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Feind darstellende) 2. Cavallerie-Division mit dem 3. Kasaken-Regiment in dem von der Brest-Grajewo-Eisenbahnlinie und der Linie Augustowo, Jastrzemb, Dombrowo und Ssidra begrenzten Terrain operirt. Rechts und links davon befindet sich ebenfalls Cavallerie (jedoch nur supponirt), welche durch die Höhen und die Niederung des Bobrflusses auf Biâllostok marschirt. Am Abend des 23. September hatten die Vortruppen dieser Cavallerie auf der Linie Schimani, Wolka, Brzosonka und Augustowo zu stehen. Um die vom Gegner besetzten Uebergänge über das Bobrthal zu erobern etc., ist dieser Cavallerie das 19. und 20. Schützen-Bataillon beigegeben.

Die Russische Armee hat sich, auszer den im Königreich Polen befindlichen Truppen, bei Biâllsk, Grodek und Wolkowischki gesammelt. Den Feind am Bobr aufzuhalten und der diesseitigen Armee Zeit zu geben, ihre Concentrirung und ihren Aufmarsch zu beendigen, wird die 3. Cavallerie-Division (mit Ausnahme des KasakenRegiments) nebst ihrer Artillerie, zwei Schützen-Bataillonen und einer Fusz-Batterie bestimmt, und haben zu diesem Zweck diese Truppen die Strecke am Bobr zwischen Jessenowo und der schwedischen Brücke zu besetzen. Rechts und links davon sind zu demselben Behuf je eine Cavallerie-Division nebst zwei Bataillonen bei jeder (supponirt) aufgestellt. Dieses Manöver, welches ebenso wie das erste völlig kriegsgemäsz abgehalten wurde und an Instructivität dem vor zwei Jahren im Warschauer Militair-Bezirk abgehaltenen Cavallerie-Manöver gleich steht, fand am 24., 25. und 26. September statt, und werden wir gelegentlich weiter darüber referiren.

Am 30. August traf der Kaiser in Warschau ein, woselbst er am 31. auf dem Mokotowski'schen Felde die Parade über die im Lager versammelten, von dem General-Adjutanten Graf Kotzebue commandirten 702 Bataillone, 1214 Schwadronen, 25 Sotnien und 96 Geschützen abnahm. Am 1. September fand dann ein gröszeres Cavallerie-Exerziren statt, und schloss am 2. September die Warschauer Revue mit einem groszen zweiseitigen Manöver, mit dessen Ausführung der Kaiser wie überhaupt mit allem in Warschau Geschehenen äuszerst zufrieden war. Bei einem am Abend desselben Tages dem Lager der dritten Garde-Division abgestatteten Besuch hielt sich Se. Majestät besonders lange in dem Offizier-Casino des Petersburgschen Grenadier-Regiments (Chef Se. Majestät der Kaiser Wilhelm und deshalb in Russland das Preuszische Regiment genannt) auf und nahm dort die von einem Offizier des Regiments in Oel gemalten Porträts unseres Kaisers, sowie des hochseligen früheren Chefs König Friedrich Wilhelm III. in Augenschein. Von

Warschau aus reiste der Czar zunächst zur Begrüszung des Kaisers Wilhelm nach Alexandrowo und von dort über Warschau und Brest Litowsk nach Odessa.

Die dort am 6. September abgehaltene Revue bot ein besonderes Interesse durch die Anwesenheit der bei der ersten Vertheidigung des Schipkapasses ruhmvoll betheiligt gewesenen 4. SchützenBrigade dar. Der Kaiser nahm, wie schon früher bei anderen Truppentheilen, Gelegenheit, der Brigade für ihre ausgezeichneten Dienste zu danken und das 16. Bataillon, welches zuerst fast allein dem Andringen des Feindes Widerstand geleistet hatte, durch Annahme der Chefstelle noch besonders zu beglücken.

Von Odessa reiste der Kaiser zu längerem Aufenthalt nach der Krimm und unternahm in diesem Herbst keine weiteren Besichtigungen mehr. Es bleibt uns somit nur noch übrig, einige der interessantesten Daten aus den anderweitigen Uebungslagern hervorzuheben. Einzuschalten wäre, dass, um in dem Lager von Odessa einige von ihm vorgeschlagene und vom Kaiser gebilligte Veränderungen in der Ausbildung zu inauguriren, der durch seine Leistungen auf theoretischem wie praktischen Gebiet gleich bekannte General Dragomirow nach Odessa commandirt worden war. Diese Veränderungen beziehen sich namentlich auf das Schieszen, den Garnisondienst und eine gründlichere Einzelnausbildung des Soldaten, die nicht mehr wie bisher hauptsächlich den Djadken (älteren Soldaten), sondern den Offizieren übertragen werden, und wobei sie sich zunächst nur auf die Hauptsachen und erst dann auf die Details einlassen sollen. Auch die Unteroffiziere sollen ihre Leute besser kennen lernen. So verlangte der General unter Anderem, dass die Abtheilungs-Unteroffiziere ihre Mannschaften, ohne auf sie hinzusehen, der Reihe nach vorrufen mussten, während der Feldwebel die Compagnie, ohne seinen Platz zu verlassen, zu berechnen und zu rangiren hatte. Auch wurde strenge darauf gehalten, dass die Mannschaften die Befehle ihrer Vorgesetzten beim Exerziren auch dann dem Wortlaut gemäsz ausführten, wenn dieselben dem taktischen Verhältniss nach falsch abgegeben wurden u. s. w.

