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4 Pferden bespannt, zur Beförderung einer Compagnie ausreichend sein, da sich in einem besonders zu diesem Zweck hergestellten Fahrzeuge wohl 4 Sitzreihen für je 10 Mann anbringen lassen. Das Gepäck wird an Vorkehrungen, die an den äuszeren Seitenwänden anzubringen sind, aufgehängt. So lästig es ist, den Train durch derartige Fahrzeuge zu vermehren, so ist es dennoch sicherlich die geringste Zahl, welche erforderlich sein wird. Einzelne Ersparnisse an anderen Fuhrwerken lassen sich allerdings hierdurch machen, denn der Inhalt der Medicinkarren, des Munitionswagens und des Offizier-Equipagewagens wird sich ohne Schwierigkeit auf die Transportwagen vertheilen lassen, so dass diese Wagen dafür in Wegfall kommen können. Die Anforderungen, die an die Schnelligkeit der Transportwagen gestellt werden müssen, sind keineswegs bedeutender Art. Nur selten wird es vorkommen, dass längere Strecken in rascheren Gangarten zurückzulegen sind, selten nur werden die gröszeren Straszen verlassen werden, und wo sich irgend welche Terrain- oder Boden-Schwierigkeiten einstellen, sind die Wagen durch Absteigen der Mannschaften in wenigen Minuten entlastet. Die Marschgeschwindigkeit der Cavallerie ist keineswegs so bedeutend, wie man geneigt ist anzunehmen, bei gutem Boden und normaler Witterung, d. h. unter durchaus günstigen Bedingungen, sind für 3 Meilen 3 Stunden und 18 Minuten *) erforderlich. Wird daher die fahrende Infanterie einmal zurückbleiben, so kann es sich doch immer nur um höchstens einige Stunden handeln, die Cavallerie braucht hierbei durchaus keine Rücksicht auf die Infanterie zu nehmen; letztere wird immer noch da, wo ihr Eingreifen erforderlich, zur rechten Zeit eintreffen. Die Hauptsache dabei ist, dass sie stets in frischem, nicht durch Märsche und Gepäcktragen erschöpften Zustande eingreifen kann.

Sehen wir nun im Folgenden die Thätigkeit der selbstständigen Cavallerie-Divisionen näher an. Reglementarische Vorschriften hierfür bestehen nicht; die in den Instructionen des General v. Schmidt enthaltenen Grundsätze sind maszgebend und genügen auch für alle Verhältnisse. Wollte man genauere Vorschriften geben, so würde man dadurch nur den Geist der Thätigkeit in dieser Hinsicht schädigen. Alle Zahlen und Daten dürfen nur als allgemeine Anhaltspunkte aufgefasst werden. Die Stärke der selbstständigen CavallerieDivisionen wird im Allgemeinen 3 Brigaden zu je 2 Regimentern und 3 reitende Batterien betragen, selten mehr; vielleicht könnten

*) S. Instruction des General v. Schmidt S. 300 f.

sie auch aus 2 Brigaden bestehen. Der Raum, in welchem eine solche Division sich zu entwickeln, den sie zu verschleiern und zu decken hat, wird durchschnittlich 4 Meilen betragen. Auf einen solchen Raum können wir in unserem engbevölkerten Mittel-Europa auf 2-3 gröszere Straszen rechnen. Die taktische Eintheilung würde sich dementsprechend so gestalten, dass jeder Brigade eine gröszere Strasze überwiesen wird, während die Reserve-Brigade entweder in der Mitte oder auf dem am meisten gefährdeten Flügel folgt. Unter Zugrundelegung des vom General v. Schmidt aufgestellten Marsch-Tableaus *) würde beim Vorhandensein von fahrender Infanterie sich die taktische Eintheilung in der Weise gestalten, dass hinter den auf den Hauptstraszen vorrückenden Têten-Schwadronen je eine Compagnie fahren würde. Diesen würden auf etwa 1/4 Meile Entfernung 2 Schwadronen folgen, dann mit 1/4-1/2 Meile Abstand ein ganzes Regiment mit einer reitenden Batterie. Die Reserve-Brigade wird mit einem Abstand von 1/2-1 Meile marschiren, mit dieser eine Batterie und der Rest der Infanterie. Die Entfernung des nachfolgenden Armee-Corps wird zwischen 1 und 4 Tagemärschen wechseln. Während so der Vormarsch auf den Hauptstraszen stattfindet, wird das Zwischenterrain durch entsendete Abtheilungen beobachtet und gesichert. Letzteren liegt vorzugsweise das Recognosciren ob; von einem Terrain-Gewinnen hingegen kann nur auf den Hauptstraszen die Rede sein. Hier wird denn auch schon in kurzer Zeit die erste Fühlung mit der feindlichen Cavallerie genommen werden. Es wird zu kleinen Zusammenstöszen kommen und das Feuergewehr in Wirksamkeit treten. Unser so stark bebautes MittelEuropa bietet für reine Cavalleriegefechte nur selten günstigen Boden; besonders an den groszen Straszen sind zahlreiche Defileen, Ortschaften, Gehöfte, Waldparzellen u. s. w., bei deren Vertheidigung der Schwächere gern von der Feuerwaffe Gebrauch machen wird, um den stärkeren Gegner aufzuhalten und zur Entwickelung zu zwingen. Wenngleich es hierbei in manchen Fällen möglich sein wird, den Gegner durch Umgehungen oder Bedrohung der Flanken zum Aufgeben der Stellung zu veranlassen, so ist dieses keineswegs immer der Fall; es bleibt nur das Feuergefecht übrig. Die TêtenSchwadron lässt absitzen und beginnt das Tiraillement, allein sehr bald wird sich, selbst in den Fällen, wo die reitende Artillerie mit eingreifen kann, die schwache Seite des Feuergefechts beider, die geringe Offensivkraft, geltend machen, und es tritt der Moment ein,

