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zum lezten, do er in nit überspähen konnt, mit einer so unmenschlichen, unnatürlichen zümütung anfacht, 2 daß sich gott nit mee überheben wollt, sunder in mit finem eignen fleisch und blüt erratt, 3 und zu eim ursprung und stifter einer loblichen eidgnoßschaft machet. Der soll ouch billig by üch so vil gelten, daß ir erwägind, was haß vermöge; namlich daß er den unschuldigen gedar so unmenschlich angryfen. Nun ist üch allen unverborgen, mit was haß ich von etlichen besunderen lüten in einer eidgnoßschaft gefächt wird, und für einen so schandlichen menschen usgeben, daß, wo jm also wär, mich billig nit mine herren von Zürich sunder keine Juden noch Türggen under jnen dulden fölltind. Deßhalb mir schwer ist vor üch ze reden oder üzid lesen lassen: dann die erdichtete schmach (die man one die warheit uf mich legt) hat mich on zwyfel by üch ouch so verhaßt gemacht, daß, so bald min nam allein gehört wirt, menger sin oren und gmút abwenden wirt, daß er nun nig hören müsse von mir sagen. Darum mir für das erst not ist den ungunst ab ze weiken, ee und ich üzid ernstlichs mit üch ze reden anheb, damit jr mine wort ouch hören mögind. Gott gebe gnad! Ich hab so meng mal die falschen reden, so uf mich erdacht sind, abgeleinet, wie wol allweg mit wenig worten, daß es gheins verantwurtens dörfte, wo die selben verantwurtungen hättind mögen zü üch kummen. So aber minen gschriften der weg zů üch ze kummen verschlossen, ist not, daß ich die luge abthúge, damit die warheit deß bas mög ersehen werden. Und das nit um mines namens willen, den ich langist by bilen verschäßt hab, funder um der eer gottes willen, daß sin wort um minetwillen nit geschmächt werd, denn ich fin wort mit trüwen für, als ich hoff, zů siner gnad. Man fagt uf mich, wie ich die heiligen sakrament abthún wölle, und ist aber min höchster flyß, daß ich sy recht nach dem ynsaß gottes harfür bring. Ich rede: S. Jakob der minder sye für uns gestorben nit Christus. Und vredge aber ich nüts weder Jesum Christum, und den gekrüzget um unsers heils willen. Ich halte nüts uf der müter gettes und den lieben heiligen. Und halt aber ich so wol von ihnen, daß ich nun leer, wie sy geleert hand; da müß ich ie vil uf sy halten. Ich füre so ein schandlich leben, daß es ein unmaß syc. Ich begib mich für einen grossen sünder, aber schandlich hab ich nit gelebt. diewyl ich noch jünger was, also daß man mich einigerley schand ie hab müssen strafen, wie wol man etlich züchtig freuden, áls die musik, mir zum besten hat müssen rechnen, ouch andre, die man an der jugend nit achtet, die mir aber, usgenommen die musik, gott nie hat lassen nachloufen bis zu diser zyt. Ich habe vil pfründen. Ich hab nit mee denn eine; und do ich glych zwo hatt, do hatt ich minder weder iez; schuf der groß kost, den ich tragen müßt. a). Es wär lang alle lüg ze erzälen, die man uf mich erdichtet hat: wie ich nach dem ratsiß stelle und nach gwalt. Ich mein, mir sye ze raten worden, daß ich all händ voll hab ze thún,

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1) überlisten. 2) anfocht. 3) errettete. 4) der jüngere.

a) Als Zwingli Pfarrer zu Glarus war, mußte er des Kurtisan Heinrich Göldlis Ansprache abkaufen, und von Einsiedeln aus mußte er wohl die Pfarre auf feine Kosten versehen lassen, da ihm die Glarner das Einkommen von derselben übers fandten. Nun war er durch Engelhards Großherzigkeit, der ihm seine Stiftspfründe in Zürich abtrat, in besserer ökonomischer Lage.

