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Näherten sich zwei Schiffe einander, riefen sich die stets heiteren Soldaten an, tauschten ihre Erlebnisse und Ansichten aus, machten gute und schlechte Witze und besuchten sich wol gegenseitig, wenn dies thunlich war. Des Tags über wurde fleifsig exerziert, die Kanoniere im Bedienen der Geschütze geübt und die Waffen blank geputzt. Gegen Abend begannen alle Feldmusiken zu spielen und erhielten die Truppen so bei gutem Mute und Kampfbegierde. Dann wurde auf allen Schiffen Theater gespielt, meistens Comödien eigener Erfindung, welche sich gewöhnlich um die Befreiung einer schönen Odaliske aus dem Harem drehten. Der Türke, dem so eine Nase gedreht worden, erhielt meistens noch eine Tracht Prügel, während die Entführte ihren Befreier, den französischen Soldaten, mit ihrer (rauhen) Hand beglückte.

Am 21. Prairial (9. Juni) um 4 Uhr früh bekam die Flotte einige Felseneilande in Sicht: es waren die Inseln Malta, Gozzo und Comino, das nächste Ziel der Expedition.

Während die Truppen in Jubelgeschrei ausbrachen, fiel auch dem Ober-General ein Stein vom Herzen, als er an der Nordküste Gozzos den schmerzlichst erwarteten Convoi von Civitavecchia erblickte, welcher schon seit einigen Tagen daselbst kreuzte. Die gesammte französische Streitmacht war somit glücklich vereinigt. Mit unerwartetem Glück waren alle Convois den Englischen Kreuzern entgangen.

Aber damit war noch lange nicht das Schwierigste überwunden. Stiesz man bei Malta auf Widerstand, war das Schicksal der ganzen Expedition bedenklich gefährdet.

Malta ist gegenwärtig nach Gibraltar die stärkste Festung der Welt. Auch damals schon genofs sie diesen Ruf. Die heroische Vertheidigung der Insel gegen die ganze türkische Streitmacht (1565) ist bekannt. Damals aber waren die Vertheidigungsmittel recht kläglich gewesen. La Valetta existierte nämlich nicht und die Festungswerke beschränkten sich auf die Stadt Cittavecchia im Innern Maltas und dem Fort St. Elmo am Eingang in die beiden Häfen von La Valetta. 1798 war dies anders. La Valetta, eine Stadt von 36 000 Einwohnern (heute 50 000) war mit einem solchen undurchdringlichen Gürtel von Forts, Redouten, Lünetten, Gräben, Wällen, Escarpen und Contre-Escarpen umgeben, dafs ein Sturm unausführbar gewesen wäre und einer Armee von 100 000 Mann ein sicheres Grab bereitet hätte. Caffarelli machte daher nach der Uebergabe einen köstlichen Witz, indem er (Bonaparte das Labyrinth von Festungswerken zeigend) sagte: „Wir können uns glücklich

schätzen, dafs Jemand in der Festung war, der uns die Thore öffnen konnte; ich weifs nicht, wie wir sonst hineingekommen wären!"

Aber auch ausser La Valetta waren zahlreiche Festungswerke vorhanden. Jeder Punkt der Inseln, an welchem eine Landung vor sich gehen konnte, war durch Forts und Strandbatterien befestigt. Auf Malta befanden sich im Ganzen gegen 1800 Geschütze, von denen 1200 in den Festungswerken von La Valetta standen. Die beiden Häfen, welche so tief sind, dafs selbst die gröfsten Schiffe dicht am Quai anlegen können, wären leicht durch Ketten zu sperren gewesen, zu deren Schutz die maltesische Flottille (das Linienschiff St. Jean von 64 Kanonen, 1 Fregatte, 2 Halb-Galeeren und 2 Schebeken; ein anderes Linienschiff von 64 Kanonen lag noch am Stapel) hingereicht hätte. Auch die Streitkräfte der Malteser waren vollkommen zureichend, sich wenigstens ein paar Wochen zu halten. Sie bestanden aus 8-900 Johanniter-Rittern, 15-1800 Söldnern und 8-900 maltesischen Milizen, also etwa 3400 Mann. Marmont sagt gar:,,... 6000 Mann ziemlich gut organisirter, uniformirter und vom besten Geist beseelter Milizen." Ohne die Anwesenheit der erbärmlichen Feiglinge, die sich Malteser-Ritter nannten, hätten sich die Eingeborenen wohl zu vertheidigen gewufst. Aber Verrat und die schmachvolle Feigheit jener Weichlinge, die nur schwelgten und prafsten, statt, ihren Satzungen gemäfs, die Türken zu bekriegen und die barbareskischen Seeräuber zu vernichten, überlieferten den Franzosen ein Bollwerk, das Gibraltar im Werthe noch übertrifft, da es sich in der Mitte des Mittelmeeres befindet und den trefflichsten Hafen desselben besitzt. Es giebt keine Worte, hart und verletzend genug, den schimpflichen Untergang einst nicht so glorreichen Johanniter-Ordens zu verdammen. So hoch die Helden von Akka, Rhodus und Cittavecchia-St. Elmo dastehen, so kläglich zeigten sich die letzten Malteser.