*) S. Instruction des General v. Schmidt S. 190.

wo das Auftreten der Infanterie wünschenswerth, oft sogar unentbehrlich sein wird. Der Compagnie-Chef, der sich für seine Person stets bei der Têten-Schwadron aufhielt, hat das Terrain hinlänglich kennen gelernt, um zu wissen, von wo aus er seinen Angriff zu machen hat. Die Wagen sind seitwärts der Strasze versammelt und der Premier-Lieutenant führt die Compagnie auf den ihm schon vorher bezeichneten Punkt. In den meisten Fällen wird das Erscheinen geschlossener Infanterie auf zu Fusz fechtende Cavallerie groszen Eindruck machen. Die Ueberlegenheit derselben im Schieszen und Tirailliren wird den Gegner bald zum Aufgeben der Stellung veranlassen. Es ist gewiss nicht zu hoch gegriffen, wenn man, mit Boguslawski, diese Ueberlegenheit 3:1 rechnet. Dennoch könnte es unter Umständen nöthig sein, die Têten-Compagnie durch eine zweite von der Reserve-Brigade zu verstärken. Ein derartiges Heranziehen würde immerhin einen Zeitverlust von einigen Stunden mit sich bringen, wohingegen das Heranziehen von Infanterie aus der Avantgarde eben so viele Tage kostete.

Hat nun die Cavallerie-Division das für den Tag vorgeschriebene Ziel, ihr Cantonnement oder Bivak, erreicht, so beginnt für die Infanterie ein neuer Dienst. Der Vorpostendienst liegt bei Tage fast ausschlieszlich der Cavallerie ob. Zusammenhängende Ketten von Vedetten werden wohl selten vorkommen, man wird vorzugsweise sein Augenmerk darauf richten, hervorragende oder sonst wichtige Punkte, wie Straszen-Schnittpunkte, Anhöhen, Defiléen mit KosackenPosten zu besetzen und das Zwischenterrain durch Patrouillen zu sichern. Hierbei wird die Infanterie von ganz besonderem Nutzen sein, indem sie, sei es geschlossen oder in einzelnen Zügen, in Allarmhäusern oder an sonst vortheilhaften Oertlichkeiten Replis für die vorgeschobenen kleinen Abtheilungen bildet. Weit häufiger, als dieses früher der Fall war, wird die feindliche Cavallerie versuchen, durch überraschendes Auftreten gegen die in Ruhe befindlichen Truppen Vortheile zu erringen. Gerade in solchen Momenten wird das unerwartete Entgegentreten von geschlossenen Infanterie-Abtheilungen von wesentlichem Vortheil sein. Schon im Kriege gegen Frankreich 1870-71 kam es sehr häufig vor, dass die Cavallerie-Divisionen sich ihre Cantonnements erkämpfen bezw. vertheidigen mussten, z. B. bei St. Denis, Les Corvées, Montdoubleau, St. Agil, Savigné, Salbris, Vierzon, Chassillé, St. Jean, Soulgé. Wie viel mehr wird dieses in den Kriegen der Zukunft der Fall sein, wenn gleiche CavallerieDivisionen sich gegenüberstehen. Für die Nacht würde die Infanterie den Sicherheitsdienst allein zu versehen haben. Die Unterstützung,

Jahrbücher f. d. Deutsche Armee u. Marine. Band XXXIV.

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die hierdurch der Cavallerie zu Theil wird, ist eine ganz bedeutende. Würde auch im anderen Falle das Pferd seine Ruhe haben, so würde es dennoch an der ausreichenden Pflege fehlen; mangelhafte Pflege der Pferde aber in Verbindung mit anstrengendem Vorpostendienst werden bald auch die beste Cavallerie in ihrer Leistungsfähigkeit wesentlich heruntersetzen. Für die dauernd zugetheilte Infanterie ist der Cantonnements-Sicherheitsdienst keineswegs zu anstrengend, selbst wenn sie ihn täglich zu leisten hätte. Bietet doch der Marsch für die Mannschaft so gut wie gar keine Anstrengung; auch der Sicherheitsdienst wird, da die geschlossenen Replis u. s. w. fast immer unter Dach und Fach untergebracht werden können, keine zu grosze Leistungen beanspruchen.