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und kann dennoch kum naher kummen. Ich wäre ein unnüßer verkünder des evangelii Christi, wenn ich nach denen dingen stallte, dann ich wurde nit frucht schaffen. Gott aber, unser herr, vor dem ich red, der weißt wol, ob ich also leb oder nit, darzů die frommen von Zürich.* Von des Eggen wegen werdend jr hernach hören, wie es um sinen uffaß 1 stande. Ob ja die und ander schandliche lüg von etwas besundren lüten, die nit mögend irlyden, daß man den eignen nu recht anrür, für üch kummen wärind; fo habend jr min antwurt, die ganz und war ist, mit dero ich hoff, wo etwas ungunsts wider mich by üch gewachsen wär, schon nidergelegt sye, damit jr unpartyisch min schryben verhörind; dann welicher us eigenrichtigheit und bresthaftem gemüt hasses und gunsts urteilt, der mag nit ein glycher richter syn, als aber iez min sach by üch erfordret, da je föllend zwüschend Valentinen Compar und mir erkennen. Der hat wider mich in vier vunkten geschriben, sin gschrift by üch vor ganzer gmeind verlesen. Sölltind nun jr min widergschrift nit als wol lesen als fine, so wurdind jr (zürnend nit) ie nit gemeine 2 richter syn, welchs mir sust von etlich andren orten ouch beschicht. Mine gschriften verbütend sy, und bin aber ich by den frommen von Zürich, und gerüst allen menschen ze antwurten um miner leer willen; aber aller dero, die wider mich schrybend, gschriften Lesend sy und frolockend darob. Ist das recht gericht? Ja, sprechend sy, du bist ein keter. Darzů mag mich die ganz welt nit machen. Darum, lieben herren! je wellind min geschrift, die ich Valentinen Compar für ein antwurt züschryb, ouch lassen lefen, ob ir glych die vordrigen mine gschriften ouch verboten hättind, so werdend alle liebhaber der warheit eer können von üch sagen. Dann min schryben, das nit min ist funder gottes wort, stat (gott sye lob) noch so ufrecht als andrer treffenlicher schrybenden, denen ich die schüch ze ringglen nit würdig bin; es wirt ouch so ufrecht blyben, daß es nieman wirt mögen umkeeren; daran bin ich als ungezwyflet als an gott us zweyen ursachen. Die erst, daß ich gheinen grund nimm weder gottes wort. Die ander, daß ich allein gottes eer füch, nit mine, allein das heil der seelen, nit breite 3 mines namens. Darum weiß ich, daß min leer nit mag gestürzt werden, dann sy nit min funder gottes ist. Nun hat Valentin Compar mit so grosser zucht wider mich geschriben, daß ich zum ersten wünscht, daß er gröber und rüher wider mich geschriben hätte, damit sich gottes fyend und mine deß mee erfreuwt hättind; dann ich hatt mich erwägen, ghein andre antwurt ze geben, dann wie ich im gethon hab. Es was mir ouch langest vorhin gsagt, wie einer von Uri wider mich schribe, doch sagt man, es wäre ein einfidel. Nun weiß ich nüts anders von disem Valentin ze sagen, dann daß er mee zucht in finem schryben gebrucht, weder alle, die zú diser zyt wider einander schrybend. Es ist ouch sin schryben nit öð,* er meinets, als mich bedunken will, güt. Es hat mich ouch nit allein sin bescheidenheit zu antwurt bracht sunder sin flyß und üwer hören, daß ich sich, daß er sich nit vergeben in heiliger gschrift übt, und by üch nit unbillich so wert gehalten wirt, daß ir sin schryben habend offenlich lassen verlesen. Darum hab ich gemeint, üch und im werde in minen antwurten gedienet. Uf das ist min ernstlich bitt, min antwurt ouch gütlich ze verhören

~1) Feindschaft. 2) unparthepische. 3) Ausbreitung.) leichtfertig, böswillig.

