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schrift will er die darin vorgebrachten argumente gegen die echtheit des fragments A in der bereits citierten 'Note to Chapter VI, s. 149 ff. entkräften, was ihm nach dem urteile Kaluza's (in seiner anzeige des 'Chaucer Canon' in der Deutschen Litteraturzeitung 1901, 5, 863 ff.) mit leichter mühe' gelungen sein soll. Skeat wirft mir vor, dass viele meiner angriffe 'frivolous' seien. Mit weit grösserem rechte kann ich aber seine ausführungen hierüber als frivol bezeichnen. Denn von allen meinen beweismitteln führt er nur die von mir für bedenklich gehaltenen reime an, ohne davon notiz zu nehmen, dass ich ausserdem verschiedene andere einwände gegen die echtheit erörtere: die beschaffenheit der einzigen hs., die Chaucer nicht als verf. nennt; das fehlen der wörtlichen anklänge in den häufigen entlehnungen aus dem Rosenroman in andern gedichten; den hinweis darauf, dass die nachweislichen citate und anspielungen fast ausschliesslich solchen partien dieser afrz. dichtung entnommen sind, die ausserhalb des fragments A liegen. Gegenüber solchem mangel an äusseren gründen, die dafür sprechen könnten, dass die uns erhaltene me. version des RR. von Chaucer herrühre, sage ich dann an der angezogenen stelle, müssten innere gründe vorhanden sein, die eine um so grössere beweiskraft besitzen. In diesem zusammenhange führe ich dann die reime an, von denen ich weiter nichts behaupte, als dass die prüfung dieser nicht dazu angethan sei, die annahme der echtheit des fragmentes zu stützen. Skeat stellt die sache aber fälschlich so dar, als ob ich auf grund dieses materials allein A verworfen hätte!

Was nun diese reime im einzelnen betrifft, so gebe ich allerdings Skeat jetzt recht, dass v. 1341 die form shet als p. p. von sheten nicht korrekt ist; ob sie trotzdem dialektisch unmöglich ist, lasse ich indes vorläufig dahingestellt. Ebenso nehme ich Skeat's belehrung an, dass popeholy (v. 415) im sinne von 'hypocrisy' vorkommt, wohlbemerkt aber nicht bei Chaucer! Ziehe ich diese beiden stellen nun aber auch von meiner liste ab, so bleiben doch noch fälle genug, um Chaucer's autorschaft zweifelhaft erscheinen zu lassen.

Zwar versucht Skeat, die bedeutung dieser durch einwendungen verschiedener art abzuschwächen, doch vermag er nirgends wirklich zwingende gründe anzuführen; meist klingen seine gegenbemerkungen vielmehr wie gesuchte ausreden. Die beiden am schwersten wiegenden reime, v. 505 care: ware (= were) und

V. 1705 aboute: swote, die auch Sk. für völlig unchaucerisch hält, wollte er schon früher, ebenso wie Kaluza, einfach dadurch beseitigen, dass er diese stellen für verderbt erklärte, wofür er auch jetzt nicht die innere notwendigkeit nachzuweisen vermag. Bei allen übrigen reimen, von denen auch ich übrigens nichts weiter behaupte, als dass sie ungewöhnlich seien, weiss Skeat nur das vorkommen der betreffenden wortformen bei andern autoren oder in ein paar Chaucer-hss. im innern des verses nachzuweisen, was natürlich für die beurteilung der citierten stellen völlig belanglos ist. Mag sich unser dichter auch in dem einen oder andern dieser fälle einer ihm auch sonst geläufigen doppelform bedient haben, was ja seinem sprachgebrauche nicht zuwider wäre, so kann doch nur der positive nachweis solcher bindungen in den echten werken diese frage zu gunsten des fragments entscheiden.

Wenn sich dann ferner Skeat darüber entrüstet zeigt, dass ich das fünfmalige vorkommen des reimes von gardýn : -in als fünf fälle zähle, so hätte er doch aus meinen weiteren ausführungen ersehen können, dass es mir nicht nur auf die art, sondern auch auf die zahl der abweichenden bindungen ankam, um diese Kaluza entgegenhalten zu können, der auch in den unzweifelhaften dichtungen einzelne absonderlichkeiten im reim belegt.

