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dürfen, sie wird erfolgreicher ihr Augenmerk auf den Stand dieser Entwicklung in der Gegenwart des Irenäus richten, den er theils mit klarem Bewusstsein in scharf formulirten und entschiedenen Sätzen gegen alle Häretiker feststellt, theils unabsichtlich in seinen Begründungen und gelegentlichen Bemerkungen erkennen lässt. Die entschiedene Parteinahme. und das vielseitige Eingreifen des Irenäus in den Kämpfen der Kirche in seiner Zeit kommen uns dabei zu Gute und erlauben uns, an dem Faden einer Monographie über Irenäus ein ziemlich vollständiges und abgerundetes Bild der kirchlichen Entwicklung am Ende des zweiten Jahrhunderts zu entwerfen.

Erster Haupttheil.

Die äusseren Lebensverhältnisse des Irenäus und seine kirchliche Wirksamkeit.

Erster Abschnitt.

Vaterland und Geburt.

Dass Irenäus von Geburt und Erziehung ein Grieche war, beweist sein Name und seine Kenntniss der griechischen Sprache, in der das einzige uns erhaltene Werk „wider die fälschlich sich so nennende Gnosis," sowie auch alle verloren gegangenen Schriften von ihm geschrieben waren. Er schickt dem genannten Hauptwerke als captatio benevolentiae die an den Freund, dem die Schrift gewidmet ist, gerichteten Worte voraus: „Du wirst von mir, der ich unter Kelten lebe und mir möglichst viel Mühe mit der barbarischen Sprache gebe, keine Kunst der Rede, die ich nicht gelernt habe, noch schriftstellerische Gewalt der Sprache, in der ich nicht geübt bin, noch Schmuck der Worte, noch auch Ueberredungsgabe, die ich nicht verstehe, erwarten" 1). Die Bezeichnung der Kelten als Barbaren stellt seine griechische Nationalität ausser Frage, und seine Handhabung des Griechischen lässt trotz aller bescheidenen Worte auch schon in dem ersten, uns allein vollständig griechisch erhaltenen, Buche seines Werkes eine Herrschaft über die Sprache und eine Leichtigkeit in ihrem Gebrauch erkennen, die bei einem Nichtgriechen sehr in Verwunderung setzen müsste. Sonst schweigt Irenäus in diesem Werke über sein Vaterland und erwähnt nur in dem Briefe an Florinus,

1) 1. Praef. 3. p. 9. 10.

dass er in seiner frühesten Jugend im westlichen Theile von Kleinasien, v ty nátw Aoiq, gelebt habe1), dass er als Knabe den damaligen Bischof von Smyrna, den Polykarp, oft und so genau gesehen habe, dass er sogar den Ort neunen könnte, an dem der selige Polykarp gesessen und gelehrt habe, seinen Aus- und Eingang, die Art seines Lebens und die Gestalt des Körpers, endlich die Reden, welche er zum Volke hielt und die Erinnerungen aus der Apostelzeit, welche er mittheilte 2). Nach diesen Nachrichten, denen nirgends widersprochen wird, ist es höchst wahrscheinlich, dass Irenäus entweder in Smyrna selbst oder in einer benachbarten Stadt geboren ist, da er dort seine Jugend verbrachte.

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Zugleich bieten diese Nachrichten den einzigen einigermaassen festen Anhaltspunkt für die Entscheidung der Frage nach der Zeit der Geburt des Irenäus. Polykarp war damals, als ihn Irenäus im Knabenalter sah und hörte, schon sehr alt (návv rngaléos), sein Märtyrertod aber fällt in das Jahr 167, in welchem Zeitpunkt er 86 Jahre alt war), also fällt das Märtyrerthum doch wahrscheinlich nur sehr kurze Zeit, vielleicht höchstens 10 Jahre nach der Zeit, deren sich Irenäus erinnerte. Dieselbe würde demnach ungefähr in das Jahr 157 zu setzen sein. Rechnen wir nun, mit Rücksicht auf den Umstand, dass Irenäus im Briefe an Florinus sagt, er habe den Polykarp eifrig gehört und sich seine Worte fest eingeprägt, das Knabenalter, oder die лo̟шτŋ luxía, welche er von sich aussagt, auf 12 bis 15 Jahre, so ist der äusserste Termin nach rückwärts für die Geburt des Irenäus ungefähr das Jahr 142, wahrscheinlicher aber werden wir noch fünf Jahre weiter hinabgehen und sie ungefähr in das Jahr 147

1) Fragm. II. p. 822.

