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den weiten Spazierritten oder Spaziergängen, sowie auch von den genauen Besichtigungen der Gärten oder Bauten nahm der König in Seinen Abendjahren Abstand. Er gönnte Sich jetzt mehr Körperruhe, und widmete der geistigen Erholung mehr Zeit. Mithin währte wohl auch dann und wann in Sans Souci die Nachtisch-Unterredung mit den Mittagstafelgästen weitaus länger als ehedem.

Wir müssen es uns versagen, hier einzugehen auf des philosophischen Königs unverändert leidenschaftlichen Verkehr mit der Bücherwelt. Wiederholentlich seit den Rheinsberger Tagen rühmt Er die Wissenschaften als Menschenerfreuer.*) Wenn Steine „reden" könnten, so würde die Marmortafel, auf welcher in goldenen Lettern die Fridericianische Bibliotheksdevise „Nutrimentum spiritus", eine aparte Festlichkeitseloquenz hören lassen.**)

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Wir wenden uns zu des groszen Kriegsmeisters Heeresinstructorund Heeresinspector-Thätigkeit. Eine Königliche Infanterieinstruction datirt vom 6. April 1780; sie ist handschriftlich vorhanden im Archiv des groszen Generalstabes.***) Kaum von einem Podagraanfall befreit, verlässt der König Sans-Souci den 5. Mai 1780, um von Charlottenburg aus die Specialrevue der Berliner Regimenter im Thiergarten" abzuhalten. Am 17. und 18. Mai folgte die Revue bei Potsdam, den 19. Mai in Spandau die Besichtigung des dortigen Infanterie-Regiments „Prinz Heinrich" und des Infanterie-Regiments „Prinz Ferdinand" aus Ruppin. Demnächst lässt der König die Berliner Garnison manövriren. Am 25. d. M. eilt Er nach Magdeburg. Die Reise nach Cüstrin, Stargard und Graudenz wird den 31. Mai angetreten, die Fahrt nach Schlesien den 15. August die Heimreise aus Arnoldsmühle bei Breslau den 2. September.

Vergessen wir nicht, in Rechnung zu stellen die damalige Wegebeschaffenheit, die Beförderung mittelst ländlicher Vorspannleistung. Der König las im Wagen Molière'sche Lustspiele oder kleine Voltaire'sche und andere erheiternde Sachen, um über die Unbequemlichkeiten von Station zu Station leichter hinwegzukommen. Seine

*) Vergl. Oeuvres T. VII., 137 und 271; T. VIII., 178; T. X., 64; T. XVI., 208, sowie auch T. XXIV. p. 24, Nr. 23, und T. XXIII., 365.

**) Den 11. Septbr. 1780 besichtigt der König in Berlin das „neue Bibliotheksgebäude."

***) Dieselbe enthält unter Hinweis auf einzelne Vorkommnisse des eben beendeten Bayerischen Erbfolgekriegs Vorschriften über die Vertheidigung mit Truppen belegter Oertlichkeiten sowie Weisungen, wie beim Angriff auf solche Dörfer zu verfahren ist.

Die Red.

Gesundheit war meist in der warmen Jahreszeit besser als in der kalten; aber die Reisestrapazen und die Mannigfaltigkeit der Gegenstände, welche bei Friedrich's Revuen an Ort und Stelle geprüft und gefördert wurden, auferlegten dem greisen Königlichen Herrn nach Seinem Potsdamer Klausnerleben doch eine recht mühevolle Ab

wechslung.

Ein Zeitgenosse sagt über des Königs Armeeinspector-Thätigkeit: „Man muss Augenzeuge gewesen sein, um sich jene Beeiferung vorstellen zu können, welche seine Gegenwart hervorrief in den Generalen und Offizieren. Lob und Tadel werden nach psychologischem Princip gewechselt, damit beständiger Beifall nicht einschläfere, und beständige Vorwürfe nicht den Muth drücken." Wenn Friedrich am Spätabend Seines Lebens freigebiger als ehedem mit scharfen Rügen bei den Truppenbesichtigungen, so geschah dies infolge einer zum Misstrauen geneigten Eiferzunahme, sowie auch weil einige höhere Truppenführer überaltert waren.

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Den Beschluss der „Kriegsübungen" 1780 bildeten im September das Artillerie-Prüfungsschieszen auf dem Wedding" bei Berlin und die 3 tägigen Potsdamer Manöver. Am 23. December übersiedelte der König, in gewohnter Weise, auf einige Wochen nach Berlin; hier liesz Er den 31. d. M. sämmtliche Offiziere vor Sich kommen, die aus Berlin und anderen Märkischen Garnisonen zu einem Wintercursus versammelt waren, um von dem Artilleriehauptmann Tempelhoff und dem Ingenieurcapitain v. Geyer unterrichtet zu werden. Der König sah nicht nur die Arbeiten der Schüler, sondern examinirte auch Letztere Selbst, und entliesz sie mit einer Ermunterung zu fortgesetztem Fleisz.

