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als gekaufte Sklaven. Diese originelle Institution, welche in der Weltgeschichte einzig dasteht, bedarf einer näheren Erläuterung.

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Die Zeit der Gründung der Mameluken fällt in die Regierung Sallah-Eddins (Saladin). Wie ihr Name sagt, waren sie anfangs lediglich Sklaven, die aber den Sultanen, deren Leibwache sie bildeten, treu ergeben waren. 1224 stürzte der türkische Mameluk Ibek die in Egypten herrschende Dynastie der Ajubiten und setzte sich selbst auf den Thron. Dadurch kamen die Mameluken in Egypten zur Herrschaft. Als 1512 Sultan Selim I. Egypten eroberte, liefs er die Mameluken bestehen, um sich ihrer zur Bändigung der eingebornen Araber zu bedienen. Er gab ihnen deshalb grofse Privilegien, begnügte sich mit der Zahlung eines Tributes von 560 000 Aslani, welche später auf 800 000 erhöht wurden (3 Millionen Franes), sowie einer Naturallieferung von 1 Million Kufen Weizen und Gerste. Ebenso mufsten sie 560 000 Aslani der Kaaba zahlen. Dagegen hatten sie das Recht, sich ihre Beys selbst zu wählen und den kaiserlichen Gouverneur ein Pascha ohne jegliche Macht abzusetzen, falls sie mit ihm unzufrieden. Die eigentliche Regierung lag in den Händen des „Divans", welcher aus 24 Beys bestand, welche sämmtlich ehemalige Mameluken waren und deren jeder eine Provinz verwaltete, die er als seine Domäne ansah. Die Würde eines Bey war jedoch nicht erblich. Niemals konnte der Sohn eines Bey weder sein Nachfolger werden, noch auch in das Mamelukencorps eintreten. Mameluk konnte nur Jener sein, welchen ein Bey am Sklavenmarkt gekauft hatte. Daher waren sämmtliche Mameluken tscherkessische oder christliche Sklaven, welche seit zarter Jugend im Islam erzogen wurden. Jeder Mameluk galt als Sohn desjenigen, der ihn gekauft. und erzogen hatte. Merkwürdigerweise entstand hierdurch zwischen Herr und Sklave ein inniges Band, welches sich stärker als die Fesseln der Blutsverwandtschaft erwies. Niemals war einem Bey sein eigener Sohn so theuer als der von ihm gekaufte Mameluk. Er erzog diesen in allen kriegerischen Künsten und da nur schöne wohlgebildetete Sklaven gekauft wurden, erklärt es sich, dafs die Mameluken eine Schar von Helden bildeten, welche niemals flohen, so lange ihr Bey Stand hielt, und die sich für ihn in Stücke hauen liefsen.

Die Mameluken kämpften nur zu Pferd. Säbel, Wurfspiefs und Feuergewehr bildeten ihre Waffen, in deren Handhabung sie seit ihrer Kindheit geübt wurden. Infanterie und Artillerie war nicht vorhanden. Was darüber die officiellen Berichte zu sagen wissen, ist eitler Schwindel. Die angebliche Infanterie, welche in der

Schlacht bei den Pyramiden die Schanzen verteidigte, war nichts anderes als die Trofsknechte der Mameluken und daher nicht bewaffnet. Die „Artillerie" bestand aus 10 Kanonenrohren ohne Lafetten, welche in die Erde gegraben waren und von eben denselben Trofsknechten bedient wurden, deren ganze artilleristische Kenntnis darin bestand, dafs sie die Kammer mit Pulver anfüllten, eine Kugel in den Lauf rollen liefsen und dann die Lunte an das Zündloch hielten. Visiren war unmöglich, da die Kanone so liegen bleiben mufste, wie sie eingegraben worden. Wenn also der Feind sich nicht in ihre Schufslinie stellte, konnte er ungefährdet an die Batterie herangehen. Doch darüber mehr in dem Capitel: „Die Schlacht bei den Pyramiden."

Wenn der Mameluk sein 18. Jahr erreiche, hatte er Anspruch auf ein öffentliches Amt. War er einmal Kaschef -Platzcommandant geworden, so hatte er das Recht, sich selbst Mameluken zu kaufen, die dann sein Glück befördern halfen. Die nächste Stufe war der „Bey", als welcher er Mitregent Egyptens wurde.