2) Είδον γάρ σε παῖς ὢν ἔτι, ἐν τῇ κάτω Ἀσίᾳ παρὰ τῷ Πολυκάρπῳ, λαμπρῶς πράττοντα ἐν τῇ βασιλικῇ αὐλῇ καὶ πειρώμενον εὐδοκιμεῖν παρ αὐτῷ. Μᾶλλον γὰρ τὰ τότε διαμνημονεύω τῶν ἔναγχος γενομένων· (αἱ γὰρ ἐκ παίδων μαθήσεις συναύξουσαι τῇ ψυχῇ, ἑνοῦνται αὐτῇ) ὥστε με δύνασθαι εἰπεῖν καὶ τὸν τόπον, ἐν ᾧ καθεζόμενος διελέγετο ὁ μακάριος Πολύκαρπος, καὶ τὰς προόδους αὐτοῦ καὶ τὰς εἰσόδους καὶ τὸν χαρακτῆρα τοῦ βίου καὶ τὴν τοῦ σώματος ἰδέαν καὶ τὰς διαλέξεις, ἃς ἐποιεῖτο πρὸς τὸ πλῆθος κτλ. vergl. auch 3, 3, 4. p. 433: ὃν καὶ ἡμεῖς ἑωράκαμεν ἐν τῇ πρώτῃ ἡμῶν ἡλικία.

3) Hierzu ist zu vergleichen das Schreiben der Gemeinde in Smyrna über den Märtyrertod des Polykarp bei Eusebius K. G. 4, 15.

setzen müssen, also noch in die erste Hälfte der Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius (138-181)'). Hiermit ist es nicht unvereinbar, wenn Irenäus von der Offenbarung Johannis sagt, dass sie vor nicht langer Zeit geschaut sei, sondern fast in seinem Zeitalter, gegen das Ende der Regierung Domitian's2), denn erstens hat Irenäus an dieser Stelle entschieden das Interesse, die Abfassungszeit der Apokalypse seinem Zeitalter möglichst nahe zu setzen und er rückt sie ja auch in der That aus dem Jahre 68 bis gegen das Jahr 96 herab, zweitens aber ist die Bedeutung des Wortes yeved eine nicht ganz fest bestimmte, und setzen wir ihre Dauer auf 30 Jahre an, so kann Irenäus allerdings, wenn er von seinem Geburtsjahr diese 30 Jahre zurückging, von der Abfassung der Apokalypse sagen, dass sie beinahe in seinem Zeitalter geschehen sei. Mit dieser auf die Selbstzeugnisse des Irenäus gebauten ungefähren Berechnung der Zeit seiner Geburt stimmt auch die Nachricht des Hieronymus 3), welche sagt, die Blüthezeit des Irenäus falle in die Regierungszeit des Kaisers Kommodus, also in den Zeitraum von 180 bis 192. Dies wäre nach unsrer Berechnung ungefähr die Zeit vom 33sten bis zum 45sten Lebensjahr des Irenäus, welche Zeit man gewiss unbedenklich als die Zeit der grössesten männlichen Kraftentwicklung und Reife bezeichnen kann.

Zweiter Abschnitt.

Lehrer, Bildung und Charakter.

