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Die

als Errettung aus der Macht der Finsternis vorstellte. Mannigfaltigkeit der Vorstellungen darf auch hier nicht verwundern. Der Reiz und das Charakteristische eines Mysteriums beruhen gerade auf der Mannigfaltigkeit und Verschiedenartigkeit der Vorstellungen, die damit verbunden werden können. —

Es ist natürlich nicht ein Erfordernis, das von meiner Erklärung erfüllt werden müsste, dass wir nun auch einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Namen Jesu und der Taufwirkung des ἀπολούσασθαι und des δικαιωθῆναι I Kor. 611 aufzeigen müssten. Abgesehen davon, dass diese beiden Vorstellungsreihen nur ganz flüchtig von der Taufe abgeleitet werden, ist es ganz natürlich, dass, da der Name einmal seine feste und begründete Stelle bei der Taufe hatte, nun auch andere nicht unmittelbar mit ihm zusammenhängende Wirkungen der Ceremonie ihm als einem integrierenden Bestandteil des Ganzen zugeschrieben werden. In welchem Zusammenhang übrigens Sündenabwaschung und Namengebrauch mit einander stehn können, ist oben S. 307 f. ersichtlich.

Man darf gegen die hier vorgetragene Erklärung nicht einwenden, derartige primitive und massive - magische Anschauungen könne man dem Apostel nicht wohl zutrauen. Das wäre kaum mehr als ein Geschmacksurteil. Schon früher, vgl. zu Phil. 29. 10 und Kol. 317 S. 68 f. 236 ff. u. 263, mussten wir vermuten, dass P. die populären primitiven Anschauungen, die sich mit dem Jesus-Namen verknüpften, gekannt und wohl auch geteilt hat. Und wenn er der Taufe derartige mystisch-theurgische Wirkungen zuschreiben konnte - ein qualitativer Unterschied trennt den Sakramentsglauben kaum vom Namenglauben.

Ist oben des Paulus Anschauung von Taufe und Jesus-Namen richtig dargestellt welches Urteil lässt sich von da aus über die Gemeindeanschauung der apostolischen Zeit gewinnen? Vor einer einfachen Vereinerleiung der Anschauung der Gemeinde mit der des Paulus muss man sich natürlich hüten.

Was zunächst die paulinischen Gemeinden anlangt, so werden wir selbstverständlich anzunehmen haben, dass sie in ihrem Taufglauben von P. abhängig und beinflusst waren. Aber

doch wohl nur bis zu einem gewissen Grade. Das liegt in der Natur dieses Sakraments begründet, vgl. S. 273; wir erkennen es aber auch an einem bestimmten Beispiel in der korinthischen Gemeinde, die vielleicht unabhängig von P. die Sitte der Taufe für Tote ausbildete. Jedenfalls gehen wir sicher in der Annahme, dass des Apostels Vorstellungen wie von der Taufe im ganzen so auch speziell von dem dabei gebrauchten Jesus-Namen und seiner Wirkung im Bewusstsein der Masse der Gemeinden unwillkürlich vergröbert wurden und die mystisch-magischen Elemente stärker und massiver hervortraten. So wird der Gedanke, dass die Taufe von der Herrschaft der bösen Mächte befreie, und damit der exorzistische Charakter des Namens einen sehr viel grösseren Raum eingenommen haben. Überhaupt dürfen wir annehmen, dass die magischen Vorstellungen von der Bedeutung des Namens in der Gemeinde sehr viel lebendiger und wirksamer waren.