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Die Beys verstanden es, ihre Privilegien auszunutzen. Sobald ein neuer Pascha ankam, wurde er ausgeholt und wenn er den Beys mifsviel, in Alexandria zurückgehalten. Dann schrieb man dem Sultan, die Persönlichkeit seines Statthalters sei nicht geeignet, Egypten unterwürfig zu erhalten und sofort sandte der Padischah einen andern Pascha. Gefiel dieser, holte man ihn im Triumph nach Cairo, wo er gleich nach seiner Ankunft - eingesperrt wurde, d. h. er durfte nicht ohne Erlaubnis ausgehen und hatte überhaupt nichts zu thun, als die Verordnungen der Beys im Namen des Sultans zu bestätigen. Fügte er sich darein, liefs man ihn in Ruhe und gab ihm ein anständiges Bakschisch. Andernfalls setzte man ihn in eine Dscherme und lud ihn höflichst ein, sich zum Teufel zu scheeren.

Zu den Eigentümlichkeiten der Mameluken gehörte es, dafs nur ausländische Sklaven in ihre Reihen treten durften. Dadurch verhinderten sie, dafs ein Egypter zu Einflufs gelangte. Uns muls es natürlich unbegreiflich erscheinen, dafs die Mameluken ihren Söhnen das verweigerten, was sie wildfremden Sklaven gestatteten, die ihnen doch ganz gleichgültig sein mussten.

Wenn ein neuer Bey gewählt werden sollte, schlug jeder der andern Beys einen Mameluken vor, der ihm der Würdigste zu sein schien. Das Votum des einflussreichsten entschied sodann. Der neue Bey bewahrte aber stets seine Anhänglichkeit und Treue dem ehemaligen Gebieter. Wenn also ein Bey mehrere andere Beys ge

liefert hatte, die aus seinen Mameluken gewählt worden waren, stieg seine Macht bedeutend. In Folge dessen waren es 1798 besonders zwei Beys, welche die eigentlichen Machthaber in Egypten waren : Murad Bey, dem 5000 Mameluken gehorchten, und Ibrahim Bey, welcher 3000 zu seiner Verfügung hatte. Murad Bey war das Ideal eines Helden. Schön wie Apollo, stark wie Herkules und tapfer wie Achilles wurde er von allen Mameluken vergöttert. Von Strategie und Taktik verstand er natürlich nicht mehr als seiner Zeit Ajax oder Hektor, aber dafür kam ihm an persönlichem Mute und Tapferkeit Keiner gleich. Wie sein späteres Benehmen zeigte, besafs er auch, als echter Held, einen edlen Charakter.

Sein Rivale Ibrahim Bey kam ihm weder an Heldenmut, noch an sonstigen militärischen Eigenschaften gleich; dagegen übertraf er ihn an Besonnenheit, Verschlagenheit und staatsmännischem Blicke. In Folge dessen überliefs ihm auch Murad Bey die Civilverwaltung und alle nichtmilitärischen Fragen, sich selbst mit dem militärischen Commando begnügend. Welch' hohe Meinung er übrigens von sich und seiner Macht hatte, zeigt die Antwort, welche er dem Boten Korajms gab, der ihm die Landung der Franzosen meldete.

,,Sind die Franzosen beritten?" hatte er gefragt. Als der Bote dies verneinte, versetzte Murad Bey mit stolzer Verachtung: „So ist es nicht der Mühe werth, dafs ich gegen sie ausrücke. Meine Leibgarde wird genügen, sie in das Meer zu werfen." Und in diesem Wahn sandte er thatsächlich blos seine Leibgarde nach Schebrachit.

(Fortsetzung folgt.)

Jahrbücher f. d. Deutsche Armee u. Marine. Band XXXIV.

19

XX.

Der Gefechtsmechanismus des Infanterie

Bataillons.

Studie

bearbeitet von

J. von Belli de Pino,

Oberstlieutenant und Bataillons-Kommandeur im K. B. 11. Infanterie-Regimente ,,v. d. Tann“.

Einleitung.

Das Exercier-Reglement der Infanterie hat im Laufe der Zeit mancherlei Änderungen erlitten und Nachträge erhalten, ohne dafs eine gänzliche Umarbeitung desselben bisher stattgefunden hätte.

