonische von Juri Dalmata, Primus Truber, Stephan Consul vorhanden sind, versteht sich von selbst; gehört ja doch der ganze Slavische Bücherdruck, wie er von der Mitte des 16. Jhdts an im Mönchshof in Urach u. in Tübingen Jahrzehnte lang seine segensreiche Wirksamkeit entfaltete, zu dem Erfreulichsten, was Württemberg in jener Zeit aufzuweisen hat. Aber auch zu den 2 einzigen Uebersetzungen in Baskischer Sprache dürfte sich der grösste Sammler Glück wünschen; die eine, das N. Testament 1571 von dem Prediger Lizarrague auf Befehl der Königin Johanna d'Albret in die Landessprache übersetzt, hielt Göze für das seltenste Stück seiner Sammlung, von der andern, einer metrischen Psalmenübersetzung von La Salette 1583 ist nur noch ein einziges Exemplar vorhanden, in dem Britischen Museum. Aber der Charakter u. der Werth der Sammlung würde nicht richtig beurtheilt, wenn man nur die Menge der Raritäten als das Hervorragende angeben wollte, sie hat vielmehr

Wohlgefallen", liess er ihm schreiben,,,dass er Willens sei, seine Bibelsammlung stückweise wegzugeben; aber er versehe sich dazu, dass der etc. Panzer in den angesetzten Preisen um ein namhaftes heruntergehe." Ob dies der Fall war, kann ich nicht konstatiren, jedenfalls kam der Handel zu Stande. Anfangs 1786 reiste der Herzog selbst der Sache wegen nach Nürnberg, eine ganz besonders schöne Bibel, die Peypus-Bibel von 1524 auf Pergament gedruckt, eine unschätzbare Perle der Sammlung, liess er sich sogleich in den Gasthof bringen; um 3000 fl. erwarb er die 1645 Bibeln Panzer's. Noch manchen Zuwachs erhielt die Sammlung unter Herzog Karls Regierung, so 1789 aus der Bibliothek des Prinzen von Soubise, 1790 bei der Auktion Crevenna; aber nach des Herzogs Tode hörten die Anschaffungen in so grossartigem Massstabe auf, u. nur die 1823 erkaufte, in Orientalibus vorzügliche Bibliothek des Kanzlers Schnurrer fügte neue Schätze hinzu. Auch aus den aufgehobenen Klöstern kam manches kostbare Bibelwerk nach Stuttgart, durch Schenkungen floss ebenfalls vieles der Sammlung zu; besonders der Munifizenz des königlichen Hauses verdankte die Sammlung manches Prachtwerk, so die grosse Englische Prachtbibel, London 1800 bis 1816, 8 Bde Fol. Von den neuen Uebersetzungen, durch welche die Britische Bibelgesellschaft die Völker Indiens, die Wilden Polynesiens, die Neger Afrikas u. die Indianer Amerikas mit dem Worte Gottes in ihrer Heimathsprache bekannt machte, sind viele durch die Güte unserer Landsleute Prediger Steinkopf in London u. Dr. Barth in Calw der Sammlung zu Theil geworden. Jetzt noch vergeht kein Jahr, wo sie nicht einen Zuwachs erhielte, u. wenn die Bibliothekverwaltung nicht in der Lage ist, alle kostbaren Drucke zu erwerben, oder gar dem Wunsche u. Ziele Lorck's nachzukommen, womöglich alle Ausgaben einer Sprache zu vereinigen, so versäumt sie doch nicht, neue für gelehrte Zwecke wichtige Editionen zu erwerben. Die Sammlung ist in das Stadium reifen Alters eingetreten, wo das Wachsthum beinahe unmerklich ist, u. wenn der oben angegebene Stand Manchem geringer erscheinen möchte, als nach den grossen Ankäufen zu erwarten wäre, so darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass bei solchen Masseerwerbungen auch viele Doubletten mit unterlaufen, ebenso, dass mit der Lorck'schen Sammlung viele liturgische u. exegetische Bücher vereinigt waren, die jetzt ausgeschieden sind, so dass die Sammlung auf den reinen Bibeltext beschränkt ist. Aber wichtiger als die Zahl der Bände ist ihr innerer Werth u. hierin steht unsere Sammlung beinahe unerreicht da. Wohl bietet sie in keiner Sprache Vollständigkeit, aber wo ist diese überhaupt zu finden? u. umgekehrt, keine wichtigere Sprache ist unvertreten u. in jeder derselben ist Seltenes und Werthvolles da; Kostbarkeiten, um welche uns die grössten Bibliotheken beneiden können, sind nicht hie u.

