Obrazy na stronie
PDF
ePub
[ocr errors]

ten), 60 auf Aegyptologie, 150 auf die Ersch-Grubersche Encyklopädie, der Rest auf die oben bei der K. M. G. Lepsius'schen Stiftung benannten Litteraturgebiete. Am vollständigsten ist die Sammlung hinsichtlich der Lokal- u. Provinzialgeschichte u. es wird daher naturgemäss Aufgabe der Verwaltung sein müssen, diesen Stamm u. Grundstock der Bibliothek durch Beschaffung der noch fehlenden älteren Sachen zu ergänzen u. durch Ankauf der neu erscheinenden Werke dieser Richtung immer auf dem Stande der neuesten Forschungen zu erhalten. Die übrigen in der Bibliothek vertretenen Wissensgebiete können, wie zu erwarten, auf eine auch nur relative Vollständigkeit ihrer Litteratur nicht Anspruch erheben, sie enthalten so ungefähr die Bücher, welche ein Gebildeter, ohne gerade Fachmann zu sein, sich zur Informirung in den betreffenden Gebieten verschaffen würde freilich ein recht durchgreifendes Prinzip wird vermisst, auf der einen Seite möchte man mehr wünschen, während auf der anderen schon zu viel vorhanden ist. Die Theologica können am wenigsten befriedigen, denn sie gehören der Mehrzahl nach der verflachten u. negativen protestanten-vereinlichen Richtung an, gehen sogar noch darüber hinaus in das Gebiet der völligen Zersetzung, wie die Namen Büchner, Renan, Strauss zur Genüge beweisen. Für die Weiterentwickelung der Bibliothek giebt ein Passus der K. M. G. Lepsius'schen Stiftung einen Wink; es heisst da*): „Die Auswahl der anzuschaffenden Bücher soll sich vorzugsweise auf grössere Werke von unzweifelhaft wissenschaftlichem Werthe und muthmasslich dauernder Bedeutung richten." Hält man diese Worte mit dem vom Testator hinterlassenen Bücherschatze zusammen, so kann kein Zweifel obwalten, dass ihm nicht die Bildung einer reinen Fachbibliothek des einen oder anderen Wissensgebietes vorgeschwebt hat, sondern die Anschaffung der in den Hauptgebieten vornehmlich Geschichte, Kultur, Litteratur erscheinenden wichtigeren Werke, welche auch von dem Nichtfachmann, dem gebildeten Laien mit Interesse u. Nutzen für seine Bildung gelesen u. studirt werden können. Diesen Punkt bei Ankäufen nicht aus dem Gesicht zu verlieren, erscheint auch deshalb angezeigt, weil in Naumburg mehre recht ansehnliche Spezialbibliotheken vorhanden sind, in welchen den Bedürfnissen des Fachmanns Rechnung getragen ist.

Zur Benutzung der Bibliothek**) sind die Bürger der Stadt eo ipso, die Schüler der beiden Oberklassen des Domgymnasiums u. der Realschule gegen Cavet ihres Ordinarius berechtigt. Ueber etwaige Ausleihungen nach auswärts findet sich keine Bestimmung

*) Siehe Seite 5 des neuen Kataloges.

**) Die hierfür aufgesetzten Bestimmungen finden sich auf Seite 3 des neuen Kataloges abgedruckt.

und sonach ist wohl anzunehmen, dass die bei den Bibliotheken der ganzen civilisirten Welt allgemein geübte Gepflogenheit: ,,Bibliothek leiht an Bibliothek ohne Umstände" auch hier zur Anwendung gelangt. Bis auf weiteres ist die Bibliothek jeden Dienstag von 4-5 Uhr Nachmittags für Besucher u. Entleiher geöffnet. Die Obliegenheiten eines Bibliothekars besorgt der schon genannte Dr. 0. Schulze.