Wie schon das fliessende und gefällige Griechisch des Irenäus vermuthen lässt, so bezeugt auch der Inhalt seines

1) Die Berechnung Tillemont's (T. II. Hist. Eccles. p. 79), welcher die Geburt ins Jahr 132 fallen lässt, und Dodwell's (Dissert. III. in Iren. § 3. 10 seq.), der, gestützt auf eine vage Hypothese, betreffend die Worte λαμπρῶς πράττοντα ἐν τῇ βασιλικῇ αὐλῇ in dem Briefe an Florinus, gar noch über das Jahr 122 zurückgeht, sind von Massuet hinreichend widerlegt worden. Gegen beide spricht unbedingt das nάvu rngaléos, was von Polykarp ausgesagt wird.

2) Οὐδὲ γὰρ πρὸ πολλοῦ χρόνου ἑωράθη, ἀλλὰ σχεδὸν ἐπὶ τῆς ἡμε τέρας γενεῖς, πρὸς τῷ τέλει τῆς Δομετιανοῦ ἀρχῆς 5, 30, 3. p. 803.

*) Ἤνθησε μάλιστα ἐπὶ Κομόδου βασιλέως, ὅστις εἰς τόπον ̓Αντωνίνου Býоov vлeioйkJev. Fabricius, biblioth. eccl. Hamburg 1718. p. 104.

Werkes eine nicht ausschliesslich religiöse, sondern auch weltliche Bildung. Als Beweis ein Beispiel! Um die gänzlich ungehörige und willkürliche Art und Weise aufzudecken, mit der die Gnostiker sich einzelner, aus dem Zusammenhang gerissener Verse und falsch aufgefasster Ausdrücke der Schrift zum Zeugniss für ihre Systeme bedienten, führt er als warnendes Beispiel dieser Methode eine zusammenhängende Reihe von Versen des Homer an, die er aus den verschiedensten Stellen der Ilias und Odyssee so zusammenstellt, dass daraus hervorgeht, schon Homer lasse den Herakles auf den Befehl des Eurystheus in die Unterwelt herabsteigen, um den gefesselten Cerberus zu holen1). Mag Irenäus diese Zusammenstellung selbst gemacht oder aus dem Buche irgend eines derjenigen Schriftsteller entlehnt haben, von denen er sagt, dass sie es sich zur Aufgabe machten, irgend welchen Inhalt durch Zusammenstellung Homerischer Verse als uralt zu erweisen, jedenfalls zeugt die Bekanntschaft mit Homer und mit seinem Gebrauch bei den Schriftstellern seiner Zeit von griechischer Bildung. Mag Irenäus es auch den Gnostikern mit bitterm Spott vorwerfen, dass ihr eigentlicher Prophet nicht die Bibel, sondern Homer sei, und dass er, wie alle weltlichen Schriftsteller, von der Mutter der Gnostiker der Σοφία Αχαμών inspirirt sei), mag er mit Verachtung auf den Homerischen Zeus herabblicken 3), so weiss er doch Homer und Plato auch gegen die Gnostiker anzuführen). Er kennt auch Hesiod und Pindar 3), er kennt die yovai des Antiphanes Aphrodites") und ist in der griechischen Mythologie hinlänglich bewandert, um den Gnostikern die wahren Quellen ihrer Systeme aufdecken zu können. Wenn ferner das Verhältniss des Irenäus zur griechischen Philosophie ohne Zweifel ein durchaus feindliches ist, so dass er die Philosophen schlechtweg als diejenigen bezeichnet, welche Gott nicht kennen'), so zeigt er doch an derjenigen Stelle, in welcher er den Nachweis dafür antritt, dass die

1) 1, 9, 4. p. 113-117.

2) 2, 22, 6. p. 360. 2, 14, 4. p. 321.

3) 1, 12. 1. 2. p. 139 f. 3, 25, 5. p. 555 f.

4) 4, 33, 3. p. 667.

5) 2, 21, 2. p. 354 f.

6) 2, 14, 1. p. 318.

7) Qui Deum ignorant et qui dicuntur Philosophi 2, 14, 2. p. 319.

Ziegler, Irenäus.

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