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O du, von reinen Himmelsblüten,
Von ew'gen Kränzen schön umlaubt,
Dem sechs und siebzig Sonnen glühten,
Du teures, vielgeprüftes Haupt,

Du darfst noch lange dich nicht neigen,
Den Ähren gleich von Segen schwer,
Musst vielen noch die Wege zeigen
Zum Throne Gottes stark und hehr.

O schau die jüngste Stillingsblume,
Die deiner Tochter Kind gebar,
Schau drüben in dem Heiligtume
Die Führerin der blüh'nden Schar,
Sich neben dir die Gattin weilen,
Die dich umschlang dem Epheu gleich;
So magst du deine Blicke teilen

Mit jenem und mit diesem Reich.

Fahr wol! Zwar fernhin muss ich ziehen,
Doch bleibt mein Gastrecht unversehrt,
Noch lange soll die Flamme glühen
Auf diesem Patriarchenheerd;

Die Engel kamen zu den Alten,
Zum Abraham, zum frommen Lot;

Mir ist, als fühlt' ich hier sie walten,
Fahr wol und alle grüfs euch Gott!

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So spiegelt auch dein Büchlein klein
Der hohen Weisheit Himmelschein,
Und tränket freundlich unser Herz

Mit ernster Freud' und süfsem Schmerz.

Ich lebte gern im stillen Tal
Mit deinen Menschen allzumal;

Ich sänge Wald und Strom und Au,

Und nähm' ein Dortchen mir zur Frau.

Dein frommer, weiser Nikolas

Sah nicht durch ein getrübtes Glas,
Wie mancher Pfaff den Sonnenschein
Erhellt mit der Laterne sein.

Der Einfalt und der Liebe Sinn
Sei unser Kleinod und Gewinn!
Sie reichen uns den Wanderstab
Und führen lächelnd uns ins Grab.

Fr. Stolberg (1778).

An Vater Stillings Geburtstage.

12. September 1814.

,,Dem Büchlein dein bin ich so hold"
Sang Stolberg vor gar langer Zeit;
Auch mich hat früh das reine Gold
Aus diesem klaren Bach erfreut.

Wie, hohen Patriarchen gleich,

Der Eberhard sein Haus regiert

Und wie sein Dortchen, fromm und weich,
Der treue Wilhelm heimgeführt.

O Köhlerlust im hohen Wald,
Ihr alten Schlösser, kühn gebaut!
In Stillings besten Liedern schallt
Von euch noch immerfort ein Laut.

Auf Bergen deine Wanderschaft,
Der alten Sagen junge Lust,
Und Gottes Treue, Gottes Kraft,
Die immer nah war deiner Brust.

Dess alles war mein Herz so voll,

Wir waren innig und bekannt,

Eh' man des Fremdlings Namen wol,
Des Unbekannten, dir genannt!

Doch alles schwand vor höherm Stral,
Als ich nun endlich selber kam
Und manchen Grufs und manches Mal
In deinem frommen Hause nahm.

Dein ganzes langes Leben stand
Verklärt auf deinem Angesicht,
Wie Botschaft aus dem Vaterland,
Ein Wiederschein vom ew'gen Licht.

Du Biedermann von alter Art,
Du Gotteszeuge, Christusheld,
Der treu sein Stillingsherz bewahrt
Am Hof und in der losen Welt.

O segne mich, du Biedermann,

Auch mich in deiner Kinder Kreis,
Und meinen Grufs, mein Herz nimm an,

Du lieber, frommer, starker Greis!

Max von Schenkendorf.

Die deutsche Dichtkunst.

O ich schmeichelte mir viel,

Als nur dunkles Morgenrot

Von dem braunen Himmel um mich lachte;
Junge Blume, so dacht' ich,

O was fühlst du für Säfte emporsteigen,
Welche Blume wirst du blühen am Tage,
Deutschlands Freude und Lieflands Stolz.

Als es aber Tag um mich ward, Kroch meine Blüte voll Scham zurück,

Denn ich sah neben mir auf meinen Beeten Schwestern Mit wolriechenden Busen düften,

Mit bescheidener Röte lächeln.

