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sind, das psychologische kommt nicht zu kurz dabei. In der stattlichen reihe von romanen, die letzhin ein tummelplatz religiöser fragen waren, ist dieser unbedingt der kurzweiligste.

Dagegen muss des lesers brust mit dem dreifachen erz der geduld gewappnet sein, wenn er Richard Henry Savage's In the House of his Friends bis zu ende geniessen kann. Es ist der amerikanische roman eines Amerikaners für Amerikaner. Der autor der » Offiziellen frau<, die vor einigen jahren unsere bühnen unsicher machte, wird sich schwerlich durch dieses werk neue freunde werben. Er bleibt allzusehr im lokalen stecken; seine geschichte - ein amerikanischer fall Dreyfus aus dem bürgerkrieg von 1861 ist mühsam in die geschichte hineinkomponiert; die nie vorhandenen stofflichen oder menschlichen interessen werden durch die technische schwerfälligkeit, ja geradezu durch das unvermögen des gestaltens, das auf schritt und tritt an krücken einhergeht, vollends verscherzt.

Kaum besser schneiden die drei frauen ab. Ihre bücher gehören zu der jetzt üppig wuchernden epigrammatischen gattung. > Geistreich um jeden preis!« ist ihre parole. Mag auch die menschendarstellung darüber in die brüche gehen, wenn nur die verfasserinnen ihren witz in ein helles licht rücken. Und was sie geist der zeiten heissen, das ist im grund der damen eigner geist.

Am radikalsten verfährt vielleicht E. Gerard (nicht zu verwechseln mit ihrer schwester Dorothea) in The Extermination of Love. Alles übel der welt stammt vom bacillus amoris; er muss daher mit stumpf und stiel ausgerottet werden. Das ganze, wie schon aus der widmung (To thee whose mark twain hemispheres attest) ersichtlich, ist als satire angelegt. Zum schluss wird plötzlich eine pathologische erklärung zu geben versucht. So treibt die verfasserin mit uns psychologischen hokuspokus und macht sich selbst einen strich durch die technung. Im einzelnen brennt sie ein feuerwerk des witzes ab; dabei kann sie aber nicht verhindern, dass ihr das ganze abbrennt.

Die liebe, die hier theoretisch von einem gelehrten bekämpft wird, siegt trotz aller kabale in The Serious Wooing von John Oliver Hobbes. Aber was die heldin deswegen erdulden muss, prallt an uns ab, weil die karikatur keine anderen mächte neben sich leidet. Das übermass der näschereien lässt nur einen üblen geschmack zurück. Ein wahrer citatenplatzregen ergiesst sich Von einer inneren anteilnahme kann bei dem mehr

über uns.

verdriesslichen als ergötzlichen drum und dran nicht mehr die rede sein.

In der form des briefes kann sich dieses wenigstens ungehemmter entfalten. So reitet Gertrude Atherton in The Aristocrats ihr steckenpferd ohne alle hindernisse. Der englische tagesroman The Visits of Elizabeth von Elinor Glyn hat hier seine amerikanische bearbeiterin gefunden. Eine fülle mehr oder minder geistreicher bemerkungen, hauptsächlich politischer und litterarischer natur, wird in kümmerlicher handlungsattrape dargereicht.

An diesen drei weiblichen federn lässt sich erkennen, welche verheerungen zur zeit der bacillus animi anrichtet. Der roman wird zu einer sammlung von epigrammen erniedrigt. Aber die summe von gedanken ergiebt noch lange keine leitende idee.

Berlin, 17. Dezember 1901.

Max Meyerfeld.

METHODIK DES UNTERRICHTS.

Max Walter, Die reform des neusprachlichen unterrichts auf schule und universität. Mit einem nachwort von W. Vietor.

24 SS. 8. Marburg, N. G. Elwert, 1901.

Preis M. 0,50.

