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sind genau dieselben. Um diese Uebelstände und Nachtheile zu beseitigen, verlangt der Verfasser: 1. Eine sorgfältige Auswahl des Personals, das den Anforderungen an die Charakter-Eigenschaften, wie sie der reitenden Artillerie innewohnen sollen, entspricht. 2. Eine von der übrigen Artillerie getrennte Ausbildung, um eben jedem Artilleristen die seine Waffe betreffenden Eigenschaften, dem reitenden Artilleristen rasche Entschlossenheit und Kühnheit, dem FestungsArtilleristen Ruhe und zähe Ausdauer anerziehen zu können. 3. Aufhören jeder Versetzung von einer Waffe zur anderen.

Was die Offiziere der Artillerie betrifft, so gilt für diese dasselbe. Es ist zu viel verlangt, wenn ein und derselbe Offizier reitender Artillerist, Vertheidiger eines festen Platzes, Arsenal-Verwalter, Feldbrücken-Baumeister und Geschütz-Fabrikant sein soll. So lange jedoch die Festungs-Artillerie nicht einmal eine selbstständige Waffe geworden ist, so lange wird auf eine selbstständige Wirkung der reitenden Artillerie nicht zu rechnen sein.

Die Naval and Military Gazette vom 1. October 1879 bringt einen vom General Gurko erlassenen Tagesbefehl, der eine Zusammenstellung der bei den letzten Manövern der Russischen Armee gemachten Beobachtungen und Erfahrungen in fünf verschiedenen Punkten enthält:

1. Die Befehlshaber befanden sich häufig an der Spitze ihrer Truppen, sogar in den Tirailleurlinien und bei den Compagnien der ersten Linie und störten dort durch directes Eingreifen und Ertheilen von Befehlen an Compagnien und Batterien. Es ist von der gröszten Wichtigkeit, dass die Offiziere bei den Manövern sich genau an der Stelle aufhalten, wo sie auch im Gefecht sein werden. Abweichungen hiervon führen Unordnungen herbei und stören die Selbstständigkeit der Unter-Führer.

2. Die Bewegungen der Infanterie wurden im Allgemeinen mit Ordnung und Aufmerksamkeit ausgeführt. Ueberall wurde der Benutzung des Terrains die nöthige Aufmerksamkeit bewiesen, es wurde jedoch bei den Bewegungen die Mitwirkung der Artillerie zu wenig berücksichtigt, auch wurden die Batterien zu wenig gedeckt. Eine Schützenlinie, die sich 200-300 Schritt vor den Batterien befindet, kann diese nicht decken, hierzu ist eine Entfernung von 600-700 Schritt erforderlich.

3. Die Cavallerie zeigte wenig Gewandtheit im Recognosciren und im Erhalten der Verbindung der einzelnen Colonnen. Häufig verlor sie die Fühlung mit dem Feinde. Die Folge davon war, dass oft, sogar am Schluss des Manövers, die Offiziere aller Grade noch keine Kenntniss von der Stellung des Feindes hatten und keine Verbindung unter den einzelnen Abtheilungen bestand. So lange solche Fehler vorkommen, kann die Cavallerie nicht ihre Aufgabe, Auge und Ohr der Armee zu sein, erfüllen.

4. Bei der Artillerie fehlte die einheitliche Leitung des Feuers. Es liegt dieses hauptsächlich an dem unruhigen Wesen der Divisions-Commandeure. So lange die Instructionen vom 1. Mai in Kraft bleiben, kann von einer Leitung und einem Zusammenwirken seitens der Artillerie nicht die Rede sein. 5. In Bezug auf die Anwendung der flüchtigen Befestigungen ist ein bedeutender Fortschritt gemacht; die Truppen müssen aber auch lernen, diese nicht nur in der Defensive, sondern auch in der Offensive anzuwenden.

