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14358

Q. HORATIVS FLACCVS.

ODEN UND EPODEN

ᎬᎡᏦᏞᎪᎬᎡᎢ

VON

LUCIAN MUELLER.

I. THEIL:
TEXT UND EINLEITUNGEN.

ST. PETERSBURG UND LEIPZIG.
VERLAG VON K. L. RICKER.

1900.

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Vorwort.

Am 24. April 1898 verstarb in St. Petersburg der Verfasser dieses Buches nach längerem Siechthum, aber ohne schweren Kampf. Strenge wissenschaftliche Arbeit, die zu seinen unentbehrlichen Lebensbedingungen gehörte, hatte ihn aufrecht erhalten auch in der trüben. Zeit des um sich greifenden Verfalles. Seine letzte Sorge und seine letzte Freude waren die Oden und Epoden des Horaz, an deren Erklärung er seit dem Jahre 1895 fast unausgesetzt thätig gewesen war, sei es in Helsingfors oder am esthnischen Strande in Hapsal, sei es in der nordischen Heimath. Die Hoffnung auf Besserung hat der Leidende bis zu seiner Auflösung beharrlich festgehalten; doch hat er auch die Möglichkeit eines baldigen Todes ins Auge gefasst und seine Massnahmen für diesen Fall getroffen. Zu diesen Massnahmen gehörte auch die Bestimmung, es möchte, falls er den Abschluss des Druckes des vorliegenden Werkes nicht erleben sollte, die Fortführung in meine Hände gelegt werden. Nicht ohne schwere Bedenken habe ich diesen Auftrag übernommen. Zwar war es mir Bedürfniss, eine Dankesschuld abzutragen. Habe ich doch die Jahre meines Petersburger Aufenthaltes, in denen Lucian Müller neben. L. Stephani und E. Schulze dem jüngeren Landsmanne freundschaftliche Förderung in reichem Masse hat zu theil werden lassen, stets in angenehmster Erinnerung behalten. Aber in Folge erheblicher Belastung durch eigene, aufreibende Arbeit traute ich mir nicht recht die Kraft zu, mich zugleich auch noch in die Gedankenwelt eines fremden Werkes mit ausreichendem Erfolge einzuleben, so willkommen mir auch die behandelten Probleme an sich sein mussten. Erst als sich herausstellte, dass es sich in der Hauptsache um nichts weiter

handeln könne, als um gewissenhafte Ueberwachung des Dru habe ich meine Bedenken fahren lassen und bin in die Lücke e treten, die der Tod gerissen hatte.

Auf vier Theile war das ganze Werk angelegt. Den ers Theil bildet der Text der Oden und Epoden, sowie des ca saeculare, den ich bereits im Druck abgeschlossen vorfand. zweite Theil ist der Commentar, dessen drei erste Bogen ( falls gedruckt vorlagen; vom vierten und fünften Bogen hatte Lɩ Müller wenigstens die erste Correctur gelesen. Das Manuscript zu übrigen Bogen des Commentars hatte der Verfasser selber noch fältig revidirt. Zu den Einleitungen, dem dritten Theile, er ich das Manuscript von der Verlagsbuchhandlung zugesandt. Auch di Theil hatte der Verfasser durchgesehen, aber nicht überall mit glei Consequenz wie den Commentar. So waren beispielsweise an mehr Stellen die Citate nur angedeutet, aber nicht ausgefüllt. Ausser di drei Haupttheilen war noch ein vierter Theil geplant, eine allgem Einleitung, die folgende Capitel umfassen sollte: 1) über die spr lichen Vorbilder der lyrischen Dichtungen; 2) über die Urban der Oden und Epoden; 3) über die lyrischen Versmasse; 4) i die Handschriften des Horaz; 5) über einige Ausgaben des Ho 6) über die vorliegende Ausgabe. Dieser vierte Theil ist nicht Vollendung gelangt. In den Papieren, die mir übergeben wur fanden sich zahlreiche Notizen, meist Aphorismen, kurze Ausführung Ansätze, die wieder aufgegeben worden waren, so z. B. mehrere p mische Erörterungen über Bentley, Peerlkamp, Lehrs, Kiessling andere Gelehrte. Gewiss würden diese Aufzeichnungen dem Verfas der das geistige Band in sich trug, einen wichtigen Anhalt gebo haben; für jeden andern aber war es geradezu unmöglich, dar einen zusammenhängenden Text zu gestalten, theils wegen ihres fi mentarischen Charakters, theils wegen der scharf ausgeprägten Eig art Lucian Müllers. Da aber die Veröffentlichung unfertiger H würfe nur selten dem Andenken Verstorbener erspriesslich ist, habe ich ohne Zögern diesen Theil im Wesentlichen aufgegel In Folge davon mussten auch die Citate fallen, die darauf Be nahmen; nur in den früheren Bogen sind einige Verweise ste

geblieben. Ich habe mich darauf beschränkt, einige kurze, hingeworfene Sätze für das Vorwort herauszuheben, die geeignet erscheinen, die Ziele zu beleuchten, denen der Verfasser zustrebte, sowie die Wege, die er eingeschlagen hat.

„Die Wiener Ausgabe der Satiren und Episteln war zwar in erster Linie auch für Philologen bestimmt; doch war auch thunlichst auf nichtzünftige Leser des Horaz Rücksicht genommen. Dies brachte zuweilen eine grössere Ausführlichkeit mit sich, als es für Philologen nothwendig war. Das vorliegende Werk ist ausschliesslich für Philologen bestimmt, für diese aber im weitesten Sinne. Ich habe mich also bemüht, zu erreichen, dass bei der Benutzung sowohl der academische Docent und der Lehrer des Gymnasiums wie der Student der Alterthumswissenschaft in gleicher Weise seine Rechnung findet." — „Die Ausgabe soll mit gleichmässiger Consequenz sowohl den kritischen wie den exegetischen Forderungen gerecht werden, und bei der exegetischen Aufgabe soll in gleicher Weise die formale Seite, also Grammatik und Metrik, wie die reale betont werden." ,,Ich habe wissentlich keine einzige Stelle, wo die handschriftliche Ueberlieferung mangelhaft schien, ohne Darlegung der Gründe für die von mir acceptirte Textgestaltung gelassen. Gleichwohl bitte ich dringend, nicht zu vergessen, dass der Schwerpunkt meines Commentars in der Exegese liegt, nicht in der divinatorischen Kritik." „Da ich hauptsächlich den Zweck verfolge, in dieser Ausgabe überall meine persönlichen Ansichten über Horaz im Besonderen wie im Allgemeinen darzulegen, so konnte von einer auch nur einigermassen vollständigen Aufzählung von Varianten oder Conjecturen nicht die Rede sein." ,,Mehr noch als vorher war ich bemüht, keine irgendwie erhebliche Schwierigkeit mit Stillschweigen zu übergehen. Dabei glaubte ich es meinen Lesern schuldig zu sein, überall meine eigenen auf vieljährigen Studien beruhenden Ansichten genau darzulegen. Denn nur so kann die Erklärung eines Kunstwerkes ein einheitliches und wirkungsvolles Gepräge erhalten. Andernfalls entstehen Notizensammlungen, wie sie uns in so vielen Ausgaben klassischer Autoren

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