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bewohnte Ortschaften völlig verödet ist, obwohl der Boden sehr kulturfähig, in den Bergen kein Mangel an Viehweiden ist und die durch schönes Klima ausgezeichneten Thäler sehr fruchtbar sind. Die zahlreichen Ruinen alter und neuer Wohnplätze beweisen, dafs wir hier auf einem Boden uralter Kultur stehen.*) Was aber in neuerer Zeit noch an dieselbe erinnerte, die Dörfer der Perser, wurde von den Teke-Turkmenen der Zerstörung preisgegeben, die Häuser verbrannt, die Einwohner teils getötet, teils in die Gefangenschaft geschleppt, das Vieh fortgeführt.

Doch die Tekinzen siedelten sich nicht auf diesen den Persern entrissenen Wohnplätzen an, teils ihrer numerischen Schwäche wegen, teils weil die Beschaffenheit des Landes ihnen keinen Schutz gegen etwaige Rachezüge der Perser gewährte, wie die heimatliche Steppe.

2. Die Oase am Tedschend

liegt westlich der eben geschilderten, von derselben durch breite Wüstenstreifen getrennt. Sie ist bewohnt vom Stamme der TedschenTeke und verdankt ihre Existenz dem aus Afghanistan kommenden Heri-Rud, welcher nach seinem Durchbruche durch das persische Grenzgebirge bei Sarachs den Namen Tedschend annimmt. Diese Festung ist die einzige, wenn auch schwache Schutzwehr Persiens gegen die Raubzüge seiner wilden Nachbarn.

Der Tedschend strömt von Südost nach Nordwest und endet in der Höhe von Askabat in Seen und Salzsümpfen, welche durch seine Frühjahrsüberschwemmungen gebildet sind. Vom kaspischen Meere bleibt der Flufs noch 500 km entfernt. Nach den Nachrichten des russischen Obersten Petrussewitsch, welcher in kühnster Weise diese Gegenden durchforschte, giebt es zur Zeit des hohen Wasserstandes keine Uebergänge über den Tedschend, zur Zeit des tiefsten Wasserstandes dagegen versiegt der Flufs so sehr, dafs er die von ihm im Frühjahr gebildeten Seeen nicht mehr erreicht.

Das Wasser im Flusse nimmt im Herbst einen salzigen Geschmack an, das Wasser der Seeen ist überhaupt das ganze Jahr hindurch nicht trinkbar.

Die Turkmenen verschaffen sich frisches Wasser, indem sie in dem ausgetrockneten Flufsbett Brunnen graben, wobei sie meist in ganz geringer Tiefe auf Wasser stofsen.

an.

*) Auch am Atrek und Gjurgen (auch Görgen) trifft man grofsartige Ruinen Nördlich des erstgenannten Flusses auf russischem Gebiet liegt die Trümmerstadt Mestorian (Meschedi-Misrijan), welche General Lomakin besuchte und von der er sagt, aus ihrem Schutt könne man eine neue Stadt erbauen.

3. Die Oase von Merw

verdankt ihr Dasein dem Murghab, welcher ebenfalls aus den Gebirgen Afghanistan's kommend sich in der Steppe verliert.

Merw ist das Hauptbollwerk des Teke, denn von allen Seiten ist es von fast undurchdringlicher Wüste umgeben, während seine centrale Lage zu Persien, Afghanistan, Chiwa und Buchara, sowie dem transkaspischen Bezirk es zur günstigsten Basis für die Raubzüge seiner Bewohner macht.

Die umgebende Wüste ist im Norden, Nordwesten und Osten fast ganz wasserarm und sandig.

Die an den wenigen, kaum erkennbaren Karawanenstrafsen zum Amu-Darja liegenden Brunnen sind leicht zuzuschütten und zuweilen hunderte von Kilometern von einander entfernt. Im Süden von Merw trägt das Land zwischen Murghab und Heri-Rud einen anderen Charakter und verrät Spuren einer früheren Kultur. Die Sandmassen sind zuweilen durch kulturfähige Oasen, freilich von kleinster Ausdehnung, unterbrochen. Häufig begegnet man dem trockenen Bett alter Kanäle und den Trümmern bedeutender Ansiedelungen.

Besonderer Erwähnung verdient in dieser Beziehung das alte Bett des Kanals Karajab, welches sich bis auf 60 km dem Tedschend nähert.

Merw ist durch 24 Kanäle des Murghab bewässert und würde unter anderen Herren zu hoher Blüte gebracht werden können.