Am 9. Juni stellten sich die französischen Schiffe vor La Valetta in Kielwasserordnung auf. Gleichzeitig traf man alle Vorbereitungen zur Landung. Um aber einen Vorwand zum Beginn der Feindseligkeiten zu haben, sandte Bonaparte seinen Adjutanten, Oberst Marmont, zum Grofsmeister Ferdinand Hompesch mit dem Ansuchen, behufs Wassereinnahme in die Häfen einlaufen zu dürfen. Bonaparte wusste, dafs seine Bitte abschlägig beschieden werden würde, da ein Einlafs der Flotte die Insel in die Gewalt der Franzosen gebracht hätte. In der That brachte der Französische Consul Caruson dem Ober- General die abschlägige Antwort des Grofsmeisters. Auf Bonaparte's Wunsch blieb Caruson an Bord und sandte

Jahrbücher f. d. Deutsche Armee u. Marine. Band XXXIV.

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Hompesch einen Brief, in welchem er ihm rieth, sich der ungeheuren Französischen Armada auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Und ohne die Antwort abzuwarten, befahl Bonaparte an allen Punkten der Insel zu landen.

Wegnahme von Malta.

Bonaparte hatte die 4., 7. 21. leichte und 6., 19. und 80. Linien-Halb-Brigade zur Landung bestimmt. Je 3 Grenadier-Compagnien der 18. und 32. Halb-Brigade sollten ihn selbst und das Hauptquartier beim Landen schützen. Am Morgen des 10. Juni ging der Convoi von Civitavecchia vor der (südlichen) Bai von Marsa Scirocco vor Anker und schiffte die Generale Desaix und Belliard aus, welche sich der dortigen Befestigungen nach kurzem Kampfe bemächtigten. In der (nördlichen Bucht) von S. Paolo schifften sich die Truppen des Convois von Genua aus, während Reynier mit den Marseillern auf Gozzo landete und die hier stehende 200 Mann starke Besatzung gefangen nahm. (Napoleon selbst hat in den „Commentaires" des bessern Effectes halber die 200 Gefangenen auf 2500 abgerundet.) Lannes und Bonaparte stiegen nördlich von La Valetta an das Land. Marmont landete bei S. Paolo mit der 7. leichten und 2 Bataillonen der 19. Linien-HalbBrigade. Die Malteser zogen sich vor ihm ohne Kampf zurück und Marmont schlofs La Valetta vom Meere bis zum Aquaduct ein. Während er so Anstalten traf, sich der befestigten Vorstadt La Floriana. zu bemächtigen, wurden die Zugbrücken niedergelassen und ein unordentlicher Haufe Milizen machte einen Ausfall.

Marmont mit der 7. leichten wurde zurückgeworfen, doch retteten ihn die zu beiden Seiten jetzt hervorbrechenden Bataillone der 19. Halb-Brigade. Die Malteser gerieten in Unordnung und flohen, worauf ihnen die Franzosen mit gefälltem Bajonette nachsetzten. Marmont eroberte eigenhändig die Ordensfahne, welche ihm der feige Ritter bereitwillig überliefs, um deso leichter davonlaufen zu können. Die Malteser, über die Feigheit und Verräterei der sie anführenden Ritter entrüstet, massakrirten sieben derselben.

Feigheit und Verräterei! die härtesten Worte, welche man einem Soldaten vorwerfen kann, und leider mufs man sie allen JohanniterRittern von 1798 in das Gesicht schleudern.

Der französische Botschafts-Sekretär von Genua, Poussiélgue, war nämlich schon im Winter 1797-98 insgeheim nach Malta geschickt worden, um die französischen Ritter zum Verrat zu be