Über die gemeinchristliche Tauflehre, abgesehen von den paulinischen Gemeinden, lässt sich aus der paulinischen Tauflehre nur sehr wenig entnehmen. Wir würden gar nichts. sagen können, wenn es richtig wäre, was man jetzt vielfach lesen kann, dass erst der Heidenapostel die Taufe zum Sakrament gestempelt habe. Diese Meinung beruht zum grössten Teil auf der Voraussetzung, dass die Johannes-Taufe lediglich eine symbolische Busstaufe und im Anschluss daran die urchristliche Taufe ein äusseres Sinnbild der Busse, des Glaubens an die Messianität Jesu und des Einttitts in die Gemeinde gewesen sei. Diese Voraussetzung ist ja aber unbewiesen und sehr fragwürdiger Natur, vgl. S. 272 f. Auch hat man nirgends einen positiven Anhalt dafür, dass erst P. der Taufe den Charakter des Sakraments verliehen habe. Wenn er von ihr redet, hat man in keiner Weise den Eindruck, als wenn er sich bewusst wäre, neue und eigene Erkenntnisse vorzutragen. Im Gegenteil ist, wie verschiedentlich hervorgehoben wurde, höchst wahrscheinlich, dass er nicht nur den Brauch, sondern auch seine hohe Einschätzung vorfand. Er fand die Taufe als Sakrament vor: mit welcher Bedeutung? Aus der oben skizzierten Taufanschauung charakterisiert sich als spezifisch paulinisch und als Sondereigentum des Apostels mit unfehlbarer Sicherheit. der Gedanke der realen mystischen Vereinigung mit dem Christus

und die Beziehung auf Tod und Auferstehung Jesu. Dagegen werden die Mitteilung des Geistes, negativ die Befreiung von gottwidrigen Geistern und Dämonen, und die Abwaschung der Sünde von P. angetroffene Vorstellungen sein: sie dürften somit als gemein christl. Gut der apostolischen Zeit und als urchristl. zu reklamieren sein. Sie passen ja auch vortrefflich zu den dürftigen Trümmern, die von dem Glauben und der Theologie der ältesten Zeit auf uns gekommen sind oder doch erschlossen werden können. Wir würden also für die Gemeinden der apostolischen Zeit im wesentlichen die gleiche Taufanschauung zu vermuten haben, wie sie für die nachapostolische Zeit festgestellt ist. Und da auch in ihr schon der Namenglaube mit dem Jesus-Namen sich verknüpft hatte, haben wir nach einer andern Erklärung des Namengebrauchs bei der Taufe nicht zu suchen. Auch für das Urchristentum wird die feierliche Verwertung des Namens Jesu bei der Taufe die Bedeutung der Zueignung an Jesus; weiterhin des Exorzismus und der Weihe (Begeistung) gehabt haben.

Das kann nur als Vermutung gelten, aber als eine Vermutung, die, soweit es hier überhaupt möglich ist, als gut und sicher fundiert angesehen werden muss.

Wann und in welchen Kreisen diese Anschauung von der Taufe und dem Namengebrauch entstanden sei, ist hier nicht zu untersuchen und auch wohl kaum zu erkennen. Wenn darüber überhaupt etwas erkannt werden kann, ist es nur möglich im Zusammenhang mit einer umfassenden Untersuchung über die Geschichte des Taufsakraments, die hier nicht vorgenommen werden kann.