Nennt doch schon das heilige Buch des Avesta das Land unter dem Namen Maru und selbst die moslemitische Mythe will hierher den Ort verlegen, auf welchem unser Erzvater Adam den ersten Unterricht im Ackerbau erhielt. Noch mittelalterliche Reisende können nicht genug von der Ausdehnung und Blüte des alten Merw erzählen, die freilich erst gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts ihren Todesstofs erhielt, als ein ascetischer Despot Bucharas die durch die Arbeit von Jahrhunderten entstandenen Reservoirs und Wasserleitungen zerstören liefs, um die Bevölkerung zur Übersiedelung nach Buchara zu zwingen. Merw, bis dahin noch ein Handels-Emporium zwischen Persien und Buchara, hat seitdem seine ganze Bedeutung eingebüfst.

Um seine Ruinen herum schlugen die bis dahin am Rande der Wüste schwärmenden Turkomanen ihre Zelte auf, und nach langen Kämpfen zwischen den einzelnen Stämmen der Tekes, Salors, Sariks haben sich die ersteren als Herren hier behauptet. *)

*) Vambery in „Unsere Zeit" 1879.

(Schlufs folgt.)

XXVI.

Umschau in der Militär-Litteratur.

Die Befestigung und Verteidigung der deutsch-russischen Grenze. Der deutschen Armee dargestellt von einem deutschen Offizier.

Dafs es ein Genufs ist, ein gut geschriebenes Buch zu lesen, hat das vorliegende mir von Neuem bewiesen; der fliefsende Stil, die klare, jeden überflüssigen Beirat bei Seite lassende Darstellungsweise, das mafsvolle und .sachliche Urteil des Verfassers machen es zweifelhaft, wer den wohlthuendsten Eindruck hervorgerufen hat.

Nach einer kurzen politisch-historischen Einleitung, in Betreff welcher nur zu bemerken wäre, dafs mir die Dienste, welche Preussen der russischen Politik während des Orientkrieges, während des deutsch-französischen Krieges oder zur Zeit der verschiedenen polnischen Insurrektions-Kämpfe geleistet hat, doch nicht genug hervorgehoben erscheinen, geht der leider anonym auftretende Verfasser zu einer Darstellung der künstlichen, von der Natur wenig oder gar nicht bezeichneten Grenzlinie zwischen Preufsen und Rufsland über; demnächst charakterisirt er mit scharfen Zügen das Eisenbahnnetz der beiden hier in Frage stehenden Länder und weifs die militärische Bedeutung desselben in wenigen Sätzen dem Leser vor Augen zu führen. Auf diesen Fundamenten werden hierauf die verschiedenen Möglichkeiten in Betracht gezogen, wenn Rufsland einen Offensivkrieg gegen Deutschland zu führen beabsichtige. Obgleich es sich hier nur lediglich um die Ansichten eines den mafsgebenden Kreisen Fernstehenden handeln kann, so ist doch auch in diesem Abschnitte alles mit solcher Objektivität dargestellt und in solch richtigen Grenzen gehalten, dafs gewifs jedem, der mit der Karte in der Hand das Büchlein liest, die Richtigkeit des Gesagten vollständig einleuchten wird; die Bedeutung eines Zusammengehens von Preufsen und Oesterreich tritt hierbei besonders klar zu Tage. Auf S. 11 wird die Einwohnerzahl Rufslands in einer Anmerkung auf 96 Millionen geschätzt. Sollte diese Zahl nicht um etwa 10 Millionen zu hoch gegriffen sein? „Mögliche Richtungen für eine deutsche Invasion Rufslands sowie

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Verteidigung und Befestigung der russischen Grenzlande" bilden die letzten Abschnitte der kleinen, äusserst lehrreichen Broschüre. Bei seinen Betrachtungen über die russischer Seits gegen Deutschland gerichteten Befestigungs-Anlagen kommt Verfasser zu dem Schlufs, dafs Rufsland sich von deutscher Seite nicht für sonderlich gefährdet erachten kann. „Eine Unterschätzung der deutschen Offensivkraft", so meint er, kann solchem Gefühle Rufslands, nach den deutschen Leistungen von 1866 und 1870 und nach seiner ziemlich gründlichen Kenntnis aller unserer Verhältnisse, kaum zu Grunde liegen, vielmehr dürfte jenes Gefühl aus der Ueberzeugung entspringen, dafs der mächtigste deutsche Staat sich vielfach als ein zuverlässiger Freund Rufslands erwiesen hat, und dafs keine tief einschneidenden entgegengesetzten Interessen vorhanden sind, welche das gegenseitige freundschaftliche Verhältnis ernstlich gefährden können.

