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BEWUNDERUNG FÜR PETER DE' MEDICI

ΙΟΙ

nommen hast. Im Einvernehmen mit mir mehrte Dein Vater unsere Klöster und gab sich alle Mühe, sie zu reformieren, wie er denn der eifrigste Förderer des Gottesdienstes war und sich gerade auch hiedurch ein unvergängliches Anrecht auf den Ruhm der Nachwelt erwarb. Keine geringere Hoffnung setzen wir nun aber auf Dich, in der Überzeugung, Du werdest Dich nach dem Beispiele Deines Vaters wie auch aus eigenem Antriebe immer mehr geneigt zeigen, der Kirche Deinen Schutz und Deine Fürsorge angedeihen zu lassen. Denn dies ist ein köstliches Erbe Deiner Familie und ein herrliches Vermächtnis Deiner Ahnen, das in immer weiterem Maße auf die Nachkommen überging. Unter Deiner Obhut wird daher, ich zweifle daran nicht im geringsten, unsere heilige Einsiedelei mit allen ihren Gliedern wohl geborgen sein, wie ich ja auch angelegentlichst wünsche, Du mögest Dir durch solche Verehrung zum hl. Romuald einen Fürsprecher im Himmel erwerben, der Dir mit seinem Gebete und mit seinen Verdiensten das Gelingen aller Deiner Unternehmungen sichert. Ein neuer Beschützer, ausgezeichnet durch frommen Glauben und Wandel, erstand dem Camaldulenserorden im Kardinale, Deinem Bruder. In seiner Umgebung hatte ich die schönste Gelegenheit, zu beobachten, wie er in seinem ganzen Auftreten eine weit über seine Jahre hinausgehende Gesetztheit und Reife des Wesens, überhaupt ein Benehmen an den Tag legt, das seines verstorbenen Vaters wie Deiner, seines lebenden Bruders, ganz würdig ist. Dank seiner unverdienten Liebe, Güte und Freundlichkeit gab er seiner wohlwollenden Gesinnung für unseren Orden wiederholt Ausdruck und verpflichtete uns hiedurch auf immer, und ich hege die zuversichtliche Hoffnung, Du werdest hinter ihm nicht zu

rückstehen."

Auch aus diesem Schreiben lernen wir viel mehr die Geistesart Delfins selbst kennen als dessen, für den es bestimmt war. Der Brief atmet eine Bewunderung für Peter de' Medici und seine Fähigkeiten, wie sie uns in der gleichzeitigen, fast durchweg mit offenem oder verstecktem Hasse gegen Peter erfüllten Literatur nur selten begegnet. Allerdings galt der Haß, der wider den Sohn Lorenzos wütete, mehr dem Hause Medici insgesamt als seiner Persönlichkeit, und sicher ist ebenso, daß Peters Regierung in Wirklichkeit nicht so schlimm war, wie sie meist hingestellt wurde. Es mag wohl auch sein, daß Delfin von Peters Eigen

schaften eine so vorteilhafte Meinung hegte, daß er in den höchsten Ausdrücken von ihnen reden zu dürfen vermeinte; Peter hatte ja mit seinen Brüdern seine Bildung im Engelkloster empfangen, - wie sollten die erlauchten Zöglinge camaldulensischer Lehrer nicht zu den schönsten Hoffnungen berechtigen! Wenn er aber am Ende seines Lebens die Schmeichelei als ein Hauptlaster seiner Zeit bezeichnete", so kennzeichnete er sich in seinen Briefen über Lorenzos Tod als ihr echter Sohn. An Peter zu schreiben: ,,Groß wie Dein Vater bist auch Du"; und gar auf ihn und Lorenzo die Worte anzuwenden, mit welchen der Erlöser sein Verhältnis zum himmlischen Vater beschrieb das waren plumpe Schmeicheleien, welche dadurch keineswegs schmackhafter wurden, daß sie eben nur zu dem offen ausgesprochenen Zwecke vorgebracht wurden, Peters Gunst zum Besten des Camaldulenserordens zu gewinnen. Eben darum konnte sich Delfin in Lobeserhebungen Peters fast nicht genug tun; ganz wie im Schreiben an ihn äußerte er sich auch in einem Briefe an Guido, von welchem er wohl wußte, daß er seinem Gönner Peter alles getreu melden werde. Einige meinen," schrieb er hier,,,jetzt, nach dem Tode Lorenzos, sei die Krone von unserm Haupte gefallen. Ich aber möchte entschieden daran festhalten, nicht gefallen sei sie, sondern nur auf das andere Ich dessen übergegangen, der gestorben ist, oder vielmehr auf so viele Lorenze, wie jener Leibeserben hinterließ. Du kennst sie ja alle und weißt am besten, ob ich recht habe, und wie sie ihrem Vater nachschlagen. Was geht denn auch Peter, seinem Erstgeborenen, ab, daß man ihm nicht zutrauen dürfte, er werde dem Ruhme seines Vaters in Edelmut und Tüchtigkeit gleichkommen? Ward er doch von Kindheit auf in vorzüglichem Benehmen unterwiesen und mit herrlichen Kenntnissen ausgestattet, überdies bekundet er eine Klugheit und Begabung sowie eine seine Jahre weit überragende Geschäftserfahrung, daß man nunmehr, nachdem er die Zügel der Regierung ergriffen hat, auf Jahrhunderte hinein getrost in die Zukunft blicken kann. Der Herr verleihe ihm nur ein längeres Leben, dann wird er sich stets, wie man es allgemein von ihm erwartet, als würdiger Sohn Lorenzos, Enkel Peters und Urenkel Cosimos erweisen."

