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An demselben Abend näherte sich die 11. Compagnie des LeibGrenadier-Regiments dem Auszenbahnhof bei den Rotunden, und Lieutenant v. Kageneck ging mit 10 Mann bis auf den Bahnhof vor. Er liesz dort einen Theil der Wagen anzünden, welche, mit Armee-Bedürfnissen beladen, daselbst aufgefahren waren. An dem gleichen Abend wurden von einer Feld-Batterie an der alten Zaberner Strasze die ersten Granaten in die Stadt gesendet.

Am 14. August wurde die 6. Compagnie 2. Badischen Grenadier-Regiments beauftragt den Brückenschlag zu decken, welcher, behufs Herstellung einer näheren Verbindung mit dem Kehler Detachement, über die Ill, beim Englischen Hofe für nöthig erachtet wurde.

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Als am Nachmittag der Brückenschlag seiner Vollendung nahe war, kamen die 6. Compagnie und die Pioniere in ein lebhaftes Feuergefecht mit stärkeren Französischen Infanterie-Abtheilungen -nach Französischen Mittheilungen ein mit der Zerstörung der Canalund Ill-Brücken und einer Recognoscirung der Ruprechts-Au beauftragtes Commando, 2 Bataillone, 50 Pferde und 2 Geschütze stark. Die Abtheilungen müssen aber zum Vormarsch durch die von zahlreichen Straszen und Wegen durchzogene, vom Französischen Canal in gewundenem Lauf durchschnittene, sehr ausgedehnte Ortschaft Ruprechtsau stark zersplittert worden sein; denn nur daraus lässt sich die geringe Energie bei Störung des Brückenbaues und vor Allem das Fehlen der Geschütze beim Gefecht erklären.

Am Abend des 14. wurden Hönheim und Bischheim mit je 2 Compagnien des Füsilier-Bataillons 2. Badischen Grenadier-Regiments besetzt. Gegen Mitternacht ging das 2. Bataillon genannten Regiments über die Brücke am Englischen Hofe und durchstreifte die Ruprechtsau bis zum Ill-Rhein-Canal. Die über die Il nach Wacken führende Drahtseilbrücke wurde zerstört vorgefunden, desgleichen die Drehbrücke am Nordende der Allee, welche vom Kloster zum guten Hirten nach der Ruprechtsau führt. Beide Brücken waren am Nachmittag des 14. durch das oben erwähnte Französische Detachement zerstört worden, die erstere durch Zerhauen der Drahtseile, die letztere durch Vernichtung der Drehvorrichtung nach vorhergegangenem Abdrehen der Brücke; die Brückendecke hing bis zur Hälfte im Wasser.*)

Die stehengebliebene „Viersäulenbrücke" wurde Deutscherseits durch ein das Bataillon begleitendes Pionier-Detachement gesprengt.

*) Becker, S. 205.

Jahrbücher f. d. Deutsche Armee u. Marine. Band XXXIV.

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Das Bataillon trat bald nach erfolgter Sprengung der Brücke den Rückmarsch an und traf in der Frühe des 15. August wieder in Suffelweiersheim ein. Die Truppentheile des linken Flügels, welche theils nach Bischheim, theils nach dem Englischen Hof vorgeschoben worden waren, theils sich seit 3 Uhr Morgens hatten marschbereit halten müssen, kehrten gleichfalls in die Cantonnements zurück.

Am 15. August traf Generallieutenant v. Werder als Oberbefehlshaber der Belagerungs-Armee in Mundolsheim ein. In seiner Begleitung befand sich der 1. Ingenieur-Offizier der III. Deutschen Armee, Armee, Generalmajor Schulz. Generallieutenant v. Beyer, schwer erkrankt, übergab das Commando der Badischen Division dem Generalmajor du Jarrys Freiherrn v. Laroche, Commandeur der 1. combinirten Brigade.

General v. Werder erliesz sofort einen Befehl, dessen Ausführung die Verkürzung der Einschlieszungslinie bezweckte. Ostwald, Lingolsheim, Königshofen, Schiltigheim und die Linie des Ill-RheinCanals sollten besetzt werden.

Das 3. Badische Regiment belegte an diesem Tage mit je einem Bataillon die Orte Geispolsheim, Entzheim und Ostwald. Nach Geispolsheim kam auch das Brigade-Stabsquartier des Generalmajor Keller.

Das 5. Regiment rückte mit je einem Bataillon in die Orte Wolfisheim, Eckbolzheim und Holzheim. Das Bataillon aus Holzheim entsandte eine Compagnie nach Lingolsheim.

Das Divisions-Stabsquartier kam nach Ober-Schäffelsheim und verblieb dort während der ganzen Belagerung.