In einem kurzen Schlufswort hebt der Verfasser dann noch die wohlwollenden Gesinnungen des Kaisers Alexander Deutschland gegenüber hervor, welcher allerdings gegen nihilistische oder panslavistische Agitatoren, sowie gegen einzelne Staatsmänner und Generale anzukämpfen hat. Wollen letztere nach manchen Enttäuschungen

während des russisch-türkischen Krieges, den Versuch machen, ihr lebhaftes Ruhmbedürfnis Deutschland gegenüber zu befriedigen, so dürften sie doch eintretendenfalls die Erfahrung machen, dafs die Erreichung ihrer Absicht hier noch schwieriger ist, als gegenüber der Türkei."

Geschichte des Grofsherzoglich hessischen Infanterie-Regiments

(Prinz Karl) No. 118 und seiner Stämme (1699—1878), von A. Keim, Hauptmann und Compagnie-Chef im 3. Westfälischen Infanterie-Regiment Nr. 16.

Das Regiment Nr. 118 vermag seine Geschichte bis in das Jahr 1699 zurückzuführen, zu welcher Zeit die im Jahre 1687 von der Regentin von Hessen, Landgräfin Elisabeth Dorothea, angeordnete Bildung von Landmiliz-Bataillonen zum Abschlufs gebracht worden war. Ein Theil der Stämme dieser später mit dem Namen „Landbataillone" belegten Truppenkörper wurde im Jahre 1790 zur Errichtung des Regiments Erbprinz verwendet, aus welchem alsdann das jetzige Regiment Nr. 118 hervorgegangen ist. Das Regiment Erbprinz gelangte im Jahre 1795 zu seiner ersten kriegerischen Thätigkeit in dem Kriege gegen Frankreich, wo es am Rhein und an der Lahn kämpfte. Mit dem 1. Leib-Grenadier-Bataillon zur Brigade Grofs- und Erbprinz" umgeformt, mufste die Truppe

Napoleon 1806 in dem Feldzuge gegen Preufsen Heerfolge leisten und wurde namentlich zur Einschliefsung von Graudenz verwendet. Hierbei wufste der Führer der Brigade, General v. Schaeffer, solch sachgemäfses und chevalereskes Verhalten an den Tag zu legen, dass der bekannte Verteidiger der Festung, General v. Courbière, in einer besonders vereinbarten Zusammenkunft sich gedrungen fühlte, dem hessischen Truppenführer seine Hochachtung auszusprechen. Als Regiment „Grofs- und Erbprinz" sehen wir dann den in Frage stehenden Truppenteil auf französischer Seite vom Jahre 1808 bis 1812 in Spanien kämpfen: eine durch den grausamsten Guerilla-Krieg und durch Entbehrungen jeder Art geradezu furchtbare Zeit. In einer grofsen Zahl von kleineren Gefechten, sowie in den Schlachten von Medellin, Talavera, Alemonacid und Ocana legte das Regiment Proben seiner Tüchtigkeit ab. Am 7. April 1812 mufste der grösste Teil des Regiments nach tapferer Verteidigung von Badajoz sich den Engländern ergeben, welche Offiziere und Mannschaften äusserst roh und hart behandelten und dieselben zwei Jahre in England in strenger Gefangenschaft hielten. Das Depot des Regiments rückte inzwischen im Jahre 1814 auf Seite der Verbündeten ins Feld und wurde zur Einschliefsung von Mainz verwendet, während 1815 das nach Rückkehr der Kriegsgefangenen neu formierte Regiment Gelegenheit hatte, sich in einem Gefechte vor Strafsburg besonders auszuzeichnen. Die Friedensthätigkeit des Regiments wird in den nächsten 50 Jahren nur kurze Zeit durch den Feldzug gegen die badisch-pfälzische Insurrektion unterbrochen, bis dann das Jahr 1866 die Hessen wieder ins Feld rief. Bei Frohnhofen und Gerchsheim kämpfte das „4. hessische Infanterie-Regiment" tapfer aber unglücklich gegen die Preufsen, an deren Seite es vier Jahre später unter ruhmreichem Anteil in Frankreich bis über die Loire vordrang. Die Schlacht von Gravelotte sowie namentlich die Erstürmung des Schlosses Chambord bleiben besondere Ruhmestage für das hessische Regiment.

Wie die vorstehenden kurzen Angaben darthun, blickt das Regiment Nr. 118 auf eine sehr wechselvolle und ereignisreiche. Geschichte zurück. Die Schwierigkeiten, eine solche bewegte Vergangenheit stets angemessen und sachentsprechend zu schildern, liegen auf der Hand. Mit grofser Gewandtheit hat der Verfasser allen gerechten Anforderungen in vollstem Mafse zu genügen gewufst. Seine Schilderung ist höchst taktvoll bei aller grofsen Wärme für die Sache und nicht nur für das betreffende Regiment, sondern auch für die Kriegsgeschichte von ganz besonderem Werte. Die Darstellung läfst

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