Hatte der grosze König bei der Truppenschau Sich einer bis ins genaue Einzelne ausgedehnten Mühewaltung unterzogen, so finden wir Ihn am Jahresschluss huldvoll einige junge Offiziere beeifern zur „Wissenschaftspflege." Mars und Minerva gehen Hand in Hand. Der militairische Theil des politischen Testaments Friedrichs des Grossen enthält, auf die Kriegskunst bezüglich, den Ausspruch: „Cet art, pour qui veut le posséder à fond, mérite une étude continuelle."

Was ist das Ergebniss unseres Rückblicks: „Fridericus Rex MDCCLXXX?" Wir können es entnehmen aus einem der Grenadierlieder Gleim's zum 24. Januar." Da hören wir zur Schilderung des groszen Friedrich, als Vielgeplagter, mehr Andern als Sich Selbst Lebender: „Der Freuden hat er wenig hier, Ward selten Seiner froh.

War unser erster Patriot, Des Vaterlandes Knecht. Knecht immer mehr wie wir!"

So lange es eine Weltgeschichte giebt, so lange wird fortdauern. das Andenken an das Fridericianische Trost" und Mahnwort: ,,Unser Leben ist ein flüchtiger Uebergang von dem Augenblicke der Geburt zu dem des Todes. Die Bestimmung des Menschen während dieses kurzen Zeitraums ist, für das Wohl der Gesellschaft, deren Mitglied er ist, zu arbeiten." (Gr. L.)

II.

Die Thätigkeit der Infanterie während der Belagerung von Straszburg im Jahre 1870.

Von

v. Wedelstaedt,

Major im 2. Niederschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 47.

Den zahlreichen Schriften über die Belagerung von Straszburg, deren Major Wagner in seinem ausgezeichneten Werk schon 34 anführt, wollen wir noch eine Schrift, ausschlieszlich vom Standpunkt des Infanteristen verfasst, hinzufügen. Wir sind uns der Kühnheit unseres Unternehmens wohl bewusst, rechnen aber sowohl mit der cameradschaftlichen Nachsicht unserer Leser, wie auch mit dem Interesse derselben an der Belagerung und Eroberung der alten Deutschen Reichsveste. Wir wagen zu hoffen, dass diese Arbeit nicht mit zu ungünstigen Augen angesehen werden und vielleicht denjenigen Herren Cameraden nicht ganz unwillkommen sein wird, welchen „des Dienstes immer gleich gestellte Uhr" nicht die zu eingehendem Studium gröszerer kriegsgeschichtlicher Werke nöthige Zeit übrig lässt.

Wir betrachten den nachfolgenden Aufsatz als eine Studie über die Infanterie im Festungskriege; allgemein verständlich kann dieselbe nur werden, wenn die Geschichte der Belagerung, soweit sie die Infanterie auf beiden Seiten betrifft, zu Grunde gelegt wird. Deshalb ist die Wiederholung des einschlägigen Inhalts bereits erschienener Schriften unvermeidlich. Wir werden uns dabei möglichster Kürze befleiszigen, vorzugsweise den Angaben des bereits rühmend

erwähnten Werkes des Major Wagner folgen und da, wo andere Quellen benutzt worden sind, es jedesmal ausdrücklich vermerken.

Einen Plan oder eine Skizze beizufügen, halten wir nicht für nöthig, weil die dem Generalstabswerk beigegebenen beiden vortrefflichen Pläne, für welche einen geeigneten Ersatz zu liefern schwer sein würde, allen Herren Cameraden zur Hand sein werden. Noch mehr zu empfehlen für diejenigen Herren, welchen die Herbeischaffung keine groszen Umstände verursacht, sind die im Maszstabe von 1:10 000 und 1: 2500 gezeichneten Pläne, welche dem Werk des Major Wagner beigegeben sind.

Der Befehl zur Berennung und Einschlies zung von Straszburg traf am 10. August Abends 9 Uhr in dem Stabsquartier der Badischen Felddivision zu Brumath ein und lautete dahin, „alle Zuzüge nach Straszburg, besonders von Süden her, zu verhindern; volle Einschlieszung, dies zu erreichen, sei das Beste, Verstärkung dazu unterwegs."