und nit achten, wer geschriben hab, sunder was ich geschriben hab. Ist das die warheit, das ich schryb, warum gloubt man jm nit? so ich nit minen tand red funder gottes wort, oder das darin grund hat. Mag aber dise min antwurt nit an einer ganzen landsgmeind gelesen werden, daß jr sy doch lassind lesen, wo es eim ieden fügt, dann fy nit wenig frucht bringen wirt zu der waren gottseer. Und ob glych etliche ding zum ersten die unberichten verleßen, werdend sy doch mit der zyt ie bas und bas erlernet, daß jr sehend, daß ich mit der warheit umgang, dero wir notdurftiger sind zu unserer zyt weder gheiner sach uf erden. Also hat der übermüt und gyt alle ding gefälscht, daß die warheit ouch by den größten fürsten wenig gilt; ja, was sy handlen wellend, gebend sy ein anders für, weder sy vor inen habend. Aber gott straft uns also, wir habend nüts uf sin wort, darum laßt er die luge under uns kummen, und so wir die erkennend, die falsch thúnd und betriegend, so lassend wir den falsch under uns ungestraft fürkummen. Beschicht uns recht. Die selben verhütend demnach, daß die warheit nienan harfür lüchte, damit jr betrug nit ergriffen werd, wie unser lieber herr Christus Jesus seit Jo. III, 20. Ein ieder, der übel thút, der haßt das liecht und kummt nit ans liecht, daß sine werk nit ergriffen werdind. Also beschicht ouch mir. Darum, daß ich etlicher gwaltigen werken stark widerstreb, so scheltend sy mich so unmenschlich, daß, wo ich ein wolf und wütend thier wär, sy ungemässer nit könntind von mir sagen. Aber was druckt sy? Die warheit, die will harfür brechen, es sye inen lieb oder leid. Denn so schryend sy: Der will ein eidgnoßschaft zertrennen, er will sy über einandren richten. Und so ich mich verantwurten will, so habend sy vor und ce mit grusamem gschrey: er ist der größt schelm, kezer, dieb zc., versehen, daß mine bücher nit gdörend gelesen werden; dann wo sy gelesen werdend, da sicht man, ob ich ein eidgnoßschaft zertrenn oder der eigen nuß, wie brüder Claus ouch vor gseit hat. Ob ich_sy über einandren richten welle, oder die, so biderben lüten jre kinder hinfürend, da sy in den frömden kriegen lyb und seel verdamnend, und jnen nieman nüts gedar daryn reden. Ich weiß, was ein wol harkommne eidgnoßschaft umbringen mag, dem weer ich, so vil gott gnað gibt, mit händ und füß. So thủnd aber die eigennützigen nit anderst dann die kranken, die nüts ynnemen wellend, weder das jnen schad ist, und was inen heilsam ist, verspüwend sy, wellend von dem gottswort nüt hören sagen, welchs uns allein die ougen klar machen möcht, daß wir sähind, welchs mit gott bstand möcht haben, welchs nit. Aber gottsforcht zu pflanzen wär ich geneigt, und was alle mine fyend von minen jungen tagen redend, wirt sich doch nimmer anderst erfinden by allen frommen, denn daß ich die ding, die einer eidgnoßschaft mögend schaden, treffenlicher weder gheine pfaffen zu minen zyten geweert habe. Glycher wys wär ich ouch bereit üch ze Uri in all weg zů dem evangelio ze dienen; denn das selb der einig trost der menschlichen feel ist. Es legt die warheit an'n tag, es leert gott recht erkennen, recht lieb haben, recht in in vertruwen, es macht friden, aber göttlichen friden. Dargegen so zücht,es die. untrüw harfür, offnet den unglouben, zeigt die frefnen schalkheiten, glychsnery und falschen geist an. Darum schryend wir so ungestümlich, denn eintweders es zeigt unser laster und untrüw an, so mögend wir es nit erlyden, als den eigennüßigen beschicht; oder aber es zeigt die warheit, so verleßt man denn die luge, als dem papst beschicht, deß gwünn

und gwerb ligt ganz und gar darnider, wenn das evangelium eroffnet wirt. Run habend aber unser vordren mit gheinem volk mee übler zyten gehebt weder mit den geistlichen. a) Darum sich seer ze verwundren ist, daß wir jnen nit nachfarend; denn hättind sy die gründ der warheit gewüßt, die iez an'n tag kommend, sy hättind sich von dem ungöttlichen papsttum wol anderst entschütt; das sicht man an dem, wo sy jm habend mögen widerstreben, habends nit gespart. Hierum, frommen, getrüwen eidgnossen von Uri! das, so man iez leeret, mag gbeinem volk kommlicher und nußbarer an lyb und feel fon weder einer eidgnoßschaft, so fer man die warheit leert, denn es sind vil falscher brüdren; darum wirts ein spott syn, wenn wir uns etlich gytigen und glychsner lassend hinderstellig machen. Es ist ghein nüwer gloub funder der alt, wie in gott durch die heligen apostel geleert hat. Gott erlücht uns all, der beware üch, daß ir in finem willen farende unser vordren eer unvermasget behaltind! Amen. Vernemend min schryben im besten, denn es nieman zu einigerley_nachteils bschehen ist. Und worin ich üch gedienen kann, zimme üch ze gebieten. Ich hoff ouch, min schryben syg üch vil deß gnemer, so es von Zürich kummt, zu denen ir von alter har besundre meinung1 gehebt habend und sy zú üch. Geben daselbst. 27. tag aprils MDXXV. Üwer williger Huldrych Zwingli.

Valentinen Compar, alten landschryber zů Uri,
embüt Huldrych Zwingli gnad und frid von gott.

Din fründlich schryben, lieber Valentin Compar, zeigt zum ersten an, daß du nit kleinen flyß hast din feel zu weiden in der heligen gschrift, wie wol dich menschlich erdachte leere noch an vil stucken hinder sich hebt. Welchs doch ghein wunder ist, dann es beschicht den gemüten glych wie den ougen. So einer lang in dem schneeglanz gewändlet hat, und demnach an aabre grúne ort kummt, betrügt in noch lang die schneeblende, ja etlich müssend sich lange zyt arznen, ee und jnen die recht gsicht widerum werde, etlich aber erblins dend gar. Also ist es um menschlichen verstand. Wir sind ein lange zyt allein in menschenleeren gewandlet, die habend unsere gmút also behaft, daß, nachdem wir in die lustigen grüne des hellen gottswortes kummen, wir die selben ́ nit mit offenen ougen mögend ansehen. Hie sind etlich, denen die gsicht für und für wider wirt, under welche ich dich zäl. Gott fye lob! Denn ich wol vermerken mag din zünemen in verstand göttlicher warheit, wie wol du wider mich schrybest. Ja ich hab das selb so eigenlich gesehen, daß du mines schrybens talame 2 nüts dörftist, denn ich nit zwyfel hab, du syeft von gott schon bericht deß, das du mir widersprichst. Und so fer din_geschrift

