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Ihm in seinen ausführungen eingehender zu folgen, würde eine hier zu weitgehende inhaltsangabe bedingen. Doch seien einige, mir namentlich bemerkenswert erscheinende einzelheiten hervorgehoben. Mit recht erklärt der verf. die weglassung des namens Alceste, der in der A-version bereits v. 179 und dann im refrain der ballade erscheint, mit der absicht Chaucer's, ihn in seiner umarbeitung wirkungsvoller erst gegen ende des gedichtes (v. 511 ff.) einzuführen. Dem scheint nun zu widersprechen, dass die königin sich schon v. 432 selber nennt. Dies deutet M. Legouis aber und auch hierin wird man ihm zustimmen können als ein versehen des dichters (s. 7), der die hier ebenfalls notwendige änderung des textes übersah, was gleicherweise auf die priorität von A schliessen lässt. Was ferner die erhebliche kürzung der ersten rede des liebesgottes betrifft, so macht der verf. darauf aufmerksam (s. 10), dass hierauf auch die erkenntnis eingewirkt haben wird, dass die derben, mit persönlichen anspielungen auf den unglücklichen poeten durchsetzten worte Amor's (A v. 258 ff.) wenig zum charakter dieses gottes stimmten. Dass unter dieser gestalt gleichzeitig könig Richard II. zu verstehen ist, erwähnt M. Legouis zwar ebenfalls (s. 18); indes möchte ich hinzufügen, dass diese identifizierung dem dichter erst bei der redigierung von B gekommen zu sein scheint. Denn während er dem liebesgott in A als hauptschmuck einen kranz von rosen und lilien giebt (vv. 160—162), verwandelt er diesen in B in eine sonnenkrone (vv. 228-230), die weit mehr der königlichen würde entspricht. - Mit der besprochenen kürzung dieser und mit der der späteren rede Alceste's fielen nun allerdings auch ein paar interessante anspielungen auf die litterarische thätigkeit Chaucer's (A vv. 273 ff. u. 414 f.); aber, wie unser verf. betont, der dichter schrieb nicht für spätere kommentatoren; er strich, was er bei der überarbeitung als überflüssig oder für den zusammenhang unpassend erkannte, und sicher gehört dahin des papstes Innocenz Wreched Engendryng of Mankynde. Wenn der ebensowenig hierhergehörige Boece (A 413, B 425) stehen geblieben ist, so dürfte dies wesentlich dem reim zulieb geschehen sein.

Dann noch ein paar ausdrücke, aus denen man noch deutlicher die priorität von A ersieht: die beziehung in B 366 tweye auf die v. 329 ff. angeführten werke Romaunce of the Rose und Creseyde ist kaum noch zu empfinden; in A 346 werden beide aber in einem unmittelbar vorangehenden, in B ausgelassenen verse

(v. 344) genannt (s. s. II, note). Ferner verabschiedet sich der liebesgott in der A-version v. 541 vom dichter, worauf nach 4 weiteren zeilen der prolog schliesst. In B stehen dieselben abschiedsworte v. 551, worauf dann eine längere anweisung des gottes folgt, wie der dichter sein neues werk behandeln soll (bis v. 578), die dem vorhergehenden And fare now wel, I charge thee no more geradezu widerspricht (s. s. 10 f.). Kurz, durch die darlegungen des M. Legouis dürfte die frage des verhältnisses der beiden prologe zu einander endgültig entschieden sein.

Gr. Lichterfelde.

Richard Brathwait's

J. Koch.

Comments, in 1665, upon Chaucer's Tales of the Miller and the Wife of Bath. Edited, with an Introduction, by C. F. E. Spurgeon. Chaucer Society, Second Series 33. XVI, 98 ss. 8°. London 1901.