wegen. Ein Elender

der Comthur Jean Bosredon de Ronsijat

vergafs sein Gelübde, seinen Eid, seine Pflichten als Ritter, Soldat und Ehrenmann und gab sich zum Judas her. Er brachte es durch seine Agitation dahin, den gröfsten Teil der französischen Ritter auf seine Seite zu ziehen. Als daher die Malteser zu den Waffen griffen und sich gegen die Franzosen zur Wehr setzten, suchten die Verräter alle Verteidigungsmafsregeln zu durchkreuzen. Gleichzeitig schrieben sie dem Grofsmeister, ihr Gelübde als Ritter verpflichte sie nur gegen die Türken, nicht aber gegen die Franzosen zu kämpfen, sie würden ihm daher keinen Gehorsam leisten. Ein energischer Grofsmeister hätte eine solche Unverschämtheit durch Aufknüpfen der Verräter beantwortet. Hompesch aber, ein alter, kränklicher, schwacher Mann, war kein Lavalette und begnügte sich mit einer halben Mafsregel, die schlimmer als eine schlechte war: er liefs einige der Verräter in Haft nehmen. Das schüchterte die andern Verräter natürlich nicht ein, sondern verdrofs sie blos; sie machten daher den Anderen, welche keine Verräter, dafür aber desto gröfsere Hasenfüfse waren, Vorstellungen, dafs es besser sei, mit den Franzosen zu unterhandeln, als sich der Gefahr auszusetzen, von einer Kugel getroffen zu werden. Die Feigen gingen natürlich mit Hast darauf ein und ohne Wissen des Grofsmeisters liefsen sie Marmont heimlich sagen: wenn die Stadt nicht übergeben werden sollte, würden sie ihm andern Tags die Porta S. Giuseppe verstohlen öffnen. Selbstverständlich bestärkte so ungeheuerlicher Verrat den Französischen Ober-General in seiner Verachtung des feigen Ordens und er erklärte dem von Hompesch als Unterhändler gesandten General-Consul der Batavischen Republik, Frémeaux, dafs sich Malta bedingungslos ergeben müsse. Man möge auf seine Grofsmut vertrauen.

Am 11. Juni sandte Bonaparte seinen ersten Adjutanten, Oberst Junot, mit einer Vollmacht zur Conferenz, welcher maltesischerseits der Judas Bosredon de Ronsijat beiwohnte, den der naive Grofsmeister „aus Aufmerksamkeit für die Franzosen" losgelassen und mit der Unterhandlung betraut hatte. (!!!) Der spanische Geschäftsträger Amati machte den Vermittler. Sonstige Mitglieder waren der Mineraloge Dolomieu, welcher sich nicht schämte, als Commendatore des Johanniterordens der Schmach desselben das Wort zu reden und Poussiélgue, welcher als Agent die Ritter ganz in den Pfuhl der Verworfenheit gestofsen hatte. Da somit sämmtliche Mitglieder der Conferenz im französischen Solde standen, hatte eine Einigung keine Schwierigkeiten. Man kam einstimmig überein, dafs der Orden zu Gunsten Frankreichs auf seine Inseln ver

zichten müsse und dafür in klingender Münze und auf Kosten deutscher Fürsten entschädigt werden solle.

Kaum wurde diese Erbärmlichkeit in der Stadt bekannt, als die Eingeborenen zu den Waffen griffen, um ihre Freiheit zu verteidigen, welche der Orden ohne ihre Einwilligung verschachern wollte. Empört über die Elenden, welche den schwachen Grofsmeister so schändlich verrieten, stürzte das aufgeregte Volk in den Palast des Grofsmeisters, massakrirte zwei französische Ritter und mifshandelte mehrere andere. Leider entging jedoch der Hauptverräter Bosredon ihrer Wut. Der Aufruhr wurde bald gestillt und am 12. Juni die Kapitulation unterzeichnet.

Interessant ist es, was Marmont darüber schreibt:

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So ward der Malteserorden, durch seine Feigheit des Ruhmes entkleidet, zu Grabe getragen! Die Malteser waren wütend. Wir waren einen Augenblick wegen der Kapitulation besorgt, denn diese Milizsoldaten waren im Besitze zweier unter den Namen S. Giovanni und S. Giacomo bekannter innerer Forts, bestehend aus sehr hohen, an der Kehle geschlossenen Erdwällen, welche armirt waren und die ganze Stadt beherrschten, und sie weigerten sich, aus denselben herauszukommen, als wir bereits die Thore passirt und in die Aufsenwerke eingedrungen waren. Es hätte kein Haar gefehlt, so leisteten sie Widerstand, und Gott weifs, was dieses einzige Hindernifs bei unserer damaligen Lage zur Folge gehabt hätte.

Wären die Malteser nur einige Tage hinter ihren uneinnehmbaren Wällen geblieben, würde Nelsons Flotte zum Entsatz herangekommen sein, hätte unsere Schiffe vernichtet und die gelandete Armee hätte, nachdem sie einige Tage dem bittersten Mangel preisgegeben gewesen, die Waffen strecken müssen, wie die 300 Spartaner auf Sphakteria. Diese Darstellung ist durchaus nicht übertrieben, sie ist vollkommen wahrheitsgetreu und man schaudert bei dem Gedanken an so leicht vorauszusehende und so drohende Gefahren, denen eine tapfere Armee durch die Laune eines Einzelnen ausgesetzt wurde."

Dafs die Ritter mit einem lumpigen Almosen von 700 Francs und einem moralischen Fufstritt vor die Thür ihres Hauses gesetzt wurden, das sie so schmälich ausgeliefert, ist selbstverständlich und auch ganz in der Ordnung. Sie verdienten kein besseres Los.

Auf den Inseln wurde natürlich sofort Alles nach französischrevolutionärem Muster eingerichtet. Die bürgerlichen Einrichtungen wollen wir übergehen und nur die militairischen erwähnen.

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