Die schrift ist dem Congrès international de l'enseignement des langues vivantes gewidmet, der im Juli 1900 in Paris stattgefunden hat. Walter bespricht darin geschichte und ziel der auf die reform des unterrichts in den modernen fremdsprachen gerichteten bestrebungen der deutschen schulen und berichtet über verwandte bewegungen in Schweden und in Frankreich. Daran knüpft er forderungen hinsichtlich des neusprachlichen studiums an den universitäten: an jeder universität will er für die romanische wie für die englische philologie mehrere etatsmässig besoldete ordinariate, denen der häufige besuch des auslandes durch stipendien erleichtert werden müsse, und daneben für jede sprache mindestens einen wissenschaftlich gebildeten lektor; die professoren sollen ihre vorlesungen auf grund gedruckter grundrisse halten, die sie den studierenden in die hand geben, um mehr zeit für die übungen zu erhalten und das unsichere und zeitraubende nachschreiben der studierenden einzuschränken; die kollegiengelder sollen abgeschafft werden. Für die lehrer der neueren fremd

sprachen an den schulen wünscht Walter reichliche auslandsstipendien, anerkennung und berücksichtigung der neuen lehrmethode in den lehrplänen und prüfungen, auch in den sogenannten reformschulen. Er schliesst mit genauer aufstellung der normalleistungen der nach der neuen methode gebildeten abiturienten der realgymnasien und realschulen auf grund seiner eignen erfahrungen und spricht die hoffnung aus, dass ein nach solchen grundsätzen erteilter unterricht mit der zeit dazu beitragen werde, die kulturvölker einander näherzubringen.

Dass in Walter's ausführungen die praktischen gesichtspunkte in den vordergrund treten, dass ihm sprachbeherrschung mehr gelte als die einführung in den geist der fremden litteratur und kultur, konnte von dem rührigen schulmann, der zunächst für das vor allem anderen nötige sorgen will, nicht anders erwartet werden. Aber professor Vietor, der diese neusprachliche bewegung eigentlich in fluss gebracht hat, äussert in seinem nachwort dieser so scharf ausgesprochenen praktischen tendenz gegenüber doch seine bedenken. Die gefahr einer spaltung der neueren philologie in eine gelehrte auf der universität und eine praktische auf der schule<< scheint ihm näher gerückt als je: die universität hätte ja schon manches geändert, um dem praktischen bedürfnis der schule entgegenzukommen; aber man möge dem akademischen dozenten nicht zumuten, dass er seine wissenschaftliche aufgabe einer praktischen forderung zum opfer bringe.

Wir glauben nicht, dass der natürliche kampf zwischen wissenschaft und schulpraxis zur zeit gefährlicher sei, als er seiner natur nach immer werden kann; aber darin geben wir Vietor recht: wenn dieser kampf je dazu führen würde, dass die lehrer der neueren sprachen auf den hochschulen ihr programm einschränken müssten oder dass die künftigen lehrer des Französischen und Englischen an den schulen ihre bildung lieber irgendwo anders als auf der universität holten, dann würde zuerst und vielleicht sogar allein die schule den schaden haben. In Deutschland würde das ohne zweifel der fall sein. Wer, Wer, wie ich, das schicksal des neusprachlichen unterrichts an schulen und universitäten seit nahezu einem halben jahrhundert beobachten konnte, muss gestehen, dass auf beiden seiten ein gewaltiger aufschwung erfolgt ist. Damit soll nicht gesagt sein, dass heute alles aufs beste bestellt sei; zu thun giebt es hier und dort noch recht viel. Soweit mein einblick reicht, fehlt es nicht an viel

fachen bemühungen der hochschuldocenten, den studierenden mittel und wege zur aneignung genügender praktischer sprachfertigkeit zu zeigen. Nur ein punkt liegt noch sehr im argen das lektorat. Da und dort giebt man diese stellen an junge romanisten und anglisten, die auf diese weise ein wissenschaftliches ordinariat ersitzen wollen. Es ist nicht möglich, dass sie für diese zwischenstellung das notwendige interesse haben. Anderwärts ist die wesentlichste leistung des lektors die, dass er nicht recht Deutsch kann; aber die maîtres de langue können wir, nachdem die schulen endlich von ihnen befreit sind, nicht an den universitäten wieder ins leben zurückrufen. Der lektor muss genaue kenntnis der bestehenden unterrichtsmethoden besitzen und für seinen eigenen gebrauch in der kunst, den gebrauch fremder sprachen zu lehren, sich eine bewährte fertigkeit erworben haben. Ohne diese bedingung wird sein eigenes sprachliches vermögen ein totes kapital sein. Die studierenden bringen dem lektor bisweilen wenig achtung entgegen, weil er nur ein praktikus ist. Würde er seine praxis mit bewusster fertigkeit und erprobtem erfolg ausüben, so würde, was jetzt wie ein mangel erscheint, als eine positive und achtungswerte leistung anerkannt werden. Selbstverständlich muss der lektor in die organisation des neuphilologischen seminars einbezogen werden. Soviel ich weiss, bemühen sich unsere wissenschaftlichen docenten schon jetzt, die dinge nach diesen gesichtspunkten zu ordnen. Es bedarf also vorerst nur einiger geduld von seiten der praktischen schulmänner und methodiker.