Sodann wendet sich Skeat gegen meine heranziehung des wortschatzes im fragment A als eines beweismittels für die echtheitsfrage. Abgesehen davon, dass ich darin nur seinem eigenen vorgange folge (s. Chauc. Soc., Essays XIV 447 ff.), hätte er doch bei sorgfältigerem lesen der betreffenden stelle (s. 72) ersehen können, dass ich dies nur unter vorbehalt thue und dem prozentsatz der in A nachgewiesenen, sonst bei Chaucer nicht vorhandenen wörter nur insofern eine gewisse bedeutung einräume, als auch hier die ziffer, mit denen der andern beiden fragmente verglichen, eher gegen als für die echtheit der ersteren sprechen würde; dass ich also derartigen berechnungen nur eine sekundäre oder tertiäre beweiskraft zugestehe. Komisch ist es dann aber, dass, nachdem Skeat mir einen vermeintlichen fehlgriff vorgehalten, er selbst das vorkommen einzelner wörter, die nur im Gen. Prol. und im fragment A belegt sein sollen, als nicht irrelevant' bezeichnet.

Zum schluss hebt dann Skeat als unwahrscheinlich hervor, dass, wenn wirklich A unecht wäre, keins von den drei erhaltenen fragmenten von Chaucer herrühren solle, der nachweislich den Rosenroman übersetzt habe. Hiergegen bemerke ich, dass die

angeblichen drei bruchstücke doch zu einem ganzen in derselben hs. vereinigt sind, und dass, wenn wir Chaucer fallen lassen, die frage der autorschaft auf eine andre als die bisher in betracht gezogene art gelöst werden könnte wovon sogleich des näheren. Dann hat aber das vorhandensein verschiedener bearbeitungen desselben gegenstandes, ja desselben originals in der übrigen me. litteratur so viel seitenstücke ich erinnere kurz an den Alexius, den Theophilus, die Trojasage, an Alexander, an Launfal, an Libeaus Desconnuz etc. dass uns die mehrfache übertragung des so einflussreichen Rosenromans gar nicht verwundern dürfte; vielmehr könnte man sagen, es müsse uns verwundern, wenn dieses allerweltsbuch nicht öfter übersetzt worden wäre.

Man ersieht aus dem bisher gesagten, dass bisher keine spur von beweis durch Skeat für Chaucer's autorschaft des sog. fragments A erbracht worden ist. Nun glaubte dieser aber in ein paar versen von Lydgate's Complaint of the Black Knight ein wichtiges indizium hierfür gefunden zu haben, worauf er nochmals im vorliegenden buche (s. 72 ff.) zurückkommt: nämlich gewisse, offenbar dem Rosenroman entlehnte stellen ähneln im ausdruck mehr dem me. fragment A als dem afrz. originale. Da nun Lydgate Chaucer's übertragung desselben in seiner liste der werke seines meisters anführt, sei dies ein beweis für die echtheit dieses bruchstückes. Ich habe nun im XXVII. bde. dieser zeitschrift (s. 227 ff.) darzuthun gesucht, dass die citierten anklänge an sich hierfür nicht massgebend sein können, zumal im Bl. Kn. auch namen der gestalten des Rosenromans genannt werden, die erst späteren teilen desselben, welche vom fragment A weit entfernt sind, angehören. Nun hat aber inzwischen E. Sieper in seinen Echecs amoureux (s. die anzeige von H. Spies, Engl. Stud. XXVII 437 ff.) gefunden, einmal, dass diese französische dichtung die quelle von Lydgate's Reason and Sensuality gewesen, dann, dass letzterer statt der in den 'Echecs amoureux' verkürzten version des Rosenromans die

längere fassung desselben nach unsern me. fragmenten benutzt habe. Hiernach kann ich allerdings nicht Lydgate's bekanntschaft mit diesen leugnen, wohl aber, dass dadurch gleichzeitig der beweis erbracht sei, dass Chaucer der verfasser von A sein müsse, besonders da Lydgate's art, wie er den Rosenroman Chaucer's citiert (vgl. meinen aufsatz, 1. c. p. 228), keineswegs darauf schliessen lässt, dass er diese übersetzung selbst gesehen habe.

Da

Diese zweifel sind nun neuerdings durch einen artikel J. H. Lange's in diesen blättern (XXIX 397 ff.) bestärkt worden, worin auffällige ähnlichkeiten der sprache und der reime in andern werken Lydgate's mit dem fragment B' nachgewiesen werden. Mir fiel darunter namentlich die bindung were bare (M. P. p. 72) auf, die genau zu dem vorhin citierten care were stimmt. mir nur ein teil der werke Lydgate's zur hand ist, ersuchte ich herrn Lange brieflich um auskunft, ob ihm nicht auch noch andere reime in jenen aufgefallen seien, die den von mir beanstandeten im fragment A entsprächen. Er hat darauf die güte gehabt, mir folgende citate zur verfügung zu stellen, freilich mit dem bemerken, dass er sich eine ausführliche untersuchung dieser frage selbst vorbehalte.