Die Übersichtlichkeit wird infolgedessen wesentlich erschwert, besonders aber auch noch dadurch, dafs manches stehen blieb, welches strenge genommen durch die angeordneten Änderungen hinfällig wurde.

Wenn nun auch von jedem älteren Offizier erwartet und verlangt werden darf, dafs er sich dennoch zurechtfinde, so mufs doch zugestanden werden, dafs dies für den jungen Offizier eine schwierige, nicht immer zu bewältigende Aufgabe bleibt.

Eine sorgfältige Sichtung des so wichtigen Stoffes dürfte daher zeitgemäfs sein, insbesondere im Hinblick auf die jüngsten Änderungen des §. 110.

Die Normal-Gefechtsordnung der Bataillone, welche in erster Linie fechten, erheischt nämlich nunmehr eine Zerlegung derselben in Compagnie-Kolonnen. Die Konsequenz hiervon ist, dafs viele Bataillone in Linie nicht mehr vorrücken, Bataillonssalven nicht mehr abgeben, auch den Bajonnet-Angriff in Linie nicht mehr ausführen; die Kolonne nach der Mitte ist für sie ebenfalls keine Angriffsform mehr.

In Nachstehendem soll der Versuch gemacht werden, die für das Bataillon notwendigen Exercierformen des Reglements zusammenzustellen und zwar in einer dem Gebrauche entsprechenden Reihenfolge.

Bezüglich der Exercierformen als Vorbereitung für das Gefecht,

dürfte zu bemerken sein, dafs dieselben in der Art, wie sie auf dem Exercierplatze ausgeführt werden, streng genommen im Ernstfalle wegen der dort wirkenden Faktoren (Ermüdung, Gefahr, Verluste an Chargen und Mannschaft, Terrainhindernisse u. s. w.) nur selten zur Durchführung gelangen.

Ueber die Angriffsformen z. B. bemerkte ein hochgestellter General: „Beim Angriff entweder dichte Schützenlinien, Schützenanlauf mit folgenden Soutiens, oder wenn dünne Schützenlinien, CompagnieKolonnen mit Schützen in den Intervallen. In Wirklichkeit ist aber in Folge der Verluste alles aufgelöst, ein wirrer Haufe, es handelt. sich dabei hauptsächlich um das Vorwärts, Evolutionen sind nicht mehr möglich, nur gerade vor."

Die Aufgabe des Exercierplatzes ist, den Gefechtsmechanismus zu lehren; der §. 112 des Reglements spricht sich hierwegen aus: die Gefechtsformen müssen aber auch so einfach sein, dafs die auf Kriegsstärke durch Reservisten ergänzten Compagnieen dieselben unter allen Verhältnissen auszuführeu vermögen.

Durch den Ausfall des Gefechts des geschlossenen Bataillons werden die Bewegungen der geschlossenen Ordnung wesentlich gemindert, zur Anerziehung einer straffen Exercier-Disciplin genügen dieselben jedoch. Es ist gewifs vorzuziehen, wenn dieselbe statt an im Ernstfalle niemals vorkommenden Evolutionen, an solchen anerzogen wird, die im Gefechte zur Anwendung zu kommen haben, wie z. B. die Bewegungen der Kolonne nach der Mitte mit CompagnieKolonnen, des in Compagnie-Kolonnen auseinander gezogenen Bataillons, der Compagnie-Kolonnen im Haupttreffen oder als Soutiens im Vortreffen.

Die Bedeutung einer straffen Exercier-Disciplin ist in den allgemeinen Gesichtspunkten über den Zweck, die Anordnung und Leitung der Truppenübungen ausgesprochen. Die dort geforderte Aufmerksamkeit und Anspannung mufs der Soldat in der geschlossenen Ordnung durch präcise Ausführung jeden Commandos, strammen Schritt, stets gerichtet und gedeckt, in der geöffneten Ordnung durch peinliche Befolgung aller Lehren der Schiefsinstruktion zum Ausdrucke bringen.

Im Frieden, auf dem ebenen Exercierplatze, ohne vorhergehende Strapazen mufs in den Anforderungen hierin das Äufserste verlangt werden. Ist dies erreicht, dann darf man sich der Erwartung hingeben, dafs im Ernstfalle selbst bei grofser Ermüdung, auf schwierigem Boden, unter Gefahren, immerhin noch soviel an Ordnung übrig bleibt, als die Verwendbarkeit im Gefechte erfordert, während,

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