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Der Kardinal begab sich auf die Hiobspost vom Tode seines Vaters nicht gleich nach Florenz, sondern trat erst am 10. Mai

DAS LEBEN AN DER RÖMISCHEN KURIE

103 1492 die Heimreise an, und solange verweilte auch Delfin an seiner Seite in Rom3, ungeduldig des Tages harrend, der ihm die Rückkehr nach Camaldoli bringen sollte.,,Ich gönne“, so schüttete er dem Vorsteher der heiligen Einsiedelei sein Herz aus3, ,,die Kurie von Herzen gerne denen, die an ihr eine Freude haben, auf den Umgang mit den Großen versessen sind und hohe Würden anstreben. Mein Verlangen geht lediglich dahin, im Schatten der Einsamkeit ein ruhiges Leben zu führen und mit euch in Wäldern und Hainen zu weilen. Dem Getümmel der Stadt ziehe ich die reiche Zahl unserer Eichen und Tannen vor, dem ewigen Lärme geschäftiger Menschen und Tiere das süße Rauschen unserer Bäche, die sich mit dumpfem Gemurmel durch niedrige Felsen zwängen, das trauliche Zwitschern hin und her fliegender Vögelein, ein Abbild des himmlischen Paradieses. Glaube mir, niemand kann eine heißere Sehnsucht nach den seligen Wonnen der Abgeschiedenheit hegen, als wer längere Zeit in die Stadt gebannt war. Wie viele sehe ich hier in kläglicher Sklaverei schmachten, die, mit ihrer gegenwärtigen Stellung nicht zufrieden, nach immer höheren Würden haschen, und in diesem ehrgeizigen Streben und Dürsten nach Ämtern und Würden, Glücksgütern und Reichtümern ihr Leben bis ins äußerste Greisenalter verzehren. Die Sorge um ihre Kirchen überlassen sie Taglöhnern, ja sie vertrauen Ehebrechern ihre Bräute an, nur um an der Kurie leben zu können. Als Fürsten der Völker an ihrer Spitze zu wandeln berufen, erniedrigen sie sich zu ihrem Schweife, uneingedenk der Mahnung des Apostels:,,Bist du als Knecht berufen, so härme dich nicht darob, kannst du aber frei werden, so benütze um so mehr die Gelegenheit!" (1 Kor., 7, 21.)

So war es begreiflich, daß Delfin selbst nicht die mindeste Lust verspürte, sich dauernd an die Kurie zu binden, und die Lockung weit von sich wies, ein hohes Kirchenamt, sei es das Kardinalat, zu bekleiden. Wenige Jahre zuvor hatte seine venetianische Vaterstadt an den Papst das Ersuchen gerichtet, aus der Reihe ihrer Patrizier jemanden mit dem roten Hute zu schmücken. Bei dieser Gelegenheit war auch von Delfin die Rede gewesen, namentlich hatte sein Landsmann, der Kardinal Michiel von S. Marco, seine Ernennung befürwortet, der Ordensprokurator Cuccini hatte ihn dringend aufgefordert, sich beim Papste brieflich in empfehlende Erinnerung zu bringen. Delfin war jedoch dazu nicht