Als aber der Mittag nieder auf mich sah, Und ich auf benachbarten Beeten

Fremde Blumen, himmlische Zier,

Mit englischem Aushauch verbunden erblickte,
Wunder den Augen, der Nase, den Sinnen,

Süfses Wunder selbst dem stolzen, kalten Verstande,

O da fühlt' ich, auf einem Sandkorn

Stehe meine Wurzel, ein Regentropfen

Sein alle meine Säfte, ein Schmetterlingsflügelstäubchen
Aller meiner Schönheit Zier.

Nehmt sie an, meine Zither,

Eichen von Deutschland, und lasst von Petrarchen

Einen Ton ihre schnarrende Saiten berühren,

Dass er mir ein Grablied singe,

Unberühmt will ich sterben,

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Will ich in ödeste Wüste im schwarzen Tal mein Haupt hin

Legen in Nacht, kein Chor der Jünglinge soll um das Grab des Jünglings Tanzen, kein Mädchen Blumen drauf giefsen,

Kein Mensch drauf weinen, Tränen voll Nachruhm,

Weil ich so verwegen, so tollkühn gewesen,

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Weil auch ich es gewagt, zu dichten.

Und du, mein Genius, wenn Gott mich würdig hielt, Einen mir zum Geleit zu geben,

Schütze, treuer Gefährte des Lebens,

Schütze mein einsames Grab,

Dass kein Blick aus dem Reiche der Seligen

Von Shakespeares brennendem Auge,

Oder dem düster leuchtenden Auge Ossians,

Oder dem rotblitzenden Auge Homers,

Sich auf dasselbe verirre,

Damit sich meine Asche im Grabe nicht empöre

Für Scham, dass auch ich einst wagte zu dichten.

Reinhold Lenz (1774).

Sanssouci.

Dies ist der Königspark. Rings Bäume, Blumen, Rasen;

Sieh, wie ins Muschelhorn die Steintritonen blasen,

Die Nymphe spiegelt klar sich in des Beckens Schofs;
Sieh hier der Flora Bild in hoher Rosen Mitten,
Die Laubengänge sieh, so regelrecht geschnitten,
Als wären's Verse Boileaus.

Vorbei am luft'gen Haus voll fremder Vögelstimmen
Lass uns den Gang empor zu den Terrassen klimmen,
Die der Orange Wuchs umkränzt mit falbem Grün;
Dort oben ragt, wo frisch sich Tann' und Buche mischen,
Das schmucklos heitre Schloss mit breiten Fensternischen,
Darin des Abends Feuer glühn.

Dort lehnt ein Mann im Stuhl; sein Haupt ist vorgesunken,
Sein blaues Auge sinnt, und oft in hellen Funken
Entzündet sich's; so spricht aus dunkler Luft ein Blitz;
Ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen,

Sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworrne Zeichen

Nicht irrst du, das ist König Fritz.

Er sitzt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten? Denkt er an Kunersdorf, an Rossbach oder Leuthen,

An Hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach?

Wie sie so rot geglänzt am Lauf der Feldkanonen,
Indess die Reiterei mit rasselnden Schwadronen

Der Grenadiere Viereck brach.

Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis' und milde
Sein schlachterstarktes Volk zu schöner Menschheit bilde,
Ein Friedensgrufs, wo jüngst die Kriegespauke scholl?
Ersinnt er einen Reim, der seinen Sieg verkläre,
Oder ein Epigramm, mit dem bei Tisch Voltaire,
Der Schalk, gezüchtigt werden soll?

Vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten,
Da er im Mondenlicht in seines Schlafrocks Falten
Die sanfte Flöt' ergriff, des Vaters Ärgernis;

Des treuen Freundes Geist will er herauf beschwören,
Dem ach, um ihn das Blei aus sieben Feuerröhren
Die kühne Jünglingsbrust zerriss.

Träumt in die Zukunft er? Zeigt ihm den immer vollern,
Den immer kühnern Flug des Aars von Hohenzollern,
Der schon den Doppelaar gebändigt, ein Gesicht?
Gedenkt er, wie dereinst ganz Deutschland hoffend lausche
Und bangend, wenn daher sein schwarzer Fittich rausche?
O nein, das alles ist es nicht.

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