Vor der Nordwestfront der Festung fanden an diesem Tage (15.) kleinere Gefechte statt, welche zur Folge hatten, dass das von Theilen des 2. Bataillons 5. Regiments besetzte Königshofen heftig mit Granaten beworfen und in Folge dessen wieder geräumt wurde. In dem freien Gelände zwischen Eckbolzheim und Bischheim wurden am Abend 4 Schanzen abgesteckt.

Den Einschlieszungs-Abschnitt der 1. Brigade erweiterte man bis Oberhausbergen einbegriffen nach links. Das Divisions-CavallerieRegiment (3. Dragoner) schied aus dem Verbande der InfanterieBrigaden und trat zur Cavallerie-Brigade über.

Schiltigheim wurde gegen 6 Uhr Abends durch das FüsilierBataillon 2. Grenadier-Regiments besetzt. Der Theil des Ortes südlich der von der Kirche aus in westlicher Richtung führenden Querstrasze sollte als Maske gegen die Festung dienen; geschützt durch dieselbe wurde an der erwähnten Querstrasze der Haupt-Vertheidi

gungs-Abschnitt hergestellt. An der parallel hierzu südlich liegenden Querstrasze wurden die Eckhäuser zur Vertheidigung eingerichtet und Barrikaden quer über die Hauptstrasze erbaut. Horchtrupps wurden an die Ausgänge gegen Straszburg vorgeschoben.*) Der Feind störte die Besetzung nicht.

Das 1. Bataillon 2. Badischen Regiments besetzte mit 2 Compagnien Bischheim und verblieb mit je 1 Compagnie in Suffelweiersheim und im Suffel-Wirthshaus.

Das 2. Bataillon desselben Regiments ging wieder über die Brücke am Englischen Hof durch die Ruprechtsau gegen den IllRhein-Canal vor und setzte am Canal 3 Feldwachen aus. Der Rest des Bataillons nahm in der Nähe der Kirchen Aufstellung.

Am 16. August fanden unbedeutende Plänkeleien bei Schiltigheim und die beiden bedeutendsten Gefechte in diesem Zeitabschnitt. der Belagerung auf den beiden Flügeln der Badischen Division statt: Am Ill-Rhein-Canal und bei Illkirch.

Der Offizier, welcher die Feldwache am Canal an der Drehbrücke commandirte, war während der Nacht auf Zeichen aufmerksam geworden, welche von Häusern am nördlichen Canal-Ufer mit Lichtern nach der Festung hin gegeben wurden. Er hatte darauf die Häuser von den Bewohnern räumen lassen und die Zeit in Erwartung eines Angriffs hingebracht.**) Der Angriff erfolgte Morgens gegen 3 Uhr und zwar mit 1 Compagnie 18. Linien- und mit 1 Compagnie 21. Linien-Regiments von der Citadelle her. Die Franzosen griffen sehr energisch an; unter dem Schutz der längs des südlichen Canaldammes liegenden feuernden Schützen machten sie den Versuch, von dem oberen Theile der alten Brückenbahn mit Balken einen Uebergang herzustellen. Indess der Versuch scheiterte an dem lebhaften Feuer der Feldwache und des herbeigeeilten Soutiens, welche den nördlichen Canajdamm, Häuser und Gartenmauern besetzt hatten. Später machten die Franzosen den Versuch, bei Schleuse 88 mit Kähnen über den Canal zu kommen: durch eine Patrouille rechtzeitig entdeckt, wurde aber auch dieser Versuch durch vom Bataillon eingetroffene Verstärkung vereitelt.

Die Kähne wurden bald darauf durch Freiwillige zerstört. Unter dem Schutz des Feuers von 1 Unteroffizier und einigen Leuten, durchschwammen 2 brave Grenadiere, vollständig entkleidet, mit

*) Die Vertheidigungs-Einrichtungen in Schiltigheim sind unter Mitbenutzung von Becker, S. 20, dargestellt.

**) Vergl. Becker, S. 204.

Aexten versehen, den Canal und machten die Kähne durch Einschlagen der Böden unbrauchbar.*)

Das Schützenfeuer längs des Canals währte fast den ganzen Tag über und hatte auch die 2. Compagnie 6. Badischen InfanterieRegiments vom rechten Rheinufer bei Auenheim herbeigezogen, welche in einem groszen Kohlen-Kahn übergesetzt war und durch ihr Feuer wesentlich mit zu dem Rückzuge der Französischen LinienCompagnien beitrug. 2 Compagnien Turcos und Zuaven, welche in der Nähe des Klosters die weichenden Compagnien aufnahmen, wurden auch bald nach der Citadelle zurückgenommen.

Auf dem rechten Flügel der Badischen Truppen war am Morgen des 16. August Illkirch von der 8. Compagnie 3. Badischen Regiments von Ostwald aus besetzt werden. Der Compagnie-Chef, Hauptmann Kappler, hatte eine Feldwache bis an die Brücke über den Rhein-Rhone-Canal an der Colmar-Straszburger Chaussee vorgeschoben, welche Posten an dieser Strasze und an der Nordspitze des Nachtweid-Waldes aufgestellt hatte.