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1) Zuneigung. 2) mehr.

a) Zwingli deutet hier vorzüglich auf die Mönche von Einsiedeln, welche die Schweizer erst mit Trug und List, womit sie den Kaiser zu ihren Gunsten gewannen, und dann mit Gewalt von ihren ursprünglichen Landmarken vertreiben wollten; wos raus jahrhundertlange Fehde entstand, die eine Hauptursache des immer wieder erz neuerten Bundes der drey Urkantone lange vor dem ewigen Bund von 1315 war.

nit vor ganzer gmeind der frommen von Uri gelesen, wär nit not gfyn dinethalb antwurt ze geben. Sich, lieber Valentin, ob ich dir unrecht thúge, und verzüg1 mich der luge, wie wol mir von Uri niemans ein büchstaben ge= schriben hat. Etliche aber sind in menschenleeren also verblendet, daß sy, wie wol das liecht der warheit schynet, und lustig paradys und matten des göttlichen wortes offen stond, sy dennoch in menschenleeren blind blybend, und wie die kinder Israels für und für wider hinder sich gegen Aegypten fahend, wie wol sy on underlaß die gegenwürtigen hand gottes sahend. Also schryend die verblenkten in der leer allein nach menschenleer, wie wol sy sehend, daß gott sin wort fürbringt wider allen gwalt der ganzen welt. Demnach müß ich dich ein wenig beschelten, daß du mir den titel gibst » Din würde". Hast du mich für einen christenmann, so weist du wol, daß du mir föliche titel nit geben sollt, daß er ouch mich nit fröwen kann. Hast du mich nit für ein christen, warum schmeichlest mir denn? Doch vertrag ich das gutlich, ir kanzler habend der titlen gewonet, aber die das gottswort mit trüwen verkündend, söllend die schmeichtitel abwerfen, so oft sy inen ufgeladen werdend. Als ouch unser lieber herr Jesus Christus that; do in einer zu ougendienen namt „Güter meister", gab er im ze antwurt: was rum nämst du mich gút? allein gott ist güt. Wie! was er nit gott? Ja. Aber jener gab jm disen titel damit im ougendienen wellende. So ich nun dinen titel verston gåter meinung us der feder gefallen syn, so laß in fürohin noch besserer meinung da hinden, ob du us disem minem schryben nit so klar bericht, denn daß du wyter schryben not syn vermeinen wirst. Welchs dir ouch fry unverschonet zimmen soll, denn ich dinen ouch nit schonen wird (doch one schälken diner verson) in fürhar stellen der warheit. Doch (als ich hoff) wirt sy dir nümmen wee in den ougen thůn. Nun hab ich din gschrift nit von einet 2 lassen drucken, das büch will suft ze groß werden, wie wol din züchtig schrvben billich an den tag käme, nun daß etlich gleerten, die also wider einander schrybend, daß es an kriegsgurglen ze vil wäre, sehind, wie ein christenmann, so in an eim andren etwas befrömdet, billich schryben foll; denn ich dir ie zügeben müß, daß ich noch gheinen gsehen hab, deß gschrift so ängstlich nun begere die warheit ze erduren als die din, und das on alle schmach und schänzelwort. 3 Ich thún jm aber also ich set dine wort etwann besunder, wo der haft daran ligt. Und hab gheinen zwyfel, ich will dir sy mit trüwen haryn sehen und nüts uslassen, daran din meinung ftat. Und bitte hiemit gott, daß er iedwedren ab dem unrechten wyse zu dem rechten und waren verstand. Amen. Worin ich dir gedienen kann, schaff und gebüt! Ich mein, wir sygind person halb eins andren unbekannt; wenn wir aber in einem glɔuben und geist zemmen gfügt, werdend wir einandren bekannt gnüg' syn, ob glych die angesicht einander nimmer sähind. Hút dich, daß du die göttlichen warheit von gheinen glychsneren lernist, denn die selben fälschend und betriegend seer um jrs buchs und müssiggons willen. Bewar dich gott!

In der vorred Valentin Compar.

In massen sich ze verwundren, daß durch din würd und ander die gleertsen zu diser zyt sölicher irrtum soll erwachsen, billicher ze verhoffen

4) überzeuge, beschuldige. 2) ganz. 3) Spott.

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