da, sondern ziemlich häufig anzutreffen. Da stehen neben einander die Polyglotten von Complutum (1514 bis 17), Antwerpen (1569 bis 72), von Hutter in Nürnberg (1599), die Pariser (1645) u. die Londoner (1660), u., gehen wir einen Schritt weiter, so besitzen wir die Hebräische Inkunabel der alten Propheten (Josua-Könige) von der aus Speyer stammenden Jüdischen Druckerfamilie der Soncinaten, die noch seltenere Neapolitaner Ausgabe der ganzen Hebräischen Bibel, von derselben Officin gedruckt 1491 (nur noch 5 Exemplare kann man nachweisen), die 1., 2., 3., 5. Bromberg'sche Ausgabe des Hebräischen A. Testamentes; von Ausgaben des Griechischen N. Testamentes ist die 1. Erasmische von 1516 stupendae raritatis, unsere Sammlung hat aber noch die folgenden von 1518, 1522, 1527, 1535 u. die 7. von 1541; würdig reihen sich daran die 4 von Beza besorgten von 1565, 1582, 1588 u. 1598. Wie viele Bibliotheken giebt es, welche die 14 vorlutherischen Deutschen Bibeln nebeneinander aufstellen können? u. wenn auch von der 12. (Augsburg 1490) nur Theil 1 vorhanden ist, so wird der Mangel reichlich dadurch ersetzt, dass wir von diesen alten Ausgaben, deren jede eine Seltenheit ist, oft 2 Exemplare haben, welche in unbedeutenden Varianten von einander abweichen. Wohin man den Blick wirft, ob auf die von der Inquisition verfolgten Spanischen Uebersetzungen oder auf die mit gleichem Loose bedrohten Böhmischen Bibeln, auf Orientalische oder Abendländische Sprachen, auf Lateinische oder Französische, Niederdeutsche oder Skandinavische Uebersetzungen, überall sind schöne, seltene Ausgaben zu treffen, u., was die Freude des Sammlers ausmacht, häufig ganze Suiten, d. h. alle von einem Autor besorgten Ausgaben. Neben Egede's Uebersetzung der 4 Evangelien in's Grönländische (1744) ist eine alte Uebersetzung des N. Testaments in's Malaische da vom J. 1629. Dass die seltenen Uebersetzungen in's Slavonische von Juri Dalmata, Primus Truber, Stephan Consul vorhanden sind, versteht sich von selbst; gehört ja doch der ganze Slavische Bücherdruck, wie er von der Mitte des 16. Jhdts an im Mönchshof in Urach u. in Tübingen Jahrzehnte lang seine segensreiche Wirksamkeit entfaltete, zu dem Erfreulichsten, was Württemberg in jener Zeit aufzuweisen hat. Aber auch zu den 2 einzigen Uebersetzungen in Baskischer Sprache dürfte sich der grösste Sammler Glück wünschen; die eine, das N. Testament 1571 von dem Prediger Lizarrague auf Befehl der Königin Johanna d'Albret in die Landessprache übersetzt, hielt Göze für das seltenste Stück seiner Sammlung, von der andern, einer metrischen Psalmenübersetzung von La Salette 1583 ist nur noch ein einziges Exemplar vorhanden, in dem Britischen Museum. Aber der Charakter u. der Werth der Sammlung würde nicht richtig beurtheilt, wenn man nur die Menge der Raritäten als das Hervorragende angeben wollte, sie hat vielmehr

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