War bei der Stadtbibliothek der Ursprung in Dunkel gehüllt, dagegen die weitere Geschichte wenigstens in einzelnen Perioden bekannt, so findet das Gegentheil statt bei der jetzt zu nennenden Bibliothek der Wenzelskirche, von der ausser den Stiftungsnachrichten kaum etwas gemeldet wird. Der Chronist Magister Johann Bürger, welcher 1617 als Archidiakonus der Wenzelskirche starb, berichtet über die Entstehung der Bibliothek Folgendes*): „Anno 1611 ist die Neüe Bibliotheca in der Wenzels Kirchen angefangen worden; darzu Herr Wolffgang Kretzschmar, ein Ratherr vnd Gastgeber domals zum dreyen Schwanen alhier 100 fl. (Gulden) vnd Herr Velden Hase, ein Handelsmann 50 fl. verehret haben. Etliche Handwerke, sonderlich die Fleischer vnd Färber haben besondere opera der patrum**) vnd andere autores darzu gekaufft vnd verehret. Auch ist darzu Herrn D. Balthasari Müllers S. gewesenen Superattendentis zu Altenburgk Liberey***) um 300 fl. gekaufft worden." Diese Notiz ist kulturhistorisch recht wichtig, sie zeigt uns, welch grosses Interesse damals in Naumburg selbst die Handwerker für die Wissenschaften hegten und wie sie dieses Interesse durch ansehnliche Geldspenden bethätigten, die erst dann in ihrer vollen Bedeutung erscheinen, wenn man bedenkt, dass das Geld in jener Zeit etwa den doppelten bis dreifachen Werth von jetzt besass. Wollte heutzutage Jemand die genannten Berufskreise um Beisteuern zu einer öffentlichen Bibliothek angehen, wie gering würde der Erfolg sein, wenn es überhaupt zu einem Erfolg käme!

Die Einrichtung der Bibliothek wurde von dem damaligen Konrektor Steiner besorgt. Weiter ist noch bekannt, dass des Annalisten Bürgers Nachfolger im Archidiakonate der Magister August Lippach bei seinem Tode im Jahre 1663 seine Bücher der Wenzelsbibliothek hinterliess. Sonst fehlen alle Nachrichen über die fernere Entwickelung dieser Bibliothek, welche ihren Platz ebenda hat, wo sie ursprünglich angelegt war, nämlich in einem Zimmer der Wenzelskirche neben dem sogenannten „,Bildersaale". Sie ist dort in mehren Schränken aufgestellt, aber ihr Zustand ist ein derartig

*) Auf Seite 24 seiner Annales Numburgenses, deren Original in der Stadtbibliothek aufbewahrt wird. (Nr. 108 auf Seite 21 des neuen Kataloges.)

**) Kirchen väter.

***) Bibliothek.

verwahrloster, dass sie kaum benutzt werden kann u. einem todten Kapitale gleicht. Weder ein geschriebener noch ein gedrucker Katalog ist vorhanden, u. da ausserdem die Schränke sehr schwer zugänglich sind, lässt sich über den Inhalt der Bibliothek mit Gewissheit nichts aussagen. Nach dem Grundstock und der Lippachschen Stiftung zu urtheilen, wird wohl die Bibliothek hauptsächlich theologische Werke enthalten; auch ist das Jöcher'sche Gelehrtenlexikon in ihr vorhanden. Die Anzahl der Bde soll etwa 500 betragen, doch erscheint mir, soweit ich selbst habe einen Einblick thun können, die Ziffer als zu niedrig. Eine Verwaltung der Bibliothek existirt nicht, ebenso wenig besondere Mittel für ihre Vermehrung. Es ist ein Jammer, dass diese Bücher so unbekannt u. unbenutzt in Staub und Moder zu Grunde gehen sollen! Dieses Aeusserste muss auf alle Fälle abgewandt werden, u. ich meine, es giebt ein sehr einfaches Mittel dazu, welches ich den betheiligten Faktoren hiermit zur reiflichen Erwägung ernstlich ans Herz legen will. Schon vor Jahren sind, wie mir mitgetheilt worden ist, einzelne Werke aus der Wenzelsbibliothek in die Stadtbibliothek überführt worden, man gehe damit radikal vor u. vereinige die ganze Bibliothek von St. Wenzel mit der Stadtbibliothek. Dadurch kommt erstere unter eine geregelte Verwaltung u. wird erst so Denjenigen zugänglich, für welche sie vielleicht von Haus aus bestimmt ist. In ihrer gegenwärtigen Verfassung ist die Wenzelsbibliothek einem Haufen Makulatur gleich zu achten.

