Im zweiten Liede finden wir als Schlußgedanken nindert1) wære ein man bag dan dâ heime in sîner pfarre. Jm dritten, bereits auf dem Heimwege, jubelt er: Lieben boten ich heim ze lande sende. al mîn trûren dag sol haben ein ende. wir nâhen zuo dem Rîne. gerne sehen die friunde mîne uns pilgerîne 5). Bote, nû sage den kinden an der strâze, daz si niht enzürnen ûz der mâze. wir suln ein niuwez briuwen "), dar nâch sî die vinger kiuwen), an den triuwen. III. Sommerlied nach dem Kreuzzuge, vor der Entzweiung mit den Bauern, mit Streit zwischen Mutter und Tochter. 24, 24. 1) außer "Nu ist der küele winter gar zergangen; baz gesungen nie die vogele ê noch sît. Komen ist uns ein liehtiu ougenweide: Der walt hat sîne grîse) gar vergezzen; bint) dir balde, trûtgespil: dû weist wol, daz ich mit einem ritter wil.' Daz gehôrte der megde muoter tougen. si sprach: 'behalte hinne für 10) dîn lougen. 11) wint ein hüetel um dîn hâr. du muost ân 12) die dînen wât, wilt an die schar.' 6) ein neues (Lied) brauen Haar 10) fortan 4) nirgends 9) mach' dir dein 'Muoter mîn, wer gap iu daz ze lêhen, daz ich iuch mîner wæte1) solde flêhen? dern 2) gespunnet ir nie vadem. lâzet ruowen solhen kradem3.) wa nû slüzzel? sliuz ûf balde mir daz gadem *).' Diu wât diu was in einem schrîne versperret. daz wart bî einem staffel 5) ûf gezerret. diu alte ir leider nie gesach. dô daz kint ir kisten brach, dô gesweic ir zunge, daz sî niht ensprach. Dar ûz nam sî daz röckel also balde. in des hant von Riuwental warf diu stolze maget ir gickelvêhen") bal. IV. 38, 9. Winterlied vor der Entzweiung. Kint, bereitet iuch der sliten) ûf daz îs der hât uns der wunneclîchen bluomen vil benomen. daz ist allez von des rîfen ungenâden komen. dar zuo sint die nahtegal alle ir wec gevlogen. Wol bedörfte ich mîner wîsen friunde rât umbe ein dinc, als ich iu sage, daz si rieten, wâ diu kint ir freuden solten pflegen. ob ez iu allen wol behage, dar sul wir den gofenanz) des vîretages legen. ez ist sîner tohter wille, komen wir dar. ir sultz alle ein ander sagen. einen tanz alumbe den schragen 10) 1) Gen. von wât: um mein Gewand 4) Zimmer 5) Stuhlbein (?) chen, verseht euch mit Schl. sammenkunft 6) bunt wie ein Habicht (?) — 7) Mädconvenance, Zu 8) Dolde, Wipfel 9) = = 10) Gestell, auf dem die Spielleute sizen — 11) einüben. Sommer- und Winterlieder Wer nach Künegunde gê, des wert enein 1): ez wirt uns verwizzen, ist daz man ir niht enseit 2). ez ist zwischen mir und in ein starkiu sicherheit. einen site si sulen lân, daz binden ûf die brâ3). Eppe der zuht Geppen Gumpen ab der hant; doch geschiet) ez mit der riutel) meister Adelber. dâ mit drôte er im ze werfen allez jenenther.") übellîchen sprach er 'tratz 9)'. Ruopreht warf im3 an den glatz, Frideliep bî Gotelinde wolte gân; des het Engelmâr gedâht. wil iuch niht verdriezen, ich sage iu daz ende gar. der wart zuo der suone 11) brâht; anders wære ir beider hende ein ander in daz hâr. gein ein ander al den tac. der des voresingens pflac, daz war Friderich. 