Der verfasser dieses kommentars, der in der zeit von ca. 1588-1673 lebte, war ein wegen seines humors und witzes bekannter landedelmann und verfasser von schriften aller art, die 40 bände umfassen sollen, doch ohne grossen litterarischen wert zu sein scheinen, wenn man nach den von Miss Spurgeon mitgeteilten proben urteilen darf. Denn das in der einleitung (p. VIII) abgedruckte gedicht Chaucer's Incensed Ghost, das aus dem jahre 1617 stammt, ist zwar merkwürdig, weil der geist unsres dichters darin eingeführt wird, um eine moralpredigt gegen das tabakrauchen zu halten, zeigt aber wenig geschick im ausdruck und im reim, statt dessen mehrmals eine blosse assonanz steht. Auch der in derselben zeit entstandene, obwohl erst 50 jahre später erschienene kommentar ist kein meisterwerk, lässt jedoch spuren eines gewissen humors erkennen, wie auch die eingestreuten, wohl selbst ersonnenen verse manchmal glücklich gefasst sind, deren reimpaare dem verf. besser gelingen als die strophen des vorgenannten gedichts. Indes beansprucht Brathwait unser interesse im wesentlichsten als eifriger verehrer und bewunderer Chaucer's, für dessen ruhm er warm eintrat, als bereits, wie die herausgeberin hervorhebt, andere englische schriftsteller anfingen, sich geringschätzig über ihren grossen vorgänger auszusprechen, dessen sprache und vers sie nicht mehr verstanden.

Wenn wir das werk nun selbst näher betrachten, so ergiebt sich sehr bald, dass Brathwait's erläuterungen nur geringen philo

logischen wert besitzen, da sie nur selten auf die erklärung schon zu seiner zeit nicht mehr allgemein verständlicher wörter eingehen. Sie sollen vielmehr zur blossen unterhaltung dienen und sind daher mit wortspielen, anekdoten (s. ss. 39, 40, 44, 53), sprichwörtern und reimen durchsetzt. Der verf. legt seinen erörterungen Chaucer's verse, nach einem fehlerhaften drucke citiert, zu grunde, von denen er immer ein paar zeilen wörtlich anführt, um sie dann zu umschreiben oder die darin enthaltenen gedanken weiter, oft mit klassischen anspielungen ausgeputzt, auszuspinnen, wobei er jedoch den inhalt der von ihm weggelassenen verse hineinflicht, so dass seine leser im zusammenhang der erzählung bleiben. Von der art seiner ausschmückungen und seines witzes mögen ein paar beispiele folgen:

"He cals her his Honey-comb, and she makes him her Cox comb" (s. 26) oder "He should lose his Head; to counterpoize this offence, in depriving another of her Maiden-head (s. 77); oder eine art reimender prosa: to be esteemed wise; more free than nice; more buxom than precise” (s. 79).

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Die verse, welche Brathwait am schlusse jeder der beiden erzählungen hinzufügt, rühren jedenfalls von ihm selbst her, da sie reflexionen über die eben vorgetragenen geschichten enthalten; ebenso die versifizierte anekdote auf ss. 44-45, da er dieselbe unmittelbar vorher in prosa erzählt hat. Zweifelhaft könnte man jedoch sein, ob die öfters eingestreuten reime von ihm selbst herrühren, zumal er sich gewöhnlich auf 'the antient Bard' oder 'the Poet beruft. Doch scheint dahinter eine schalkhafte irreführung des lesers zu stecken, da diese reime den eben bezeichneten stellen in form und klang sehr ähnlich sehen und in der sich in die darstellung einschmiegenden gestalt den eindruck machen, als ob sie ad hoc gefertigt seien. Man vgl. z. b. auf s. 12:

Follow Love, and she will fly you

Fly your Love, and she'l come nigh you

mit den versen auf s. 57:

Follow women, they will fly you,

Fly but Women, they'l draw nigh you, etc.

Ein paar andere stellen mögen als charakteristisch noch citiert werden:

oder:

Great's her Ambition, though her Size be small;

Give but a Wench her will, and she has all. (S. 39.)

Wheel of a Womans Tongue is like a River,
Set it once going, it will go for ever. (S. 70.)

Ebenso sieht der 'old Sylvane Charm' (s. 19) mit seinem 'faun' und 'nymphe' und 'Oberon's gefolge' doch ziemlich modern aus.

Leider unterlässt es Miss Spurgeon, auf die frage der autorschaft dieser sprüche einzugehen; sie beschränkt ihre thätigkeit bei der textherausgabe vielmehr darauf, dass sie die von Brathwait fehlerhaft citierten verse Chaucer's in den fussnoten korrigiert, während den nachweis seines originals (Thynne, Stowe oder Speght?) zu erbringen; in London nicht zu schwer gewesen wäre. - Doch wollen wir Chaucerfreunde der herausgeberin trotz dieser nicht gerade erheblichen mängel den ihr gebührenden dank gern Vielleicht mag die notiz von interesse sein, dass "Cater-cosins' hier (s. 65) in ähnlichem sinne vorkommt wie im Merchant of Venice, II 2.

erstatten.

