O du, von reinen Himmelsblüten, Du darfst noch lange dich nicht neigen, O schau die jüngste Stillingsblume, Mit jenem und mit diesem Reich. Fahr wol! Zwar fernhin muss ich ziehen, Die Engel kamen zu den Alten, Mir ist, als fühlt' ich hier sie walten, So spiegelt auch dein Büchlein klein Mit ernster Freud' und süfsem Schmerz. Ich lebte gern im stillen Tal Ich sänge Wald und Strom und Au, Und nähm' ein Dortchen mir zur Frau. Dein frommer, weiser Nikolas Sah nicht durch ein getrübtes Glas, Der Einfalt und der Liebe Sinn Fr. Stolberg (1778). An Vater Stillings Geburtstage. 12. September 1814. ,,Dem Büchlein dein bin ich so hold" Wie, hohen Patriarchen gleich, Der Eberhard sein Haus regiert Und wie sein Dortchen, fromm und weich, O Köhlerlust im hohen Wald, Auf Bergen deine Wanderschaft, Dess alles war mein Herz so voll, Wir waren innig und bekannt, Eh' man des Fremdlings Namen wol, Doch alles schwand vor höherm Stral, Dein ganzes langes Leben stand Du Biedermann von alter Art, O segne mich, du Biedermann, Auch mich in deiner Kinder Kreis, Du lieber, frommer, starker Greis! Max von Schenkendorf. Die deutsche Dichtkunst. O ich schmeichelte mir viel, Als nur dunkles Morgenrot Von dem braunen Himmel um mich lachte; O was fühlst du für Säfte emporsteigen, Als es aber Tag um mich ward, Kroch meine Blüte voll Scham zurück, Denn ich sah neben mir auf meinen Beeten Schwestern Mit wolriechenden Busen düften, Mit bescheidener Röte lächeln. Als aber der Mittag nieder auf mich sah, Und ich auf benachbarten Beeten Fremde Blumen, himmlische Zier, Mit englischem Aushauch verbunden erblickte, Süfses Wunder selbst dem stolzen, kalten Verstande, O da fühlt' ich, auf einem Sandkorn Stehe meine Wurzel, ein Regentropfen Sein alle meine Säfte, ein Schmetterlingsflügelstäubchen Nehmt sie an, meine Zither, Eichen von Deutschland, und lasst von Petrarchen Einen Ton ihre schnarrende Saiten berühren, Dass er mir ein Grablied singe, Unberühmt will ich sterben, Will ich in ödeste Wüste im schwarzen Tal mein Haupt hin Legen in Nacht, kein Chor der Jünglinge soll um das Grab des Jünglings Tanzen, kein Mädchen Blumen drauf giefsen, Kein Mensch drauf weinen, Tränen voll Nachruhm, Weil ich so verwegen, so tollkühn gewesen, Weil auch ich es gewagt, zu dichten. Und du, mein Genius, wenn Gott mich würdig hielt, Einen mir zum Geleit zu geben, Schütze, treuer Gefährte des Lebens, Schütze mein einsames Grab, Dass kein Blick aus dem Reiche der Seligen Von Shakespeares brennendem Auge, Oder dem düster leuchtenden Auge Ossians, Oder dem rotblitzenden Auge Homers, Sich auf dasselbe verirre, Damit sich meine Asche im Grabe nicht empöre Für Scham, dass auch ich einst wagte zu dichten. Reinhold Lenz (1774). Sanssouci. Dies ist der Königspark. Rings Bäume, Blumen, Rasen; Sieh, wie ins Muschelhorn die Steintritonen blasen, Die Nymphe spiegelt klar sich in des Beckens Schofs; Vorbei am luft'gen Haus voll fremder Vögelstimmen Dort lehnt ein Mann im Stuhl; sein Haupt ist vorgesunken, Sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworrne Zeichen Nicht irrst du, das ist König Fritz. Er sitzt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten? Denkt er an Kunersdorf, an Rossbach oder Leuthen, An Hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach? Wie sie so rot geglänzt am Lauf der Feldkanonen, Der Grenadiere Viereck brach. Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis' und milde Vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten, Des treuen Freundes Geist will er herauf beschwören, Träumt in die Zukunft er? Zeigt ihm den immer vollern, -- |