In ganz ähnlicher Weise sorgte Generallieutenant Zwätzinski für die Ausbildung der Truppen im Chodynski'schen Lager (bei Moskau), das dieses Jahr nicht vom Kaiser, wohl aber von mehreren Groszfürsten besucht wurde. Da sich bei den Truppen auszer den diesjährigen Recruten, die über 1 der ganzen Stärke ausmachen, auch der nur sehr übereilt ausgebildete Jahrgang 1878 befand, so wurden Paraden und sonstige Vorstellungen auf das äuszerste Masz

beschränkt und jede irgend vorhandene Zeit zur Uebung benutzt. Nichtsdestoweniger traten auch hier die schon mehrfach erwähnten Lücken in der Aneignung des neuen Reglements nebst sehr verschiedenartigen Auffassungen desselben hervor. Die im Lager bei Moskau übende 1. Cavallerie-Division hat im Vergleich zu den im Westen und Süden des Reiches stationirten Cavallerie-Divisionen in klimatischer Hinsicht viele Nachtheile zu ertragen, umsomehr als in dortiger Gegend die Grasfütterung nur im Monat JuniJuli, also in der für Exercitien günstigsten Zeit, zu ermöglichen ist. Für die Escadrons- und Regiments-Exercitien bleiben nur 5 Wochen übrig, die auszerdem auch noch für die jetzt erheblich gesteigerten Schieszübungen Zeit liefern müssen. Es konnte nur ein einmaliges Brigade-Exerziren stattfinden, und den Beschluss der Cebungen für die Cavallerie machte ein improvisirtes dreitägiges einseitiges Manöver der ganzen Division, wobei forcirte Märsche ausgeführt, Eisenbahnen und Telegraphen zerstört, Biwaks bezogen und Vorposten ausgestellt wurden.

Die 1. Brigade machte dabei bei sehr schlechten Wegen und Wetter am dritten Manövertage einen Marsch von 80 Werst (10 Meilen). Dabei verpflegten sich die Truppen, welche ganz unvorbereitet zu der Uebung ausrückten, selbst vermittelst Ankaufes der nöthigen Producte durch unmittelbar vorher vorausgeschickte Offiziere. Die äuszerst anstrengende Uebung liesz Leute und Pferde ganz frisch und feldtüchtig in ihre Quartiere zurückkehren. ihre Quartiere zurückkehren. Ein Hauptaugenmerk bei diesem Manöver wurde auf die praktische Uebung der jüngeren Offiziere gerichtet, welche alle in heutiger Zeit dem CavallerieOffizier obliegenden Thätigkeiten, als Recognoscirungen, Aufnahmen, Aufsuchen von Positionen und Biwakplätzen u. s. w. auszuüben und vom Sattel aus zu berichten und zu croquiren hatten.

In noch erhöhterem Masze zeigte sich die auf Erlangung der nöthigen praktischen und theoretischen Routine ausgehende Richtung bei den Beschäftigungen der Offiziere der LehrEscadron (St. Petersburg), zu der nicht, wie bei uns, jüngere Offiziere, sondern vielmehr diejenigen älteren Offiziere commandirt werden, die Aussicht haben, demnächst eine Schwadron zu erhalten. Im Ganzen betrug 1879 der veränderliche Bestand der Offiziere der Lehr-Escadron 37. Eine der wichtigsten Aufgaben dieses Commandos besteht neben dem Reiten darin, bei diesen schon längere Zeit von der Schulbank geschiedenen Herren die praktischen und theoretischen Kenntnisse wieder aufzufrischen. Dieses geschieht zur Winterszeit durch Vorträge verschiedener Art, gehalten von besonders dazu an

gestellten Docenten, im Sommer aber vermittelst 40 tägiger praktischer Uebungen aller Art im Terrain mit Hinzuziehung von Mannschaften. Als Leiter der einzelnen Gruppen von je 10 Offizieren dienen Generalstabs-Offiziere. Die Resultate werden bei der geringen theoretischen Vorbildung der betreffenden Offiziere und der kurzen Dauer der praktischen Uebungen als schwach bezeichnet. In Folge dessen besteht das von Groszfürst Nicolas dem Aelteren als GeneralInspecteur befürwortete Project, die Lehr-Escadron zu einer LehrDivision (2 Escadronen) umzugestalten und einen zweijährigen Cursus wieder einzuführen. Auch soll bei der Auswahl der Offiziere aufs Sorgfältigste verfahren werden, und demnach die ganze Anstalt, was die Offiziere anbetrifft, den Charakter einer Akademie enthalten.

