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Die zehnte Schlußrede. Wider die Unkeuschheit der Priester. Diewyl ein offenlicher hürer nach der gschrift im waren bann, so folget, daß unküschheit und hüry der ärgernuß halb keinem stand schädlicher dann priesterlichem,“

Kolb bestätigte sie mit 2. Mof. XX, 14. Du sollst nicht unkeusch feyn," mit dem Bann, welchen Paulus über Unkcusche aussprach 1. Cor. V. und 1. Cor. VI, 15-18. Weil nun im alten Testament der fleischlichen Priesterschaft verboten ist, 3. Mos. XXI, 14, feine Hure zur Ehe zu nehmen fondern eine Jungfrau; wie viel weniger, mag gelitten werden, daß im neuen Testament das geistliche Priesterthum hure,... Darum widerstrebt nichts só sehr unserm christlichen Glauben als Hurey der Pfaffen.

Wider diese Schlußrede hat niemand wollen disputiren.

Buchstab ermahnt zum Beschluß zu betrachten: Wie auf unsrer Gegenparthey viele hochgelehrte Leute sind, bey uns aber kein besonders gelehrter Mann ist, so daß alles uns Zudienende auf das geschickteste dargethan wurde; so haben wir solches auch voriser nie gebraucht noch geübt. Darum bitten wir alle Christen es unsrer Einfalt für gut zu halten und uns zu verzeihen, so wir nicht allweg aufs schärffte geantwortet hätten; da ein jeder, der in solchen Sachen nicht wohl geübt ist, so schnell auf jeden Gegenwurf schwerlich antworten kann. Gott kehre alles zum besten! Fiat, fiat!

Huter. Ich unterwerfe mich gemeiner, christlicher Kirche; will mich auch bey allen bisher gehaltenen Schlußreden gemeiner, christlicher Kirche empfohlen haben. Paulus spricht Ephef. IV, 5: Es sey Ein Herr, Ein Gott, Eine Taufe und Ein Glaube 2c. So wird auch eine gemeine christliche Versammlung von dem heiligen Geist, der sich selbst nicht widerwärtig ift, regiert, bey demselben zu bleiben, und, wenn ich geirrt hätte in dem wahren Wort Gottes, mich berichten zu lassen und zu følgen als ein Gehors famer. Dieß habe ich also öffentlich bezeugt, Theobald Huter, Pfarrer zu Appenzell. Amen.

Haller. Herr Pfarrer, ich bitt' euch); ihr wollet bleiben bey der heiligen, christlichen Kirche, die Christus durch seinen Geist und. Wort regiert; so werdet ihr ohne Zweifel keiner unsrer. Schlußreden widersprechen.

: Am 26. Jänner wurden nur noch Schlußreden gehalten. - Haller erklärte im Rahmen der Prädikanten von Bern: a) Wir haben nun der Forderung unserer Herren entsprochen, und in dieser Disputation Rechenschaft unserer Lehre vor jedermann gegeben, ob wir der Schrift, die von Gott und die felbft göttliche Wahrheit ist, allein gemäß und einhellig geprediget haben. Wir hoffen, alle christlichen Herzen, so der Wahrheit mit gelaßnem Gemüth begierig, werden finden, daß wir nicht aus Vorwiß, als ob wir vor andern aus gelehrt, etwas Neues Gottes Ehre widrig und der Schrift ungemäß gevredigt haben oder zu eigenem Rußen und Ehre; sondern allein die Ehre Gottes, das Heit aller frommen Gläubigen und besonders der Stadt und Landschaft Bern zu fördern. Wir haben gefunden, daß christliche Religion, Zucht, Glauben und Leben viel anders nach dem Wort Gottes ge= staltet, dann bisher von der römischen Kirche, päpstlichem Gewalt und Regiment, von allem vermeinten geistlichen Stand, insgemein gelehrt und

a) Nach einem ihm von Zwingli gemachten Entwurf.