Der Zusammenstosz des „Achilles" und der, Alexandra" findet in demselben Blatte in der Nummer vom 29. October 1879 eine eingehende Darstellung. Bei Gelegenheit einer GeschwaderUebung im Mittelmeer in der Nähe von Larnaca, an der auszer den beiden genannten noch der „Raleigh", der „Temeraire“ und „Monarch" Theil nahmen, geriethen dieselben bei der Ausführung eines schwierigen Manövers aneinander, so dass die Boote an der Steuerbordseite der Alexandra zertrümmert wurden. Der Achilles hatte hierbei ein Leck erhalten, das jedoch keinen weiteren Schaden herbeiführte, da die Compartements schnell geschlossen waren und die Geschütze von der Steuerbordseite entfernt wurden. Das Schiff erreichte Larnaca, wo am folgenden Morgen die genauere Untersuchung durch Taucher stattfand. Es ergab sich, dass die Schraube des Flaggenschiffes dem Achilles einen Riss von 2 Fusz Länge und einigen Zoll Breite zugefügt hatte. Die Reparatur konnte dort in kurzer Zeit ausgeführt werden. Das zusammengetretene Untersuchungs-Gericht constatirte, dass dem Achilles die Schuld des Zusammenstoszes beizumessen sei, da derselbe mehr als die signalisirten 4 Strich Steuerbord gesteuert hatte. Gleichzeitig wurde auch festgestellt, dass der Achilles seiner mangelhaften Construction zu Folge nicht im Stande sei, mit Schiffen, wie die genannten, zusammen zu manövriren, dasselbe sei nur noch ausreichend, als Wachtschiff der Küstenwache zu dienen.

Dieser Zusammenstosz hat in England von Neuem den Gedanken angeregt, wie man den Schiffen einen Schutz gegen Rammen verleihen könne, und wir finden in demselben Blatt in der am 12. November erschienenen Nummer einen Artikel über dieses Thema. Die Kampfweise des Rammens ist so alt wie Seekriege überhaupt. Schon die alten Carthager, Griechen und Römer kannten sie. Später wurde das Rammen seltener, nachdem die Bewegung des Schiffes durch Segel statt durch Ruder stattfand, einerseits, weil die Ausführung dieses Manövers schwieriger geworden, anderseits, weil es für das rammende Schiff selbst zu gefährlich geworden war.

Mit der Einführung des Eisenmaterials trat die Kampfweise des Rammens wieder in den Vordergrund. Die Panzerung eines Schiffes reicht nicht weiter als durchschnittlich 5 Fusz unter die Wasserlinie, dementsprechend ist es das Princip der modernen Panzerschiffe, gegen diesen schwächsten Theil den Stosz zu richten.

Nach dieser einleitenden Betrachtung geht der Verfasser dazu über, die Mittel aufzuzählen, durch die ein Schiff sich gegen Rammen schützen kann. Bis jetzt gab es deren nur zwei, und zwar erstens Schnelligkeit, d. h. Manövrirfähigkeit, zweitens die Einrichtung wasserdichter Compertements. Dass letztere oft in entscheidendem Moment ihren Dienst versagen, beweist der Untergang des „Vanguard“ und des „Groszen Churfürsten". Neuer ist dagegen der Gedanke des Verfassers, die Schiffsböden und das Deck von dünnem Eisen oder besser Stahlplatten anzufertigen. So gering der Schutz dünner Platten dieser Art mit ihrer Oberfläche ist, so wesentlich stützen und widerstehen sie mit ihrer Durchschnittsfläche. Der Verfasser erwähnt ein Beispiel von einem Zusammenstosz zweier Eisenschiffe, von denen das eine ein 38 Zoll starkes Eisendeck hatte. Dasselbe verlieh eine solche Widerstandskraft, dass der Stosz gemildert und das Schiff mit einer geringen Beschädigung davon kam, während es sonst vollständig zertrümmert worden wäre. Der Verfasser ist der festen Ueberzeugung, dass die Englische Admiralität der Sache näher treten und die betreffenden Versuche anstellen werde. Die Einführung eiserner Decks und Böden würde zwar das Rammen nie ganz unschädlich machen, wohl aber den Schaden wesentlich mindern können.

IX.

Umschau in der Militair-Literatur.

Anleitung zur systematischen Ausbildung einer Escadron im Vorposten- und Sicherungsdienst. Von Dr. H. Walter, k. k. Oberstlieutenant.

Der auf dem Gebiete der cavalleristischen Literatur bereits rübmlich bekannte Oberstlieutenant Walter tritt mit einer neuen Schrift vor die Oeffentlichkeit. Während derselbe bisher vorzugsweise der Thätigkeit der Reiterei im Felde seine Aufmerksamkeit geschenkt hat, behandelt er dieses Mal die Art und Weise, wie die Truppen auf eine solche Thätigkeit und besonders für den Felddienst vorzubereiten ist.