Wir kommen nun zu dem dritten Punkt der Thätigkeit der zugetheilten Infanterie, nämlich zu dem Verhalten derselben in der Defensive, auf dem Rückzuge. Es ist dieses derjenige Punkt, der vorzugsweise von den Gegnern der Sache zur Geltung gebracht wird, dass nämlich in diesem Falle die Infanterie eine Last, ein Hemmschuh für die freie Beweglichkeit der Cavallerie sein würde. Dieses ist aber durchaus nicht der Fall, wenn nur grundsätzlich daran festgehalten wird, dass bei rückgängigen Bewegungen die Cavallerie niemals auf die Infanterie Rücksicht zu nehmen hat, aber das Gegentheil, dass die Infanterie nicht eher zurückgeht, bevor der Rückzug der Cavallerie gesichert ist, stets stattzufinden hat. Dass hierbei von dem Benutzen der Fahrzeuge keine Rede sein kann, ist selbstverständlich. Eine geschlossene Infanterie-Compagnie, die, wie es hier der Fall sein wird, ohne Gepäck marschirt, besitzt, auch bedeutender Mehrzahl von Cavallerie gegenüber, eine solche Defensivkraft, dass man sie getrost sich selbst überlassen kann, und, glückt es ihr bei Tage nicht mehr, den Rückmarsch zu bewerkstelligen, so wird es ihr schon unter dem Schutze der Dunkelheit gelingen.

Was nun aus der Infanterie werden soll, wenn die Avant-Garde des Armee-Corps in Thätigkeit getreten ist, darüber lassen sich keine Grundsätze im Voraus aufstellen. Die Verhältnisse sind hierbei so verschiedenartig und wechseln so häufig und schnell, dass die Verwendung der Infanterie in jedem einzelnen Falle dem Ermessen des Divisions-Commandeurs überlassen bleiben muss.

Fassen wir den ausgesprochenen Gedanken nochmals kurz zusammen, so kommen wir zu dem Ergebniss, dass die Zutheilung einer bereits im Frieden organisirten und für diesen Dienstzweig besonders ausgebildeten Infanterie, der Cavallerie-Division bei ihrem selbstständigen Auftreten eine wesentliche Unterstützung sein wird, und dass diese hierdurch gegen feindliche Cavallerie-Divisionen, die

solche nicht besitzen, ein nicht unbedeutendes Uebergewicht haben wird. Das stete zur Hand haben einer gefechtsbereiten Infanterie wird die Selbstständigkeit der Cavallerie-Division noch bedeutend erhöhen und sie noch mehr befähigen, den groszen Anforderungen, die an sie gestellt werden, zu genügen.

IV.

Die neuen Französischen Feldgeschütze.

Von

Max Schlagintweit,

Premierlieutenant à la suite des 1. Bayerischen Fusz-Artillerie-Regiments.

(Mit Skizzen im Text.)

Wie sehr die Französische Armee unablässig bestrebt ist, ihre Kriegstüchtigkeit auf einen möglichst vollkommenen, alle anderen Armeen überragenden Standpunkt zu bringen, dafür liefert einen neuen Beweis die nunmehr vollständig durchgeführte Neubewaffnung ihrer Feldartillerie, die kurz zu besprechen Zweck der folgenden Zeilen ist.

Als Quellenmaterial diente dieser Skizze lediglich das „Règlement provisoire sur le service des canons de 80, de 90 et de 95 mm,“ 2. Theil, Paris, Mai 1879. Die 80 und 90 mm Kanonen wurden bisher noch in keiner Zeitschrift besprochen; nur einige spärliche Angaben findet man über dieselben in dem neuesten (5.) Jahrgang (1878) der Loebell'schen Jahresberichte. Ueber die 95 mm Kanone brachten bereits eingehendere Notizen das Militair-Wochenblatt 1877 Nr. 94, die Oesterreichisch-Ungarischen militairischen Blätter 1877, 1. Band, sowie Sauer's „Neue Kriegswaffen, München 1878.“

Gleichwie in Deutschland, so wurde auch in Frankreich alsbald nach Beendigung des Feldzuges 70/71 die Nothwendigkeit einer Verbesserung bezw. gänzlichen Aenderung des gesammten ArtillerieMaterials allgemein anerkannt und mit den bezüglichen Arbeiten das im Juni 1871 neu organisirte Artillerie-Comité beauftragt, welches sich zur Aufgabe stellte, ganz neue Geschütze einzuführen. Vorerst erhielt die gesammte Artillerie vorläufig an Stelle der gezogenen Vorderlader mit bewunderns werther Schnelligkeit die theils schon im Feldzuge 70/71 zur Verwendung gekommenen Reffye-Kanonen, BronceHinterlader von 5 und 7 kg Geschossgewicht, sowie eiserne, statt

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