Auch die übrigen Kirchen oder Kirchengemeinden Naumburgs besitzen kleine Bibliotheken. In der Sakristei der Marien-Magdalenen-Kirche befindet sich eine kleine Sammlung hauptsächlich älterer theologischer Werke ca. 80 Bde zum Gebrauche der Geistlichen. Mittel zur Vergrösserung der Bibliothek u. ein Katalog derselben existiren nicht.

Ferner verfügt die Othmarsgemeinde über eine kleine in der Othmarspfarre aufgestellte Unterhaltungs bibliothek von 143 Bden (Volksschriften), die im Jahre 1875 durch den Gemeindekirchenrath zu St. Othmar angelegt wurde u. unter Verwaltung des Pastors Möring steht. Sie wird von den Gemeindemitgliedern fleissig benutzt u. aus Gemeinde mitteln ergänzt u. vermehrt.

In der Moritzgemeinde besteht eine vom Pastor Potel begründete Bibliothek zu St. Moritz, welche aus Beisteuern der Gemeindemitglieder unterhalten wird. Sie umfasst nach dem (geschriebenen) Kataloge gegenwärtig 220 Bde Volks- u. Jugendschriften, die in der Moritzpfarre aufgestellt sind. Der Verwaltung unterzieht sich Pastor Potel mit einem Mitgliede des Sonntagsschulvorstandes; benutzungsberechtigt sind die Mitglieder der Gemeinde, vornehmlich die Kinder, welche den Kindergottesdienst besuchen.

Gleichfalls aus Jugend- u. Volksschriften besteht die vom Pastor Schiele ins Leben gerufene u. verwaltete Bibliothek der Mariengemeinde am Dom, zur Zeit ungefähr 100 Bde zählend. Die Benutzung ist den Gemeindegliedern gestattet, die Vermehrung erfolgt nur durch freiwillige Gaben.

Dass die beiden ehemaligen Naumburger Klöster, das Benediktinerkloster zu St. Georg u. das Augustinerkloster zu St. Moritz im Besitze wenn auch nicht sehr bedeutender Bibliotheken gewesen sind, darf kaum bezweifelt werden. Was freilich aus diesen Büchersammlungen bei der Säkularisation der genannten Klöster gegen Mitte des 16. Jahrhunderts geworden ist, darüber liegen keinerlei Nachrichten vor. Vielleicht gingen sie in den Besitz des Kurfürsten Johann Friedrich als des Landesherrn über u. sind später einer Sächsischen oder Thüringischen Bibliothek einverleibt worden, etwa der Dresdner oder der Gothaer, welche beide mehrfach alte Klosterbibliotheken in sich aufgenommen haben. Vielleicht auch ist die Georgenbibliothek bei dem grossen Brande von 1532, der in der Georgenvorstadt u. im Kloster grossen Schaden anrichtete, mit zu Grunde gegangen.

Das Dom kapitel besitzt keine besondere Bibliothek, denn die in der Kapitelstube aufgestellten wenigen Bücher (alte Wappenwerke u. Messbücher) können auf den Namen einer Bibliothek kaum Anspruch erheben.

Unter den Büchersammlungen der Lehranstalten nimmt die Bibliothek des Domgymnasiums den ersten Platz ein. Die frühste beglaubigte Erwähnung einer mit dem Domstifte verbundenen Schule kommt in einer Bischofsurkunde vom 14. April 1290 *) vor u. das Bedürfniss nach wissenschaftlichen Hilfsmitteln wird vermuthlich frühzeitig zur Sammlung von Büchern für den Gebrauch der Lehrer dieser Schule Anlass gegeben haben. Es sind jedoch aus dieser ältesten Zeit keinerlei Handschriften erhalten, auch berichtet Holstein in seiner leider nicht über den I. Theil hinausgekommenen Geschichte des Domgymnasiums**) bis zum Jahr 1771 nichts über die Bibliothek. Gegenwärtig umfasst dieselbe nahezu 3900 Werke, von denen viele aus mehren Bden bestehen. An Inkunabeln im engeren Sinne besitzt die Bibliothek nur eine Ausgabe der Satiren des Persius von 1482, an Büchern aus der ersten Hälfte des 16. Jhrhdts 6 Stück***). Der alte handschriftliche Katalog vertheilt mit