Die vorliegende Schrift beginnt damit, dem Nachrichten- und Sicherheitsdienst die Hauptbedeutung in der Gesammtthätigkeit der Cavallerie im Felde zuzusprecher und auf diese Anschauung gestützt, die Hauptmühe der gesammten Feld-Ausbildung, abgesehen natürlich vom Reiten selbst, für diesen Dienstzweig in Anspruch zu nehmen.

Wir müssen diesen Standpunkt als berechtigt anerkennen, wenngleich er gewiss gerade in der Cavallerie vielfach Anfeindung finden dürfte, da wohl viele der Meinung leben, auch die Schlachtenthätigkeit der Cavallerie könne in der Zukunft dieselbe Bedeutung wiedererlangen, die sie in der Vergangenheit besass. Um so verdienstlicher erscheint es uns, das klar auszusprechen, was doch nicht zu vermeiden ist, und nicht mit Illusionen zu rechnen, sondern mit frischer Energie das neue weite Feld der Thätigkeit zu betreten, das sich der Waffe im Dienst vor den Armeen eröffnet. Nur wenn man diese Thätigkeit offen als die hauptsächlichste für die Kriege der Zukunft anerkennt, nur dann wird man zu einer zeitgemäszen und zweckentsprechenden Ausbildung im Frieden gelangen.

Ehe wir nun weiter auf den Inhalt der Schrift eingehen, müssen wir vorausschicken, dass die einzelnen Vorschläge des Verfassers im Wesentlichen nur für die Oesterreichische Cavallerie berechnet sind. und sich bei uns z. B. nicht einfach einführen lassen, weil sie durchaus verschiedene klimatische, Garnison- und Ausbildungsverhältnisse

voraussetzen; doch wird manches auch für den Deutschen Cavalleristen lehrreich und interessant sein.

Nachdem der Verfasser die leitenden Grundsätze für die ganze Ausbildung unter Berücksichtigung des vorhandenen Materials, des Gegenstandes der Unterweisung, der gegebenen Zeit und des Zwecks entwickelt hat, behandelt er zunächst die theoretische und praktische Ausbildung der Recruten, geht dann zu den alten Leuten über und endlich zu den Unteroffizieren. In jedem der drei Abschnitte sucht er durch Beispiele jene Ansichten anschaulich zu machen.

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Als leitende Grundsätze hebt er zunächst hervor, für die Recruten solle der theoretische Unterricht auf das allernothwendigste beschränkt werden. Wir können ihm darin nur beipflichten, meinen aber doch, dass er zu wenig Gewicht auf das Auswendiglernen legt. Gerade das Auswendiglernen, richtig angewandt, bietet eine Handhabe, um allmälig das Verständniss des Mannes anzuregen: Das Auswendiggelernte giebt dann wieder dem Manne den geeigneten klaren Ausdruck für das nunmehr Verstandene. Wenigstens bei unserem Deutschen Material, und wir wissen allerdings nicht, ob das Oesterreichische im Durchschnitt geistig bedeutend höher steht wird man von dem anfänglichen Auswendiglernen zunächst noch nicht ganz absehen können, wenn allerdings auch bei uns das stets die Hauptsache bleiben wird und muss, was der Verfasser als besondere Grundsätze eigens hervorhebt, nämlich die Denk- und Urtheilskraft des Mannes zu stärken, und das Können durch die Theorie vermöge Anregung der Verstandesfähigkeiten anzubahnen; seine plastische Terrain-Darstellung, durch Sand, Moos etc. wie sie hier empfohlen wird, dürfte sich hier wohl die FelddienstInstruction als praktisch erweisen.

Weniger haben wir uns von den Vortheilen des Anschauungsunterrichtes überzeugen können, obgleich uns darin ja keine praktischen Erfahrungen zur Seite stehen von dem Verfasser.

Die Recruten sollen den Uebungen zunächst nur zusehen und an der Thätigkeit der alten Leute lernen wie vorgegangen werden soll. Es hat dies allerdings den Vortheil, dass der Lehrer alle vorkommende Fehler sofort berichtigen, und darüber Erläuterungen geben kann. Doch scheint es uns, als ob dasselbe erreicht werden könne ohne den durch dieses Verfahren bedingten Zeitverlust, wenn man die Recruten immer mit alten Leuten zusammenschickt oder stellt wie das bei uns thatsächlich geschieht. Es wurde sich ein derartiger Ansohauungs-Unterricht bei uns kaum durchführen lassen, da die Ausbildung sämmtlicher Recruten einem Offizier anvertraut ist. Anders stellt sich das in Oesterreich, wo vielfach die einzelnen

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