Ein sehr beachtenswerther Bericht über die im Baschkiren-Gebiet abgehaltenen Sommerübungen des neu organisirten BaschkirenRegiments (früher nur 2 Schwadronen), rührt aus Orenburg her. In dieses nach Art der Kasaken organisirte und uniformirte Regiment werden während der Sommerübungen diejenigen Baschkiren eingestellt, welche 2 Jahre in der Front gedient haben und dann zeitweilig entlassen worden sind. Das Regiment zählte demnach 1200 Reiter, vertheilt auf 8 Escadrons, was also einer Brigade. gleichkommt. Das Regiment soll bei der Besichtigung im Exerziren nichts zu wünschen übrig gelassen haben. Am Tage nach der Besichtigung fand, wie in allen Cavallerie-Sommerlagern, ein groszes Rennen statt.

Die Offiziere ritten 3 Werst mit 5 Hindernissen. Der Sieger, mit dem wenig Baschkirischen Namen Dreier, brauchte dazu auf seinem Dienstpferde 5 Minuten. Sodann wurde dieselbe Distance von den Mannschaften des permanenten Bestandes geritten, worauf ein Neunwerstrennen, ausgeführt von den zur Uebung eingestellten Mannschaften, den Beschluss machte.

Trotz der zu den Erntearbeiten rufenden Zeit (Mitte Juli) waren eine Menge Baschkiren 3-400 Werst herbeigekommen, um ihr nationales Regiment in seinen Exercitien und beim Rennen zu sehen. Ein Zeichen dafür, dass der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht auch bei den Russland unterworfenen Fremdvölkern immer mehr Boden gewinnt, und dass auch die Zeit für die Aufstellung der ersten Kirgisen-Regimenter nicht mehr fern ist.

Bei den auf den verschiedenen Artillerie-Uebungsplätzen, so namentlich bei Kijew und Oran abgehaltenen Schieszübungen haben sich bei den neu eingeführten weittragenden Geschützen einige Mängel herausgestellt, wovon namentlich hervorzuheben ist, dass es

bei einiger Verschiebung des Kammerringes häufig nicht möglich ist, den Keil herauszuziehen und dadurch die Lage des Ringes zu corrigiren; die Riegel der Achsennägel biegen sich von selbst, sowohl beim Schieszen wie bei der Bewegung, auf. Dadurch fallen die Achsennägel heraus und die Geschütze verlieren die Räder, was z. B. bei einer Parade bei Warschau auf ebener Fläche vorkam. - Wenn die Bedienungsmannschaften das Schwanzstück der Laffete höher als bis zu den Schultern heben fällt das Geschütz um. Wenn das Geschütz auf sandigem Boden steht, bohrt sich das Schwanzstück so tief in den Erdboden ein, dass die Bedienungsmannschaften es nur mit der gröszten Anstrengung zu handhaben vermögen. Die Deichsel der Protze drückt, weil nicht gut balancirt, auf die Kruppen der Pferde mit einem Gewicht von 57 Pfund, wodurch die Thiere selbst bei kurzen Bewegungen sehr leiden. Auch die Engelhardt'sche eiserne Laffete hat hinsichtlich ihrer Haltbarkeit mehrfache Mängel gezeigt.

Im Uebrigen haben sich bei den diesjährigen, nach einer neuen Instruction abgehaltenen Schieszübungen die Vorzüge des Modells 77, speciell in Bezug auf Trefffähigkeit, auf weitere Distancen augenfällig herausgestellt, namentlich was die 4-Pfünder anbetrifft.

Mit sehr ungünstigen Verhältnissen haben zum Theil die kleineren Sommerlager zu kämpfen, am übelsten ist wohl unstreitig das Lager von Tavasthus in Finnland daran, woselbst eine Infanterie-Brigade, ein Reserve-Bataillon, drei Sotnien und eine Artillerie-Brigade übten. Wegen der Finnland eigenthümlichen Einfriedigung sämmtlicher zu Ackerbau und Weideplätzen geeigneten Landstrecken diente den dort versammelten Truppen als Terrain für die Manöverübungen lediglich der 3 Werst lange und 12 - 1 Werst breite Exerzierplatz, der noch überdies von den stets besetzten Schieszständen eingenommen wurde. Da ein Manövriren auf einem so beschränkten Raum sogar für kleinere Abtheilungen unmöglich ist, so wurden die Truppen nur in Besetzung von Positionen und deren Angriff geübt. Angreifer und Vertheidiger, der sich seine Position selbst wählen. musste, stellten sich so weit von einander auf, als es die Oertlichkeit irgend erlaubte. War die Position vom Vertheidiger besetzt, so wurde in Gegenwart sämmtlicher Offiziere beider Detachements die Art der Aufstellung und Vertheilung der Truppen einer detaillirten Beurtheilung unterworfen. Aehnlich geschah es mit den vom Angreifer getroffenen Anordnungen, worauf der Angriff stattfand und das Resultat ebenfalls besprochen wurde. In gleich beschränkter Weise mussten die Lager- und Vorpostenübungen vorgenommen werden,

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