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B.

Zweites Kapitel.

Βαπτίζειν (-εσθαι) εἰς τὸ ὄνομά τινος.

Was bedeutet βαπτίζειν (-εσθαι) εἰς τὸ ὄνομά τινος? Act. 816. 195; Mt. 2819; I Kor. 113. 15; Did. VII1. 3; Herm. Vis. III 73.

Man könnte geneigt sein, sich die Beantwortung dieser Frage leicht zu machen, nachdem unsere erste Frage nach der Bedeutung von βαπτίζ. ἐπὶ und ἐν τῷ ὀνόμ. sicher erledigt ist. In der Apostelgeschichte wird eis tò ovoμa promiscue mit jenen beiden Wendungen gebraucht; ist die Bedeutung dieser ,,unter Nennung, Anrufung des Namens", so wird eis tò ovoμa in Verbindung mit demselben Verbum dieselbe Bedeutung haben. Man könnte zu diesem Verfahren um so mehr Zutrauen zu haben geneigt sein, als nicht nur die ältesten Hermeneuten des n. T., die Dolmetscher der Itala und der syrischen Version, εἰς τὸ ὄνομα geradeso verstanden wie ἐν τῷ ὀνόματι, sondern auch, neben Boehmer, der jüngste philologische Grammatiker des n. T., Fr. Blass, einen Unterschied zwischen ßantis. eis T. ὄν. und βαπτίζ. ἐν und ἐπὶ τῷ ὀνόμ. für unmöglich hält 1). Die altlateinische und syrische Version übersetzen els tò ovoμa durchweg, als wenn av to ovóμati dastände; die Griechen selber haben sehr früh εἰς τὸ ὄνομα in Verbindung mit βαπτίζ.

1) Vgl. Blass, Acta apostolorum, ed. phil. Gött. 1895, zu Act. 816: quod nihil differre potest a βαπτίζ. ἐν ἐπὶ τ. ὀνόμ. 238. 1048. Vgl. ausserdem Blass, Grammatik, § 394. Für Blass sind die 3 Wendungen Äquivalent desselben hebräischen v.

durchaus im Sinne von v v óvóuatı verstanden; die Vermischung der Präpositionen eis und ¿v bzw. die — neugriechische — Verdrängung von av durch eis zeigt sich schon im n. T., vgl. Blass § 393.41): das alles scheint zur Gleichsetzung von eig τὸ ὄνομα mit ἐν (ἐπὶ τῷ ὀνόματι zu berechtigen.

Trotzdem dürfte dieses Verfahren hermeneutisch unhaltbar, zum mindesten äusserst unvorsichtig sein. Höchstens für die Apostelgeschichte könnte man sich damit begnügen, dagegen nicht für den Gebrauch der Formel bei Paulus und Matth. Wir müssen zu dem Verständnis von βαπτίζειν εἰς τὸ ὄνομά TIVOS auf sichererem Wege zu gelangen suchen.

Mit sicherem exegetischen Takt hat auch die überwiegende Mehrzahl der Exegeten die mechanische Gleichsetzung mit ev und ἐπὶ τῷ ὀνόματι vermieden und eine andere Bedeutung von εἰς τὸ ὄνομα eruiert. Die gegebenen Erklärungen selber sind nun freilich so mannigfaltig und gehen z. T. so weit auseinander, dass man bei ihrem Anblick an einer überzeugenden Lösung der Aufgabe fast verzweifeln möchte. Dem eigenen Versuche schicke ich zur Orientierung über die Sachlage und zur Vereinfachung der Polemik eine kurze Übersicht der wichtigsten Erklärungsversuche vorauf, in der ich die mit einander verwandten mit Übersehung kleinerer Unterschiede, die fast überall vorhanden sind zu Gruppen vereinigt habe.

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1) Im Namen, im Auftrage (vermeintlich ἐν τ. όν.): Luther Cat. major, Melanchthon u. a.; auch Fr. Blass.

2) Invocato nomine: Beza, Tirinus, Oehler RE s. v. ,,Name".

3) Eis to ovoua bezeichnet die Versetzung in die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes Mt 2819: Keil 2), Sengelmann 3) (Hofmann, vgl. No. 4a).

4 a) Εἰς τὸ ὄνομα bezeichnet die Versetzung in das Verhältnis der Zugehörigkeit zu, der Abhängigkeit von: Hofmann 1),

1) εἰς τὸ ὄνομά τινος im Sinn von ἐν τῷ ὀνόματι vgl. z. B. Acta Thomae (ed. Bonnet) 5121; 534; 6015.