zu bewegen. Nur wer dazu als geeignet befunden wird, erklärte er", dürfe zur Kardinalswürde erhoben werden, nicht aber dürfe dies nur auf Grund von Bitten geschehen. Während seines Aufenthaltes in Venedig im Sommer 1489 war die ganze Stadt voll des Gerüchtes, der Papst sei ihm besonders gewogen, und seine Verwandten und Freunde drängten ihn, die günstige Gelegenheit zur Erreichung des hohen Zieles ja nicht zu versäumen. Aber auch sie richteten nichts aus, sondern erhielten von ihm nur immer die eine Antwort:,,Niemand nimmt sich selbst eine Würde, sondern er muß von Gott berufen sein wie Aaron" (Hebr. 5, 4) 35. Das Gerede von seiner bevorstehenden Erhebung zum Kardinale tauchte aufs neue auf, als er im Sommer 1490 in Ordensangelegenheiten nach Rom reiste, was in Venedig wie in Florenz der Vermutung Raum gab, er betreibe den roten Hut. Niemals habe er, beteuerte er seinem Freunde Barozz i35, in Wort oder Tat, in Gedanken, schriftlich oder durch Mittelspersonen einen solchen Schritt unternommen, da er sich lieber mit einer bescheideneren Stellung begnügen, als in einer höheren der ständigen Gefahr des Verderbens aussetzen wolle. Auch im Frühjahre 1492, als eine neue Kardinalsernennung bevorstand, war wieder von ihm die Rede; wiederum wies er jeden Gedanken an eine Erhöhung entschieden von sich, eine Haltung, die ihm sicher Ernst war und nur zur Ehre gereichte.

Im Gefolge des Kardinals, der, vom Papste zum Legaten für das Bereich von Florenz ernannt, von seinen Landsleuten glänzend empfangen wurde, kehrte Delfin nach siebenmonatlicher Abwesenheit, welche den Bewohnern von Camaldoli wie eine siebenjährige vorkam, in den ersten Junitagen 1492 nach Fontebuona zurück. Die nahen Beziehungen, welche er mit Johannes Medici anläßlich seines Romzuges hatte anknüpfen dürfen, wirkten auch später noch nach und kamen ihm trefflich zustatten. Sie befestigten ihn auch in der besonderen Gunst Peters, der ihm wiederholt außerordentliche Huld erwies und in seinen Bemühungen um Hebung der Ordenszucht und Erlösung commendierter Klöster tatkräftig und mit großem Kostenaufwande zu Hilfe kam". Immerhin hielt er es für angezeigt, auch noch den venetianischen Gesandten Paul Pisano um seine Empfehlung bei Peter zu bitten, der in Florenz zwar nicht der einzige, wohl aber der erste sei, der etwas zu sagen habe;,,an ihm hängen die

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Gesetze und Propheten" (Matth. 22, 40). Von Peter mit einem Handschreiben beglückt, sang er von neuem sein Lob.,,Ich leugne nicht," schrieb er ihm,,,schwer ist die Last, welche Du nach dem Hinscheiden Deines Vaters auf Dich nahmst. Wer vermöchte auch einen Mann wie Lorenzo so leicht zu ersetzen! Da Du aber von ihm mit größter Sorgfalt erzogen wurdest, um dereinst das Erbe seiner väterlichen Überlieferungen und Tugenden anzutreten, so wirst Du Dich nach meinem wie nach dem Urteile aller als der Staatsmann bewähren, welcher mit Recht an die Stelle des Verstorbenen treten durfte und seinen Wünschen vollkommen entsprach."

Im Einvernehmen mit Peter konnte Delfin nun auch daran gehen, in der Abtei S. Felix in Florenz nach dem Rechten zu sehen. Der Abt Maldulus war seinerzeit vom Kardinale Sclafenati von Parma, welcher das Kloster als Commende innehatte, eingesetzt worden, konnte daher jetzt auch nicht ohne seine Einwilligung abgesetzt werden. Delfin erwartete jedoch, Sclafenati werde gegen die Bestellung eines neuen Abtes wohl keine Schwierigkeiten erheben", denn wenn er nur seine regelmäßige Pension beziehe, so könne es ihm gleichgültig sein, ob dieser oder jener der Abtei vorstehe, im Gegenteile werde er unter einem tüchtigen Abte seine Einkünfte sicherer erhalten. Es sei aber höchste Zeit, den Maldulus seines Amtes zu entsetzen, da er das Vermögen des Klosters verschleudere und ein anstößiges Leben führe. Er habe ein Kind von der Magd eines Nachbarhauses, überdies habe er eine Tochter aus einer früheren Verbindung verheiratet und mit einer Mitgift von 200 fl. ausgestattet. Es gebe in Florenz keine zwei Pfarrkirchen, die eine größere Seelsorge hätten und zahlreichere und berühmtere Bürger zu ihren Pfarrkindern zählten, und jener elende Mensch hause an so hervorragender Stätte mit einer Unverfrorenheit, als lebte er in der Wüste und ohne Zeugen! Man müsse sich nur wundern, wie sich die Gläubigen das schamlose Treiben eines solchen Gesellen so lange gefallen ließen". In Ordensangelegenheiten von Peter wiederholt kräftig unterstützt, hatte Delfin noch in der letzten Zeit seiner Herrschaft Worte wärmster Anerkennung für seine religiöse Gesinnung und rühmenswerte Bereitwilligkeit zur Verteidigung der kirchlichen Freiheit. Um so mehr muß man sich wundern, daß er über die Vertreibung Peters und seiner Brüder,

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