Gr. Lichterfelde.

J. Koch.

G. H. Maynadier, The Wife of Bath's Tale, Its Sources and Analogues. London, D. Nutt, 1901. XII, 222 ss. S. 6,-.

Der verfasser dieser in mehrfacher hinsicht interessanten untersuchung ist nicht der erste, welcher dem ursprung und den parallelen der Chaucer'schen erzählung nachforscht. Vielmehr hat schon F. A. Child, besonders im II. bd. seiner Ballads', mancherlei beiträge hierzu geliefert und das wichtigste material W. A. Clouston in seinem aufsatz The Knight and the Loathly Lady in den Originals and Analogues of some of Chaucer's Canterbury Tales (Ch.-Soc., 2nd ser. 22, p. 483 ff.) vereinigt, dem im wesentlichen auch Skeat in seiner ausgabe der werke des dichters (I, p. 448) folgt. Obwohl nun Maynadier's studien weit umfassender sind als die seiner vorgänger, hätte er doch gut gethan, namentlich die verdienste Clouston's, der u. a. die hier in betracht kommenden englischen analoga der Wife of Bath's Tale in vollständigerer form wiedergiebt als er selbst, in bestimmterer weise, als die gelegentlichen bemerkungen (s. 20, s. 135 etc.) sie bieten, anzuerkennen.

Die hier vorzugsweise in betracht kommenden englischen texte sind, ausser Chaucer's, Gower's Florent (Confessio Amantis, b. 1), The Marriage of Sir Gawaine1), eine fragmentarisch überlieferte ballade (cfr. Child's Ballads II) und die ballade The Weddynge of

1) Vgl. jetzt F. Görbing's abhandlung hierüber in Anglia 23, 4.

Sir Gawen and Dame Ragnell (ed. Madden), die alle folgende züge gemeinsam haben (s. 15): "A man whose life depends on answering the question, 'what women most desire', is saved by a loathsome hag on condition that he shall marry her. She turns into a fair young woman after getting all her will." Von diesen vier gedichten stehen die beiden erstgenannten wieder in engerem zusammenhange, indem u. a. hier der held der erzählung gleichzeitig der bräutigam der hexe wird. In den andern beiden wird dagegen könig Arthur der held, und sein neffe Gawain muss das scheusal an seiner stelle heiraten. Zu diesen beiden balladen steht nun ein dritte, King Henrie betitelt (bei Child und, etwas abweichend, bei W. Scott, Minstrelsy etc. abgedruckt), in beziehung, die freilich das fragemotiv und anderes weglässt, mit ihnen aber den zug der gefrässigkeit des scheusals als braut gemein hat. Andererseits bietet eine vierte ballade The Knight and the Shepherd's Daughter eine gewisse ähnlichkeit mit Chaucer's erzählung, doch nur im einleitenden abschnitt (anklage eines jungen ritters wegen vergewaltigung einer schäferstochter) und im schluss, aber ohne die märchenhaften elemente bei Chaucer.

Noch weiter entfernt von dem oben erwähnten mittelpunkte dieser versionen sind ein paar andere me. dichtungen, von denen Maynadier s. 149 ff. handelt. So hat The Turke and Gowin mit unsern Gawain-Balladen nur nebensächliche züge gemein, deren einen, den unheimlichen gegner könig Arthur's, unser verf. auch im Carle of Carelyle, nebst andern, nicht im Turke &c. enthaltenen, ferner in Awnters of Arthur wiedererkennen möchte. Gewiss gehört dann auch 'The Green Knight' zu diesen gestalten, obwohl Maynadier (s. 157) nicht viel von dieser übereinstimmung hält. Endlich glaubt er auch in der elfenkönigin, zu der Thomas von Erceldoune in ein engeres verhältnis tritt, und in ihren verwandlungen mit der 'loathsome lady' verwandte motive erblicken zu können.

Die in litterarischer hinsicht wichtigste frage, die beziehung von Gower's Florent zur Wife of Bath's Tale, weiss Maynadier nicht mit sicherheit zu beantworten (s. 135 ff.), doch scheint ihm die von Clouston und Skeat ausgesprochene ansicht, es sei kein hinreichender grund zur annahme vorhanden, dass Chaucer seine erzählung aus Gower entlehnt habe, zustimmung zu verdienen. An ein umgekehrtes verhältnis ist um so weniger zu denken, da die Confessio Amantis, wenigstens in ihrem ersten entwurfe, wahr

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