2) Cf. Kommentar.

3) „Über die Taufformel", in Zeitschr. für Prot. u. Kirche, N. F. 31, p. 291-316.

4) Schriftbeweis II, 2, p. 163.

Nösgen 1), Baumgarten-Crusius 2) (vgl. No. 5), Meyer, Bossert 3), vgl. auch Althaus 4) und Usener 5).

4b) Mit 4a verwandt im Resultat, nicht in der Gewinnung desselben, ist die Erklärung Brandts: „Einordnung in die Zugehörigkeit zu Christus", Christus", Deutsche Litteraturzeitung 1898, p. 1905 ff.; sich einrangieren lassen unter das persönliche Haupt, das hinter eis oder "voua angegeben ist, Theol. Tijdschr. p. 596. Vgl. Vitringa, A. Th. Hartmann, No. 5.

5) Die Formel bezeichnet die Verpflichtung bzw. Hinführung zum Bekenntnis, zur Anerkennung, zur Verehrung Jesu 6) bzw. des Vaters, Sohnes und h. Geistes- wohl die gängigste Erklärung: (Vitringa 7), A. Th. Hartmann 8), Grotius 9) vgl. 4b), Lightfoot, Paulus, Fritzsche, de Wette, Bretschneider, Francke 10), Wilke-Grimm, Gersdorf 11), Scholten 12).

6) Ganz allgemein: „,in beziehung auf den Namen", Holtzmann, B. Weiss (Cremer, Wörterbuch; Althaus) 18).

Je weiter die Erklärungen auseinandergehen, um so notwendiger erscheint eine möglichst breite Basis der Unter

1) Kommentar zu Mt 28 19.

2) Kommentar zu Mt.

3),,Die Bedeutung der Taufe im n. T.", Ztschr. f. k. Wissensch. u. k. Leben 1888, p. 339-362.

4) Die Heilsbedeutung der Taufe.

5) Es ist nicht ganz klar, wie Usener die Formel zunächst sprachlich versteht, wenn er, vgl. das Weihnachtsfest p. 156, sagt: „Die Taufe »auf den Namen« oder »in (das ist hier so viel als: mit) dem Namen Christi«< ist die symbolische Handlung, welche dem Täufling Aufnahme in die Gemeinde schafft, die sich nach Christus benennt und in dem Glauben an Christus ihr einigendes Band besitzt".

6) Eine Variante ist die Erklärung von Clericus, Animadv. in Hammondi annot., und Bindseil, Stud. u. Krit. 1832: „über die Taufformel" p. 410-417: durch die Taufe hinführen zu dem Namen jemandes, d. h. zur Benennung nach ihm.

7) Sacrarum Observat. lib. III, c. 22.

8) Supplementa ad Buxtorfii et Gesenii Lexica, Rost. 1813.

9) Annotat. in nov. Test.

10) Über Mt 2819, Bibl. Studien von Geistlichen des Kgr. Sachsen 1846, p. 1-17.

11) Beiträge zur Sprachcharakteristik der Schriftst. des n. T.
12) Die Taufformel; übersetzt von Gubalke, 1885.

13) Vgl. a. a. O. 28. 29,,rücksichtlich".

suchung. Auch hier können wir uns nicht mit der Heranziehung des neutest. Materials begnügen, um so weniger als es gerade für eis (tò) ovoua sehr gering ist, sondern müssen bei der sprachlichen Umgebung des n. T., bei der hellenistischen Weltsprache und bei der Septuag., Umfrage halten.

εἰς

Mit einer ausdrücklichen Widerlegung der angeführten Erklärungen brauche ich den Leser nicht zu behelligen; die Widerlegung wird der Hauptsache nach in der Darstellung der eigenen Anschauung gegeben sein. Aber ich schicke einige hermeneutische Bemerkungen vorauf, die abgesehen von ihrem Zweck, als Wegweiser für die Untersuchung zu dienen, zugleich auf Schwächen und Fehler der bisherigen Erklärungsversuche hinweisen und eine ausführliche Kritik unnötig machen.

