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ZU SHAKESPEARE'S TEMPEST I 2, 387-394.

Fer. Where shold this Musick be? I' th' aire or th' earth?
It sounds no more: and sure it waytes upon
Some God 'oth' Iland, sitting on a banke,
Weeping againe the King my Fathers wracke.
This Musicke crept by me vpon the waters,
Allaying both their fury, and my passion
With it's sweet ayre: thence I haue follow'd it
(Or it hath drawne me rather) but 't is gone.

No, it begins againe.

Dies ist der text der ersten folio, deren interpunktion die übrigen folios folgen. Rowe setzte in seiner zweiten ausgabe ein komma nach wracke (wreck), was die verse geradezu unverständlich machte. Pope liess dies komma bestehen, setzte aber nach Iland (island) einen punkt. Die emendation ist von sämtlichen späteren herausgebern adoptiert worden, so dass nun die verse 389-392 in moderner orthographie und interpunktion folgendermassen aussehen:

Some god o'th' island. Sitting on a bank,
Weeping again the king my father's wreck,
This music crept by me upon the waters,

Allaying both their fury and my passion

Der unterschied springt in die augen: nach der folio-lesart bezieht sich sitting . . . wracke auf Some god 'oth' Iland, nach Pope's emendation auf me in v. 3911). In seiner überaus anziehenden und lehrreichen besprechung von W. Franz, Shakespeare-grammatik (Engl. St. 19. band, 1. heft, s. 102-106), unternimmt es nun professor Stoffel, die durch schuld der Cambridge-herausgeber in vergessenheit geratene lesart der folios gegenüber der Pope'schen emendation wieder zu ehren zu bringen. Diesen versuch möchte ich im folgenden einer genaueren nachprüfung unterziehen.

1) Pope änderte ausserdem das againe des v. 390 nach dem vorgange von Rowe I in against um; diese änderung blieb bis auf Malone bestehen, welcher againe wiederherstellte, ihm aber die bedeutung von against vindizierte.

Ich beginne mit einer vollständigeren darstellung des zusammenhangs, bei der ich die für die erklärung der stelle wichtigen momente besonders hervorhebe.

Bei beginn der scene bittet Miranda ihren vater, den aufruhr der wilden gewässer, wenn er ihn erregt habe, zu besänftigen ("allay them"), und beweint den untergang des schiffes, das samt seiner besatzung vor ihren augen vom meer verschlungen worden ist. Prospero tröstet sie alle seelen, die sie verloren glaubt, seien gerettet. Ihre bitte aber erfüllt er nicht das meer bleibt aufgeregt wie zuvor. Nach einem langen gespräch zwischen den beiden, während dessen Miranda einschläft, erscheint Ariel und erstattet seinem herrn einen höchst umständlichen bericht darüber, wie er den sturm erregt, wie er die schiffbrüchigen ans land und das schiff, das Miranda versunken wähnt, in einen versteckten hafen der insel gebracht habe. Unter den künsten, deren er sich rühmt (v. 190-193), und deren er sich bedient hat, erwähnt er nicht die musik. Das wort musik kommt während der ganzen scene bis v. 391 überhaupt nicht vor. Von Ferdinand's rettung spricht er in einer ein

zigen zeile:

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The king's son have I landed by himself;

und fährt dann fort:

Whom I left cooling of the air with sighs
In an odd angle of the isle and sitting,
His arms in this sad knot.

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Die entfernung des schiffes vom ufer war nur kurz (v. 216: "Pro. But was not this nigh shore? Arie. Close by, my master."), so dass Ferdinand nur wenig zu schwimmen hatte. Die andern wurden durch ihre "sustaining garments" über die wellen getragen. Prospero dankt Ariel (v. 238-239) für die genaue ausführung seines auftrages ("Ariel, thy charge Exactly is perform'd; but there's more work."). v. 310 heisst er ihn sich als seenymphe verkleiden, unsichtbar jedem auge ausser Prospero's und dem eigenen. Als er in dieser gestalt wieder vor ihn tritt, flüstert er ihm (v. 318) einen neuen auftrag ins ohr. Ariel geht fort, ihn auszuführen, und erscheint wieder (v. 375) mit Ferdinand: "Re-enter Ariel, invisible, playing

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and singing, Ferdinand following" ). Hier tritt also die musik zum erstenmal auf, überraschend für die zu schauer, wie sie es für Ferdinand selber ist, nach den erstaunten ausrufen in v. 387 ff. zu schliessen. So kann meines erachtens nur einer sprechen, der die musik zum erstenmal hört oder kurz zuvor zum erstenmal gehört hat. Ariel fordert singend seine geister zum tanz am strande ("these yellow sands") auf und heisst sie vor beginn des tanzes die wilden wogen zum schweigen bringen ("Court'sied when you have and kiss'd The wild waves whist"). Hier wird zum erstenmal erwähnt, dass die wilden wogen zum schweigen gebracht sind. Auf Ariel's lied antworten die geister mit nachgeahmten tierstimmen, was eine komische wirkung hervorbringt. Und nun folgt Ferdinand's monolog. Nachdem er geendet, singt Ariel ein trostlied über den ertrunkenen, auf dem meeresgrunde liegenden könig. Ferdinand versteht die worte und vermutet wieder, dass die musik von einem gotte herrühre ("This is no mortal business nor no sound That the earth owes.") Gleich darauf wird er Miranda's ansichtig. Wahrhaftig! ruft er aus, da ist ja die göttin, der diese musik dient! Sofort entspinnt sich der liebeszauber zwischen den beiden, zur höchsten freude Propero's, der seinem klugen Ariel einmal übers andere für seine geschickten dienste dankt. Was zwischen vv. 375-421 ff. auf der bühne vorgeht, wird leicht verständlich und der zweck der veranstaltung leicht erkennbar. Ariel führt offenbar Prospero's auftrag aus, indem er den traurigen königssohn durch seine musik erheitert (durch sein erstes lied) und tröstet (durch sein zweites lied) und damit sein gemüt zugleich empfänglich macht für die empfindung der liebe zu Miranda. Was ist aber vorher zwischen vv. 318 und 375 hinter der bühne vorgegangen? Über diese lücke werden wir weiter unten zu

reden haben.