Karlsruhe.

E, von Sallwürk.

Dr. P. Wohlfeil, Der kampf um die neusprachliche unterrichts-
methode. (Flugschriften des Neuen Frankfurter verlags. IV.)
Frankfurt a. M., Neuer Frankfurter verlag, 1901.
Preis M. 0,60.

27 SS.

8°.

Diese schrift ist mir unverständlich; die schuld daran trägt der herr verf. selbst. Er weiss sehr wohl zu schätzen, was uns die reform gutes gebracht hat (s. 6); er gesteht der reformbewegung, die sich gegen die dem Lateinunterricht nachgeahmte methode gewendet hat, »ihre volle berechtigung zu (s. 8); er will auch »den vertretern der radikalen reform gegenüber sich nicht als einen berufenen kritiker ihrer fähigkeiten und leistungen

aufspielen (s. 9); er gesteht, dass die methodiker der reform >sich dieser Aufgabe mit vielem geschick entledigt haben«, und dass die handwerker froh waren, nun einmal andere arbeit nach einer neuen schablone liefern zu können« (s. 11); er glaubt, dass diejenigen, die bei direktor Walter in Frankfurt »ein paar stunden hospitiert haben, sich nicht mehr der einsicht verschliessen konnten, dass diese art des unterrichts die wahrhaft ideale sei« (s. 12); er nennt es endlich ein verkennen des wahren sachverhalts, »wollte man nicht die grossen verdienste eingestehen, die die reformbewegung um die phonetik gehabt hat« (s. 25), und nun soll das doch alles nichts sein! Erfolge, wie die reformer sie aufweisen, sagt Wohlfeil, »können auch wir aufweisen« (s. 6). Aber wer sind diese 'wir', und was wollen sie? Der verf. kennt drei parteien im kampfe um die neusprachliche unterrichtsmethode, die konservative, die radikale oder extreme und die vermittelnde. Er rechnet sich zur letzten, aber er definiert ihr programm nirgends. Er hält es »am ende doch für besser, wenn man den schülern in erster linie eine gründliche grammatisch-logische vorbildung zu teil werden lässt« (s. 12). Aber das ist doch kein vermittelnder standpunkt, sondern der älteste aberglaube, den man endlich möchte verschwinden sehen wie das gedankenlose wort: »Schliesslich thut's die methode überhaupt nicht, sondern die lehrer.<< (s. 14.) Soll ein kranker sich die behandlung des arztes verbitten, weil in strikter analogie es die behandlung nicht thut, sondern der arzt? Es giebt aber dinge, wo man gar nicht soll vermitteln wollen. Das sind die prinzipien. Hier gilt es nur annehmen oder ablehnen. Nun giebt es aber auch an der methode des sprachunterrichts wie an jeder andern dinge, die nicht von grundsätzlicher bedeutung sind, die so sein können oder auch anders. So ist es selbst mit den bildern, deren anwendbarkeit auch mir nicht so weit zu reichen scheint wie den verfassern des lehrbuches von Rossmann und Schmidt. Ganz abgelehnt, wie der verf. s. 20 meint, habe ich sie aber nicht; ich weiss sogar für die ersten anfänge gar nichts besseres. So bleibt an Wohlfeil's schrift nur die polemik gegen das buch von Rossmann und Schmidt, dem man doch alles gute auch nachsagen müsste, was der verf. zum lob der »neuen « methode anführt, und einige persönliche anspielungen, die für weitere kreise nicht verständlich und nicht interessant sind. Endlich soll diese methode gar nichts neues sein: schon Comenius (Commenius

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