georedigt worden; so daß wir nicht allein von christlicher wahrer Frömmigkeit und Gottseligkeit abgefallen in alle Laster, sondern mit Menschenfaßungen, vermeinten Gottesdiensten, Ceremonien, Verdiensten mit Geld käuflich für Lebendige und Todte, so verstrickt, verwirrt, beladen und in eine elende, veraltete Gewohnheit gebracht, daß das lebendige, ewige, wahrhafte Wort Gottes unter uns Christen als fremd und unbekannt, ja irrig und verführerisch im Anfang bey Manchen ist geachtet worden, auch hiemit alle Gottesfurcht und wahre Unschuld des Lebens nach den Geboten und Verboten Gottes von Jungen und Alten gar nichts geachtet worden. Weil aber nun Gott das Licht in unsere Blindheit, die Wahrheit in unsern Irrthum, die Gnade in unsere Bosheit und Abfall scheinen läßt, sollen wir sie nicht mit Undank ausschlagen sondern mit Ernst annehmen; nicht allein mit Reformation der vermeinten Gottesdiensten, welches Euch, günstigen weisen Herren, gebührt nach dem Exempel Ezechiä, Jehu und Josiä und dem Geheiß Gottes Röm. XII, 1, sondern mit Besserung und Erneuerung unsers Lebens, als dem Volk Goites und wahren Christen gebührt. Denn das wird vor Gott niemand entschuldigen, wo man nicht nach erkannter Wahrheit lebt und handelt. Denn so wir das theure Wort Gottes und Evangelium Jesu Christi hörten, und nicht darnach unser Leben, Thun und Lassen richteten, würde es uns allein verkündet zu einer Zeugniß unserer billigen Verdammnis. Darum sollen alle Pfarrer und welche das Wort Gottes in unserer gnädigen Herren Gebiet vredigen, gebeten und ermahnt seyn, ihren Gemeinden in Lehre und als Vorbilder wohl vorzustehen; daß man sie an der Liebe gegen einander, worin Gesetz und Propheten bestehn, und die der rechte wahre Gottesdienst und Ehre ist, als Jünger Christi erkennen möge; daß sie das Volk nicht weiter mit eigennützigen Bürden menschlicher Saßungên beladen; daß sie früh und spät der göttlichen Schrift obliegen, und die wahre Weisheit und Verstand göttlichen Wortes von Gott bitten und erwarten; damit sie als getreue Arbeiter erfunden werden, daß sie die feyen, welche der Herr über sein Gesinde gesetzt hat, daß sie ihm die wahre Sveise, das göttliche Wort, den Schaß, Neues und Altes hervortragen zu seiner Zeit; die Untreuen aber werden den Lohn bekommen mit den Ungläubigen. Alle aber von der Gegenparther, mit denen wir disputirt haben, sind gebeten, nicht an uns zu zürnen, wenn wir ihnen mit rauhen Worten begegnet wären; denn wir bezeugen es zu Gott, daß es ohne alle Bitterkeit geschehen sey. Alle Christen sollen hiemit ermahnt seyn, Gott die Ehre zu geben, sich Christo Jefu, unserm einigen Haupt, Trost und Heiland, mit Demuth und wahrem Glauben zu unterwerfen, seinem Wort, woran sich seine Kirche allein hält, zu gehorsamen mit Lehre und Leben; daß sein Nahme in uns so in Ewigkeit geheiligt und gevriesen werde.

Zwingli, Dekolampad, Capito und Buzer erklärten zum Schlusse: a) Fromm, wys, gnädig, lieb herren und brüder! Nachdem und je durch all artikel und schlußreden hin wol vermerkt habend, daß wir nit an allen orten alle geschrift, die zu gegenwürtiger fach diente, harfür

a) Die Gesandten von Zürich klagten von Bern aus an den Rath über Theurung und großen Kosten; und erhielten schon am 20. Jänner Befehl die Rückreise zu beschleunigen. (Simml. Samml.)

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gezogen, funder uns vernügt den widerfächern uf jre gezenwürf geantwurt ze haben; wiewol hiemit rechter, fatter, unentwegter grund von Berchtolden und Franzen, üwern prädicanten, gnügsam anzeigt; ist alles zú ynzug und mindrung des kostens, der etlichen schwer gnüg, und zu gewünn des zytes beschehen. So fer aber ieman sammt oder funders üwere disputation mit fchriftlichem usbrechen zu widerfechten understünde, erbietend wir uns mit der hilf gottes harfür ze stan, und sölich widerfechter zü bestrzten, und gehandlete warheit, die so klar uf der eerlichen göttlichen disputation harfür bracht ist, mit gottes wort zu handhaben. Es soll ouch üwer eersam wysheit nit bekümmren, daß wenig der hochbenämten doctoren, die dem vapsttum vorfechtend, zügegen; dann, ob sy glych nit personlich, find sy doch mit jrer leer, argumenten und gründen gegenwürtig gewesen; dus alle die bekennend, die jrer schriften belesen sind. Zeigend hiemit üwer cerjam wysheit an, daß sunst andre schelt- und schmachwort (als Ecken unzüchtig verschmälerung) unsers bedunkens nit zu verantwurten syend. Wir söllend gern lyden, so man uns um gottes willen schmächt; so fer die warheit damit nit geschmächt sunder gefestnet wirt. Dann was föllend die, so überwunden find in jren eignen conscienzen, anders thůn, weder jren schmerzen mit wybischem schälken uswerfen. Und harwiderum wer ist so unwys, der nit merke, so ungebürliche reden nit us vertruwtem funder verzwyfletem herzen kommen. Hierum, fromm, wys herren und brüder, gebe üch der gott alles fridens und trostes waren festen glouben, standhafte in allem güten zünemen in einem christenlichen leben sammt üwern underthanen und befolchnen; daß ir üwer oberkeit also nach gottes willen bewaltind, daß ir sammt den üwern und allen glöubigen frölich mögind erschynen an dem tag, der allen gottsfründen trostlich und frölich, aber allen gottlosen jämerlich und forchtsam3 syn wirt. Damit befelchend wir üch dem allmächtigen gott. Und aber üwer wysheit empfelchend wir alle, die us einfaltigkeit geirret, und doch sich selbs zum höchsten gegen gott und der zyt versumt habend, nach gewonlicher gúte und wysheit mit inen zu handlen, und unser fürnemen zum besten verston und ufnemen. Die gnað unsers herren Jesu Christi sye mit üch zü aller zyt! Amen.