127 V. In den Winterliedern nach der Entzweiung drängen Spott und Hohn die Unbefangenheit mehr und mehr zurück. Die Lieder verlieren allmählich auch das Aussehen von Tanzliedern und fügen an den Natureingang gleich die Tölpelei an. Noch gemäßigt ist 40, 1, dem das Naturbild zu Anfang fehlt. Ich sehe das schöne Tanzbild her: 6) Stab 1) denke daran 2) wenn man ihr nichts sagen sollte 3) den Kopfpuß so tief legen, daß die Brauen verdeckt werden, vgl. Walthers reizende Aufforderung S. 107, A. 8 4) Dreschflegel 5) den Streit schied zum Reinigen der Pflugschar 7) glaube ich Seite her 12) Gänserich. 9) Troy 10) sich dazu verstehn 8) ganz von jener 11) Versöhnung Dann folgt der Spott, der an Adelhalms übertriebener Kleiderpracht anknüpft. 57, 24 ist ein Winterlied mit ernstem Untertone: Nû sage an, sumer, war wiltû den winter hinne fliehen? daz ist ein schade bî der scham. Giselbolt und Engelram die leident mir mîn singen. Die selben zwêne die gehellent 1) hin nâch Engelmâren, der gewalteclîchen Friderûne ir spiegel nam. tretzic unde honic sints an allen ir gebâren, die selben zwêne dörper Gîselbolt und Engelram. des wil helfen Erkenfrit und Uozeman der reide.13) gewunnest einen tumben wân gein in, daz wære mir leide. Sumer, ich verklage niemer dîne manege ziere, dâ uns dirre kalte winter von gedrungen hât. mich verdringent aber geiler sprenzelære 14) viere von der wolgetânen, diu mich singens niht erlât, ich enmüeze singen, swenne mir diu guote lône als der lieben gnâde sîn. vrouwe, nû tuo gnâde schîn vor mîner tage nône.15) 1) Übermieder 2) horch hinaus 3) Schwarm - 4) großes R. (Art 11) Feinde Tanz) 5) Bauernbursche, eig. Verwandter" 6) der Reihe nach 7) Schall 8) nur 12) hellen hin = " 9) Genetivobjekt; es 10) aufhören harmonieren mit, passen zu. Friederun war Neidharts Braut, die von Engelmar so beleidigt wurde, wie der Relativsaß besagt 13) lodig 14) ausgelassener Gecker-15) Nachmittag. Winterlieder. Weiterleben Neidharts Mîne tage loufent von der hohe gegen der neige. ê daz mîn vil tumber lîp in senden sorgen alte. le lieber und ie lieber ist si mir diu wolgetâne, trôstes und gedingen wil ich niemer werden âne; sô diu schoene vor mir saz alsam ein voller mâne.') 129 VI. Von den österreichischen Liedern will ich ein Einzelgeseß 94, 33 hersezen: Liebe mir geschach. wær diu liebe alsô beliben! ich kom, dâ ich vil rôsen sach: seht, der brach ich eine; diu wart schiere dô verlorn.") hât mir freude vil vertriben. ich sage iu, wie mir nû geschach. do ich si brach, dô tet mir wê ein ungefüeger dorn; ichn1) sehe, ob ez der rehten einiu sî. sumelîche ) rôsen kunnen stechen, rehte rôsen die sint aller wandelunge frî. Unter den vielen Nachfolgern Neidharts will ich Gottfried von Neifen nennen, der zugleich einer der geschicktesten Nachfolger Walthers, sowohl im hohen, wie im niederen Minneliede ist. Unter seinen Dichtungen finden sich bereits richtige Graslieder, die von nun an in der Geschichte unseres Volksliedes eine so bedeutende Rolle spielen. Während der übrige Minnesang im Laufe des 14. Jahrhunderts erstarb und ganz in Vergessenheit geriet, hielt Neidharts Sommer- und Winterlied sich in der Gunst der Dichter und Hörer, was schon daraus hervorgeht, daß Neidharts Gedichte noch im Jahre 1566 gedruckt werden konnten. Inzwischen hatte sich längst die Sage seiner bemächtigt, nicht zu seinen Gunsten. Denn ihm persönlich schob man alle die unsagbaren - 1) vgl. Heinrich von Morungen 136, 1, S. 77 — 2) = ich habe sie gleich wieder fallen lassen 3) gar vorsichtig 4) außer wenn ich 5) manche. |