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höchster Zweck;

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zusammenzuseßen, und nicht dieß Gebäude ist ihr fie gebrauchen vielmehr große. Massen von Tönen als wunderbare Farben, um damit den Ohre das Große, das Erhabene und Göttliche zu mahlen. Sie achten es unwürdig den Ruhm des Schöpfers auf den kleinen flattern= den Schmetterlingsflügeln kindlicher Fröhlichkeit zu tragen, sondern schlagen die Luft mit breiten, mäch tigen Adlersschwingen. Sie ordnen und pflanzen nicht die Töne wie Blumen in Eleine regelmäßige Beete, morin wir zunächst die geschickte Hand des Gärtners bewundern; sondern sie schaffen große Höhen und Thäler mit heiligen Palmwäldern, die unsre Gedanken zunächst zu Gott erheben. Diese Musik schreitet in starken, langsamen, stol. zen Tönen einher, und verseßt dadurch unsere Seele in die erweiterte Spannung, welche von erhabenen Gedanken in uns erzeugt wird, und solche wieder erzeugt. Oder sie rollt auch feuriger und prachtvoller unter den Stimmen des vollen Chors, wie ein majestätischer Donner im Gebirge, umber. — Diese Musik ist jenen Geistern ähnlich, melche von dem allmächtigen Gevanken an Gott so ganz über alle Maße erfüllt sind, daß sie die Schwäche des Sterblichen Geschlechtes darüber ganz vergessen, und dreist genug sind, mit lauter stolzer Trompeten= stimme die Größe des Höchsten der Erde zu ver kündigen. Im freyen Taumel des Entzückens glau

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ben sie das Wesen und die Herrlichkeit Gottes bis ins Innerste begriffen zu haben; sie lehren ihn allen Völkern kennen, und loben ihn dadurch, daß sie mit aller Macht zu ihm hinaufstreben, und sich anstrengen, ihm ähnlich zu werden. —

Aber es gibt noch einige stille, demüthige, allzeit büßende Seelen, denen es unheilig scheint, zu Gott in der Melodie irdischer Fröhlichkeit zu reden, denen es frech und verwegen vorkommt, seine ganze Erhabenheit kühn in ihr menschliches Wesen aufzunehmen: auch ist jene Fröhlichkeit ihnen unverständlich, und zu dieser dreisten Erhebung mangelt ihnen der Muth. Diese liegen mit stets gefal= tenen Händen und gesenktem Blick bethend auf den Knien, und loben Gott bloß dadurch, daß sie mit der beständigen Vorstellung ihrer Schwäche und Entfernung von Ihm, und mit der wehmüthigen Sehnsucht nach den Gütern der reinen Engel, ihren Geist erfüllen und nähren. Diesen gehört jene alte, choralmäßige Kirchenmusik an, die wie ein ewiges »Miserere mei Domine !« klingt, und deren langsame, tiefe Töne gleich fündenbeladenen Pilgrimmen in tiefen Thälern dahinschleichen. Ihre bußfertige Muse, ruht lange auf denselben Accor= den, sie getraut sich nur langsam die benachbarten zu ergreifen; aber jeder neue Wechsel der Accorde, auch der allereinfachste, wälzt in diesem schweren, gewichtigen Fortgange unser ganzes Gemüth um,

und die leise - vordringende Gewalt der Töne durchs zittert uns mit bangen Schauern, und erschöpft den legten Athem unsers gespannten Herzens. Manchmahl treten bittere, herzzerknirschende Accorde dazwischen, wobey unsre Seele ganz zusammens schrumpft vor Gott; aber dann lösen krystallhelle, durchsichtige Klänge die Bande unsers Herzens wie der auf, und trösten und erheitern unser Inneres. Zulegt endlich wird der Gang des Gesanges noch langsamer als zuvor, und von einem tiefen Grundton, wie von dem gerührten Gewissen festge= halten, windet sich die innige Demuth in mannichfach verschlungenen Beugungen herum, und kann sich von der schönen Bußübung nicht trennen, bis sie endlich ihre ganze aufgelös'te Seele in einem langen, leise-verhallenden Seufzer aushaucht.

6.

Fragment

Aus einem Briefe Joseph Berglingers.

Neulich, lieber Pater, am Festtage, hab' ich einen köstlichen Abend genossen. Es war ein warmer Sommerabend, und ich ging aus den alten Thoren der Stadt hinaus, als eine muntere Musik aus der Ferne mit ihren lockenden Tönen mich an sich spielte. Ich ging ihr durch die Gassen der Vorstadt nach, und ward am Ende in einen großen öffentlichen Garten geführt, der mit Hecken, Allcen und bedeckten Gängen, mit Rasenplähen, Wasserbecken, kleinen Springbrunnen und Taruspyramis den dazwischen, gar reichlich ausgeziert, und mit einer Menge buntgeschmückter Leute belebt war. In der Mitte, auf einer grünen Erhöhung, lag ein offenstehender Gartensaal, als der Mittelpunct des Gewimmels. Ich ging auf dem Plaße vor dem Saale, wo es am vollsten war, auf und nieder, und mein Herz ward hier von den fröhlichsten und heitersten Empfindungen besucht.

Auf grünem Rasen saßen die Spieler, und zogen aus ihren Blasinstrumenten die muntersten, lu= stigsten Frühlingstöne hervor, so frisch, wie das

junge Laub, das sich aus den Zweigen der Bäume hervordrängt. Sie füllten die ganze Luft mit den lieblichen Düften ihres Klanges an, und alle Blutstrepfen jauchzten in meinen Adern. Wahrlich, so oft ich Tanzmusik höre, fällt es mir in den Sinn, daß diese Art der Musik offenbar die bedeutendste und bes stimmteste Sprache führt, und daß sie nothwendig die eigentlichste, die älteste und ursprüngliche Musik seyn muß.

Neben mir, in den breiten Gängen, ~spazierten nun alle verschiedenen Stände und Alter der Men= schen einher. Da war der Kaufmann von seinem Rechentische, der Handwerksmann von seiner Werkstatt hergekommen; und etliche vornehme junge Herren in glänzenden Kleidern strichen leichtsinnig zwischen den langsameren Spaziergängern durch. Manchmahl kam eine zahlreiche Familie mit Kin dern jeder Größe, die die ganze Breite des Ganges einnahm; und dann wieder ein siebenzigjähriges Ehepaar, das lächelnd zusah, wie die Schar der Kinder auf dem grünen Grase in trunkenem Muthwillen ihr junges Leben versuchte, oder wie die ers wachsenere Jugend sich mit lebhaften Tänzen er hißte. Ein jeder von allen hatte feine eigene Sorge in seiner Kammer daheim gelassen; keine Sorge mochte der andern gleich seyn, hier aber stimm ten Alle zur Harmonie des Vergnügens zusammen, Und wenn auch freylich nicht jedem von der Musik

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