Die eben genannte Division war am 8. August in und bei Brumath eingetroffen und hatte daselbst Aufstellung genommen zum Schutze der linken Flanke und der rückwärtigen Verbindungen der gegen die Vogesen vorrückenden III. Armee. Gleich am 8. August Nachmittags war der Versuch von Theilen der Division, sich des angeblich ganz vertheidigungslosen Straszburgs durch Ueberraschung zu bemächtigen, gescheitert.

Die Division war zur Zeit, als der Befehl aus dem groszen Hauptquartier eintraf, an Infanterie 12 Bataillone stark. Davon gehörten 6 Bataillone (1. Leib-Grenadier-Regiment und 2. GrenadierRegiment) zur 1. combinirten Infanterie-Brigade, 6 Bataillone (3. und 5. Regiment) zur 3. combinirten Infanterie-Brigade. Die Bataillone waren etwa 900 Mann stark.

Die 1. Brigade commandirte der Generalmajor du Jarrys Freiherr v. Laroche, die 3. Brigade der Generalmajor Keller.

Der Divisions-Commandeur Generallieutenant v. Beyer ertheilte die Befehle zum Vormarsch gegen Straszburg in der Nacht zum 11. August. Der Vormarsch sollte in drei Colonnen erfolgen.

Da eine vollständige Absperrung der Festung auf dem linken Rhein-Ufer wegen der geringen Stärke der Division unmöglich erschien, so waren die Anordnungen zum Marsch und zur Einschlieszung, wie folgt, geregelt: Die Cavallerie-Division sollte zunächst gedeckt durch die Höhen von Hausbergen, das rechte Ufer der Breusch erreichen und darauf in dem Terrainabschnitt zwischen Breusch und

Rhein die Festung von Süden her beobachten. Die 3. combinirte Infanterie - Brigade mit der Divisions - Artillerie (4 Batterien) und 2 Schwadronen 3. Badischen Dragoner - Regiments sollte zuerst der Cavallerie-Division folgen und dann die Einschlies zung zwischen dem Breusch-Canal bei Ober-Schäffelsheim und Ober-Hausbergen ausführen. Die 1. combinirte Infanterie-Brigade mit der Corps-Artillerie (4 Batterien) und 2 Schwadronen 3. Dragoner-Regiments sollte auf der geraden Strasze vorrücken und die Einschlie szung in dem Abschnitt zwischen Ober-Hausbergen und dem Rhein-Marne-Canal bei Hönheim übernehmen.

Der Abschnitt zwischen dem eben genannten Canal und dem Rhein musste vorläufig unbesetzt bleiben. Es waren aber schon vor dem Eintreffen des Befehls aus dem groszen Hauptquartier Theile der Infanteriebesatzung von Rastatt auf das linke Rhein-Ufer hinübergezogen worden. Es ergingen nun Befehle zur Heranziehung des gröszten Theils der Besatzung von Rastatt zu der Einschlieszung von Straszburg.

An Infanterie standen hierzu zur Verfügung: Das Pommersche Füsilier-Regiment Nr. 34, das 1. und 2. Bataillon 4. Badischen Regiments und das 1. und Füsilier-Bataillon 6. Badischen Regiments. (Die Badischen Bataillone waren etwa 900 Mann stark.) Dadurch war binnen Kurzem eine Verstärkung der Einschlieszungstruppen um 7 Bataillone zu erwarten.

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Was nun zunächst die Befestigungen Straszburgs anbetrifft, so waren dieselben seit der Besitznahme der Festung durch die Franzosen im Jahre 1681 abgesehen von der Anlage der Citadelle wohl durch zahlreiche, dem Hauptwall dicht vorliegende Werke, besonders vor der Nord- und Nordwest-Front, verstärkt worden; diese Werke hatten aber die Vertheidigungsfähigkeit eher vermindert, als vermehrt, weil die Leitung durch die Unübersichtlichkeit erschwert wurde. Den Anforderungen des neueren Festungskrieges war bei der Anlage dieser Werke gar keine Rechnung getragen worden. Der gröszte Uebelstand für die Besatzung lag aber in dem ganz unzureichenden Vorhandensein bombensicherer Räumlichkeiten. Bei einer auf etwa 15 000 Mann berechneten Infanterie-Besatzung waren nur für das zur Besetzung der Wälle zu verwendende Drittel Unterkunftsräume - Wohnräume nur spärlich - vorhanden. Bombensichere Hangards für das zweite, in Bereitschaft zu haltende Drittel, ebenso bombensichere Casernen für das letzte Drittel der Infanterie fehlten gänzlich.

Wenn schon dieser Mangel an Vorsorge und an Voraussicht in

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