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Wir sind mit unserer mühsamen Wanderung zu Ende. Ihr sicheres Ergebnis ist: dass die Verwendung des Namens Jesu bzw. des dreifachen Namens bei der Taufe von Anfang an, soweit wir die Anfänge der Taufe überhaupt historisch erkennen können, ihren Mutterboden in dem Vorstellungskreise des uralten Namenglaubens hatte. Die internationale primitive Anschauung und Wertung des Namens, besonders heiliger Namen, die ich in verschiedenen Nuancierungen oben geschildert habe, ist es, die auch bei der christl. Taufe ihren Tribut erhebt. Die Vorstellungen, die sich mit dem Namen Jesu bei dem Taufakt verknüpften, sind beschrieben, es ist unnötig, sie noch einmal hervorzuheben. Nicht das ist natürlich die Meinung, um es zum Überfluss zu betonen, dass diese mannigfaltigen, in letztem Grunde freilich zusammenhängenden, Vorstellungen überall und in derselben Stärke stets bewusst vorhanden gewesen waren. Vielfach wird nur die allgemeine dunkle Vorstellung von einer geheimnisvollen, aber unentbehrlichen Wirkung der feierlichen Nennung des Namens obgewaltet haben. Immer war es jedenfalls dieses Stück uralten Menschheitsglaubens, das bei der Taufe, in den verschiedenen Kreisen und zu verschiedenen Zeiten verschieden stark und nach seinen verschiedenen Seiten hin, sich auswirkte. Dass im Lauf der Entwicklung, zumal in theologischen Kreisen, auch andere Vorstellungen und Deutungen mit der Rezitation der Taufformel sich verknüpften und, je höher die Taufanschauung sich entwickelte, desto mehr das ursprüngliche primitive Element zurücktrat, ist gewiss, steht hier aber nicht zur Erörterung und ändert nichts an dem obigen Ergebnis. Der altchristl. Taufende, der beim Taufakt den Jesus-Namen ausspricht, der altchristl. Wunderthäter, der „im Namen“ Jesu etwa Kranke heilt, der Jude, der den unaussprechlichen Schem in seinen Substituten oder Engelnamen zu seinen Manipulationen

verwendet, der Gnostiker, der mit seinen Namen-Reihen die Wächter der Topoi zu besiegen hofft, der Babylonier und der Ägypter, die bei irgend einer Zauberei heilige Namen und Formeln murmeln, der Grieche oder Römer, der etwa den Namen seines Todfeindes auf ein Täfelchen gräbt und den Göttern der Unterwelt überliefert, - sie alle hängen, mutatis mutandis, von dem gleichen Namenglauben ab. Und wenn wir speziell die Verbindung des Namens mit dem Wasser beachten, die in der Taufe vorliegt, der altchristl. Täufer, der altchristl. Exorzist,

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der etwa ein von Dämonen durchseuchtes Haus mit Wassersprengen und dem Namen Jesu reinigt, der Elkesait, der, um sich vom Biss eines tollen Hundes oder von Schwindsucht zu heilen, „im Namen des grossen und höchsten Gottes und im Namen seines Sohnes, des grossen Königs", im Flusswasser untertaucht, der babylonische Zauberer-Priester, der Behexung, Krankheit, Fluch der Götter, Sünde durch mit Formeln geheiligtes Wasser beseitigt, sie alle rücken in gewisser Hinsicht 1) aufs engste zusammen.

Im Lauf der Untersuchung ist hervorgetreten, dass der Jesus-Name allein für die alte Christenheit eine Art Sakrament gewesen ist. Die Taufe im Namen Jesu repräsentiert also die Vereinigung von zwei sakramentalen Grössen: Wasser und Namen.

Auf den Mutterboden, in dem die Wurzeln des Taufsakraments letztlich zu suchen sind, fällt von dieser Vereinigung mit dem Namenglauben ein eigenartiges und interessantes Licht 2).

1) Über die Unterschiede zu reden ist hier ja kein Anlass. 2) Anhangsweise möchte ich noch in aller Kürze auf 2 Punkte hinweisen, auf die von dem Resultat meiner Untersuchung vielleicht einiges Licht fällt.

a) Die Taufe als „Siegel".

Das hier vorliegende Problem ist viel ventiliert, aber immer noch nicht befriedigend gelöst. Vgl. Anrich, Das antike Mysterienwesen in seinem Einfluss auf das Christentum; Wobbermin, Religionsgeschichtl. Studien. Die Erklärung der Bezeichnung als einer Entlehnung aus dem Mysterienwesen kann mich nicht ganz befriedigen. Natürlich kann das Problem hier nicht behandelt werden. Nur möchte ich kurz die Frage aufwerfen, die auf Grund meiner Untersuchung notwendig sich erhebt, nämlich: ob nicht zum mindesten ein Grund zur Entstehung dieser Bezeichnung in dem Gebrauch des Jesus-Namens bei der Taufe und in

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