Französischerseits lag die Absicht vor, an diesem Tage Neuhof auszufouragiren und diese Unternehmung in der rechten Flanke durch das Vorrücken eines kleinen Detachements auf der Strasze nach Colmar zu sichern. Die zur Unternehmung bestimmten Truppen waren bereits am Austerlitz- und Hospital-Thor versammelt, als dem General Uhrich die Meldung zuging, dass am Morgen Illkirch durch Badische Truppen besetzt worden sei. Er fasste nun sofort den Entschluss, die Hauptcolonne nicht gegen Neuhof, sondern auf der Colmarer Strasze zur Recognoscirung und Vertreibung des Feindes bei Illkirch vorgehen zu lassen, während gegen Neuhof nur 1 Compagnie des 1. Bataillons des Marsch-Regimentes und 30 Pferde (Dragoner) als linkes Seiten-Detachement vorrücken sollten. Fehlerhafter Weise wurde die Führung dieses kleinen Detachements dem Bataillons-Chef Momigny übertragen, wohingegen 5 Compagnien seines Bataillons sich ohne Commandeur bei der Haupt-Colonne befanden.

Commandeur der Haupt-Colonne war der Oberst Fiévet, Befehlshaber der Truppen auf der Südfront der Festung. Auszer den eben erwähnten 5 Compagnien des Marsch-Regiments waren von demselben Regiment noch 2 Compagnien Zuaven und Turcos, 170 Pferde des Marsch-Cavallerie-Regiments (Chasseurs, Lanciers und Cürassiere) und 4 gezogene Geschütze unter seinen Befehl gestellt worden. Der General Uhrich wohnte dem Abmarsch der Colonne bei und liesz

*) Vergl. Becker, S. 205 u. 206.

sich von der Mannschaft das besondere Gelöbniss ablegen, dass sie die Geschütze nicht im Stich lassen würde.

Die Chasseurs à cheval eröffneten den Marsch; die Queue der Colonne bildeten Zuaven und Turcos, in ziemlich weitem Abstand von den übrigen Truppen, weil bei dem Fehlen eines Marschbefehls der Commandeur der letzten Abtheilung eine Zeit lang einen besonderen Befehl abgewartet hatte.

Nach dem Passiren von Weghäusel oder Hohe Warte entdeckten die Chasseurs die feindlichen Vorposten. Die Compagnie Chasseur à pied an der Tête der Infanterie ging als Schützen aufgestellt östlich der Hohen Warte war, während die Badischen Vorposten sich nach den Gehöften und dem Wäldchen östlich der Brücke, vielleicht auch gleich über die Brücke zurückzogen und den Canaldamm besetzten, zu dessen stärkerer Besetzung auch Hauptmann Kappler mit dem Rest der Compagnie von Illkirch herbeieilte.

Die Chasseurs blieben im Avanciren. Das vorzugsweise flankirend wirkende lebhafte Feuer der Badischen Schützen brachte sie indess zum Halten, wenn auch einzelne Waghälse bis etwa 100 Schritt von der Brücke vordrangen.*)

Oberst Fiévet zog nun 3 Geschütze vor, (das 4. Geschütz war wegen eines zerbrochenen Rades auf dem Marsch liegen geblieben) liesz sie in einer Entfernung von etwa 250 m von den Häusern auffahren und diese sowie die Brücke beschieszen. Darauf erging an die Compagnien des Marsch-Regiments, welche in den Gehöften der Hohen Warte Deckung gefunden hatten, der Befehl zum Angriff, jedoch vergeblich: Die Leute waren aus der Deckung nicht herauszubringen. Da liesz Oberst Fiévet die Lanciers und Cürassiere auf und neben der Strasze zum Angriff vorgehen. Dieselben waren aber kaum 30 Schritt über die Geschütze hinausgelangt, als sie plötzlich, ohne dass irgend welcher Verlust eingetreten wäre, Kehrt machten. Und dieses Kehrt der Cavallerie war gleichsam das Signal zu einer allgemeinen Panik, welche nur dem Gedanken, möglichst schnell wieder die Festung zu erreichen, Raum und die Geschütze dem Feinde preisgab. Lieutenant v. Stippelin bemächtigte sich derselben, indem er schnell mit seinem Zuge über die Brücke vordrang.

*) Man fand einen todten Chasseur neben dem Christusbild liegen, welches nahe an der Abzweigung der Strasze nach Breisach von der Strasze nach Colmar steht. (Mändliche Mittheilung eines jetzigen Regiments-Cameraden.) Der Brave hat auch seine letzte Ruhestätte in einem wohlgepflegten, mit Denkstein versehenen Grabe zu Füszen des Christusbildes gefunden.

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