1) Zu A vv. 481, 601, 694, 1279, 1380 (gardýn : -in) vgl.

Reason and Sensuality vv. 4353/4: fyn: gardyn, ebenso vv. 3587/8. vv. 6305/6: gardyn : cristallýn.

ebd.

Secrees of old Philisoffres vv. 1437 ff.: gardynes: wynes: martynes. 2) Zu A v. 579: journee: she vgl.

Pilgr. vv. 289/90: journee: me (u. öfter).

3) Zu A v. 887 pr(e)yse: deuyse vgl.

Secrees, etc. vv. 1324/6: preyse: aryse.

Auch andere reime zwischen ei (ai) und i sind bei L. ziemlich häufig; z. b. FP. v. 211d; determine: Champayne (von Koeppel nachgewiesen).

4) Zu A v. 109:: love: behove vgl. andere bindungen zwischen è und ō, und zwar

Advice, M. P. 29/22 truste: poste

Assembly of Gods 1217/18 come: doon.

5) Zu A v. 1705: aboute: swote vgl. andere bindungen zwischen ✩ und ğ, und zwar :

Minor Poems v. 152: shoon: doun; ferner

ebd. v. 154: shoon (subst. pl.): sown (frz. son).

6) Das vorkommen von popeholy, v. 415, wird, wenn auch nicht im reim, von Skeat selbst (1. c. p. 151) in Lydgate's Minor Poems p. 46 (d. h. in Advice) nachgewiesen.

Ich füge hierzu noch eine bemerkung J. Schick's in seiner ausgabe des Temple of Glas, s. LXII, note 2, welcher in bezug auf den Romaunt of the Rose sagt: "The language of this poem often reminds one of Lydgate, both in its rhymes and in its vocabulary."

Aus diesen gewiss beachtenswerten übereinstimmungen und äusserungen will ich nun noch nicht geradezu folgern, dass Lydgate der verf. des fragments A ist, jedenfalls aber, dass dieses

mehr ähnlichkeiten mit der sprache des mönchs von Bury als mit der Chaucer's bietet. Was die autorschaft der sog. fragmente B und C angeht, so ist es nicht meine sache, hierauf näher einzugehen; vielmehr überlasse ich die weitere forschung hiernach herrn Lange, dem ich auch an dieser stelle meinen besten dank für die bisherige unterstützung sage.

Gr. Lichterfelde.

J. Koch.

Emile Legouis, Quel fut le premier composé par Chaucer des deux Prologues de la Légende des Femmes Exemplaires? Extrait de la Revue de l'Enseignement des Langues vivantes. XVIIe Année. Avril 1900, Le Havre. 20 SS.

Von der doppelten version des prologs zur Legende von guten frauen nahmen sowohl Furnivall in den 'Trial Forewords' (s. 104 ff.) wie auch Skeat in seiner ausgabe dieses gedichts (s. XIV ff.) an, dass die Cambridger hs. Gg. die frühere, die Oxforder Fairfax-hs. nebst den übrigen die spätere bearbeitung darstellten. ten Brink unternahm, es jedoch (s. Engl. Stud. XVII 1-26), das umgekehrte verhältnis nachzuweisen, worin er die zustimmung Koeppel's (ebd. XVII 198) und Kaluza's (ebd. XXII 281) fand. Dass ten Brink's gründe aber nicht stichhaltig seien, versuchte ich dann im appendix meiner 'Chronology of Chaucer's Writings' (Chaucer Society, Second Series 27, s. 81 ff.) zu zeigen, worin ich nun in der vorliegenden abhandlung eine wertvolle unterstützung finde, die um so bedeutsamer ist, als M. Legouis erst nach abfassung derselben mit meiner arbeit bekannt wurde (s. 4, note). Überdies kommt er auf anderm wege zu demselben resultate. Während ich mich nämlich darauf beschränkte, die argumente ten Brink's einzeln zu widerlegen, untersucht der französische gelehrte den ganzen aufbau des prologs vornehmlich in ästhetischer hinsicht, wobei er m. e. mit einleuchtenden gründen darlegt, dass die B version (die des Fairf.-ms.) vor der A-version (Gg.) den vorzug verdiene, d. h. ein weit abgerundeteres ganzes bilde als die letztgenannte. Es sei aber undenkbar, dass Chaucer bei einer teilweisen umarbeitung dieses werkes es absichtlich verschlechtert habe. Im weiteren verlauf seiner kleinen schrift geht dann M. Legouis auf einzelne in B veränderte stellen ein, um auch an diesen die absichtlich bessernde hand des dichters nachzuweisen.

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