Der Burgermeister von Watt bezeugt im Rahmen der Präsidenten: daß sie ihre Pflicht erfüllt und besondere Sorge getragen haben, daß die Vorträge der Partheyen, „nach dem Inhalt der Worte, so gebraucht find, eigentlich in die Schrift kämen;" und daß sie bey den Schreibern, welche von einer Sizung zur andern ohne Verzug collationirt und entgegen gehalten haben, nichts anders als gleichen Verstand und gleichförmige Ab.. fassung erfunden haben. Die Präsidenten stellen nun die Acta zu Handen von Schultheiß und Rath zu Bern, damit nach ihrem Gutdünken zu handeln, und schließen hiemit diese Disputation. Nur erlauben sie noch jedem, welcher meinte, daß seine Rede nicht recht abgefaßt worden, ihnen, den Präsidenten, solches anzuzeigen, auf daß fich niemand beklagen möge. Endlich bitten sie, daß diejenigen, welche von ihnen zur Ordnung gewiesen worden, nicht über sie zürnen; dann es nicht aus Argem fondern die Wahrheit zu fördern geschehen.

1) Schelten. 2) verwaltet. 3) furchtbar.

Endlich dankte Haller noch im Rahmen von Schultheiß und Rath zu Bern allen Eidgenossen, und denen von andern Städten und Ländern, welche auf die Disputation gekommen, mit dem Erbieten, solches nie zu vergessen, sondern zu jeder Zeit dankbar zu vergelten. Sollte bey der großen Menge Volks, die hier erschienen, jemand eine Ungebühr begegnet seyn, wovon meine gnädigen Herren kein Wissen haben, so bitten sie, ihnen fols ches nicht zu verargen; da es ihnen leid wäre und sie, wenn es in ihrem Wissen wäre, es nicht ungestraft lassen würden. Hiemit fen jeder der Gnade und dem Frieden Gottes empfohlen!

„Hiemit ist dieß Gespräch beschlossen und vollendet, Sonntag, den 26. Jänner 1528."

* Die zwo predigen Huldrych Zwinglis
zü Bern gethon.

Die auf das Religionsgespräch nach Bern gekommenen Vertheidiger

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der Reformation wurden ersucht, ihre evangelische Lehre auch auf der Kanzel darzustellen und zu beweisen. Diese Predigten gas dann Froschauer zu Zürich heraus unter dem Titel: Die Predigen so von den frömden Prädikanten, die allenthalb her, zu Bern uf dem Gespräch oder Disputation gewesen, beschehen sind,“ und als Beylage die Schrift: Verwerfen der artiklen und stucken, so die widertóufer uf dem gespräch zü Bern, vor eersamem grossem Rat fürgewandt habend. Durch Cünraden Schmid, Commenthur zü Küßnacht am Zürichsee. Gedruckt zu Zürich durch Christophorum Froschouer, im MDXXVIII jar. 13% Bogen 8.

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Die erste Predigt hielt Ambrosius Blaurer von Konstanz am ersten Sonntag nach angehobener Disputation, den 12. Jänner. Erempfiehlt in derselben das Evangelium als göttliche Glaubensquelle, aber auch die größte Milde und Duldsamkeit gegen Andersdenkende. Blaurer erwartet von den Predigten, welche während des Gesprächs gehalten werden, bey Einigen nicht weniger, ja vielleicht mehr Frucht und Nußen als aus diesem selbst. „Es wirt ouch ́üch anmütig, trosklich und besserlich syn, so je frömd lüt hörend und erlernend, daß ouch in andern loblichen christenlichen ståtten und landen eben das Evangelium geprediget wirt, daß jr hie zü Bern ein zyt her" gehört hand und wirt also die leer üwer frommen gottsgeleerten, thüren Prädikanten meer ansehens und gloubwürdigkeit haben, by etlichen schwachen, so sy vermeinend, daß jr und unser aller leer als ganz einhellig zusammenstimmt, wie wir dann all us einem brunnen des lebendigen wassers göttlichs worts trinkend." Und über die Disputation fagte er „Man kann sich ie hinder keinen richter verdingen, diewyl kein menschlicher richter die herzen in siner hand, oder den geist gottes zü geben gwalt hat, sunder soll man beid teil mit flyß und begird der warheit verhören, und darnach gott walten lassen, was er einem ieden zühörer in sin herz geben wolle, und werdend so vil richter syn, so vil deren sind die zühörend, wie iezund jr all die mir zühörend richter find miner leer und predig, und habend üch aber nit verdingt, daß jr glouben müssind, was ich sag, und ob jrs thon håttind, war es doch vergeblich, dann jr gloubtend weder deß meer noch deß_minder.“

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