Ich lasse jetzt prof. St. mit seiner interpretation der stelle zu worte kommen. The prince . . . says,' heisst es, ‘that the same music which he now hears "has crept by him upon the waters" attended him as he was being borne by the

So nach den modernen ausgaben, wogegen die bühnenweisung der Folio so lautet: "Enter Ferdinand and Ariel, invisible, playing and singing."

Das ist eine sehr ungenaue

waves and washed ashore)' etc. paraphrase. Crept by him heisst doch so viel wie 'moved slowly and almost imperceptibly at his side'; und die worte as . . . ashore, die ja beinahe glauben machen, Ferdinand sei der wut der wogen hilflos preisgegeben gewesen, müssten ersetzt werden durch as he was struggling with the waves'. Vgl. die anschauliche schilderung des augenzeugen Francisco, act II I vv. 114—121:

I saw him beat the surges under him,

And ride upon their backs: he trod the water,
Whose enmity he flung aside, and breasted

The surge most swoln that met him: his bold head
'Bove the contentious waves he kept, and oar'd
Himself with his good arms in lusty stroke

To the shore, that o'er his wave-worn basis bow'd,
As stooping to relieve him. I not doubt,

He came alive to land.

=

Die erklärung passion = 'commotion', und thence = 'from the waters' bietet keinen anlass zu einer bemerkung. Das againe in v. 390 ist die einzige schwierigkeit, welche prof. St. für seine interpretation findet, da der sinn 'once more', »aufs neue<, nicht in den satz passt. Der inselgott kann des königs schiffbruch nicht zum zweitenmal beweint haben. Prof. St. schlägt daher für againe eine andere deutung vor: againe 'against in der bedeutung in expectation of', 'in view of3, >angesichts <<, was dann ausführlich begründet wird. Die verse heissen danach in der entsprechenden übersetzung folgendermassen: »Gewiss, sie (die eben gehörte musik) dient einem gott der insel, der auf einem hügel sitzt und (in erwartung oder:) angesichts des schiffbruchs des königs meines vaters weint. Diese musik strich leise an meiner seite hin, als ich auf den gewässern war, indem sie sowohl ihre wut wie meine erregung besänftigte. «

Hierbei treten folgende widersprüche und ungereimtheiten zu tage:

I. Der inselgott weint, nach Ferdinands vorstellung, einem zukünftigen oder gegenwärtigen schiffbruch entgegen, während wir doch wissen und Ferdinand ebenso gut weiss,

dass der schiffbruch längst vorüber und das schiff auf dem meer nicht mehr zu sehen ist 1).

2. Welchen merkwürdigen inselgott müssen wir uns mit Ferdinand vorstellen! Einen gott, der angesichts oder in erwartung eines schiffbruches nichts besseres zu thun weiss, als auf einem hügel zu sitzen, zu weinen und sich dazu von seiner musik begleiten zu lassen. Dass er die musik dem Ferdinand zu hilfe geschickt habe, lässt sich aus der stelle nicht entnehmen. Ein wahrhaft »jammervoller und un-Shakespeare'scher gott!

3. Nach vv. 391-393 hat Ferdinand die musik zum erstenmal während seiner rettung (zwischen der ersten und zweiten scene) gehört, während er sie, nach dem inhalt der zweiten scene, nicht eher gehört haben kann als nach v. 375.

4. Ferdinand sagt, er sei der musik von den gewässern an bis zu der stelle gefolgt, an der er sich befindet. (Wenigstens ist dies die natürliche auffassung der perfekta have followed, has drawn, da sie unmittelbar vor den präsentien 't is gone,.. it begins stehen.) Nun ist es doch sonderbar, dass er sich der langen ruhepause nicht erinnert, während der er die musik nicht hörte, der zeit nämlich, während der Ariel bei Prospero war, v. 189-318.

5. Ferdinand erzählt von einem specialwunder, das ihm auf dem meer begegnet sei, von dem keine person des stückes das geringste weiss. Nun aber begiebt sich keins von den zahlreichen wundern dieses stücks, das nicht entweder vor unsern augen thatsächlich ausgeführt oder aber von den beteiligten personen, Prospero, Ariel einerseits und der schiffbrüchigen gesellschaft andererseits, vor- und nachbesprochen und auf die verschiedenste weise bestätigt wird. Wie soll man sich diese ausnahme erklären?

6. Die wilden wogen sind nach Ferdinand's darstellung beruhigt worden, als er sich noch auf dem meere befand. Wir

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1) Dieser widerspruch ist geradezu himmelschreiend. Das against der alten herausgeber und Malone's again 'against') ist dagegen noch allenfalls zu rechtfertigen. Denn Ferdinand kann ja, nach seiner landung zurückschauend, das sinkende schiff vor sich gesehen haben. Aber die nachfolgenden verse verbieten diese deutung, da ja diese musik erst nach geraumer zwischenpause auftritt, während welcher das schiff verschwindet.

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