a) Seit den Tagen Vitringas, dessen Abhandlung „quid sibi velit Phrasis Scripturae Novi Testamenti »baptizari in nomen alicuius« . . . .“ 1) von grossem Einfluss gewesen ist bis in die Gegenwart hinein 2), ist in weiten Kreisen die Neigung vorhanden, unsere Phrase aus oder in Parallele mit dem rabbinischen Ausdruck wb ob zu erklären. Vgl. darüber das am Anfang der Arbeit Bemerkte. Das ist unberechtigt und unrichtig. Für Mt. 2819, wenn man das Recht hätte, die Stelle auf eine semitische Vorlage zurückzuführen, könnte das Verfahren vielleicht gebilligt werden. Aber nicht bei Paulus. Und bei ihm als dem ältesten litterarischen Vertreter der Wendung im n. T., hat die Untersuchung einzusetzen. Sie hat bei einem griechisch schreibenden Autor energisch mit der Erklärung aus der griechischen Sprache Ernst zu machen. Wer will, mag die Frage, wie Paulus das Gleiche aramäisch ausgedrückt habe, aufwerfen: für die Exegese ist dieselbe vorläufig irrelevant3). Erst wenn die Hilfsmittel der griechischen Sprache zur Erklärung nicht ausreichen, darf auf das Hebräisch-Aramäische rekurriert werden.

1) Cf. p. 96, Anm. 7.

2) Cf. Brandt.

3) Sie würde vielleicht wichtig, wenn nachgewiesen werden könnte, dass εἰς τὸ ὄνομα in Verbindung mit βαπτίζειν Wiedergabe eines bestimmten, auf aramäischem Boden entstandenen, spezifischen Taufterminus wäre. Das ist aber bisher nicht erwiesen.

Forschungen 1, 2.

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b) Fast durchweg wird, speziell bei Paulus, die (vermeintliche) „Synonymität von βαπτίζειν εἰς τὸ ὄνομά τινος und εἴς τινα zur Erklärung benutzt') (vgl. βαπτίζ. εἰς Χριστόν Gal. 327, Röm. 63; els tòv Mavony I Kor. 102). Das ist nur verderblich gewesen: denn so wie es geschieht, ist es verkehrt. Zunächst ist zu beachten, dass die fraglichen Ausdrücke an keiner Stelle bei Paulus abwechselnd, nicht einmal im selben Zusammenhange gebraucht werden. Nur das ist richtig, dass sie beide vom Apostel gebraucht werden, bei ihm also vielleicht parallel sind: das besagt aber für eine vorsichtige Exegese nichts weiter, als dass sie im allgemeinen den gleichen Vorstellungskreis bezeichnen. Für das genaue Verständnis von βαπτίζ. εἰς τὸ ovoua I Kor. 113. 15 ist daraus wenig oder garnichts zu gewinnen.

c) Ebenso operiert man vielfach unvorsichtig mit den Wendungen βαπτίζειν εἰς μετάνοιαν, εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν, εἰς τὸν θάνατον, εἰς τὸ Ἰωάννου βάπτισμα) als mit unmittelbaren exegetischen Hilfsmitteln. Auch das ist bedenklich. Berechtigter Weise können diese Ausdrücke nur zur Beleuchtung des Sinnes und Gebrauchs der Präposition eis überhaupt verwertet werden.

d) Selbst die Phrase πιστεύειν εἰς τὸ ὄνομα Joh. 112. 223. 318. I Joh. 513 kann nicht den Wert einer unmittelbaren Parallele beanspruchen, den man ihr meist giebt 3). Bei genauerer Prüfung erkennt man unschwer, dass die Phrasen nicht auf gleicher Stufe stehen. Bei πιστεύειν εἰς τὸ ὄνομα ist εἰς τὸ ovoua Ergänzung des Verbalbegriffs und vertritt die Stelle des entfernteren Objekts: der Sinn von siç tò ovoμa wird unmittelbar durch notevεiv bestimmt. Ganz anderer Art ist die Verbindung βαπτίζειν εἰς τὸ ὄνομά τινος. Βαπτίζειν ist ein abgeschlossener, in sich verständlicher Begriff, der keiner weiteren (Objekts-)Bestimmung bedarf, er bezeichnet eine Eintauchung in Wasser und zwar in den in betracht kommenden Zusammenhängen diese Eintauchung in Wasser als religiösen Ritus. Tritt eine präpositionelle Bestimmung zu ihm, so ist dieselbe als Modalbestimmung irgend welcher Art zu betrachten, deren Cha

1) Auch von Brandt, p. 591, 594.

2) Act. 194.

3) Auch Deissmann, Bibelstudien 145.

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