*) Siehe Seite 75 der gleich zu nennenden Holsteinschen Schrift. **) Abriss einer Geschichte des Domgymnasiums zu Naumburg. Von Dr. Holstein, Lehrer am Domgymnasium zu Naumburg. I. Theil: Geschichte des Gymnasiums von der Stiftung bis 1771. Naumburg, Verlag von L. Garcke. 1859. VIII, 78 Seiten in gr. 8o, nebst drei Tabellen. ***) Das Verzeichniss dieser sieben alten Drucke der Bibliothek findet sich im Programm des Domgymnasiums 1877 auf Seite XXXXII.

einem grossen Aufwande von Gelehrsamkeit aber recht mangelhafter Logik die Bücher in etwa 8 Hauptrubiken mit ungefähr 70 Unterabtheilungen. Am besten sind vertreten klassische Philologie, Geschichte, Germanistik und Deutsche Litteratur, dann folgen Pädagogik, Philosophie, Theologie, Mathematik u. Naturwissenschaften ; andere Litteraturgebiete, wie Künste, Medizin u. Jurisprudenz, sind nur höchst spärlich vertreten. Für Vergrösserung der Bibliothek ist seitens des Domkapitels jährlich eine gewisse Summe ausgesetzt, auch erfolgen mancherlei Schenkungen von den vorgesetzten Behörden wie von Privaten. Die Bestimmung oder Genehmigung des Ankaufes von Büchern giebt der Gymnasialdirektor Dr. H. Anton, welcher als Vorstand der Bibliothek fungirt, die eigentliche Geschäftsführung aber wird von dem Professor Dr. W. Holtze als Bibliothekar besorgt. Zur Benutzung der Bibliothek, welche in einem Zimmer des Gymnasialgebäudes aufgestellt ist, sind zunächst u. in erster Linie die Gymnasiallehrer berechtigt, sodann die Schüler der Prima, doch können zu wissenschaftlichen Zwecken auch an andere zuverlässige Personen Bücher verliehen werden.

Neben dieser grossen Bibliothek gehören dem Domgymnasium noch mehre kleine Büchersammlungen. Die Hilfsbibliothek oder Bibliotheca pauperum enthält die meisten auf dem Gymnasium eingeführten Schulbücher u. Klassikerausgaben in mehren Exemplaren (ca. 400 Bde), welche an unbemittelte Schüler geliehen werden. Mit der Leitung u. Verwaltung derselben ist der Gymnasiallehrer Dr. R. Hasper betraut. Eine kleine mathematisch-naturwissenschaftliche Schülerbibliothek von über 100 Werken*) wird durch den Oberlehrer Köstler verwaltet. Endlich besitzen die Gymnasialklassen für ihre jeweiligen Angehörigen besondere Lesebibliotheken. Die für Prima u. die beiden Sekunden gemeinschaftliche zählt etwa 450 Werke mit fast doppelt so viel Bden aus folgenden Gebieten: Deutsche Litteratur, Litteraturgeschichte, Mythologie, Deutsche Lesebücher u. Grammatik, Geschichte, Geographie, Unterhaltungsstoff**). Geleitet wird diese Bibliothek von dem Dr. O. Schulze. Beide Tertien besitzen ebenfalls eine gemeinschaftliche Bibliothek von 88 Werken mit etwa 200 Bden***) besonders Litteratur u. Geschichte unter der Verwaltung des Dr. B. Kneisel. Die Quartanerbibliothek, wieder verwaltet von dem Dr. O. Schulze, zählt 172 Ble (Geschichte u. belehrende Unterhaltungslektüre)†); die Bibliothek der Quinta, geleitet von dem Ordinarius der Klasse Lüttich, besteht aus 185††), die der

*) Der Katalog ist auszugsweise abgedruckt im Programm des Domgymnasiums Ostern 1880, Seite 7 u. 8.

**) Der Katalog in dem ebengenannten Programm Seite 1-7.
***) Der Katalog ebenda Seite 9-11.
†) Der Katalog ebenda Seite 11-13.
+) Der Katalog ebenda Seite 13-15.

« PoprzedniaDalej »